…von illegalen Brandrodungen auf Sumatra.
Malaysia und Singapur haben den südlichen Nachbarn Indonesien dazu aufgefordert, endlich etwas gegen die Umweltverschmutzung durch die zum Großteil illegale Brandrodung zu unternehmen. Der Grund für den Aufschrei der beiden Staaten: eine dicke Smogwolke mit einer Sichtweite, die teilweise nur 200 Meter beträgt, hat die Halbinsel Malaya und die Insel Borneo erfasst.
Das Ereignis scheint sich Jahr für Jahr zu wiederholen: Um Land für Ackerbau zu gewinnen, greifen die Indonesier zur Brandrodung. Große Teile Sumatras und der Süden Borneos stehen in Brand und die dicken Rauchwolken
ziehen Richtung Norden. Dort verursachen sie Chaos: Flüge werden gestrichen, die Bevölkerung wird davor gewarnt ins Freie zu gehen und Autos müssen mit Licht fahren. Nach Berichten von BBC ist der Smog in diesem Jahr jedoch bei weitem nicht so schlimm wie im Vorjahr. 1997 war die Umweltkatastrophe bisher am schlimmsten – damals war die Smogwolke mehrere tausend Quadratkilometer groß und führte sogar zum Absturz eines Airbus der indonesischen Fluggesellschaft Garuda.
Umweltschutzverbände wie die deutsche Organisation „Rettet den Regenwald“(RdR – http://www.regenwald.org) machen die zunehmend größeren Palmplantagen dafür verantwortlich. „Nach Berichten aus Indonesien werden große Teile der Regenwälder für Palmöl-Plantagen gerodet“, so Reinhard Behrend, Vorsitzender der RdR, im Pressetext-Interview. Durch die große Nachfrage nach Palmöl als alternative Energie werde die Rodung der Regenwälder angeheizt, meint der Experte. „Regelmäßig werden riesige Waldflächen abgefackelt. Durch diese Waldbrände wurden in manchen Jahren bereits mehr als eine Mrd. Tonne CO2 freigesetzt. Das entspricht etwa 15 Prozent der weltweit vom Menschen verursachten CO2-Emissionen.“ Die Umweltorganisation fordert daher einen sofortigen Stopp des Imports von Palmöl aus Indonesien. Zudem dürfe auch kein Zellstoff und kein Tropenholz mehr von dort importiert werden.
Das Bild der Waldbrände in Indonesien ist Jahr für Jahr dasselbe: Tausende Feuer brennen und können nicht unter Kontrolle gebracht werden. Malaysia hat angedroht, die für das Feuer verantwortlichen Unternehmen zu verklagen. Nach den verheerenden Bränden 1997 wurde schließlich 2002 ein Transboundary Haze Pollution Agreement von der Association of South East Asian Nations unterzeichnet, das als Frühwarnsystem wirken sollte. Demnach sollte auf die Gefahr des Feuers möglichst rasch reagiert werden. Im Juni hieß es seitens der indonesischen Regierung, dass intensiv daran gearbeitet werde, die Feuer und die daraus resultierende Smogwolke unter Kontrolle zu haben. Die indonesische Regierung hatte per Gesetz Brandrodungen verboten, berichtet BBC, die Brände lägen allerdings in sehr entlegenen Regionen, in denen die Regierung keine Kontrolle habe.
Auf den indonesischen Inseln Sumatra und Borneo wurden bisher rund fünf Mio. Hektar Regenwald in Palmöl-Plantagen verwandelt. In Malaysia sind diese Plantagen zu 87 Prozent für das Verschwinden der Regenwälder verantwortlich. „Mehr als 90 Prozent des weltweit gehandelten Palmöls kommen aus diesen zwei Ländern“, so Behrend. Der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf Palmöl, das unter diesen Umständen gewonnen wird, sei sinnlos. Behrend kritisiert die Pläne des Energiekonzerns RWE, ein großes Kraftwerk im englischen Littlebrook zukünftig mit Biodiesel aus Palmöl statt mit Erdöl zu befeuern. „Statt mit dem Einsatz von Palmöl das Weltklima anzugreifen, muss der deutsche Energiekonzern seine Millionen endlich in Energiesparmaßnahmen und eine Steigerung der Energieeffizienz investieren.“
Seit Wochenbeginn wird Singapur erneut von einem dicken, Brandgeruch verbreitenden Nebel eingehüllt. Der südostasiatische Stadtstaat spürt nicht zum ersten Mal die Folgen von Brandrodungen in Indonesien. Doch kletterte der Singapurer Pollutant Standards Index (PSI) am Donnerstag auf die Rekordhöhe von 371 Punkten. Werte ab 100 gelten als «ungesund», ein Indexstand über 300 wird mit «gesundheitsgefährdend» umschrieben. Auch Teile Indonesiens und Malaysias leiden unter einer hohen Belastung durch schädliche Rauchpartikel. Der Premierminister von Singapur, Lee Hsien Loong warnte, die übelriechende Dunstwolke werde womöglich noch während mehrerer Wochen die Lebensqualität beeinträchtigen.
