Banan, ein arabisches Wort, bedeutet Finger. Krumm ist sie, weil sie sich beim Wachsen dem Licht zuwendet und so einem Finger gleicht.
Die krumme Frucht, die eigentlich eine Beere ist, ist weltweit sehr begehrt. Doch wie bei vielen wichtigen Agrarprodukten verzeichnen bedeutende Bananen-Anbauregionen in den letzten Jahren große Exporteinbußen, die durch tropische Stürme, Flut, Dürre und Pflanzenkrankheiten verursacht werden.
Die typische Waldpflanzen der Tropen, die unter leichter Beschattung und im Windschutz, auf humusreichen, lockeren, feuchten Böden bestens gedeiht, leidet sehr unter extremen Klimaeinflüssen. Auch deswegen werden in den Anbauländern mittlerweile viele Bananenplantagen auf eine ökologische Wirtschaftsweise umgestellt.
Größe, Farbe, Form und Geschmack der Bananen variieren sehr stark (Bild unten). Es gibt Babybananen, von denen man ein Dutzend essen muss, um satt zu werden, und große Früchte bis zu 50 cm Länge, von denen mehrere Personen auf einmal satt werden.
Nicht alle Bananen sind gelb. Es gibt rote, braune, rosafarbene und gestreifte Bananensorten. Manche sind hocharomatisch und fruchtig süß, andere mehlig, fest und stärkereich. Die klassischen großen Obstbananen für den Export sind dagegen eher wässrig. Die Sortenvielfalt ermöglicht die Nutzung als Grundnahrungsmittel ähnlich unseren Kartoffeln genauso wie als Obst. Aus den überall in den Tropen verbreiteten und dort für die Ernährung so bedeutenden und beliebten stärkehaltigen Kochbananen, bzw. Mehlbananen (englisch „plantains“) werden auch Bier, Mehl oder Chips hergestellt.
Bananengeschichte
Der Ursprung der krautigen Bananenpflanze liegt im indo-malayischen Raum. Kultiviert wurde die Banane in Südostasien schon vor Jahrtausenden. Von dort gelangte sie im 1. Jahrtausend n. Chr. mit den Arabern nach Afrika. In Mittel- und Südamerika, wo heute die meisten Bananen für den Welthandel produziert werden, wurde die Banane erst im 16. Jahrhundert eingeführt.
Nach der Abschaffung der Sklaverei und im Zeitalter der Technisierung, die schnelle Transporte und Frachtkühlung erlaubte, wurden Bananen zum bedeutendsten Agrarprodukt der neuen zumeist unabhängigen Staaten Süd- und Mittelamerikas. Multinationale Konzerne wurden Betreiber von ständig wachsenden Bananenmonokulturen in den sprichwörtlichen Bananenrepubliken.
Wirtschaftliche Bedeutung von Bananen
Bananen sind nach Reis, Weizen und Milch das viertgrößte landwirtschaftliche Handelsprodukt weltweit und die wichtigste Frucht überhaupt. Sie werden in 100 Staaten angebaut, aber trotz hoher Produktionsmengen (Bild unten), wie beispielsweise in Indien und China, in manchen Ländern gar nicht exportiert, sondern im Land verbraucht. Für viele Staaten in Mittel- und Südamerika kommt ein großer Teil der Exporterlöse aus Bananen. In Ecuador sind über 30 % der Arbeitsplätze vom Bananenanbau und -handel abhängig. Weltweit leben viele Millionen Menschen davon.
Für die USA und die Staaten der Europäischen Union sind Bananen ein bedeutender Importartikel.
Vor über 100 Jahren begründete der erste multinationale Konzern den Handel mit der tropischen Frucht. Seitdem teilen sich drei amerikanische Konzerne den Weltmarkt: die United Fruit Company (heute „Chiquita“), die Standard Fruit (heute „Dole“) und „Del Monte“. Sie beherrschten und beherrschen weitgehend das Agrarland, die Arbeitsbedingungen, die Handelswege und die Preise.
Der Bananenanbau in Lateinamerika durch die multinationalen Fruchtkonzerne erbringt z. B. in Costa Rica, Guatemala oder Panama 10- bis 50-fach höhere Erträge als in armen Staaten Afrikas wie Kenia, Burundi, Ghana oder Uganda. Die Spitzenerträge werden durch intensive, die Umwelt und die Bevölkerung belastenden Anbaumethoden ermöglicht.
Das Importvolumen von Bio-Bananen in Deutschland vervielfachte sich in den letzten Jahren und betrug 2006 mehr als 45 000 Tonnen, das sind über 3,6 % der Gesamtimporte.
Die Bananenstaude
Bananenstauden (Bild links) werden je nach Sorte 2,5 bis 4 m hoch, die Mehlbananen (plantains) sogar 6 m. Dabei verholzen sie nicht und bilden statt dessen einen Scheinstamm aus. Er besteht aus den steifen Blattscheiden der riesigen Blätter. Die Scheinäste sind eigentlich Blattstiele. Bananenstauden sind schnelllebig und vermehren sich vegetativ über seitlich aus der Mutterpflanze wachsende Schösslinge. Einmal in ihrem Leben tragen die Stauden Früchte und sterben danach ab. Die Schösslinge oder englisch „suckers“ stellen den Fortbestand der Plantagen sicher. Durch die Selbstverjüngung können Plantagen 10 bis 20 aber auch über 40 Jahre genutzt werden.
Büschel, Hände und Finger
Der Blüten- und Fruchtstand entwickelt sich je nach klimatischen Bedingungen vier bis neun Monate nach der Bildung des Schösslings. Drei bis sechs Monate später sind die Früchte erntereif. Dazu werden die Staude und der gesamte Fruchtstand mit einer Machete abgeschlagen.
Der Fruchtstand der Banane wird Büschel genannt. Ein Büschel besteht aus zahlreichen weiblichen Einzelblüten bzw. Früchten, den so genanten Fingern (Bild rechts). 10 bis 20 Finger stehen in „Händen“ zusammen und werden als solche später zerteilt und verkauft. Das Büschel wiegt dann 35 bis 50 kg.
Sorten und Botanik
In den inneren Tropen vollzieht sich der Zyklus des Stauden- und Fruchtwachstums schneller als in den Subtropen oder gar am Mittelmeer. Es gibt aber an trockenere und kühlere Klimate angepasste Zwergsorten, die im Winter eine Wachstumspause haben.
