Weltweit sterben massenweise Bienen. Für ihren Tod ist vor allem der Mensch verantwortlich. Die langfristigen Folgen sind dramatisch: Nicht nur die Artenvielfalt ist bedroht, auch die Ernteerträge sind in Gefahr. Wenn Äpfel, Gurken und Nüsse rar würden, könnten den Menschen am Ende viele wichtige Nährstoffe fehlen.
Pestizide wirken wie Nervengift
Die Gründe, warum ganze Bienenvölker in Europa, Nordamerika und Asien schwinden, sind vielschichtig. Zum Großteil sind sie menschengemacht. Monokulturen in der industrialisierten Landwirtschaft bieten den Insekten nicht genug Nahrung.
Was auf den Feldern wächst, wird zudem reichlich gedüngt und mit Pestiziden behandelt.
Dass die Europäische Kommission im Mai dieses Jahres den Einsatz von drei Pestiziden aus der Gruppe der Neonikotinoide untersagt hat, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die verbotenen Pestizide wirken auf Bienen wie Nervengift, nehmen ihnen den Orientierungssinn, das Kommunikationsvermögen und die Kraft, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Das Verbot gilt zunächst für zwei Jahre. Danach will die EU untersuchen, wie es die Bienenpopulation beeinflusst hat.
Wissenschaftler entdecken in einer aktuellen Studie, was die Bienen tötet. Es ist schlimmer, als es schon vermutet wurde.
Bienen sind einem Cocktail von Pestiziden ausgesetzt, das wird nun durch eine aktuelle Studie deutlich.
Wie wir der Studie entnehmen können, hat das mysteriöse Honig-Bienen-Sterben, welche Getreide im Wert von 30 Billionen US-Dollar bestäuben, die amerikanische Population der Honigbiene (apis mellifera) so dezimiert, dass nach noch einem harten Winter die Felder brachliegen. – Nun tut es finanziell weh!!
Jetzt hat eine neue Studie einige der möglichen Ursachen von Bienensterben aufgedeckt. Die ziemlich beängstigenden Ergebnisse zeigen, dass es viel schwieriger ist, die Ausrottung der Bienen aufzuhalten als angenommen.
Wissenschaftler haben sich bemüht, den Auslöser für das sogenannte Colony Collapse Disorder (CCD) zu finden, welches schätzungsweise 10 Millionen Bienenvölker im Wert von 2 Milliarden US-Dollar im Laufe der letzten sechs Jahre vernichtet hat. Unter Verdacht standen Schädlingsbekämpfungsmittel, krankheitstragende Parasiten und schlechte Nahrung. Aber in einer erstveröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift PLoS ONE, haben Wissenschaftler an der University of Maryland und dem US Department of Agriculture ein Hexengebräu von Pestiziden und Fungiziden identifiziert, welches die Blütenpollen verseucht, die die Bienen sammeln, um ihre Brut in den Bienenstöcken zu füttern.
Die Ergebnisse liefern neue Forschungsinformationen, warum eine große Anzahl von Bienen stirbt, obwohl sich eine spezifische Ursache von CCD nicht identifizieren lässt, in dessen Folge ein kompletter Bienenstock sofort stirbt.
Als Forscher Pollen von Bienenvölkern an der Ostküste abholten, die Preiselbeere, Wassermelone und andere Ernten bestäubten und es an gesunde Bienen verfütterten, zeigten jene Bienen einen bedeutsamen Rückgang ihrer Fähigkeit, Infektionen durch einen Nosema ceranae genannten Parasiten zu widerstehen.
Beeinflussen die Pestizide, ob sich die Bienen mit Nosema ceranae infizieren?
Die Nosemose ist eine durch die Einzeller Nosema apis oder Nosema ceranae (Microspora) verursachte Erkrankung bei Honigbienen. Die Krankheit ist hochansteckend. Nach neuesten Erkenntnissen durch mehrere aktuelle Studien aus den USA und Frankreich erkranken mit Pestiziden belastete Honigbienen eher.
Der Parasit wird in Zusammenhang mit CCD gesehen, obwohl sich die Wissenschaftler bemüht haben, darauf hinzuweisen, dass ihre Ergebnisse nicht in direktem Zusammenhang mit Schädlingsbekämpfungsmitteln stehen. Der Blütenstaub wurde durchschnittlich mit neun verschiedenen Schädlingsbekämpfungsmitteln und Fungiziden verseucht, in einer Probe haben Wissenschaftler sogar 21 verschiedene landwirtschaftliche Chemikalien entdeckt. Wissenschaftler identifizierten acht Chemikalien, welche zu einem gesteigerten Infektionsrisiko mit dem Parasiten führten.
