Irmgard und die Armut

Bild einer Haustür

Wir sind entsetzt über die Art und Weise, wie der Armuts- und Reichtumsbericht geschönt veröffentlicht wird.

Vier Millionen Deutsche arbeiten für einen Lohn unter sieben Euro, doch im Armutsbericht der Bundesregierung taucht diese Zahl nicht mehr auf. Auf Druck von Wirtschaftsminister Rösler sind diese und andere negative Passagen gestrichen worden. An manchen Stellen wurden sie sogar durch das genaue Gegenteil ersetzt.

Ein trauriges Beispiel von unverschuldeter Armut hier in Deutschland

Wir nennen sie Irmgard. Ihr Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente scheiterte: 32 Arbeitstage fehlten, um einen Anspruch geltend machen zu können. Also lebte sie erst von Sozialhilfe, später von Hartz IV. Die Konsequenzen waren bitter. »Ich musste alles aufgeben.« Ihr schönes Zuhause, weil sie in eine 52 Quadratmeter kleine GWG-Wohnung ziehen musste, aber auch die ohnehin schon geringen Ansprüche ans Leben. Kleidung kauft sie nur noch in Second-Hand-Läden, Lebensmittel beim Billig-Discounter. »Fleisch habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen, das ist einfach zu teuer.« Selbst Busfahrten in die Stadt kann sie sich kaum leisten. Auch keine Anrufe zum 40 Kilometer entfernt wohnenden Sohn oder der besten Freundin, geschweige denn eine Zugfahrt dorthin. Doch das Allerschlimmste ist für Irmgard. S.: ihre durch Armut entstandene Einsamkeit.

Monatelang stritten Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und die Arbeitsministerin darüber, wie arm und reich die Deutschen wirklich sind. Das Beispiel „Irmgard“ zeigt, Armut ist gegenwärtig.

Text und Foto © Doro Schreier

7 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.