Rien ne vas plus – nichts geht mehr, die Kugel rollt auf ihrer vorbestimmten Bahn, nur dass wir uns keineswegs in einem Spielcasino befinden, sondern dass das metallische Rund unsere „heile“ Welt darstellt.
Alles ist ja so weit weg, da macht man doch gleich Urlaub in Ägypten, weil ja so billig, vielleicht noch kurz mal auf den Tahir-Platz schauen.
Der „Arabische Frühling“
Was im Dezember 2010 in Tunesien begann, breitete sich bald wie ein Flächenbrand über viele Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens aus. Proteste, Aufstände und Rebellionen erschütterten die autokratischen Systeme der Region. In Ägypten und Tunesien jagten die Aufständischen die Herrscher aus dem Amt.
Ja, der „Arabische Frühling“
Der „arabische Frühling“: Brutal wurden die Demonstranten, meist junge Menschen, die sich auflehnten gegen die Regierung, niedergemacht. Wie sagte ein ägyptischer Student: „Wir haben Hunger, ein Brot kostet umgerechnet 10 Euro. Wir müssen unsere Studien abbrechen, da unsere Eltern es sich nicht mehr leisten können, viele Mütter weinen.“ Dieser Student zeigte mir ein Handy-Video, in dem sein Freund, außerhalb des Tahrir-Platzes in Kairo, auf dem Heimweg einfach vom Militär niedergeschossen wurde.
Wie hatte sich dieser junge ägyptischer Student am Ende der Revolution gefreut, als seine Mutter das erste Mal in ihrem Leben wählen durfte. Hoffnung, sagte er, Hoffnung auf ein besseres Ägypten.
Ägypten hatte gewählt. Der neue Präsident hieß Mohamed Mursi, ist Muslimbruder und träumte noch vor kurzem von den „Vereinigten Arabischen Staaten“ unterstützt von der „westlichen Welt“.
Deutschland unterstützt Ägypten auf dem Weg zur Demokratie – mit dem „Scheckbuch“.
Ägypten zählte in den vergangenen Jahrzehnten zu den Ländern, die am stärksten von deutscher Entwicklungshilfe profitierten. Seit 1963 wurden für Projekte in dem arabischen Land sechs Milliarden Euro bereitgestellt.
Zuletzt sagte die Bundesregierung 2012 für den Zeitraum von zwei Jahren insgesamt 100 Millionen Euro für die Wasser- und Energieversorgung sowie die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten zu. Diese Mittel sollen trotz der Gewalteskalation in Ägypten weiter zur Verfügung stehen, weil damit der Bevölkerung direkt geholfen wird.
Hinzu kommen 30 Millionen Euro des Auswärtigen Amts, die im Zuge des Arabischen Frühlings für den Übergang zur Demokratie bereitgestellt wurden. 25 Millionen Euro für Umwelt- und Klimaschutz werden dagegen eingefroren. Neue Zusagen soll es nun zunächst nicht mehr geben.
Doch was war von Mursi zu erwarten? Hoffnung auf ein besseres Ägypten, wie der junge ägyptische Student es sich erträumte?
Ein junger Student, seine Zukunft noch vor sich. Dieser junge Student, der mir dieses Video per Mail schickte, er war so alt wie meine Tochter, ist schon seit über einem Jahr verschollen so wie viele, die sich an der damaligen „arabischen Revolution“ beteiligten.
Der Arabische Frühling ist nicht zu wiederholen, die sogenannten „friedlichen Protestaktionen“ mündeten in ein Blutbad. Ägypten scheint in einem Bürgerkrieg zu verkommen.
…die Sehnsucht nach Frieden und Freiheit wird bleiben.
Netzfrau Doro Schreier
Dazu auch: Ägypten kommt nicht zur Ruhe! Menschenrechte – einem Kind erklärt