Hauptgrund des Übels sind wieder einmal illegale Brandrodungen auf Sumatra, mit denen kostengünstig, aber widerrechtlich neue Anbauflächen für Palmöl geschaffen werden. Verschärft hat sich die Rhetorik gegen jene Unternehmen, die für die schlechte Luft verantwortlich gemacht werden. Es solle niemand glauben, dass es ein Recht gebe, die Gesundheit Dritter zu gefährden, um dadurch den Gewinn zu steigern, sagte der Umweltminister von Singapur, Dr. Vivian Balakrishnan. Er forderte Indonesien auf, unverzüglich und konkret gegen fehlbare Firmen vorzugehen.
In Indonesien entstanden in den sechziger Jahren die ersten Palmölplantagen, heute beschäftigt die Industrie 4,5 Mio. Personen. Angesichts des steigenden Nahrungsmittelkonsums in Schwellenländern wie China und Indien peilt Indonesien bis 2020 eine Verdoppelung der Palmölproduktion an. Der Saft der fettigen Frucht fließt in Lebensmittel wie Erdnussbutter, Eis und Gebäck. Der Rohstoff findet aber auch bei der Herstellung von Kosmetika und Biokraftstoffen Verwendung.
Führende Palmöl-Konzerne wie Wilmar International, Sime Darby und Astra Agro Lestari hielten vorsorglich fest, neue Anbauflächen würden maschinell freilegt. Brandrodungen seien längst aufgegeben worden. Umweltschutzorganisationen bezichtigten allerdings Subkontraktoren, die verbotene Praxis weiterzuführen. Auch zünden Kleinbauern oft ihre Felder an. Singapurs Regierung will nun mit Satellitenaufklärung die Schuldigen überführen. Zudem wurde Jakarta ermahnt, die eigenen Gesetze umsetzen.
Die kleine, aber finanzstarke Republik macht sich mit solchen Ratschlägen freilich wenig Freunde. Singapur solle sich nicht wie ein kleines Kind aufführen und so viel Lärm verursachen, giftete der für die Bekämpfung der Rauchplage zuständige Minister, Agung Laksono. Auf sachlicher Ebene vermochten die Argumente aus Jakarta unterdessen wenig zu überzeugen. Zum einen wurden die Brände als Naturgewalt dargestellt. Zum anderen gab man den Singapurern eine Mitschuld, da einige Palmölkonzerne im Stadtstaat ihren Firmensitz haben.
Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Verschmutzung sind bisher überschaubar. In Singapur, wo Gesichtsmasken vielerorts ausverkauft sind, registrieren das Gastgewerbe und Hotels Einbußen, da Touristen ihren Aufenthalt verkürzen und Einheimische vermehrt zu Hause bleiben. Nicht beeinträchtigt wurde bis anhin (= bis jetzt) der Luftverkehr im Flughafen Changi, einer der wichtigsten Drehscheiben in Asien. Im Jahr 1997, als der PSI-Index auf 226 gestiegen war und die Brände die Region einen Monat lang in Atem hielten, wurden die wirtschaftlichen Schäden in Singapur, Malaysia und Indonesien auf 3,5 Mrd. $ geschätzt.
Im Unterschied zu verschiedenen anderen asiatischen Städten, wo veraltete Industriebetriebe und ein nahezu permanenter Verkehrsinfarkt die Lebensqualität das ganze Jahr beeinträchtigen, ist das hypermoderne Singapur primär während der Trockenzeit auf der indonesischen Insel Sumatra von hohen Schadstoffwerten betroffen.