Viele der weltweit kultivierten ca. 1000 Bananensorten sind natürliche Hybriden aus zwei Arten der Gattung Musa aus der Familie der Musaceen. Im Überschneidungsgebiet von M. acuminate und M. balbisiana entstand die Banane. Durch eine natürliche Vervielfachung ihres Chromosomensatzes wurden die Früchte größer. Die Kulturhybriden bilden ohne Bestäubung samenlose Früchte (Parthenokarpie). Wildbananen dagegen haben Samen, die zu Züchtungszwecken genutzt werden können
Bananen werden stets grün geerntet. Auch zum Eigenverbrauch in den Erzeugerländern werden sie nicht an der Staude reif. Zum Erntezeitpunkt sind Bananen hart und stärkehaltig und noch nicht süß. Geschmacks- und Qualitätsunterschiede von frischen Obstbananen beruhen nicht auf dem Reifegrad bei der Ernte, sondern auf den unterschiedlichen Sorten, den Anbaubedingungen und der Nachreife. Die abgeschnittenen Büschel werden als Ganzes, meist per Seilbahn vom Feld abtransportiert, dann gewaschen, zerteilt, mit Desinfektionsmitteln oder Fungiziden behandelt und fertig verpackt. In Kartons erreichen sie per Schiff und unter reifeverzögernden Bedingungen die Bestimmungshäfen, wo sie dann künstlich zur Reife gebracht werden. Die Reifeverzögerung während des Transports und die Reifebeschleunigung in den Bananenreifereien Europas werden durch die Temperatur und das Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnis sowie durch Absaugen bzw. Zugabe von Ethylen gesteuert. Die technischen Verfahren hierzu sind nicht schädlich, können aber Qualität und Aroma der Früchte vermindern. Verkauft werden Bananen mit einem mittleren Reifegrad und mittlerer Süße. Der Reifeprozess ist dann nicht mehr aufzuhalten. Die Bananen werden schließlich beim Verbraucher vollaromatisch süß und gelb bis braun. Sie enthalten dann nur noch wenig Stärke.
Nähr- und Gesundheitswert von Bananen
Bananen und Kochbananen haben in bestimmten Ländern der Tropen eine überragende Bedeutung und sind oft die einzige oder wichtigste Nährstoffquelle der ländlichen Bevölkerung. Sie werden gekocht, frittiert oder zu Mehl verarbeitet und ersetzen Brot, Reis, Getreide und Kartoffeln. Unter solchen Bedingungen ist ihre Armut an Protein und bestimmten Mineralstoffen wie Kalzium, Jod und Zink aber auch Vitamin E relevant. Bei hauptsächlicher Ernährung mit Bananen kann es zu Mangelerscheinungen kommen.
In den Industrieländern dagegen werden Bananen als genussvolles, frisches Obst gegessen. Sie sind leicht bekömmlich und verdauungsregulierend. Wegen ihres Mineralstoffgehalts, ihrer Vitamine und ihres Fruchtzuckers sind sie Energiespender und gesund auch für Kleinkinder und Senioren. Bei Sportlern und Sportarten wie Langstreckenlauf, Radfahren oder Bergsteigen sind Bananen, frisch, getrocknet und als Fruchtriegel (Bild links) ebenfalls sehr beliebt. Bananen stellen eine reiche Quelle vor allem für Kalium dar. Sie enthalten relativ viel Magnesium, Vitamin B6, Folsäure und Vitamin C sowie den Botenstoff für gute Laune, das Serotonin.
Bioanbau von Bananen – Wieso ausgerechnet Biobananen?
Obst und Gemüse sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Diese Maßnahme ist jedoch wirkungslos gegen systemisch wirkenden Pestizide, die gegen Pilzkrankheiten und Insekten vielfach angewendet werden und deren Wirkort in der Pflanze und nicht an ihrer Oberfläche ist.
Nach einer aktuellen Meldung der BBC enthalten 50 % aller in England konsumierten Obst- und Gemüsearten Rückstände von Chemikalien, deren Verwendung nicht erlaubt ist. Die Ergebnisse der ohnehin spärlich durchgeführten Kontrollen werden jedoch weder in England noch bei uns veröffentlicht und der Verbraucher erfährt nicht, was er täglich zu sich nimmt.
Die Folgen der Intensivproduktion
Der großflächige Bananenanbau in den Erzeugerländern blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung. Beispielsweise werden in Costa Ricas Bananenplantagen im Jahr bis zu 44 kg Pestizide pro Hektar ausgebracht. Die Kosten der Pflanzenschutzmaßnahmen in konventionellen Bananen belaufen sich auf bis zu 35 % ihres Handelspreises. 40 bis 50 Fungizidapplikationen aus der Luft (Bild links), die Zugabe von Nematiziden direkt in den Boden und von Insektiziden in die Plastiksäcke, in denen die Früchte heranwachsen (Bild rechts) sowie das Sprühen von Herbiziden in zweimonatigen Abständen sind ein gesundheitsschädlicher und lebensgefährlicher Cocktail für die Landarbeiter und eine tickende Zeitbombe für die Natur.
Seit den 1980er-Jahren sind erhöhte Raten von Leukämie, Sterilität und Krebs als direkte Folgen von Pestizidkontakt der Plantagenarbeiter bekannt. Landarbeiter erkranken außerdem an Haut, Nerven oder Atemwegen oder werden Opfer von tödlichen akuten Vergiftungen. Grundwasser, Meeressediment in Küstennähe und Fische weisen teilweise alarmierend hohe Kontaminationen mit verschiedenen Toxinen aus den Plantagen auf. Die mit Insektiziden getränkten Plastiksäcke (Bild rechts) sind Sondermüll. Selbst die abgestorbenen Stauden und kranken Pflanzenteilen ist so stark mit Chemikalien belastet, dass ihre Kompostierung schwierig ist und dabei wiederum toxische Abbauprodukte ins Grundwasser gelangen. Diese Persistenz der Chemikalien betrifft aber auch entfernte Regionen und bedroht Alles.
Bananengeschmack
Biologisch erzeugte Bananen unterscheiden sich deutlich von den herkömmlichen blassen, druckempfindlichen, wässrigen Hochzüchtungen, die auf ausgelaugten Böden mit viel Düngung sehr schnell gewachsen sind und mit sehr vielen Agrochemikalien behandelt wurden. Biobananen haben festeres, gelberes Fruchtfleisch, sind länger haltbar und haben mehr Aroma.
Getrocknete Bananen und Bananenchips werden meist vor Ort hergestellt und bekommen ihr besonders gutes Aroma durch natürliche Reife. Auch können sie aus entlegenen Regionen, die mitten im Tropenwald naturnah bewirtschaftet werden, ohne Schaden transportiert werden.
Der tropische Nährstoffkreislauf oder: Fischfans, esst Biobananen!
