Gemüse – Fleisch – Fisch – gentechnisch veränderte Saaten – so schließt sich der Kreis unserer „Lebensmittel, die diesen Namen nicht mehr verdienen.
Das EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, die Verfütterung von Tiermehl aus nicht wiederkäuenden Tieren teilweise wieder zuzulassen. Tierisches Eiweiß war aus allen Futtertrögen verbannt worden, um die Verbreitung der Rinderkrankheit BSE zu stoppen.
In Wolfgang Groths Offenstall wuseln Dutzende Schweine durchs Stroh. Noch ein paar Wochen Kraftfutter, dann haben sie ihr Schlachtgewicht auf den Rippen.
„Wir füttern unseren Schweinen eine Getreide-Soja-Mischung – wie das heutzutage üblich ist“,
sagt Groth. Vor allem das Soja lässt die Schweine wachsen. Denn es enthält viel pflanzliches Eiweiß. Wolfgang Groth kauft es beim Kraftfutterwerk im nahe gelegenen Kehl am Rhein.
Per Schiff landen Millionen Tonnen Soja aus Übersee in Europas Häfen. Die weltweit große Nachfrage nach dem wertvollen Eiweißlieferanten treibt den Preis – das spürt auch Wolfgang Groth. Zumal er nur gentechnikfreies Soja verfüttert – was zusätzlich kostet.
„Das geht ganz schön ins Geld, ja. Wir haben Futterkosten, die sind um 30 Prozent gestiegen innerhalb des letzten Jahres. Das geht jetzt schon an die Existenz in Moment“, so Groth. „Weil einfach die Fleischpreise zwar nicht im schlechten Preis verharren – aber das passt nicht zu den Futterkosten.“
Überall in Deutschland und Europa klagen Nutztierhalter über die horrenden Futterpreise – allen voran die Schweinemäster. Um etwas weniger abhängig von Sojaimporten zu werden, würden sie liebend gerne auf eine andere Ressource zurückgreifen: sogenannte Schlachtabfälle.
Denn sie enthalten – genau wie Soja – viel Eiweiß und fallen auf Europas Schlachthöfen ohnehin tonnenweise an. Seit der BSE-Krise Ende der 1990er-Jahre allerdings ist tierisches Eiweiß aus allen Futtertrögen verbannt. Aber: „Das passt nicht mehr in die heutige Zeit rein“, sagt Michael Bauernschmid, Geschäftsleiter des Offenburger Schlachthofs. Auch er ist dafür, dass die Überreste von gesunden Tieren verfüttert werden dürfen – jetzt, wo BSE in Europa nahezu ausgemerzt ist. Rinderköpfe und anderes Risikomaterial natürlich nicht, sagt Bauernschmid. Aber eben Tierteile, die zwar für den menschlichen Verzehr geeignet sind, die aber praktisch niemand essen will: sogenanntes Kategorie-III-Material.
„K3 sind die Augen, die Lider, die Därme , wenn sie entleert sind – praktisch das, was beim Schweineschlachten übrig bleibt“, erläutert Bauernschmid.
Ein Teil dieser Tierreste wird schon heute aufbereitet und als Dünger oder Haustierfutter verkauft – das ist erlaubt. Ein großer Teil aber wird in Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt. Wenig sinnvoll, sagt nun auch das EU-Parlament – denn das tierische Eiweiß könne als Futter auch für Nutztiere mehr Vorteile bringen: Die Abgeordneten haben deshalb gestern gefordert, das strikte Tiermehl-Verfütterungsverbot zu lockern.
„Vielleicht klingt Tiermehl, tierische Abfälle nicht besonders ästhetisch“,sagt Dagmar Roth-Behrendt von der SPD.
„Aber das ist das, wovon Tiere sich eben auch ernähren. Hühner würden, wenn man sie lassen würde, nun mal Würmer und vieles andere picken und fressen und Schweine brauchen auch Proteine.“
Die Abgeordneten knüpfen die Verfütterung allerdings an strenge Sicherheitsauflagen: Tierische Eiweiße dürfen niemals an Rinder oder andere Wiederkäuer gehen, sondern nur an Allesfresser. Und auch nur dann, wenn das Tiermehl vorher gegen mögliche Krankheitserreger hitze- und druckbehandelt wurde. Kannibalismus, also das Füttern mit Fleischresten eigener Artgenossen, bleibt verboten.
Unter diesen Bedingungen gehe von Tiermehl keine Gesundheitsgefahr aus, sagt Dagmar Roth-Behrendt. Vielmehr sei die Wiederzulassung von tierischem Eiweiß sogar ein Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit und weg von den umweltschädigenden Sojamonokulturen in Südamerika.
„Es werden weite Flächen des Regenwaldes abgeholzt, um dort Soja anzubauen, oft gentechnisch verändertes Soja. Das kann nicht die Alternative sein, während wir gleichzeitig Teile von Schlachttieren hier im Grunde auf den Abfall geben“, so Roth-Behrendt.