Die Produktion von Palmöl wird zurzeit auf Grund der Markterwartungen für den Export erheblich ausgeweitet. Durch Zerstörung von Regenwald und Entwässerung von Torfböden verursacht die Energiegewinnung aus Palmöl rund 10-fach höhere CO2-Emissionen, als wenn die gleiche Energiemenge aus Erdöl gewonnen wird! Gleichzeitig werden durch die Bioenergieproduktion in Indonesien die letzten Rückzugsgebiete des Orang-Utan unwiederbringlich zerstört. Indonesien plant bisher die zusätzliche Produktion von Biotreibstoff auf fünf bis sechs Millionen Hektar, das ist mehr als die Fläche der Schweiz. Würden die Sumpfregenwälder Central Kalimantans (12 Millionen Hektar) in Palmölplantagen zur Gewinnung von Biosprit umgewandelt, würden dadurch rund 100 Milliarden Tonnen CO2 aus Holz und Torfböden freigesetzt, das entspräche dem Hundertfachen der jährlichen CO2-Emissionen Deutschlands (knapp 900 Millionen Tonnen), dem 15-Fachen der jährlichen Emissionen Europas und dem mehr als Dreifachen des CO2-Weltausstoßes von 2004 (28,2 Milliarden Tonnen). Weitere Anbauländer für Palmöl sind Malaysia, Brasilien, Kolumbien, Thailand, Papua Neuguinea, Nigeria und die Elfenbeinküste.
Um eine nur 20%ige Biospritbeimischung zu dem heutigen globalen Treibstoffverbrauch nur des Verkehrsektors mit Palmöl zu erzeugen, würde eine Fläche von ca. 120 Millionen ha benötigt.
Bisher existiert kein funktionierendes Zertifizierungssystem für importierte Bioenergie. Es ist auch nicht wahrscheinlich, dass die Probleme in absehbarer Zeit durch ein Zertifizierungssystem gelöst oder auch nur verringert werden können. Die Zertifizierung funktioniert gerade in den Ländern nicht, in denen der größte Raubbau stattfindet. Auf Grund der großen Nachfrage nach Biosprit bilden sich in zunehmendem Maße folgende Methoden der Biospritgewinnung heraus: Nach einer Abholzung wertvoller Baumstämme in natürlichen, bisher nicht genutzten Wäldern werden durch Plantagenunternehmen Feuer gelegt, die den Rest des Waldes zerstören. Dadurch wird „nutzloses Brachland“ geschaffen, auf dem nach den von der Bundesregierung geplanten Kriterien Plantagen für „nachhaltig erzeugtes Palmöl auf Brachland“ angelegt werden können. Die billigste Art der Wiederaufforstung ist die Pflanzung von „Energiepflanzen“, für die Gelder aus staatlichen oder internationalen Wiederaufforstungsfonds des Kyotoprotokolls gezahlt werden. Nach wenigen Jahren können die so billig erzeugten Öle mit hohem Gewinn in die Industrieländer verkauft werden.
Ein Zertifizierungssystem für Agrotreibstoffe kann schon allein deshalb nicht funktionieren, weil es nicht genügen würde: Selbst wenn es gelänge, eine weltweit funktionierende Zertifizierung von Agrotreibstoffen aufzubauen, würde zwar bestenfalls die Produktion von Biosprit auf bestehenden Ackerflächen nachhaltig erfolgen, dafür würde dann aber die landwirtschaftliche Produktion für den Lebensmittel- und technischen Sektor auf Natur- und Regenwaldflächen ausweichen. Nachhaltig funktionieren könnte es nur dann, wenn es gelänge, eine nachhaltige Zertifizierung der gesamten weltweiten landwirtschaftlichen Produktion zu erreichen. Dies ist illusorisch. Die Zerstörung von Natur und Arten ist deshalb nur abhängig von der Höhe der Nachfrage insgesamt, nicht von einer Zertifizierung einzelner Agrotreibstoffe. Die Bundesregierung wird das Problem mit der geplanten Biomasse-Nachhaltigkeits-Verordnung für Biokraftstoffe deshalb nicht lösen können.
