2013 gibt es erstmals einen Tag, der an ihr Leid ermahnen soll: der 19. August.
Dieser Tag soll auch denen gehören, die sich seit vielen Jahren, oft unter Einsatz ihres Lebens, um das Überleben der Orang-Utans bemühen.
Diese faszinierenden Tiere sind vom Aussterben bedroht, weil ihr Lebensraum, der Regenwald, immer weiter zerstört wird. Die Abholzung hat mehrere Gründe, zum Beispiel die Holzgewinnung, denn Tropenhölzer lassen sich gut verkaufen. Das größte Problem ist allerdings die steigende Nachfrage nach Palmöl: Dieses Öl ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung vieler Kosmetikprodukte und Lebensmittel wie Margarine oder Schokolade. Aber auch der immer beliebter werdende Biokraftstoff für Autos wird aus Palmöl gewonnen. Auf Grund der steigenden Nachfrage werden die Palmölplantagen ständig vergrößert und dafür immer mehr Regenwald abgeholzt. Die Orang-Utans verlieren durch die Rodung ihren Lebensraum, werden getötet oder verschleppt.
Orang-Utans leben in Südost-Asien, nämlich Sumatra und Borneo – sowohl im indonesischen, als auch malaiischen Teil.
Der Name „Orang-Utan“ stammt von den malaiischen Wörtern „orang“ (Mensch) und „utan“ oder „hutan“ (Wald) und bedeutet demzufolge „Waldmensch“. Laut Brehms Tierleben behaupten „die Javaner, dass die Affen wohl reden könnten, wenn sie nur wollten, es jedoch nicht täten, weil sie fürchteten, arbeiten zu müssen.“ Sie erreichen eine Körpergröße von 1,20 bis 1,50 m und wiegen zwischen 33 und 82 kg, wobei Männchen bis zu 110 kg haben können.
Für den Borneo-Orang-Utan liegen die letzten Bestandsschätzungen aus dem Jahr 2008 bei etwa 54 000 Tieren. Allerdings gibt es drei Unterarten, deren Verbreitungsgebiete geographisch getrennt sind und die sehr unterschiedliche Bestandsgrößen aufweisen. Mit 3000-4500 Individuen am seltensten und am stärksten gefährdet ist die Unterart P. p. pygmaeus im Nordwesten der Insel.
Vom Sumatra-Orang-Utan ist allein in den letzten 20 Jahren die Hälfte verschwunden. Die aktuellen Zahlen (2008) gehen von etwa 6600 Individuen aus – Tendenz konstant fallend. Von der wiederangesiedelten Population in Bukit Tigapuluh abgesehen leben alle im Norden der Insel, im Leuser Ökosystem und in der Region Batang Toru.
75 % der Orang-Utans leben außerhalb von Schutzgebieten und ihr Lebensraum verschwindet dramatisch schnell. Hinzu kommt, dass sie im Wesentlichen auf Tieflandregenwald angewiesen sind und große Streifgebiete brauchen. Auch ihre geringe Fortpflanzungsrate macht die großen Menschenaffen extrem anfällig. Orang-Utan-Weibchen bekommen nur alle sechs bis neun Jahre Nachwuchs, denn so lange bleibt ein Jungtier normalerweise bei seiner Mutter. So lange braucht es, bis es von Mama gelernt hat, wie das Orang-Utan-Leben im Wald funktioniert.
Bis zu fünf Quadratkilometer Wald benötigt ein ausgewachsenes Tier. So viel wird derzeit auf Borneo innerhalb weniger Stunden durch Abholzung vernichtet. Rasant wie der Wald schrumpft auch der Bestand der Borneo-Orang-Utans. Es gibt nur noch ungefähr 20 000 Tiere, und Jahr für Jahr sterben etwa tausend an den Folgen der Lebensraumvernichtung.
In den letzten fünfzig Jahren hat die Insel die Hälfte ihres Waldbestandes eingebüßt. Lange Zeit war der Export wertvollen Tropenholzes nach Europa und Nordamerika der Hauptgrund für die systematische Vernichtung der Regenwälder Borneos. Heute müssen die Urwaldriesen häufig für Ölpalmen Platz machen. Deren Monokulturen bedecken bereits 40 000 Quadratkilometer – eine Fläche so groß wie die Schweiz.
Auch der illegale Handel mit lebenden Orang-Utans ist eine ernstzunehmende Bedrohung für das Überleben der Orang-Utans. Laut dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES dürfen Orang-Utans zwar seit 1975 nicht mehr zu kommerziellen Zwecken international gehandelt werden. Doch der Handel blüht, denn in Indonesien sind Orang-Utans populäre Haustiere. Und das, obwohl die Art dort durch die nationale Gesetzgebung seit den 1930er-Jahren geschützt ist. Schutzprogramme zur Wiederansiedlung des Orang-Utans in seiner natürlichen Heimat sind teilweise erfolgreich verlaufen, können aber langfristig nur sinnvoll sein, wenn deren Lebensraum erhalten wird.