Schweinehalter Wolfgang Groth sieht das ganz genauso.
Am 1.Juni 2013 ist es so weit!
Das als Reaktion auf die Rinderkrankheit BSE verhängte Tiermehlverbot läuft nach zwölf Jahren am 1. Juni 2013 aus. Damit ist laut EU-Kommission Tiermehl aus nicht-wiederkäuenden Tieren wie Schweinen oder Hühnern wieder als Futtermittel für Fische und andere auf Aquafarmen gezüchtete Tiere zulässig. In der Schweiz war Tiermehl von Nichtwiederkäuern für die Fischfütterung nie verboten.
Schätzungsweise die Hälfte der Meeresfrüchte weltweit kommt nicht aus dem traditionellen Fang von Wildarten, sondern aus “Aqua-Kulturen” – eine andere Bezeichnung für Unterwasserfabriken mit Massenzüchtung. Wie schon beschrieben, ähneln sich die Probleme der Land- und Unterwasserzucht: Auch unter Wasser werden die Tiere zusammengepfercht und sind dadurch anfälliger für die Übertragung von Infektionserkrankungen. Auch hier wird überdurchschnittlich viel Unrat erzeugt, der die unmittelbare Umwelt belastet. Und auch hier sind bislang „seltsam“ anmutende Futtermittel zum Einsatz gekommen, wie hydrolysierte Hühnerfedern etc.
Noch sinnloser erscheint das Verfüttern von Fisch, um Fische zu züchten. So braucht es 5 Kilogramm Wildfisch, um 1 Kilogramm Lachs zu produzieren. Diese Negativ-Bilanz trägt dann erheblich zur Überfischung der umliegenden Region bei. Und wenn man dann auch noch z. B. Lachs in Chile züchtet, wo dieser Raubfisch überhaupt nicht vorkommt, dann stellen die ausgebüxten Fische eine weitere Bedrohung der heimischen Arten dar.
Hier stürzen sich die Befürworter der genetischen Soja sofort auf das Argument, dass die Soja für Fische einen zusätzlichen Fang von Wildfischen überflüssig macht und so die Überfischung reduziert. Das mag zwar in Bezug auf diesen Punkt richtig sein, setzt aber keineswegs die anderen Problempunkte außer Kraft und fügt obendrauf andere noch dazu.
Für die Soja-Hersteller wäre dieses Ansinnen eine tolle Ausweitung ihrer Märkte. Denn natürlich gibt es auch genetisch modifizierte Soja nicht umsonst. Sie ist einfach nur billiger als artgerechtes Futter. Deshalb werden die Mastbetriebe ja schon damit versorgt.
Aber niemand weiß bislang, wie die Fische sich unter einer Soja-Diät entwickeln werden. Niemand weiß bislang, was es für das Meer bedeutet, wenn tonnenweise Soja als Futter ins Wasser gekippt wird. Welche Reaktionen und Veränderungen erfolgen im Laufe der Zeit, wenn sojaspezifische Proteine, vor allem die genetisch veränderten Substanzen aus der Soja ins Wasser gelangen und über diesen Weg von anderen freilebenden Arten aufgenommen werden? Eine Verbreitung von diesen Substanzen ist auf dem Wasserweg viel schneller und viel einfacher zu bewerkstelligen als auf dem Land.
Damit hätte man zwar vordergründig der Überfischung Einhalt geboten, da statt Wildfisch nur noch Soja verfüttert wird, aber durch die Verunreinigung der Gewässer durch die sojaspezifischen Substanzen könnte es zu einer Reduktion der natürlichen Fischpopulationen kommen, was dann noch nachhaltiger wäre als einfaches Überfischen. Unter diesen Bedingungen kann man kaum noch an ein Nachwachsen der Populationen denken, da die von der Soja „vergiftet“ worden sind.
Macht sich eigentlich jemand Gedanken über die folgende Tatsache?
Nach der Verunreinigung der Umwelt mit Soja gibt es dann auch noch eine signifikante Verunreinigung durch den vermehrten Dung der Fische. Denn Soja-Fische produzieren mehr Abfall als natürlich ernährte Fische. Die Soja selbst trägt neben ihren spezifischen Substanzen auch noch Reste des Herbizids “Roundup ®”, das auf diese Art ebenfalls ins Meerwasser gelangt. “Roundup ®” ist ein Umweltgift der Sonderklasse.
Roundup
• Roundup ist das weltweit meist verkaufte Breitbandherbizid.
• Es ist gegen alle, ein- sowie zweikeimblättrige Unkräuter wirksam.
Wirkstoff
• Glyphosat
Hersteller
• Monsanto patentierte den Wirkstoff Glyphosat in den 70ern in den USA und brachte ihn 1974 als Pflanzengift Roundup ® als erstes auf den Markt. Heute ist Monsanto führender Hersteller sowohl von glyphosathaltigen Herbiziden (Roundup®) als auch von glyphosatresistenten gentechnisch veränderten Pflanzen (Roundup®-Ready-Kulturen).