Bananenstauden sind schnellwüchsige Waldpflanzen, die unter extensiven bzw. traditionellen Bedingungen ihre Nährstoffe aus dem Kreislauf des Waldes beziehen. Tropischer Regenwald ist, bedingt durch das günstige Klima, sehr schnellwüchsig. Der Nährstoffkreislauf vom Boden in die Pflanze und dann aus der sich zersetzenden, toten Pflanze wieder in den Boden verläuft ebenfalls sehr schnell. Allerdings fehlt in den Tropen weitgehend die Möglichkeit der Nährstoffspeicherung im Boden, da die wichtigen Nährstoffe alle rasch vom Regen ausgewaschen werden, wenn sie nicht sofort durch die Wurzeln wachsender Pflanzen wieder aufgenommen werden. Deswegen sind tropische Ökosysteme besonders empfindlich und können nach kurzer Zeit schon zerstört werden, wenn dieser Kreislauf unterbrochen wird.
Daran angepasst waren die traditionellen Systeme der Brandrodung, die jeweils kleine Flächen Wald für wenige Jahre zum Anbau von verschiedenen Kulturen nutzten und den Wald dann wieder hochwachsen ließen.
Großflächige Rodungen und lange Nutzungsdauer mit einer Kulturart führten dagegen immer wieder zu Nährstoffverarmung und Unfruchtbarkeit des Bodens und zu großflächiger Erosion und Verwüstung durch die starken Regenfälle. Zudem werden Gewässer getrübt, verschmutzt und überdüngt [3], mit gravierenden Auswirkungen auf die Lebewesen der Flüsse und Meere, die vorgelagerten Korallenriffs und die Fische. Werden zusätzlich Agrochemikalien eingesetzt, so gelangen auch diese Stoffe binnen kurzer Zeit in den globalen Wasserkreislauf.
Bananen sind ideale Kulturen für den Bioanbau
Das Ökosystem Tropischer Regenwald ist sehr anfällig gegen Störungen des biologischen Gleichgewichts und verliert leicht seine Fruchtbarkeit. Darum liegt es nahe, die landwirtschaftliche Nutzung dem Waldökosystem anzupassen. Dies geschieht weltweit in so genannten Agroforstsystemen (Bild rechts und unten). Das Ziel von Agroforstsystemen ist eine nachhaltige land-, forst- und weidewirtschaftliche Produktion, also die verbesserte Nutzung und gleichzeitig der Schutz der Ressourcen. Kennzeichnend für Agroforstsysteme sind die sogenannte Rotation, also der Wechsel von landwirtschaftlicher, weidewirtschaftlicher oder forstlicher Nutzung und der sogenannte Mehrstockwerksanbau aus Baum-, Strauch- und Krautarten.
Beispiele sind Kokospalmen als Schattenspender und Windschutz über Bananen (Bild rechts) oder Bananen als Bodenbefestigung, dazwischen Gemüse bzw. Stickstoff fixierende Hülsenfrüchte (Bild links) und ein bis zwei mal im Jahr eine Abweidung durch Schafe oder Schweine.
Eine Vielfalt an Pflanzenarten und ein angepasstes Management sowie eine sorgfältige Feldhygiene verhindern die epidemieartige Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten wie Panamawelke oder Sigatokakrankheit, die den Anbau von Bananen stark beeinträchtigen, zu riesigen ökonomischen Schäden führen und deren chemische Bekämpfung durch zunehmende Resistenzbildung der Erreger immer aufwändiger wird.
Der kurzfristige ökonomische Gewinn, der so oft die Ressource zerstört und gravierende weitere Probleme und Kosten nach sich zieht, steht hier nicht im Vordergrund. Deswegen sind die Umwelt schonende Mischkulturen meist gekoppelt mit Fairtrade-Projekten und Bioanbau.
UROCAL Bananen – fair und biologisch
In Ecuador werden 35 % der Bananen produziert, die auf den Weltmarkt gelangen. Es gilt ein staatlicher Mindestpreis für Bananen, der von den großen Exportfirmen jedoch häufig nicht ausbezahlt wird. Der ecuadorianische Genossenschaftsdachverband UROCAL ging in den Siebziger Jahren aus Landverteilungskämpfen hervor. Damals besetzten Kleinbauern das Land der United Fruit Company, die Ecuador verlassen hatte. UROCAL unterstützt heute etwa 600 Bauernfamilien bei der Produktion und Vermarktung ökologisch angebauter Früchte. Eine Bauernfamilie bewirtschaftet meist zwischen einem und 15 Hektar Land mit Mischkulturen, die organisch gedüngt, gemulcht und mechanisch von Unkraut befreit werden. Die so erzeugten Bananen werden vom Anbauverband Naturland biologisch zertifiziert. Die Bauern erhalten zwischen 6 und 7 Dollar, fast 2 Dollar mehr als der staatliche Mindestpreis für konventionelle Bananen vorschreibt. Weitere 2 Dollar erhält UROCAL für Gemeinschaftsaufgaben, Schulungen, den Aufbau eines Gesundheitswesens und Umweltprojekte.
Nachhaltige Agroforstsysteme bedingen im Allgemeinen einen höheren Aufwand an menschlicher Arbeit und damit kleinere Plantagen. Sie fördern und sichern damit kleine und mittlere genossenschaftliche Strukturen und gewährleisten soziale Komponenten wie Versicherungen und die Fortbildung der Bauern. Das Einkommen der Bauern wird unabhängig vom durch internationale Konzerne monopolisierten Weltmarktpreis, wenn Handelspartner und Konsumenten da sind, die solcherart nachhaltige Produktion zu würdigen wissen.
Die qualitativ hochwertigen Produkte fließen in unabhängige Handelswege.
Getrocknete Bio&Fair-Bananen
Die gebana kauft mehrmals pro Jahr frische Bananen in Rio Verde, einem kleinen Dorf im Süden Brasiliens. Die Bananen wachsen in Mischkultur in einem Wald, der zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Sie werden in einem Kleinbetrieb getrocknet und anschließend exportiert.
1990 schlossen sich einige Bananenproduzenten aus Rio Verde zusammen, um den Transport und Verkauf ihrer Früchte gemeinschaftlich zu organisieren. Heute gehören der Bauernvereinigung APPRO-VERDE 28 Familien an. Sie ist Bio- und FLO-zertifiziert.
Die Gebana versendet diese getrocknete Bananen im Vorrats-Kilopack und in 250 Gramm-Päckchen für unterwegs. Die besonders aromatisch fruchtigen Bananen sind für Wanderungen, Ski- und Radtouren als Proviant bestens geeignet. Der Verkauf trägt zum Schutz des Waldes bei und ist für die Bauern in Brasilien eine wichtige Einkommensquelle.
Die Banane gehört zu den ältesten gartenbaulichen Nutzpflanzen der Erde. Seit mehr als 4000 Jahren, so Schätzungen, wird die Banane angebaut. Für viele tropische und subtropische Länder ist die Banane zum wichtigsten Exportschlager aufgestiegen. Weltweit gibt es mehr als 500 essbare Sorten. In unseren Supermärkten wird aber fast nur die hochgezüchtete Exportbanane „Cavendish“ verkauft. Wie kommen eigentlich die Bananen von den fernen Anbaugebieten der Tropen zu den Verbrauchern auf den Teller?