- im Schnitt enthielt eine Pollenprobe durchschnittlich neun Pestizide.
- In einem Fall waren 21 unterschiedliche Pflanzenschutzmittel enthalten.
- Insgesamt entdeckten die Forscher 35 verschiedene Pestizide.
- Herbizide waren in gut einem Viertel der Proben zu finden, Insektizide und Fungizide in jeder Probe.
- Der Anteil von zwei Substanzen überstieg in mindestens einer Probe die sogenannte mittlere letale Dosis. Das heißt: Würden die Tiere allesamt solche Mengen aufnehmen, würde die Hälfte des Bienenvolks innerhalb von ein bis zwei Tagen sterben.
Bei Bienen, die mit Fungiziden verseuchten Blütenstaub als Nahrung aufgenommen hatten, war die Ansteckungsgefahr mit dem Parasiten dreimal so hoch. Nach weit verbreiteter Ansicht war man der Meinung, dass Fungizide für Bienen harmlos seien, weil sie entworfen worden waren, um Pilze auf Getreide abzutöten und keine Insekten.
„Es gibt zunehmend Beweise, dass Fungizide Auswirkungen auf Bienen haben und diese beeinträchtigen, und ich denke, es unterstreicht die Notwendigkeit, darüber nachzudenken, wie wir diese Chemikalien in der Landwirtschaft beschriften,“ sagte Dennis van Engelsdorp, Autor der Studie, zu Quartz.
Etiketten auf Schädlingsbekämpfungsmitteln warnen Landwirte davor, Gifte nicht auszubringen und zu spritzen, wenn bestäubende Bienen in der Umgebung sind, aber solche Vorsichtsmaßnahmen gelten für Fungizide nicht.
Die Bienenpopulation in den USA ist so niedrig, dass 60% der überlebenden Kolonien des Landes gerade ausreichen, um in Kalifornien das Getreide und die Mandeln zu bestäuben. Das ist nicht nur ein Westküsten-Problem – Kalifornien liefert 80% der Welternte an Mandeln, ein Marktwert von 4 Billionen US-Dollar.
In den letzten Jahren ist eine Klasse von neuro-aktiven Insektiziden, Neonicotinoide bekannt geworden, welche im engen Zusammenhang mit dem Bienen-Sterben stehen sollen. Im April dieses Jahres (2013) wurde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit der Einsatz des Schädlingsbekämpfungsmittels für zwei Jahre verboten, wo die Bienen-Population ebenfalls stark abgenommen hatte.
Aber vanEngelsdorp, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Marylands, sagt, dass die neue Studie zeigt, dass die Wechselwirkung von vielfachen Schädlingsbekämpfungsmitteln die Gesundheit der Biene beeinträchtigt.
Das Schädlingsbekämpfungsmittel-Problem ist an sich viel komplizierter, als es in der Öffentlichkeit dargestellt werden kann. Es ist viel komplizierter, als dass die Lösung im Verbot einer Klasse des Produktes liegt.
Die Studie fand heraus, es gibt weitere Komplikationen im Bemühen, die Bienen zu retten: US-Honigbienen, die Nachkommen der europäischen Bienen sind, bringen keinen Blütenstaub von heimischen nordamerikanischen Getreide, sie sammeln Bienen-Futter von nahe gelegenem Unkraut und von Wildblumen. Dieser Blütenstaub wurde jedoch ebenfalls mit Schädlingsbekämpfungsmitteln verunreinigt, wenn auch diese Pflanzen nicht das eigentliche Ziel des Sprühens waren. Es ist nicht klar, ob die Schädlingsbekämpfungsmittel zu diesen Pflanzen treiben, aber wir müssen die landwirtschaftliche Sprüh-Methoden neu in Augenschein nehmen,“ sagt vanEngelsdorp.
Die EU hat zwar kürzlich die Nutzung mehrerer Insektizide zeitweise verboten oder stark eingeschränkt – die aktuelle Studie zeigt jedoch, dass es wahrscheinlich nicht reicht, sich nur um diese Klasse von Pflanzenschutzmitteln zu kümmern.
Bienen-Schutz: Wir fordern Verbot von Pestiziden!
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Albert Einstein
Netzfrau Ingrid Mengeringhaus
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