• Das Patent ist mittlerweile in den meisten Ländern abgelaufen.
• Glyphosathaltige Herbizide werden nun auch von anderen Konzernen hergestellt, wie z. B. Touchdown von Syngenta oder Durango von Dow AgroSciences.
Halbwertszeiten
• Glyphosat: 3 – 250 Tage
• AMPA: 78 – 240 Tage, unter Umständen weit über zwei Jahre
Gesundheitliche Risiken
• Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukten wirken bei direktem Kontakt über Haut oder Atemwege toxisch. Tallowamin erleichtert als Netzmittlel das Eintreten von Glyphosat in pflanzliche Zellen. Damit wird auch der Eintritt in menschliche und tierische Zellen erleichtert, was die Toxizität von Glyphosat erhöht.
• Glyphosat kann zur Schädigung menschlicher Zellen und Störungen der Embryonalentwicklung bei Wirbeltieren führen. Es gibt Hinweise darauf, dass es in die Hormonbildung eingreift und krebserregend ist.
• In Regionen Lateinamerikas, in denen großflächig glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden und Glyphosat in hohem Ausmaß als Herbizid eingesetzt wird, gibt es eine erhöhte Rate an Fehlgeburten, Fehlbildungen von Neugeborenen und Krebserkrankungen. Dieser Zusammenhang wurde bisher aber nicht wissenschaftlich untersucht.
• Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukte können über verschiedene Wege auf Pflanzen, Tiere und Menschen übertragen werden: z. B. direkte Applikation, Aufnahme über den Boden, Futterquellen und Aufnahme durch die Haut.
• Durch die Anreicherung in gentechnisch veränderten Sojabohnen, die in großen Mengen als Futtermittel nach Europa importiert werden (ca. 35 Mio. Tonnen), gelangt Glyphosat auch in unsere Nahrungskette
Fazit: Ich habe die Wahl zwischen „Pest und Cholera“!
Ich gehe in den Fischladen und kaufe Fisch.
Der Fisch ist mit Soja gefüttert, das vielleicht aus China kommt, wo Böden und Wasser schon total vergiftet sind. Oder aus sonst einem weit entfernten Land. Oder ab Juni jetzt auch mit Tiermehl. Aus Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln (Soja, Mais, Weizen) gefüttert wurden, auf denen jede Menge Pflanzenschutzmittel, Antibiotika und was-weiß-ich-noch haften geblieben sind.
Ich glaub, da pfeife ich auf die wertvollen Omega 3 Fettsäuren aus Seefisch und greife auf inländische Bio-Flussfische zurück.
Vielleicht ist der Fisch, den ich kaufen möchte, aber auch einer von diesen: Genmanipulierten Lachsen wurde ein fremdes Gen mit der „Bauanleitung“ für Wachstumshormone eingebaut.
Diese Fische mit einem artfremden Gen werden bis zu 6 mal schwerer und wachsen bis zu 13 mal schneller als normale Lachse. Was die normale Züchtung nicht erlaubt, schafft die Gentechnik. Sie überschreitet Artgrenzen. Menschliche Gene in Tieren, tierische Gene in Pflanzen…
Wenn allerdings Monsanto jetzt auch Europa durch die Hintertür betritt, indem er sich ganz unschuldig bei einem der größten Saatguthersteller in Deutschland, nämlich der Fa. Dieckmann, beteiligt (darüber berichteten wir kürzlich), ist zu befürchten, dass auch bei uns bald Raps, Roggen, Mais und Sonnenblumen ausgesetzt werden, die gentechnisch verändert wurden und einen Großeinsatz von Pestiziden nach sich ziehen.
Fleisch ist auch keine Alternative zum Fisch mehr und dabei denke ich gar nicht an die versteckten Pferdeanteile im Rindfleisch – auch hier gilt: Bio ist (möglicherweise) die bessere Variante für alle Fleischtiger.
Von Pute ist auch demnächst abzuraten, weil Monsanto plant seinen Großeinstieg in die Ukraine!
Deutschland importiert u. a. Putenfleisch aus der Ukraine.
Wer hat das beschlossen? Der Botschafter der Ukraine Olexander Motsyk und Monsantos Agrar-Präsident Brett Begemann.
Die Ukraine entwickelt sich zu einer Verarbeitungsindustrie zur Erzeugung von Rapsöl und genmanipulierten Soja.
Die Fleischerzeugung in der Ukraine steigt deutlich und die landwirtschaftlichen Verhältnisse sind ideal.
Wir Konsumenten sind JETZT gefordert, zu demonstrieren, dass wir nicht willens sind, uns von einer profitgierigen Machtstruktur einschüchtern bzw. vergiften zu lassen.
© Copyright 2013 Lisa Natterer, Netzfrauen
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http://www.topagrar.com/news/Markt-Marktnews-Immer-mehr-Sojabohnen-aus-der-Ukraine-1121838.html
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