Produktions- und Handelskette
Die Anfänge des massenhaften Anbaus von Bananen fallen u. a. mit dem Eisenbahnbau in Südamerika zusammen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden beispielsweise im mittelamerikanischen Costa Rica entlang einer neuen Bahnlinie große Bananenplantagen für den Export angelegt. Das verantwortliche Exportunternehmen hieß Tropical Trading and Transport Company, welches sich mit der Boston Fruit Company 1899 zur United Fruit Company (UFC) zusammenschloss. Anno 1984 wurde das US-Unternehmen in Chiquita Brands International umbenannt. Nach eigenen Angaben ist Chiquita der größte Bananenproduzent der Welt. Ein weiteres US-Unternehmen, die Dole Food Company, bestimmt ebenfalls einen erheblichen Teil des globalen Handels mit Bananen (und anderen Früchten). Neben Chiquita und Dole kontrolliert Del Monte den globalen Handel mit Bananen. Diese drei US-Fruchtkonzerne beherrschen die weltweite Produktion und Vermarktung der „Fingerfrucht“ und kontrollieren zusammen 65 % des Weltexports.
Zahlreiche Beteiligte sind beim Herstellungsprozess involviert, bevor die gelbe Frucht ihren Weg zu den Händlern und schließlich zu den Konsumenten findet. Die Ernte der Bananen erfolgt stets, wenn sie noch grün und hart sind. Zu diesem Zeitpunkt schmeckt die Banane nicht süß. Der gesamte Erntevorgang muss behutsam erfolgen, da die Früchte sehr druckempfindlich sind. Ein Arbeiter schlägt den Scheinstamm der Bananenpflanze mit der Machete an, sodass das 30 – 50 kg schwere Bananenbüschel auf die meist abgepolsterte Schulter des zweiten Arbeiters gleitet, der das Büschel dann zur Seilbahn bringt. Die dort eingehakten Büschel werden zur Verpackungsstation transportiert, wo im Fließbandrhythmus viele Handgriffe erledigt werden: Das Entfernen der Plastiksäcke, Bananenhände vom Stiel schneiden, waschen, mit Desinfektionsmitteln und Fungiziden behandeln, sortieren, etikettieren und in genormte Kartons zu je 18 kg verpacken. Per Eisenbahn oder Lkw gelangen die so verpackten Bananen zum Verladehafen. Hier werden die Kartons in Kühlfrachter geladen, die bei ihrer Fahrt eine konstante Temperatur um die 13,5 °C halten, bei welcher der Reifeprozess der Bananen eingestellt wird. Man spricht deshalb von der „Stillhaltetemperatur“. In den Empfängerländern werden die Bananen in speziellen Reifereien 4 – 8 Tage kontrolliert nachgereift. Dazu wird die Temperatur allmählich auf 18 °C hochgefahren, das Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnis entsprechend gesteuert und das Pflanzenhormon Ethylen zugesetzt. Bei dieser künstlichen Reife wird die Stärke der Banane in Zucker umgewandelt. D. h. erst in diesen Bananenreifereien werden die Bananen süß und gelb. Anhand der Handelskette der Banane kann gezeigt werden, welche Akteure beteiligt sind, wenn eine Frucht weltweit gehandelt wird. Von den Kleinproduzenten und Plantagengewerkschaften, den nationalen Produzenten, den großen multinationalen Fruchtkonzernen, den Importeuren und den Supermarktketten bis hin zum Verbraucher gibt es unzählige Beteiligte. Den Rahmen für den Handel stecken die Regierungen bananenproduzierender wie importierender Länder sowie internationale Institutionen wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die Welternährungsorganisation (FAO) und die Europäische Union (EU) ab.
Export – Import
In nahezu allen subtropischen und tropischen Regionen der Erde wird die Banane mittlerweile angebaut. Ungefähr 98 Prozent der Bananenproduktion stammen aus Entwicklungsländern. 2010 wurden laut FAO 102,11 Mio. Tonnen Bananen weltweit produziert und 18,3 Mio. Tonnen (2009) exportiert. Im Laufe der Zeit veränderten sich die Anbauschwerpunkte der Bananenplantagen. In den 1980er dominierten Mittelamerika und die Karibik den Bananenexport. Bis zum Jahr 2000 verschob sich die weltweite Bananenproduktion zugunsten des südostasiatischen Raums. Der Anteil afrikanischer Länder an der Produktion von Bananen ist etwa gleich geblieben. Indien ist der größte Erzeuger der Welt mit knapp 32 Mio. Tonnen, gefolgt von Uganda, das jährlich nur 10% der Produktion exportiert. Dennoch dominieren die lateinamerikanischen Länder den internationalen Bananenhandel. So sind Lateinamerika und die Karibik für 70% des weltweiten Bananenexports verantwortlich (Stand 2011). Die heute weltweit führenden Exportnationen sind Ecuador, Costa Rica, Kolumbien, Panama und die Philippinen. Ähnlich der Bananenproduktion konzentrieren sich auch die Importländer. Die EU, die USA und Japan haben im Jahr 2000 mehr als 65 Prozent der weltweit produzierten Bananen importiert. Aber auch hier sind Veränderungen festzustellen. In den 1990er-Jahren haben sich die Zielländer der Bananenexporte gen Osten verschoben. Vor allem in Russland, Osteuropa und in China wurden mehr Bananen konsumiert. Transportkosten und -dauer spielen bei der Verteilung der Export-Importbeziehungen eine wichtige Rolle. Die USA beziehen einen großen Teil der Bananen aus Latein- und Südamerika. Man spricht z. T. direkt von „Bananenrepubliken“, da der Bananenanbau und -handel hier einen Hauptpfeiler der Wirtschaft darstellt. In der EU werden die meisten Bananen aus eigener Produktion, den AKP-Staaten (Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten) sowie Latein- und Südamerika gegessen. Anbaugebiete von Staaten der EU befinden sich auf den Kanarischen Inseln (Spanien), Guadalupe und Martinique (Frankreich), Griechenland und Portugal. Außerdem importierte die EU 8,3 Mio. Tonnen im Jahr 2009. Innerhalb der EU ist die Bundesrepublik mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 14 – 18 kg im Jahr der bedeutendste Absatzmarkt. Die Einfuhr der Bananen in die EU regelt seit 1993 die Europäische Bananenmarktordnung sowie seit September 1994 die Europäische Bananenverordnung.
