Ecuador: Regierung genehmigt Ölbohrungen im Yasuní-Nationalpark
Der heutige Tag ist von entscheidender Bedeutung wegen der Yasuní-ITT-Initiative, einem innovativen Plan, um den artenreichsten Ort auf der Erde zu schützen – bevor die Bulldozer alles zerstören.
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Nur 2,5 Hektar Yasuní enthalten mehr Baumarten als USA und Kanada zusammen. Die Gegend ist auch die Heimat der Tagaeri und Taromenane, indigene Gemeinschaften, die sich entschieden haben, in Isolation zu leben. Kontakt mit der Außenwelt würde ihre Kulturen und ihr Leben in Gefahr bringen.
Zum Schutz eines Naturparks wollte Ecuador auf die Ausbeutung von Erdölfeldern verzichten und sich dafür von der internationalen Gemeinschaft entschädigen lassen. Das Geld blieb aus. Nun soll gerodet werden.
Ecuadors Präsident Rafael Correa erklärte am Donnerstag (15.) die Yasuní-Initiative für gescheitert. Laut dem Staatsoberhaupt soll die staatliche ecuadorianische Mineralölgesellschaft PETROAMAZONAS bereits kommende Woche in den im Yasuní gelegenen Fördergebieten „Tiputini“ und „Tambococha“ mit Explorationen für eine Erdölförderung beginnen. Bereits kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung versammelten sich vor dem Präsidentenpalast Demonstranten, um gegen die nun geplanten Ölbohrungen zu protestieren.
Das “Yasuní Bündnis Deutschland” ist entsetzt über die Entscheidung des Präsidenten, die Yasuní-Initiative für gescheitert zu erklären und forderte: “Yasuní muss weiterleben”!
Die Geschichte des Yasini–Nationalparks
Der alte Mann und das Öl
Unter dem Dschungel Ecuadors liegt schwarzes Gold in großen Mengen. Doch die Indianer wehren sich gegen die Förderung.
Der frühere Schamane ist in Pacuya die letzte Instanz und eine Symbolfigur im Widerstand gegen die Ölgesellschaften, die Ecuador immer systematischer ausbeuten. Sie kamen mit Bulldozern und Hubschraubern, rammten Straßen in den Regenwald und fällten jahrhundertealte Bäume. Für eine Handvoll Dollar oder ein paar Fußbälle hatten findige Ölmanager alkoholisierten Stammesältesten die Besitzrechte am Boden abgekauft. Doch als 1993 die ersten Ölgesellschaften in dieser Gegend auftauchten, kidnappten die Cofan die Arbeiter – und die Ölgesellschaft Petro Amazonas zog sich aus dem Gebiet zurück. Inzwischen sind die Firmen wieder auf dem Weg hierher. Vor kurzem haben junge Männer eine Brücke zerstört, die zum Fluss führt. Sie wollen die schweren Fahrzeuge daran hindern, tiefer in den Regenwald vorzudringen.
Seit sie denken können, leben die Cofan und andere indigene Stämme im Einklang mit der Natur.
Im nordöstlichen Teil des Amazonasbeckens in Ecuador liegt eines der letzten großen Dschungelgebiete der Erde, dessen ungeheure Artenvielfalt weitgehend erhalten geblieben ist. Im Yasuní-Nationalpark findet sich auf einem einzigen Hektar Wald eine Biodiversität, die so umfassend ist wie die Mexikos, der USA und Kanadas zusammen. 1989 wurde das Gebiet von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt.
Das Paradies, in dem fernab der Zivilisation zwei indigene Völker leben, die Tagaeri und die Taromenane, ist unmittelbar bedroht. Denn in der Erde des Yasuní-Nationalparks lagern rund 850 Millionen Barrel Erdöl, etwa 20 Prozent der gesamten Erdölreserven Ecuadors mit einem Wert von mehr als sieben Milliarden Dollar. Die Gewinnung des Erdöls würde eines der wenigen intakten Ökosysteme der Erde gefährden.
Eine Idee: Ecuador verzichtet auf Ölförderung im Urwald – will aber Geld dafür.
2007 startete die ecuadorianische Regierung unter Präsident Rafael Correa eine einzigartige Initiative. Sie will die Ölvorkommen unberührt lassen – wenn die Industrienationen dem lateinamerikanischen Land die entgangenen Gewinne teilweise ausgleichen. Mindestens die Hälfte des entgangenen Umsatzes sollen die Staaten in einen internationalen Fonds einzahlen. Die Idee: Die Industrieländer würden somit bezüglich des globalen Kohlendioxidausstoßes in die Pflicht genommen. Zugleich würde ein Land dafür belohnt, dass es seinen Urwald einschließlich des vielfältigen Lebens darin nicht der Zerstörung preisgibt, sondern erhält. Anfang August 2010 unterzeichneten die Regierung von Ecuador und das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) den Vertrag zur Gründung des Yasuní-ITT-Treuhandfonds.
