Revolution gegen die „gelbe Revolution“ – philippinische Farmer zerstören Feldversuche von Genreis

Golden RiceMehr als 400 Bauern aus der Provinz Bicol stürmten die derzeitigen Feldversuche von Golden Rice in Pili, Camarines, Philippinen.

Es klingt wie ein großes Versprechen: Gentechnisch veränderte Reissorten sollen die Dritte Welt mit Vitamin A versorgen – aber wie Versprechen es so an sich haben, neigen sie dazu, gebrochen zu werden. 

Nun kam es zu einer Revolution gegen die „gelbe Revolution“, wie der Golden Rice auch genannt wurde.

Die Landwirte rissen verärgert die Pflanzen aus, um den geplanten kommerziellen Anbau zu verhindern.

“Die Bauern haben beschlossen, gegen die Feldversuche mit Golden Rice vorzugehen. Diese genveränderte Sorte ist keine Antwort auf die Probleme der Philippinen im Zusammenhang mit Hunger und Fehlernährung“, sagt Bert Autor, ein Landwirt und Sprecher von SIKWAL-GMO. SIKWAL-GMO ist eine Vereinigung von zusammen geschlossenen Bauern, Kirchenleuten, Studenten, Akademikern und Verbrauchern aus Bicol. Sie alle sind gegen GMOs und Internationale Biotech Konzerne, die die Landwirtschaft kontrollieren.

Golden Rice ist gentechnischverändert mit Genen aus Bakterien und Mais, damit sie Beta-karotin produzieren. Befürworter sagen, dass Golden Rice dafür verwendet wird, den vorherrschenden Vitamin-A-Mangel (Vitamin A Deficiency oder VAD) zu beheben. Dieser Versuch wird vom Philippine Rice Research Institute, Philrice,  betrieben. Der Vitamin-A-Mangel ist jedoch bereits rückläufig, wie aus den neuesten Zahlen von DOST-FNRI hervorgeht.

Reis enthält von Natur aus kaum Vitamin A. Daher sind Mangelerkrankungen in vielen asiatischen Ländern, in denen das Getreide als Hauptnahrungsmittel dient, weit verbreitet. Durch Anwendung gentechnischer Methoden haben Forscher einen Reis entwickelt, der in höheren Anteilen Beta-Carotin (eine Vorstufe zu Vitamin A) produziert und zudem einen erhöhten Eisengehalt besitzt. Das Beta-Carotin führt zu einer gelben Färbung des Reises, weswegen er als Golden Rice bezeichnet wird.

Die Gegner behaupten, dass die Biotechfirmen von Amerika hinter der Einführung von Golden Reis stecken. Amerika exportiert nach den Philippinen entsprechend der neuesten landwirtschaftlichen Technologie und diese Exporte sind um 265% von $ 142 Mio im Jahr 2003 auf $ 527 Mio im Jahr 2011 gestiegen.

An erster Stelle stehen Produkte aus

Sojabohnen (67%), gefolgt von Futtermitteln (17%).

In einem Interview meinte Philip Shull, der Landwirtschaftsbeauftragte der US-Botschaft in Manila, dass die Philippinen ein Riesenmarkt seien, der von Jahr zu Jahr wachse, und dass die US-Regierung darüber besorgt sei, dass es hier Bedenken gegen GMO-Saaten gebe. Der Patentinhaber von Golden Rice ist Syngenta.

Landwirtschaftliche Internationale Konzerne stehen unter dem Schutz der amerikanischen Regierung, kassieren Millionen Profit von GMOs, auch auf Kosten von Gesundheit und Lebenszeit der Philippinos. Es ist ihnen egal, ob ihre Saaten unsicher sind, solange sie ihre Profite machen können. Das ist das Verhängnis der GMO-Saat-Landwirte, denn seit der Einführung der genveränderten Saaten steigt deren Preis unaufhörlich, was sie in die Verschuldung treibt. Können sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen, verlieren sie auch ihr Land. Wird Golden Rice tatsächlich auf breiter Basis eingeführt, bedeutet das die totale Kontrolle über das Reis-Saatgut. Noch mehr Profit für sie, da Reis das Grundnahrungsmittel der Filippinos ist.

Die Landwirte, die 400 Golden-Rice-Pflanzen zerstörten und in einem Loch am Versuchsfeld versenkten, wollten damit demonstrieren, dass sie gegen diese GMO-Sorte sind, weil ihnen auch an der Erhaltung ihrer heimischen Reissorten liegt, die viele Varietäten aufweist.

Letzten Februar gab es Gespräche mit offiziellen Vertretern  von DA RFU5, wo die Farmer ihre Bedenken vortrugen und bei dem ihnen versprochen wurde, dass es zu keinen Feldversuchen kommen würde. Die wurden dann aber doch vorgenommen. Jetzt sind sie sehr besorgt, da die Ernte als Nahrungsmittel getestet werden soll. In China haben die Menschen dagegen protestiert, dass GMO an ihre Kinder verfüttert werden sollten, und haben darauf gedrängt, dass den betroffenen Familien Schadenersatz zu stünde. Wir möchten ebenfalls nicht, dass unsere Kinder oder wir für Versuche missbraucht werden.

Erst im Mai beschied das Berufungsgericht, dass ein anderes GMO, nämlich Bt (Bacillus thurngiensis) für Melanzani/Auberginen nicht ausgesetzt werden dürfe. Als Begründung hieß es, dass diese Freisetzung das verfassungsmäßige Recht der Filipinos verletze, wonach ihnen Gesundheit und ausgeglichene sowie gesunde Umwelt zu stünde.