Am 7. 9. 2012 meldete die ‚taz’: Sieg für die Orang-Utans
Die Palmöl-Konzession im geschützten Tripa-Urwald ist rechtswidrig. Das Gericht entschied zugunsten der Umweltschützer.
Im Konflikt um eine umstrittene Palmölkonzession auf der indonesischen Insel Sumatra haben Umweltschützer einen entscheidenden juristischen Sieg errungen. Das Verwaltungsgericht Medan (Nordsumatra) beschied diese Woche, dass die Vergabe einer 1600-Hektar-Konzession für eine Palmölplantage innerhalb des geschützten Tripa-Regenwaldes in der Provinz Aceh rechtswidrig war.
Acehs Provinzregierung wurde mit dem Urteil aufgefordert, die an die Firma PT Kallista Alam vergebene Lizenz zurückzunehmen. Indonesien ist der weltgrößte Produzent von Palmöl, das vor allem für Lebensmittel und Kosmetik verwendet wird. Die EU steht nach Indien und China an dritter Stelle der Palmölimporteure.
Und jetzt wird also in dieser Region Sumatras brandgerodet – das ist im Gegensatz zu einer Palmöl-Lizenz-Vergabe – unumkehrbar!
Umweltschützer werfen der Palmölindustrie vor, sie würde sich mit dem Slogan von ‚Nachhaltigkeit’ nur ein „grünes Deckmäntelchen“ überstülpen. Die Kriterien seien zu schwammig, die Handelswege schwer nachvollziehbar. Eine stichhaltige Kontrolle ist fast unmöglich, vieles wird zusammengepanscht, so der Umweltexperte Prof. Florian Siegert von der LU München. Auch deutsche Firmen sind durch Kreditgeschäfte an dieser Zerstörung im großen Stil beteiligt.
Es gibt derzeit keine wirklich verbindliche Zertifizierung, lediglich Willensbekundungen und eine Prinzipienliste. Immer kommt ans Licht, dass Firmen des RSPO illegal weiterroden. Der RSPO hat bei Nichteinhaltung keinerlei Sanktionsmöglichkeiten.
13 Jahre gibt es den RSPO jetzt und an der verbreiteten Unwahrheit des „nachhaltigen Palmöls“ hat sich nichts geändert!
“Wenn Nachhaltigkeit wirklich ernst genommen würde, müsste der RSPO längst Maßnahmen gegen die Mitglieder einleiten, die die Nachhaltigkeitskriterien nicht einhalten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der RSPO ist nichts anderes als eine Waschmaschine für den Ruf solcher Unternehmen, die den Regenwald vernichten und die Orang-Utans umbringen. Der RSPO ist nur ein Tarnmantel mit einem grünem Image”, so Novi Hardianto. Deshalb fordert COP (Centre for Orang Utan Protection ) die NRO-Mitglieder des RSPO wie den WWF auf, RSPO zu verlassen.
“Es gibt keinen Grund mehr, noch länger Mitglied des RSPO zu sein. Weiter im RSPO zu bleiben, heißt, den Umweltverbrechern zu helfen, ihre mit dem Blut der Orang-Utans beschmierten Gesichter und Hände in Unschuld zu waschen.”
Der Raubbau an den Regenwäldern zerstört eins der kostbarsten Ökosysteme unserer Erde. Seltene Tier- und Pflanzenarten verlieren ihre Heimat, die „Lunge“ unserer Erde kann ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Die indigene Bevölkerung wird von ihren kleinbäuerlich bewirtschafteten Feldern vertrieben, das Land wird ausschließlich von Großkonzernen bewirtschaftet. Der staatlich geförderte Kahlschlag zerstört den Lebensraum, die Wirtschaftsweise, Kultur und Identität von rund 300 indigenen Völkern allein in Indonesien. Der Palmöl- Boom ist eine Bedrohung ihrer Existenz und ihres Überlebens.
Palmöl wird jedoch nicht nur für die Billigproduktion von Lebensmitteln verwendet, sondern findet vermehrt als Biotreibstoff Verwendung.
Bislang waren Biokraftstoffe ein wichtiger Baustein der europäischen Klimaschutzpolitik. Der Mineralölindustrie wurden Quoten für die Biokraftstoff-Beimischung vorgegeben. Im Durchschnitt beträgt diese Quote derzeit für deutsche Otto- und Dieselkraftstoffe 6,25 Prozent. In der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union heißt es, dass ab 2020 mindestens zehn Prozent des fossilen Kraftstoffbedarfs aus erneuerbaren Quellen zu ersetzen sind.