Der „Bananenkrieg“ in den 1990ern
Die schließlich im Januar 1995 in Kraft getretene EU-Bananenverordnung regelt die Eigenschaften und die Qualität von importierten Bananen. Die sog. „Eurobanane“ muss eine Länge von mindestens 14 cm und eine Dicke von mindestens 27 mm besitzen. Ein weiteres Ziel der Bananenmarktordnung war die Regulierung der Quellgebiete für die Bananenimporte. Mit diesen Maßnahmen wollte die EU vor allem die eigenen Anbaugebiete in den Mitgliedsländern und den ehemaligen Kolonien der AKP-Staaten stärken. Die Produktion in diesen ausgewählten Gebieten wurde durch Beihilfen unterstützt. Außerdem wurden die „AKP-Bananen“ durch die Befreiung von Einfuhrzöllen in die EU erst konkurrenzfähig. Weiterhin wurde der Bananenimport von Regionen außerhalb der genannten Gebiete begrenzt und/oder mit hohen Einfuhrabgaben belegt. Damit konnten die drei führenden Unternehmen der Bananenproduktion aus den USA nicht mehr ihre billigen Bananen aus Südamerika ohne weiteres in die EU exportieren. Zwischen den USA und der EU entflammte der Bananenzollstreit, der auch als „Bananenkrieg“ in die Handelsgeschichte einging. Die USA erhoben bei der Welthandelsorganisation (WTO) Klage gegen die EU-Bananenverordnung. Eine Einigung wurde im Jahr 2001 erzielt. Als Ergebnis wurden die Einfuhrmengen neu reguliert und die von den USA erhobenen Strafzölle gegen die EU aufgehoben. In 2006 brandete erneut ein Handelskonflikt auf, weil den AKP-Staaten in gewissen Mengen die zollfreie Einfuhr von Bananen in die EU garantiert wurde. 2009 wurde schließlich eine Übereinkunft zwischen der EU, den USA und mehreren lateinamerikanischen Staaten getroffen und der Konflikt beigelegt.
Das Projekt BanaFair
Von jeder verkauften Banane bleiben nur ca. 15 % des Umsatzes im Anbauland, den größten Teil schöpfen ausländische Unternehmen ab. Verschiedene Initiativen wie der Verein BanaFair versuchen, diese Situation zugunsten der einheimischen Kleinbauernfamilien zu ändern. Ziel von BanaFair ist die Durchsetzung sozialer und ökologischer Mindeststandards bei der Bananenproduktion. Durch die vertraglich festgelegte Fair-Trade-Prämie erzielen die Bauern bei BanaFair einen deutlich höheren Preis auf dem Weltmarkt als üblich. Der Anbau und die Vermarktung müssen unabhängig von großen Unternehmen erfolgen. Damit die Bananenbauern ihre Interessen gegenüber den mächtigen Fruchtkonzernen besser vertreten können, werden Initiativen zur Gründung von Bananengewerkschaften auf den Plantagen unterstützt. In ausgewählten Verkaufsstellen wie Weltläden, Naturkostläden, Reformhäusern, Bäckereien und Kirchengemeinden sowie bei interessierten Einzelhändlern werden die fair gehandelten Bananen vertrieben. Der höhere Preis der Bananen ermöglicht eine Unterstützung von Projekten und Aktionen von Partnerorganisationen in bananenproduzierenden Ländern (z. B. zur Bildung).
In den 1990er-Jahren gab es große Proteste gegen Chiquita wegen umweltschädlicher Stoffe, Abrodung von Regenwald-Flächen, Vergiftungen von Mitarbeitern, Kinderarbeit und, und, und… Dinge, die andere Großkonzerne heute noch tun, ohne mit der Wimper zu zucken.
Chiquita hat sich die Proteste zu Herzen genommen, dem Druck nachgegeben und ist heute ein Paradebeispiel an Nachhaltigkeit und fairem Handel. Deshalb darf die Chiquita-Banane auch ein Siegel tragen, welches sicherstellt (durch eine Art Bananen-Plantagen-TÜV), dass die Chiquita-Banane sich an diverse Vorgaben hält.
Es geht dabei um die richtige Lagerung und dem verringertem Einsatz von Pestiziden, Recycling von Plastikmüll, angemessene Bezahlung und Sicherheit/Gesundheit für die Mitarbeiter und Ausschluss von Kinderarbeit.
Was damals gefordert wurde, ist heute nicht mehr wichtig. Kaum einer schert sich darum, woher die Banane aus dem Supermarkt kommt. Hauptsache, die EU-Norm ist erfüllt. Der Bananenpreis hat sich seit fast 20 Jahren(!) nicht mehr erhöht. Na ja, zumindest nicht erheblich. Chiquita hält das finanziell nicht mehr lange durch. Und dann wäre der Versuch, dem Druck der Öffentlichkeit nachzugeben kläglich gescheitert.
Von 1970 bis 2010 hat sich die Zahl der weltweiten Bananen-Exporte verdreifacht! Dabei sind fünf Länder besonders hervorstechend, wovon vier in Südamerika liegen: Ecuador, Kolumbien, Costa Rica, Guatemala; und die Philippinen exportieren zusammen (2010) 11,5 t von weltweit 13,9 t, d.h. 83%.
Aber auch die EU produziert Bananen – 600 000 t. In Spanien mit den Kanarischen Inseln, Frankreich mit Guadeloupe und Martinique, Griechenland mit Kreta und Laconia am Peloponnes sowie Portugal mit der Algarve, Madeira, und den Azoren. 2008 kamen 72% der in Europa verkauften Bananen aus Lateinamerika, 17% aus den APC Ländern ( African,
Caribbean and Pacific Group of States) und 10,5% aus der EU.
