Monsanto gibt Europa als Markt für Gentech-Pflanzen auf – diese Nachricht geistert seit ein paar Tagen durch die deutschen Zeitungen und die sozialen Netzwerke. Die taz brachte sie zuerst, dann folgten Spiegel Online, die Süddeutsche und die FAZ. Twitter und Facebook wirkten als Schallverstärker.
Am 01.Juni begründeten wir unsere Skepsis und zählten Ihnen 10 Gründe auf, warum wir der Meinung sind, dass Monsanto die EU nicht verlassen wird.
Denn die Realität sieht anders aus: Monsanto hat keinen einzigen seiner laufenden Zulassungsanträge für Gentech-Pflanzen zurückgezogen. Elf Pflanzen warten auf eine Anbauzulassung für die Äcker der EU, darunter der Mais MON810, der zur Wiederzulassung ansteht. Für 46 Pflanzen liegt ein Antrag auf Import in die EU und zur Verwendung als Lebens- und Futtermittel vor.
Für die Anträge Nr. 12 (Anbau) und Nr. 47 (Import) kann sich Monsanto ganz auf die US-Regierung verlassen. Sie wird sich bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU-Kommission, die am 18. Juni ihr Mandat erhält, für die Belange des Unternehmens einsetzen. „Beseitigung von nichttarifären Handelshemmnissen“ und die „gegenseitige Anerkennung von Standards“ lauten die Zauberformeln, über die Monsanto und Co erleichterten Zugang zu den EU-Märkten bekommen wollen. Konkret bedeutet das: Die USA werden darauf dringen, die Kennzeichnungsregeln für Gentech-Produkte auszuhebeln. Sie werden außerdem auf einer automatischen Zulassung von Gentech-Pflanzen bestehen, die im jeweils anderen Wirtschaftsraum für sicher befunden worden sind. Auch das würde den Gentech-Unternehmen nützen, da die US-Verfahren um Längen schneller abgeschlossen werden als die der EU.
Monsanto hat inzwischen eine Stellungnahme herausgegeben, in der es heißt, dass Berichte über einen Vermarktungsstopp von Gentech-Pflanzen in Deutschland und Europa so nicht stimmten.
Gen-Mais und Gen-Soja dominieren inzwischen den US-Markt
Im vergangenen Jahr stammten 88 Prozent des in den USA angebauten Maises und 94 Prozent der Sojabohnen aus gentechnisch veränderter Herstellung.
Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) kamen in den 1990er-Jahren auf den US-Markt und sind inzwischen in einem Großteil der Nahrungsmittel zu finden. Bereits in 60 bis 70 Prozent der industriell hergestellten Lebensmittel sollen Zutaten zu finden sein, für die gentechnisch veränderte Saat verwendet wurde.
Angesichts der Marktsättigung in den USA drängen die Saatfirmen inzwischen auf Märkte in Südamerika und China. Laut der US-Analysefirma Doane Advisory Services steigt derzeit vor allem in China der Fleischkonsum, weshalb das Land auf die Einfuhr großer Mais- und Sojamengen für Tierfutter angewiesen sei.
Zu den größten GVO-Unternehmen zählen die US-Firmen Monsanto, DuPont und Dow Chemical sowie die deutsche Bayer AG und der Basler Agrochemiekonzern Syngenta.
Fazit: Monsanto kann also entspannt abwarten.
Monsanto geht vermeintlich vorne raus und kommt hinten wieder rein.
Doro Schreier, Netzfrauen
Quellen:
aargauerzeitung.ch sueddeutsche.de