Der dafür nötige zusätzliche Bedarf an Biomasse soll nach den Vorgaben der EU-Kommission allerdings nicht zur Rodung von Regenwald in Malaysia und Indonesien führen, den größten Lieferländern von Palmöl.
Doch in der Praxis reservieren diese Länder Plantagen mit Nachhaltigkeitsnachweis ausschließlich für Käufer aus der EU. Zugleich wird weiter Regenwald gerodet für Palmöl-Produkte der Lebensmittelindustrie, die keine Öko-Zertifikate brauchen.
Diese „indirekte Landnutzungsänderung“ (ILUC, „indirect land use change“) in Asien, soll nach Plänen der EU-Kommission nun den europäischen Biomasse-Produzenten als „Malus“ angerechnet werden.
Dadurch würde zum Beispiel der deutsche Raps-Anbau rein rechnerisch für so hohe CO2-Emissionen verantwortlich gemacht werden, dass er nicht mehr die Nachhaltigkeits-Anforderungen für den europäischen Marktzugang erfüllen würde.
Aus Sicht der deutschen Ölsaaten-Branche unterstellt die EU-Kommission, dass der heimische Anbau von Rohstoffen für die Biokraftstoffproduktion zur Rodung von Urwaldflächen in Übersee führt.
Kurz vor einer wichtigen EU-Entscheidung hat die Biosprit-Industrie mehrere Europaabgeordnete zu einer umstrittenen Lobby-Reise nach Südostasien eingeladen. Zu Wort gekommen sind in den vier Tagen fast ausschließlich die Befürworter von Palmöl. Erst auf Druck von Brüsseler Nichtregierungsorganisationen wurden auch lokale Umweltverbände eineinhalb Stunden angehört, berichtet heute die Wochenzeitung „der Freitag“. Bislang ist in der Öffentlichkeit nichts über diese Reise vom 1. bis zum 4. Mai bekannt.
Organisiert wurde die sogenannte „fact-finding mission“ von dem Palmöl-Unternehmen Nesté Oil und dem European Energy Forum. Die Abgeordneten mussten nur für Hin- und Rückflug bezahlen, nicht jedoch für Unterkunft in Luxushotels, den Transport vor Ort und einen Flug von Singapur nach Malaysia.
In der kommenden Woche entscheidet der Industrieausschuss des Europaparlaments über die künftige Förderung von pflanzlichen Treibstoffen. Im Juli stimmt der Umweltausschuss ab. Biosprit ist umstritten, weil für die Plantagen teilweise Urwälder vernichtet werden. Zudem ist weniger Platz für den Anbau von Nahrungsmitteln da, wodurch die Nahrungsmittelpreise steigen.
An der Reise nach Südostasien nahmen fünf Europaabgeordnete teil, darunter auch der für Biosprit zuständige Berichterstatter im Industrieausschuss, Alejo Vidal-Quadras von den Christdemokraten. In Malaysia wurden mehrere Palmöl-Plantagen, in Singapur die weltgrößte Biodieselraffinerie besichtigt. Als eine Diskussion mit Vertretern der Umweltverbände auf dem Programm stand, waren drei der fünf Parlamentarier bereits wieder abgereist.
Nichtregierungsorganisationen und die Linkspartei kritisieren den Ausflug. David Sanchéz von der lobbykritischen Organisation Corporate Europe Observatory sagte dem „Freitag“: „Eine industriefinanzierte Reise unter Geheimhaltung und mit einer komplett unausgewogenen Agenda ist nicht akzeptabel.“ Die linke Umweltpolitikerin Sabine Wils forderte: „Parlamentarische Erkundungsmissionen, die von der Industrielobby gesponsert werden, gehören verboten.“ Derzeit ist diese Form des Lobbyismus erlaubt. [Felix Werdermann, der Freitag]
Am 20. Juni tagte der EU-Industrie-Ausschuß und stimmte u. a. auch über den Biokraftstoff ab – wie üblich war das Abstimmungsergebis schwammig – man einigte sich lediglich darauf, eine Steigerung des Biokraftstoffes anzustreben – weitere Beratungen finden am 10. Juli im Umweltausschuß und am 10. September im Plenum des EU-Parlaments statt.