Rank |
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# 1 | India: | 11,000,000 metric tonnes | |
# 2 | Brazil: | 6,339,350 metric tonnes | |
# 3 | Ecuador: | 5,000,000 metric tonnes | |
# 4 | China: | 4,812,530 metric tonnes | |
# 5 | Philippines: | 3,560,800 metric tonnes | |
# 6 | Indonesia: | 3,165,730 metric tonnes | |
# 7 | Costa Rica: | 2,101,450 metric tonnes | |
# 8 | Mexico: | 1,802,280 metric tonnes | |
# 9 | Thailand: | 1,720,000 metric tonnes | |
# 10 | Colombia: | 1,570,000 metric tonnes | |
# 11 | Burundi: | 1,514,000 metric tonnes | |
# 12 | Vietnam: | 1,242,540 metric tonnes | |
# 13 | Honduras: | 860,545 metric tonnes | |
# 14 | Cameroon: | 850,000 metric tonnes | |
# 15 | Panama: | 838,266 metric tonnes | |
# 16 | Guatemala: | 732,545 metric tonnes | |
# 17 | Papua New Guinea: | 680,000 metric tonnes | |
# 18 | Bangladesh: | 624,735 metric tonnes | |
# 19 | Egypt: | 620,000 metric tonnes | |
# 20 | Uganda: | 610,000 metric tonnes | |
# 21 | Malaysia: | 535,000 metric tonnes | |
# 22 | Bolivia: | 435,100 metric tonnes | |
# 23 | Dominican Republic: | 401,766 metric tonnes | |
# 24 | Spain: | 375,200 metric tonnes | |
# 25 | Martinique: | 321,454 metric tonnes | |
= 26 | Haiti: | 290,000 metric tonnes | |
= 26 | Angola: | 290,000 metric tonnes | |
# 28 | Madagascar: | 260,000 metric tonnes | |
# 29 | South Africa: | 250,000 metric tonnes | |
# 30 | Australia: | 230,000 metric tonnes | |
# 31 | Kenya: | 210,000 metric tonnes | |
# 32 | Argentina: | 175,000 metric tonnes | |
# 33 | Cuba: | 153,546 metric tonnes | |
# 34 | Guinea: | 150,000 metric tonnes | |
# 35 | Cambodia: | 147,000 metric tonnes | |
# 36 | Guadeloupe: | 141,135 metric tonnes | |
# 37 | Jamaica: | 130,000 metric tonnes | |
# 38 | Israel: | 129,600 metric tonnes | |
# 39 | Central African Republic: | 115,000 metric tonnes | |
= 40 | Morocco: | 110,000 metric tonnes | |
= 40 | Lebanon: | 110,000 metric tonnes | |
# 42 | Pakistan: | 95,000 metric tonnes | |
# 43 | Malawi: | 93,000 metric tonnes | |
# 44 | Nicaragua: | 91,636 metric tonnes | |
# 45 | Liberia: | 90,000 metric tonnes | |
# 46 | Yemen: | 87,663 metric tonnes | |
= 47 | Saint Lucia: | 80,000 metric tonnes | |
= 47 | Zimbabwe: | 80,000 metric tonnes | |
Total: |
55,221,871 metric tonnes |
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Weighted average: |
1,150,455.6 metric tonnes |
Die metrische Tonne sind 1000 kg (um sie von der britischen mit 1016 kg und der amerikanischen mit 907,17 kg) zu unterscheiden.
Der Schwede Fredrik Gertten hat einen Dokumentarfilm über einen Prozess nicaraguanischer Bananenarbeiter gegen den US-Konzern Dole Food Company gedreht. Der im Dezember 2008 fertig gestellte Film heißt BANANAS!* und wurde für wert befunden, im Wettbewerb des Los Angeles Film Festivals zu starten. Diese offizielle Ankündigung erfolgte Anfang Mai 2009 auf einer Pressekonferenz in Los Angeles. Bereits drei Tage später ließ Dole den Trailer bei einer Anhörung vor Gericht zeigen. Die zuständige Richterin stellte aber klar, sie werde keinesfalls das Recht auf freie Meinungsäußerung einschränken; mit anderen Worten, sie werde nichts gegen die Aufführung des Films unternehmen. Daraufhin begannen die Dole-Anwälte, Briefe zu schreiben – an die Filmemacher, das Los Angeles Film Festival und alle seine Sponsoren, den Schwedischen Botschafter in den USA und später an zahlreiche Journalisten. Jeder, der sich öffentlich mit BANANAS!* beschäftigte, hatte gute Chancen, Post von den Dole-Anwälten zu bekommen. Ziel der Briefe war es, Druck auszuüben, um den Film zu stoppen. Der Vorwurf von Dole: Der Film „enthält zahlreiche falsche und verleumderische Aussagen zu angeblichen Tatsachen, die Dole und seine heutigen und früheren leitenden Mitarbeiter und Angestellten im Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren gegen Dole und andere Beklagte, eingebracht von dem Klägeranwalt Juan ‚Unfälle‘ Domínguez“, betreffen.
Die Rechnung der Dole-Anwälte schien zunächst aufzugehen: Das Los Angeles Film Festival nahm BANANAS!* aus dem Wettbewerb und zeigte den Film lediglich in einer Nebenveranstaltung mit anschließender Diskussion. Auch bei einer anderen Vorführung in Los Angeles gab es seltsame Rückzüge der Veranstalter. In den Folgemonaten versendete Dole weiterhin Briefe in alle Welt. Wechselseitig wurden Anträge bei Gericht eingebracht, und Dole reichte eine Zivilklage wegen Verleumdung gegen Filmemacher Gertten und die Produzentin Margarete Jangård ein.
Doch Gertten und seine Kollegen wehrten sich. Sie starteten ihrerseits eine Kampagne – für den Film. Mittlerweile erreichten auch Dole zahlreiche Briefe, in denen gegen den Eingriff des Konzerns in das Recht auf Redefreiheit protestiert wurde. Stellvertretend sei hier das Schreiben von Thomas Frickel erwähnt, dem Vorsitzenden der AG DOK aus Deutschland, der das Unternehmen aufforderte, seine Angriffe auf den Film und die Informationsfreiheit einzustellen. Ansonsten würde Frickel „offiziell die 850 Mitglieder der AG DOK bitten, ihre Kontakte und Möglichkeiten zu nutzen und kritische Filme oder Berichte über Dole und seine Methoden zu produzieren“. In Schweden war der Fall Thema im Parlament, und die Hamburgerkette Max nahm Dole-Fruchtsalate aus dem Angebot. Greenpeace forderte zum Boykott von Dole-Produkten auf, weil deren Kauf letztlich die Angriffe auf die Redefreiheit unterstütze. Die Kampagne des Konzerns ging, salopp gesagt, nach hinten los; sie hat Dole offensichtlich mehr geschadet als genutzt.
Dole zog inzwischen seine Zivilklage zurück, und es gab einen gerichtlichen Vergleich. Ausgestanden ist der Fall BANANAS!* aber noch lange nicht. Zuletzt gab es im Mai 2010 Anhörungen wegen des Betrugsvorwurfs gegen die nicaraguanischen Arbeiter und die Filmemacher.
Warum, möchte man fragen, fürchtet dieses Riesenunternehmen den Film BANANAS!* so sehr? Im Juli 2007 kam in Los Angeles der Fall „Tellez gegen Dole“ vor Gericht. Die Anwälte Juan Domínguez und Duane Miller vertraten 12 nicaraguanische Bananenarbeiter in einer Klage wegen „Fahrlässigkeit und betrügerischen Verschweigens“. Dem Konzern wurde vorgeworfen, das Pestizid Dibromochloropropan (DBCP), bekannt auch unter dem Handelsnamen Nemagon, u. a. auf seiner Bananenplantage in Chinandega (Nicaragua) eingesetzt zu haben. Bereits 1961 hatte eine interne Shell-Studie empfohlen, bei der Anwendung von DBCP Schutzkleidung zu tragen, weil es Auswirkungen auf die menschliche Fortpflanzung haben könnte. 1977 stellte man Unfruchtbarkeit bei kalifornischen Arbeitern fest, die mit dem Pestizid gearbeitet hatten. Ein Gerichtsverfahren in Sacramento sprach 1983 sechs der betroffenen Arbeiter, vertreten vom Anwalt Duane Miller, hohe Entschädigungen zu. 1985 wurde der Einsatz des Pestizids in den USA verboten.
