Für den die Privatisierung unseres Wassers kein ausreichender Grund ist, NESTLÉ zu boykottieren, sollte wissen, dass Nestle auch an der Ausbeutung
von 1,8 Millionen Kindern in Westafrika beteiligt ist, die auf Kakaoplantagen arbeiten.
Seitdem bekannt wurde, dass Kindersklaverei zum Alltag auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste gehört, kämpfen die großen Schokoladenhersteller wie Nestlé, Mars oder Cargill um das Vertrauen der Verbraucher: Sie versprechen Schulen, medizinische Versorgung, Bildungsprogramme. So soll das Leben der Kinder und der Bauern vor Ort erträglicher werden, damit wir in Deutschland Schokolade wieder ohne schlechtes Gewissen genießen können.
So wirbt auch Nestlé damit, dass sie Farmern beibringen, nachhaltigen Kakao ohne Kinderarbeit anzubauen. Auf den Plantagen arbeiten dennoch Kinder, wie nun ein aktueller Bericht von BBC http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-18644870 nun zeigt.
Es gibt schon seit vielen Jahren Hinweise auf Kinderarbeit auf Kakaofarmen an der Elfenbeinküste Kakaofarmen. Dem Bericht zufolge gibt es durch Macheten, die die Kinder wie Erwachsene benutzen müssen, schreckliche Verletzungen an den Kinderbeinen. Außerdem müssen die Kinder während der Ernte stundenlang arbeiten, oft sogar ohne Bezahlung.
Im Jahr 2001, unter dem Druck des US-Kongresses unterzeichnete Nestle mit anderem großen Schokoladenkonzernen eine Vereinbarung, um das Problem zu beenden – aber bis heute hat sich nichts geändert. Kinder schuften weiterhin für Schokolade. Besonders dramatisch ist die Situation an der Elfenbeinküste, wo Kinder für die Kakaobohne missbraucht werden.
Die Nahrungsmittelgesellschaft Nestlé ist nun auf das Scheitern der Kontrollen bezüglich der Kinderarbeit und anderen Missbräuchen in seiner Kakao-Versorgungskette auszuführen, hingewiesen worden.
Dieses betätigt ein Bericht von einem unabhängigen Rechnungsprüfer, der Fair Labor Association (FLA). Es kommt zu vielfachen ernsten Übertretungen des eigenen Lieferantenkodex der Gesellschaft. Der Kodex schließt Klauseln über die Kinderarbeit, Sicherheit und Arbeitsstunden ein.
Die FLA ist ein Zusammenschluss von Universitäten, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen und verfolgt das Ziel, Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen weltweit zu verbessern. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Firmen wie Adidas, Apple, H&M, Nestlé und Puma sowie diverse US-amerikanische Universitäten.
Am 26. November 2012 traf Nestlé in Kooperation mit dem Global Forum for Sustainable Supply Chains zu einem Beratungsgespräch zusammen, an dem auch die ICI (Internatonal Cocoa Initiative), Regierungsvertreter der Elfenbeinküste, zivilgesellschaftliche Organisationen, Stiftungen und Farmerverbände beteiligt waren. Im Focus des Zusammentreffens lag das Problem der Kinderarbeit in der Kakao-Zulieferkette der Elfenbeinküste. Nestlé möchte lokale Interessenvertreter zur Beratung und Unterstützung im Hinblick auf eine Verbesserung des bereits existierenden Kinderarbeits-Kontroll- und Sanierungssystems heranziehen, welches das Unternehmen zusammen mit der ICI entwickelt hat und welches als Pilotprojekt bereits in mehreren Gemeinden in der Elfenbeinküste eingeführt wurde.