Es liegt also wieder an uns – den Konsumenten – die Richtung vorzugeben.
Was angesichts der Tatsache, dass Palmöl im Verzehr nicht eben als gesund bezeichnet werden kann, schon einigermaßen leicht fällt.
Palmöl besteht fast zur Hälfte aus gesättigten Fettsäuren aus, die hohe Cholesterinwerte und Herzkrankheiten verursachen können und als „Dickmacher “ verschrien sind. Palmkernöl, das gerne für Kakaoglasuren, Eiskonfekt und Karamell verwendet wird, besteht sogar zu 80 Prozent aus gesättigten Fettsäuren.
Daneben enthält Palmöl sogenannte Fettsäureester (3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureester), die als krebserregend gelten. Vor allem bei raffiniertem Palmöl, einem Bestandteil von Säuglingsmilchnahrung, sind die Schadstoffkonzentrationen hoch. Auch die beliebten Nuss-Nougat- und Schoko-Brotaufstriche enthalten meist sehr viel Palmöl. Kinder sind besonders gefährdet, da ihr Körpergewicht im Verhältnis zur aufgenommenen Schadstoffmenge gering ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor der Aufnahme der Palmöl-Schadstoffe.
Aber Palmöl landet nicht nur auf dem Teller und im Tank, nein, auch in der Steckdose. Mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2004 begann das massenhafte Verheizen von Palmöl in Deutschland. Gut ein Drittel der ca. 1,1 Millionen Tonnen Palmöl, die nach Deutschland importiert werden, verbrennt in den 1400 deutschen Blockheizkraftwerken. Die Palmöl-Importe sind dadurch sprunghaft gestiegen. Besonders schlimm: Dieser Wahnsinn wird über das EEG mit bis zu 0,19 Euro pro Kilowattstunde subventioniert. Bezahlen müssen das alle Stromkunden über eine Umlage von derzeit 2,5 Cent pro verbrauchte Kilowattstunde, die auf die Stromrechnung draufgeschlagen wird. Zwar werden nach einer EEG-Änderung seit 2012 keinen neuen Pflanzenölkraftwerke mehr gefördert, aber die bestehenden Anlagen genießen für 20 Jahre Bestandsschutz und ihre Betreiber die EEG-Vergütungen.
All dies reicht noch nicht? Dann schauen Sie sich den Film „Climate Crimes“ an. Wenn Sie nicht in Berlin wohnen, es gibt ihn auch im Internet, und zwar hier: http://riverwatch.eu/climate-crimes/trailer-vollversion
Neueste Meldung aus Indonesien:
Künstlicher Regen soll Abhilfe schaffen
Indonesien will die verheerenden Waldbrände auf Sumatra mit künstlichem Regen bekämpfen. Das sagte Heru Widodo, Chef des staatlichen Zentrums für Wetterbeeinflussung, am Freitag in Jakarta. Mit Flugzeugen und Hubschraubern sollen die Chemikalien direkt in Wolken gespritzt werden.
Mit den Chemikalien werde „hoffentlich künstlicher Regen erzeugt“, sagte sich der Sprecher der Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Purwo Nugroho. Mit Löschwassern aus Hubschraubern wurde bereits versucht, die Brände zu bekämpfen. „Wir arbeiten hart daran, die Brände zu löschen“, sagte Dody Rustandi, der Chef des Katastrophenschutzes. Die Zahl der Brandherde sei von 70 auf 17 zurückgegangen.
Netzfrau Lisa Natterer
http://www.welt.de/wirtschaft/article115763864/Deutsche-Biosprit-Branche-droht-zu-kollabieren.html
http://kurier.at/politik/weltchronik/singapur-erstickt-in-rauch/16.489.104/slideshow
http://www.oneworld.at/start.asp?ID=11999
http://www.wetter.com/wettertv/empfehlungen-wettercom/0_8uhilfn9#/0_8uhilfn9
http://donnerunddoria.welt.de/2013/06/21/singapur-erstickt-damit-wir-biosprit-tanken-konnen/
http://riverwatch.eu/climate-crimes/trailer-vollversion