Der Prozess der Nicaraguaner in Los Angeles hatte insofern eine besondere Brisanz, als es um die Folgen des Pestizideinsatzes zu einer Zeit ging, als die Gefährlichkeit von DBCP schon lange bekannt war. Trotz dieses Wissens hatte Dole in Nicaragua weiter Nemagon eingesetzt und vom Hersteller Dow Chemical unter Androhung von Vertragsstrafen weitere Lieferungen verlangt.
Genaugenommen ist BANANAS!* ein „Gerichtsfilm“, ein Film über den Prozess, die Kläger und ihre Anwälte Juan Domínguez und Duane Miller. Vor allem aber erzählt der Film davon, wie ein weltweit operierender Konzern mit seinen Arbeitern umgeht, vor allem, wenn diese aus der sogenannten Dritten Welt kommen. Und das ist ebenso spannend wie beklemmend, von der ersten bis zur letzten Minute.
Dole hat es auch geschafft, die Klage von 2935 Plantagenarbeitern auf den Philippinen wegen Krankheiten, die auf den Pestizideinsatz zurückzuführen sind, vom Gericht abschmettern zu lassen.
Die früher frei wirtschaftenden und sich selbstversorgenden Bauern auf ihren Kleinparzellen trifft man heute in Costa Rica kaum noch. Sie haben unter dem Druck der Bananenkonzerne den Monokulturen der Bananenplantagen Platz gemacht. Anfangs boten die Konzerne den Bauern Lateinamerikas noch Geldsummen für ihr Land. Wer später nicht weichen wollte, erhielt Morddrohungen oder seine Felder wurden einfach plattgewalzt. Wer sich trotzdem weigerte, gab spätestens dann auf, als er sich von einem Meer aus Bananenfeldern umgeben sah, wo vorher Regenwald stand. Die Bauern verloren aber nicht nur ihre Parzellen, sondern auch nach und nach ihre Rechte. Sie wurden und werden von den Konzernen hemmungslos ausgebeutet. Mit ihren Familien leben sie in Barackendörfern, in denen oft bis zu 8 Personen in einem Zimmer leben müssen. Die Hütten haben selten sanitäre Anlagen oder einen elektrischen Anschluss.
Bananen gelten als unbedenkliches Produkt – ihre Schale schützt das Fruchtfleisch vor Verunreinigungen. Und die deutsche Lebensmittelindustrie kontrolliert ihre Produkte ständig. Bleibt womöglich dennoch etwas vom massiven Pestizideinsatz im Bananenanbau in der Supermarkt-Ware zurück? Finden sich Spuren der Gifte auf der Schale oder sogar im Fruchtfleisch? Um das herauszufinden, hat der NDR-Autor Michael Richter konventionell angebaute Bananen und Biobananen eingekauft, die aus Ecuador stammen.
Das Geesthachter Analytik Labor (GALAB) untersucht die Stichprobe auf Hunderte verschiedener Pestizide. Lebensmittelchemiker Eckard Jantzen über das Ergebnis: „Wenn man die Banane schält, ist sie völlig frei von irgendwelchen Rückständen. Die Schadenbehandlungsmittel sind zugelassen, die Grenzwerte sind nicht überschritten und die Produkte sind verkehrsfähig und ohne Befund.“
„Ohne Befund“ heißt bei konventionellen Bananen: Im Rahmen der zugelassenen Grenzwerte finden sich durchaus Spuren von Pestiziden auf Schale und Stiel, das Fruchtfleisch ist aber praktisch frei davon. Kinder sollten also nicht in die Schale beißen und es ist besser, sich nach dem Kontakt mit Bananen die Hände zu waschen. Dennoch sind die deutschen Verbraucher auf der sicheren Seite, wenn es um den Verzehr von Bananen geht.
Sind Bio-Produkte nun garantiert rückstandsfrei?
Wer Bio-Produkte einkauft, möchte Pestizid-Belastungen schon von vornherein ausschließen. Ob Bio-Bananen aus Ecuador tatsächlich frei von Rückständen sind, lassen wir anhand einer Stichprobe im GALAB untersuchen. Überprüft werden Fruchtfleisch, Stiele und Schale. Außerdem wird die Plastikhülle untersucht, in der die Bananen für den Transport nach Deutschland verpackt wurden.
Das überraschende Ergebnis: Auch wenn konventionelle Bananen stärker belastet sind, haften auch an Bio-Bananen Spuren von Pestiziden auf Stiel, Schale und Verpackung. Das Fruchtfleisch ist allerdings unberührt. Über die Ursachen kann Laborleiter Eckard Jantzen nur mutmaßen: „Dieser Befund an Pestiziden ist völlig überraschend. Warum in Bio-Bananen diese Pestizide gefunden werden, kann ich mir nicht erklären. Es kann ja vor der Ernte, nach der Ernte, während der Ernte, während des Transportes, überall können Pestizide mit dem Produkt natürlich in Berührung kommen. Es ist ein völlig unüblicher Befund.“ Denn chemische Pflanzenschutzmittel sind beim Anbau von Bio-Lebensmitteln verboten.
Des Rätsels Lösung, so stellt sich auf Grund der Recherchen der Biokontrollstelle heraus: Das Verpackungsmaterial für die Bio-Bananen aus unserer Stichprobe wurde zusammen mit gebrauchtem Material aus der industriellen Bananenindustrie gelagert.
Kann man dann noch von Bio-Bananen sprechen? Rudi Pfeifer, Geschäftsführer der Importorganisation „BanaFair e. V.“ findet nicht, dass die Bananen deshalb ihren Biostatus verlieren müssten. „Ich denke, der Verbraucher kann nicht erwarten, dass Bioprodukte generell rückstandsfrei sind. Diese Garantie ist mit Bio nicht verbunden. […] Dabei geht es um eine andere Anbauweise, um den Verzicht auf Pestizideinsatz.“ Es ließe sich nicht zu hundert Prozent ausschließen, dass bei Sprüheinsätzen per Flugzeug etwas auf andere Plantagen herüberwehe oder es zu Kontaktkontaminationen wie im vorliegenden Fall komme, so Pfeifer. Die von Banafair importierten Verpackungen seien mittlerweile aber rückstandsfrei, so der Verein.