Bt Melanzani ist gentechnisch so verändert, dass sie Abwehrgifte gegen den Frucht- und Wurzelbohrer produziert. Das Gericht entschied, dass es keine Sicherheit gäbe, dass das Produkt dadurch nicht beeinträchtigt werde und dass es keine Rechtsgrundlage für die Einführung von GMO gäbe. Das Gericht forderte stattdessen, das Versuchsfeld stillzulegen und den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.

Dies ist als ernste Warnung an die zu sehen, die die Feldversuche in Bicol planen.Was wir brauchen, ist eine Langzeit-Lösung, den Hunger und die Mangelernährung in unserem Land zu eliminieren. Golden Rice und andere GMO-Saaten werden das Problem nur verschärfen und die kleinen und armen Bauern weiter in die Not treiben.

Wir appellieren an das Department of Agriculture, Golden Rice zu vergessen und keine weiteren Feldversuche bei uns zu ermöglichen.

Wir wollen keinen Golden Rice!

Feldversuche in den Philippinen

Eine 2004 veröffentlichte Studie kommt zum Ergebnis, dass die Anwendung von Goldenem Reis in den Philippinen die Folgen der Vitamin-A-Mangelernährung (Blindheit, erhöhte Sterblichkeit) nicht vollständig beseitigen wird. 

Im September 2011 wurde der erste Feldtest auf den Philippinen abgeschlossen. Weitere Testpflanzungen in verschiedenen Regionen des Landes sind in Vorbereitung. 2012 schätzte das Reisforschungsinstitut der Philippinischen Regierung (PhilRice), dass 2014 oder 2015 alle erforderlichen Tests für eine breite Markteinführung abgeschlossen seien. Das Datenmaterial würde dann an die zuständigen Regulierungsbehörden zur Beurteilung übersandt.

Die Syngenta-Leute haben dem Reis das Gen einer Maispflanze eingesetzt. Mais produziert Betacarotin, deshalb sind seine Körner gelb.

Der Goldene Reis wäre jetzt jedenfalls frei, frei von Patentlasten, frei zum Verschenken an die Kleinbauern, so der Vater des „Golden Rice“ Ingo Potrykus zusammen mit Peter Beyer den Goldenen Reis entwickelte.

Finanzielle Förderung erhielt das Projekt in dieser Phase von der Rockefeller Foundation, der United States Agency for International Development und der Syngenta Foundation, aber nicht von europäischen und UN-Organisationen.

Wikipedia

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Die Beschenkten allerdings zeigen sich nicht sonderlich begeistert. „Der Vitamin A-Reis ist nichts als ein trojanisches Pferd, um gentechnisch veränderte Nutzpflanzen und Lebensmittel in den Markt zu drücken“, urteilt die prominente indische Umweltschützerin Vandana Shiva. Der Gen-Reis sei kein Mittel gegen Blindheit, sondern vielmehr ein Zeichen von Blindheit – gegenüber den Risiken, aber auch den Alternativen. Und die philippinische Agrarexpertin Elenita Dano wehrt sich gegen eine Zwangsbeglückung mit Genfood: „Auch die Armen müssen das Recht haben zu wählen und sich für Lebensmittel ohne Gentechnik zu entscheiden.“

Nicht nur die beiden bezweifeln, dass Goldener Reis den Vitamin-A-Mangel in Entwicklungsländern beheben kann. Selbst wenn der Körper alles im Korn enthaltene Beta-Carotin in Vitamin A umwandeln sollte, rechnet das indische Magazin „Frontline“ vor, deckt die Goldreis-Diät maximal ein Viertel des täglichen Bedarfs, bei Kleinkindern sogar nur ein Achtel. Da Vitamin A fettlöslich ist und die Ärmsten der Armen kaum Fett auf dem Teller haben, dürften die Werte in der Praxis noch niedriger liegen. Selbst bei flächendeckender Einführung der Gentech-Sorte wären also zusätzliche Maßnahmen nötig. Außer Acht lassen ihre Verfechter auch, dass Vitamin-A-Unterversorgung nicht allein auftritt, sondern Teil eines Komplexes von Mangelerscheinungen ist – wer zu wenig Vitamin A zu sich nimmt, dem fehlen meist auch andere lebenswichtige Stoffe wie Zink, Vitamin C und D, Eisen, Jod und Folsäure.

Die Kritik an gentechnischen Pflanzen werden weltweit lauter, wie unserem aktuellen Artikel zu GVO  Wir sind schockiert! Monsanto und Syngenta gewinnen Welternährungspreis 2013 mit Gift und Genen! zu entnehmen ist. U. a.

  • Die neuere Forschung zeigt, dass transgener Pollen, durch Wind getragen und anderswo abgelagert, oder der direkt auf den Boden gefallen ist, eine Hauptquelle transgener Verunreinigung ist. Kontamination ist als unvermeidbar generell anerkannt, somit kann es keine Koexistenz von transgenen und konventionellen Pflanzen geben.

„Der größte Fehler im westlichen Konzept sowohl des Wirtschaftens als auch in Wissenschaft und Technologie ist die Fragmentierung und Zersplitterung, bei der immer nur ein Teil des Gesamtbildes gesehen wird. Was von uns in Indien und von der gesamten globalisierungskritischen Bewegung heute abgelehnt wird, ist ein Wachstum, dass auf Zerstörung baut. Wir wollen ein Wachstum, bei dem man sich zuallererst einmal darüber klar wird, was es zerstört. Und wenn es dann ein wirkliches Wachstum sein soll, wird es so wenig wie möglich zerstören, weil es auf das baut, was existiert und nicht auf den Ruinen dessen, was einmal war.“ Vandana Shiva

© Netzfrau Lisa Natterer

siehe auch: Kampf der Giganten – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion

 

 

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