Es ging bei dem Zusammentreffen im November um zwei wesentliche Topics: Zum einen um die Identifizierung von Schlüsselindikatoren, um die Effektivität des Systems zu messen. Zum anderen allgemein um die Frage, inwiefern Interessenvertreter das Unternehmen unterstützen können. 1)
Bereits 2012 hatte Nestlé einen Aktionsplan vorgelegt, um die Produktivität auf Farmebene zu erhöhen, Farmvereinigungen zu stärken und die Beziehungen entlang der Zulieferkette zu verbessern. Das Thema Sozialstandards ist dabei nur eines neben vielen und der Focus liegt hierbei auf der Sensibilisierung von Mitarbeitern und Bauern im Hinblick auf Kinderarbeit. Auf der Homepage des Unternehmens steht Bezug nehmend auf einen Bericht der FLA: „Im Bericht wird vermerkt, dass eine effektive Strategie zur Überwindung des Problems damit beginnen muss, die Haltung und Auffassungen der Menschen in der Kakaozulieferkette und in den Gemeinden zu ändern, in denen sie leben.“ (Nestlé Cocoa Plan) 2)
Kakao ist das Rohprodukt der Schokolade, womit die Industrie einen Umsatz von mehr als $ 90 Mrd bzw. £ 58 Mrd. £ pro Jahr macht.
Anfang Juli veröffentlicht Barry Callebaut AG, der weltweit größte Schokoladenproduzent mit Sitz in Zürich, der unter anderem Konzerne wie Nestle, Cadbury, Mars und Unilever beliefert, dass in den vergangenen neun Monaten des Geschäftsjahres 2012/13 um 8,2 Prozent mehr Schokolade verkauft wurde als im Vergleichszeitraum. In Gewicht ausgedrückt waren es 1,1 Millionen Tonnen. Der weltweite Schokolademarkt legte nur um 1,9 Prozent zu.
Was CEO Jürgen Steinemann nicht gefällt sind die Preisstürze bei Kakao und Zucker – Kakao, die wurden seit März 2011 um 40 Prozent, Zucker um mehr als 50 Prozent korrigiert – sorgten für ein leichtes Umsatzminus von 0,5 Prozent. Barry Callebaut gibt 80 Prozent der Rohstoffpreisveränderungen an seine Kunden weiter. Aber was des anderen sein Leid, ist für den CEO die Freud, denn dem CEO Steinemann konnten die zuletzt wieder gestiegenen Preise für Kakao behilflich sein. Grund dafür ist die Trockenheit in Westafrika: Die Elfenbeinküste und Ghana, die zwei größten Kakaoanbaunationen der Welt, brauchen dringend Regen. Was interessieren solche Menschen, wie Steinemann (Barry Callebaut) und Peter Brabeck (Nestlé), das Schicksal der betroffenen Menschen! Wie sagte Brabeck: „Wasser ist nur ein Lebensmittelstoff und muss deshalb wie andere auch privatisiert werden. Wasser ist eine Resource, die am besten von Geschäftsleuten gemanagt werde.“
Interessiert einen Herrn Steinemann nicht, dass es Zertifikate gibt, die gerade Kinderarbeit verhindern sollte? Wie hieß es so schön: „Von der seit 2010 bestehenden Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance in der Elfenbeinküste sollen zukünftig auch Kakaobauern in Kamerun profitieren. Hier begann jüngst eine einjährige Schulung zur Vorbereitung auf die Rainforest-Alliance-Zertifizierung. 3)“
Die Schokoladenindustrie, darunter auch Barry Callebaut[4], unterzeichnete im September 2001 das sogenannte Harkin Engel Protokoll. Dieses Protokoll beinhaltet Maßnahmen, die bis 2005 zur Beendigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit bzw. -sklaverei in der Kakaoindustrie führen sollten.[5] Eine Reportage der ARD kam 2010 zu dem Schluss, dass große Firmen wie Mars Inc., aber auch Barry Callebaut oder Nestlé nach wie vor Kindersklaverei „zumindest dulden.“[6] Eine Evaluation der Tulane-Universität stellte 2011 fest, dass von den sechs im Harkin-Engel-Protokoll genannten Maßnahmen keine einzige vollständig umgesetzt wurde.[7]
Das Harkin Engel Protokoll
Der UNICEF Report und der Menschenrechtsbericht des U.S. State Department über westafrikanische Kakaobauern, die versklavte Kinder aus Mali, Burkina Faso und Togo halten, wurden bis zur Jahrtausendwende wenig beachtet. Erst spätere Medienberichte lösten großes Entsetzen in der Öffentlichkeit aus. So auch beim amerikanischen Kongressabgeordneten Eliot Engel im Jahr 2001.