Startet man das im Artikel eingebettete Video (http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/lebensmittel/minuten597.html), wird einem schnell klar, dass Händewaschen sicherlich ein angebrachter Tipp ist!
Was wird denn so alles auf die Bananen versprüht? Herbizide, Fungizide und Insektizide – Bananen werden mit einem ganzen Giftcocktail besprüht. Was sind das für Stoffe, die auf vielen Plantagen großflächig zum Einsatz kommen und wie wirken sie auf den Menschen? Die Antworten gibt Dr. Hermann Kruse, Toxikologe an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, im Gespräch mit dem Autor der Dokumentation, Michael Richter. Das sind biozide, also potenziell für den Menschen giftige Stoffe, mit unterschiedlichen Wirkpaletten: Herbizide zur Vernichtung von Unkraut, Fungizide, die gegen Pilz- und Schorfbefall wirken sollen, sowie Insektizide, die Schädlinge vernichten sollen. Auf der Liste sind alle drei Stoffgruppen vertreten. Gemeinsam ist allen Wirkstoffen, dass sie auch für den Menschen schädigende Wirkung haben. Eine Vielzahl dieser Verbindungen wirkt reizend auf die Haut und die Schleimhaut. Das zeigt sich in leichter Form als Hautrötung und endet dann etwa bei Ekzemen, dem schwersten Zustand bei Hautschädigungen. Die schlimmste Wirkung ist, dass sie auch krebserzeugend wirken können. Das alles kann von diesen Stoffen ausgelöst werden, weil sie eben eine biozide Wirkung haben.
Die Stoffe werden auch nicht nur eingeatmet, sondern auch über die Haut aufgenommen. Zudem werden auch die Häuser und viele Gegenstände damit besprüht. Somit ist über längere Zeit eine weitere Belastung durch Hautkontakt zu befürchten. Eigentlich müsste Sorge dafür getragen werden, dass die Wirkstoffe nicht gleichmäßig über eine größere Fläche verbreitet werden, sondern gezielt nur dort, wo sie auch wirken sollen. Es kann also nicht sein, das die Wohnbevölkerung in unmittelbarer Nähe dieser Plantagen auch betroffen ist. Das ist unmöglich, da muss man anders vorgehen.
Das Versprühen bedeutet, dass zunächst Haut, Schleimhäute, Augen oder das Nervensystem geschädigt werden können. Wenn die Belastung nicht dauerhaft ist, werden sich die Schäden mit der Zeit aber wieder legen. Aber es sind auch einige Stoffe dabei, die nachhaltig schädigend sind. Darunter versteht man in der Toxikologie etwa krebserregende Stoffe, aber auch solche, die Schäden an ungeborenem Leben hervorrufen. Nachhaltiger kann ein Stoff gar nicht wirken, als Tumore und Missbildungen von Babys zu erzeugen. Zwei der verwendeten Wirkstoffgruppen können diese Schäden hervorrufen: Ligalex und Calibrin.
Da es sich um Arbeiter in Entwicklungsländern handelt, wo Schulungen vielleicht nicht flächendeckend stattfinden und die Menschen teilweise Analphabeten sind, ist die Ausrede der Chemiekonzerne, es würde nichts passieren, wenn nur richtig umgegangen werde mit den Pestiziden, ziemlich zynisch. Es ist unzulässig, dass man solche Substanzen Menschen anvertraut, die nicht hinreichend geschult sind, um mit solchen Substanzen umzugehen. Die Chemiefirmen, die diese Produkte auf den Markt bringen, müssen eine Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung haben. Sie müssen sich darum kümmern, dass die Anwender informiert werden und sich hinreichend vor diesen Stoffen schützen. Es muss gewährleistet sein, dass sie sie nicht einatmen oder auf die Haut bekommen.
Das Video http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/minuten601.html zeigt auf erschreckende Art und Weise auf, wie die Plantagen-Arbeiter für unsere billigen Bananen leiden.
Schülerin macht Plastik aus Bananenschalen
Bananen statt Erdöl: Eine türkische Schülerin hat eine Methode entwickelt, mit der die Schalen der gelben Südfrucht zu Plastik verarbeitet werden können. Die 16-jährige Elif Bilgin wurde nun in der Zeitschrift „Scientific American“ als Gewinnerin eines Preises vorgestellt.
Kategorie: Technologie Erstellt am 28. 06. 2013.
Während meist Erdöl als Rohstoff für die Plastikproduktion dient, kann mit Bilgins Methode die Zellulose der Bananenschale verwendet werden. Der so gewonnene Biokunststoff kann etwa zur Isolierung von Kabeln benutzt werden.
Bilgin, zu deren Vorbildern die französische Nobelpreisträgerin Marie Curie zählt, nennt die Wissenschaft ihre „Berufung“. Sie wolle daran arbeiten, „Lösungen für das wachsende Problem der Umweltverschmutzung zu finden, die aus petrochemisch erzeugtem Plastik entsteht“, sagte die Schülerin der Zeitschrift. Einige Kunststoffe werden schon heute aus biologischen Abfallprodukten hergestellt, etwa aus Mangoschalen. Am weitesten verbreitet ist aber die Herstellung von Plastik aus Erdöl.
Für ihre Arbeit erhielt Bilgin den mit 50 000 Dollar dotierten Preis „Science in Action“. Damit kann sie an einem Wettbewerb für Nachwuchsforscher teilnehmen, den der Internetkonzern Google im September in Kalifornien veranstaltet.
Sollen wir uns jetzt über die Erfindung der jungen türkischen Schülerin freuen oder könnte sie auch bedeuten, dass Bananen zur Plastikerzeugung produziert werden, was noch mehr Landgrabbing, mit Pestiziden vergiftete und versklavte Arbeiter bedeutet?
© Copyright 2013 Netzfrau Lisa Natterer
http://www.biothemen.de/Qualitaet/tropen/bananen.html
http://www.ox-fanzine.de/web/itv/437/interviews.212.html
http://maras-welt.blog.de/2013/06/07/mal-banane-zurueckzukommen-16100151/
Hier sind sehr informative Graphiken drin!!!: http://www.fairtrade.de/cms/media//pdf/2012-17_das_krumme_ding_mit_der_banane._soziale_auswirkungen_des_weltweiten_bananenhandels.pdf
http://www.unctad.info/en/Infocomm/AACP-Products/COMMODITY-PROFILE—Banana/
http://en.wikipedia.org/wiki/African,_Caribbean_and_Pacific_Group_of_States
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/fernsehen/TVKritik-Perfide-Bananen/story/30394787
http://www.youtube.com/watch?v=9RlNopfAV-o
http://rp2.abs-cbnnews.com/business/08/09/12/us-court-dismisses-filipino-workers-lawsuit-vs-dole
http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/lebensmittel/bananen115.html
http://www.seriousrankings.com/top-10-banana-producing-countries/
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