Ecuador- Deutschland: Einigung auf ein umfassendes Unterstützungskonzept für die Biosphäre Yasuní
Deutschland wird 24,5 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen
„Deutschland wird sich nicht an einem Fonds beteiligen, der auf dem Modell ‘Zahlen für Unterlassen’ beruht. Aktives Tun muss belohnt werden! Deshalb arbeiten wir weiter im Rahmen der seit Jahren erfolgreichen Verfahren unserer Zusammenarbeit”, so Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel.
Deutschland und Ecuador werden ihre Zusammenarbeit zum Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen signifikant erweitern. Bestandteil ist auch ein Programm zum Schutz der Biosphäre in Yasuní. Das war das Ergebnis der bilateralen Verhandlungen zur Entwicklungszusammenarbeit, der in Oktober 2012 in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito zu Ende ging.
Deutschland wollte im Rahmen der bewährten Verfahren der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit 24,5 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen mit dem Ziel, die Biodiversität in Yasuní und die dort lebenden indigenen Völker zu schützen. 13,5 Millionen Euro stammen aus dem Haushalt des BMZ, 11 Millionen Euro aus dem des Bundesumweltministeriums. Mit diesem Programm weitet Deutschland das bestehende Engagement im Bereich Schutzgebietsmanagement, Waldschutz und das Instrument REDD auf die Yasuní-Region aus. Es beinhaltet Unterstützung beim effizienten und effektiven Management der Schutzgebiete, bei der Verringerung der Entwaldung und der Walddegradierung – basierend auf dem laufenden Programm Socio Bosque – beim Monitoring des Waldzustands und bei der Planung einkommensschaffender Maßnahmen für lokale Entwicklung.
Im Rahmen der Regierungsverhandlungen wurde zudem die entwicklungspolitische Zusammenarbeit bei der Modernisierung des Staates und der Dezentralisierung sowie im Schwerpunkt Umwelt- und Naturressourcenschutz definiert. Insgesamt hatte die Bundesregierung Ecuador eine neue Summe von 60,9 Millionen Euro für die bilaterale Zusammenarbeit zugesagt.
Ob das Land der Verlockung der Petrodollars, vor allem in Zeiten steigernder Ölpreise, dauerhaft widerstehen kann, musste sich da allerdings noch zeigen.
Es war ein Experiment für eine neue Form der globalen Zusammenarbeit: Ecuador wollte darauf verzichten, in einem Teil seines Regenwalds Erdöl zu fördern – und sich dafür von der Weltgemeinschaft entschädigen lassen. Jetzt steht der Versuch vor dem Scheitern. Es fanden sich nicht genug Geldgeber.
Die Weltgemeinschaft hat außer Absichtserklärungen bislang keine festen Zusagen über die Milliardensummen gemacht, die Ecuador verlangt, um zumindest den ITT-Block zu schützen. Deutschland, so Koczy, sei der einzige Staat, der wirklich konkret und konzeptionell für die Biosphäre Yasuni Geld gebe: „Das ist ein Fortschritt – doch der komplette Schutz des Nationalparks ist damit noch lange nicht Realität.“ Auch Deutschland hat allerdings nicht in den Fonds eingezahlt, sondern stattdessen 25 Millionen Euro zusätzliche Entwicklungshilfe bereitgestellt, um die Artenvielfalt in Yasuni und die dort lebenden indigenen Völker zu schützen.
Schon Ende 2012 zeichnete sich ab, dass die Idee scheiterte, die Präsident Correa in den letzten Jahren positive Schlagzeilen rund um den Erdball beschert und ihn zum Liebling grüner Parteien weltweit gemacht hatte. Die Idee lautete: Ecuador schützt den Regenwald – und die Welt bezahlt dafür.
Man könnte es auch weniger diplomatisch ausdrücken: Falls nicht weitere Zusagen eingehen, ist das Scheitern des weltweit beachteten Yasuni-ITT-Projekts nur noch eine Frage der Zeit. In Zukunft könnten vor allem chinesische Gesellschaften die begehrten Bohrlizenzen beanspruchen, denn China hat Ecuador großzügige Kredite gewährt und soll als Gegenleistung 52 Prozent des ecuadorianischen Erdöls erhalten.
Ecuador ist ein kleines Land. Doch eine Idee des ecuadorianischen Präsidenten hätte das Zeug, zu einer großen Revolution zu werden. Sie hätte unseren Umgang mit den Schätzen der Natur grundlegend ändern können – hätte …
„Die Welt hat uns im Stich gelassen“
Rund 3,6 Milliarden Dollar hatte Ecuador im Ausland einsammeln wollen, die Hälfte der ursprünglich auf rund 7 Milliarden Dollar geschätzten Einnahmenausfälle. Doch nur 13,3 Millionen seien bisher gezahlt worden, weitere Zusagen addierten sich auf lediglich 116 Millionen Dollar. „Die Welt hat uns im Stich gelassen“, sagte Correa. Schon in den nächsten Wochen werde das Staatsunternehmen Petroamazonas darum mit ersten Erschließungsarbeiten beginnen.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Weissagung der Cree
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