Das No-forced-labor-Label…
Engel fühlte sich dazu veranlasst, etwas in diesem Bereich zu unternehmen. Er entwarf ein Gesetz, wonach ein Zertifizierungssystem entwickelt werden soll, dessen Label no forced labor den Konsumierenden garantiert, dass in der Produktionskette des jeweiligen Schokoladenherstellers keine Sklavenarbeit vorkommt. Im Senat weckte dieser Vorschlag die Aufmerksamkeit von Tom Harkin, dem Vorsitzenden des landwirtschaftlichen Komitees. Der Gesetzesvorschlag gewann mehr und mehr an Popularität. Inzwischen hatte sich die Chocolate Manufacturers Association (CMA) eingeschaltet und versuchte, das Gesetz zu blockieren. Die CMA-Mitglieder glaubten, dass nur ganz wenige Produkte mit einem No-forced-labor-Label versehen werden könnten, was gleichzeitig implizieren würde, dass alle anderen Schokoladeprodukte mithilfe von Sklavenarbeit produziert werden. Die Angst war groß, dass dies zu einem Schokoladen-Boykott durch die Konsumierenden führen würde und die sechs weltweit größten Unternehmen, die 50 Prozent der Kakaobohnen verarbeiten, in den Ruin getrieben würden.
…wird ersetzt durch das Harkin-Engel-Protocol
Da es aber schwierig war, die Senatsmitglieder davon zu überzeugen, nicht gegen Sklaverei zu opponieren, suchte die CMA Harkin und Engel auf, um mit ihnen eine Alternative auszuhandeln. Die Schokoladenindustrie schlug vor, anstelle eines Labeling-Programms ein internationales Protokoll zu unterstützen. Ziel dieses Protokolls, das von allen Stakeholder-Gruppen der Industrie, von nationalen Regierungen und internationalen NGOs mitgetragen wird, ist, die Standards von Kinderarbeit zu verbessern und eine Zertifizierung von Kakao zu erarbeiten, die Sklavenarbeit verbietet. Zum Ärger der Industrie bestanden Harkin und Engel auf einen vorgegebenen Zeitrahmen von vier Jahren für die Entwicklung eines solchen Programms.
Auch Nestlé ist dabei
So kam es zu einem Abkommen zwischen Harkin, Engel, dem Botschafter der Elfenbeinküste, Youssoufou Bamba, und den Mitgliedern der CMA und der World Cocoa Foundation, welches einen globalen Standard für Kinderarbeit erstellte. So entstand das Harkin Engel Protocol (auch Cocoa Protocol genannt), das am 19. September 2001 unterzeichnet wurde. Zu den Unterzeichnenden gehören die weltweit größten Schokoladenproduzenten Hershey, Nestlé (Schweiz), Barry Callebaut(Schweiz), Mars, World’s Finest Chocolate, Guittard Chocolate Company, Bloomer Chocolate Company und Archer Daniels Midland Co. Kernaussage des Protokolls ist:
The protocol states that «industry in partnership with other major stakeholders will develop and implement credible, mutually- acceptable, voluntary, industry-wide standards of public certification, consistent with applicable federal law, that cocoa beans and their derivative products have been grown and/or processed without any of the worst forms of child labor.»
Die Industrievertreter glauben selbst nicht daran.
Das Ziel, das Protokoll bis 2005 umzusetzen, wurde verfehlt. Die Schokoladenindustrie bat um weitere drei Jahre für die Umsetzung. Insgeheim glaubten viele der Industrievertreter, dass diese Art von Zertifizierung unrealistisch sei. Kakao wird in Westafrika auf über 600 000 Farmen produziert. Zu versichern, dass all diese Plantagen, die meistens tief im Buschland angelegt sind, die Gesetze zu Kinderarbeit respektieren, scheint undurchführbar. Dazu kommt, dass die Kakaobohnen von unzähligen Plantagen vermischt werden, bevor sie aufs Schiff verladen werden. Somit ist es unmöglich, zu unterscheiden, welche Kakaobohnen von welchen Plantagen stammen und ob diese die Standards der Kinderarbeit berücksichtigen oder nicht.
Auch aktuell stellen wir fest, dass sich nichts an der Situation ändert.
1.8 Millionen Kinder im westlichen Afrika werden für die gefährliche Kinderarbeit missbraucht.
Der Druck der Verbraucher wird größer, das bekommt auch Nestlé zu spüren. So teilte Nestlé auf seiner Homepage mit, das die FLA im Januar unabhängige Experten in die Elfenbeinküste schicken wird, um Nestlés Kakao-Versorgungskette zu untersuchen. Sollte es Beweise für das Vorhandensein von Kinderarbeit geben, wird die FLA die Gründe dafür ermitteln und Nestlé dabei beraten, wie das Problem nachhaltig und auf Dauer gelöst werden kann.
Und wie wir nun dem BBC–Bericht entnehmen können, hat die FLA Beweise von Kinderarbeit gefunden.
Die FLA-Ermittlungsbeamten haben die Reise des Kakaos verfolgt. Vom den schlechtesten Ausfuhrhändlern und den entferntesten Dörfern, die direkt an Nestlé verkaufen.
So stellten sie fest dass, das Nestle zwar seinem Lieferantenkodex zustimmt, aber das war’s auch, trotz des Wissens, dass die Versorgungskette viele Missstände in verschiedenen Etappen der Versorgungskette aufweist.
„Jetzt, da seine Versorgungskette kartografisch dargestellt worden ist“, sagt der FLA Präsident Auret van Heerden der BBC, „Wird Nestlé sich verantwortlich zeigen müssen. Weil die schon zu lange existierende Kinderarbeit in der Kakao-Produktion Jedermanns Problem und deshalb Niemandes Verantwortung gewesen ist.“
Verletzungen, die durch Macheten verursacht werden, die verwendet werden, um Kakao-Schoten zu ernten, wurden in den Bericht mit aufgenommen.
„Nesté muss nun die direkte Verantwortung übernehmen, um die Gefahren zu vermindern,“ FLA Präsident Auret van Heerden.
Es gibt diese Beweise der Kinderarbeit auf den Kakao-Farmen von der Elfenbeinküste schon viele Jahre. ‚Höchste Priorität‘ nennt Nestlé nun die Vermeidung des Missbrauchs an Kindern für die Kinderarbeit. Nestlé hat jetzt einen ausführlichen Plan entworfen, die das Problem beheben, soll.
Die Hauptaufgabe der FLA besteht darin, Nestlé beratend zu unterstützen, um die Bemühungen zur Beseitigung der Kinderarbeit effizienter und transparenter machen, so steht es auf der Homepage von Nestlé.
Schokolade: Immer noch kein harmloser Genuss?
Nein, wie man dem aktuellen Bericht entnehmen kann und schaut man sich die Dokumentation „Schmutzige Schokolade II“ an, so ist auch weiterhin auf Kakaoplantagen in Westafrika Kinderarbeit keine Seltenheit. Die Industrie wollte das ändern, aber wollen ist nicht gleich tun! Die Doku zeigt erschreckende Bilder.
Wem die Privatisierung unseres Wassers nicht Grund genug ist, um NESTLÈ zu boykottieren, der sollte nun weitere ausreichende Gründe gefunden haben.
Netzfrau Doro Schreier
Quellen:
1.Addressing Child labor in Nestlé’s Cocoa Supply Chain in Côte d’Ivoire
2. Nestlé sets out actions to address child labour
3.News Barry Callebaut vom 17. August 2012
4.Schmutzige Schokolade. Reportage/Dokumentation von Miki Mistrati im Auftrag des NDR, 43:23 Minuten, deutsche Erstausstrahlung am 6. Oktober 2010 in Das Erste, abrufbar unterhttp://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136? documentId=8577084, Stelle: 5:25
5. http://www.cocoainitiative.org/en/reports/harkin-engel-protoco
6. Schmutzige Schokolade. Reportage/Dokumentation von Miki Mistrati im Auftrag des NDR, 43:23 Minuten, deutsche Erstausstrahlung am 6. Oktober 2010 in Das Erste, abrufbar unterhttp://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=8577084, Stelle: 40:02-41:30
8. http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/schmutzigeschokolade137.htm
9. http://wirtschaftsblatt.at/home/boerse/international/1426867/Kakaopreis-sorgt-fuer-Umsatzminus
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