Die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) betreibt Rettungsstationen und schafft Schutzgebiete für Orang-Utans. Der Verein der Freunde des Tiergarten Schönbrunn unterstützt die Rettungsstation Samboja Lestari auf Borneo. Diese Station wird von der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN finanziert und betreut. Hier werden verletzte, misshandelte oder bei Privatleuten konfiszierte Orang-Utan-Waisen gesund gepflegt und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet.
Weiterhin stellen die Jagd, der illegale Handel sowie die Übertragung von Krankheiten eine Rolle.
In geringerem Maße werden Orang-Utans ihres Fleisches wegen bejagt, eher erfolgt die Nachstellung in Obstplantagen oder Palmölplantagen, wo sie als Gefahr oder Schädling angesehen werden. Orang-Utan–Babys werden immer noch illegal als Haustiere (vor allem im asiatischen Raum) gehalten. Der Wildfang von Orang-Utan–Babys geht regelhaft mit der Tötung der Mütter einher.
Auf Grund der engen Verwandtschaft zwischen Orang-Utans und Menschen und des zunehmend engeren Kontaktes sind viele Orang-Utans an Hepatitis oder Tuberkulose erkrankt.
Viele Organisationen vieler Länder betreiben inzwischen Auffangstationen für Orang-Utans. Ohne sie wären die Bestandsziffern vermutlich noch stärker zurückgegangen, als sie es ohnehin tun.
Indonesien steht kurz davor, dem Tripa-Wald den Todesstoß zu versetzen – und damit sind auch die vom Aussterben bedrohten Sumatra-Orang-Utans in Gefahr. Insgesamt gibt es nur noch rund 6600 Menschenaffen auf Sumatra. In Tripa lebt die dichteste Population, die auch für die Forschung extrem wichtig ist. „Sie könnte Aufschluss über den Ursprung der menschlichen Kultur geben“, sagt Regina Frey, Leiterin und Gründerin der Schweizer Organisation PanEco, die sich seit Jahrzehnten in Sumatra engagiert.
Offener Brief an den indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono
Kontakt:
https://www.facebook.com/SBYudhoyono
http://kontak.presidenri.go.id:8000/
World Orang-Utan Day
Sehr geehrter Präsident Yudhoyono,
anlässlich des World Orang-Utan Day bitten wir Sie mit diesem offenen Brief, sich mit ganzer Kraft für den Erhalt der Regenwälder und den Schutz der Bewohner sowie deren Rechte einzusetzen.
Der industrielle Holzeinschlag, die Anlage von Plantagen mit Ölpalmen und schnellwachsenden Baumarten wie Akazien für die Holz- und Papierindustrie sind die Hauptursachen der Regenwaldzerstörung in Indonesien. Ihr Land ist schon jetzt der größte Palmöl-Produzent der Welt und einer der wichtigsten Exporteure von Hölzern, Zellstoff und Papierprodukten. Die Ölpalm-Monokulturen bedecken bereits 9 Millionen Hektar Land, weitere Millionen Hektar wurden bereits für künftige Plantagen abgeholzt. Und die Palmölindustrie plant sogar, die Plantagen auf 20 Millionen Hektar auszuweiten.
Sie selbst unterzeichneten im Mai 2011 ein Rodungsmoratorium für das gesamte Staatsgebiet. Ohne die konsequente Kontrolle des Waldschutzes und die strenge Strafverfolgung bei Umweltzerstörungen stehen Ihre Bemühungen lediglich auf dem Papier und halten die weitere Vernichtung der indonesischen Regenwälder nicht auf.
Davon ist auch ganz besonders die Artenvielfalt bedroht. Indonesien ist durch seine einmalige Natur einer der globalen Biodiversitäts-Hotspots. Die internationale Naturschutzorganisation IUCN bezeichnet die Ausweitung der Ölpalm-Monokulturen in Indonesien als größte Bedrohung für das Überleben seltener Tierarten wie der Orang-Utans.
Auf der Bali-Konferenz 2007 stellten Sie fest: „Wenn wir die Orang-Utans schützen wollen, müssen wir die Wälder schützen.“ Wir fordern Sie auf, Ihren Worten auch Taten folgen zu lassen. Der Erhalt der globalen Artenvielfalt liegt auch in Ihren Händen, Herr Präsident!
Wir appellieren daher an Ihre nationale und globale Verantwortung als Präsident der Republik Indonesien: Setzen Sie das von Ihnen unterzeichnete Rodungsmoratorium sofort und konsequent um – aus Artenschutz-, klimapolitischen, ökologischen und sozialen Gründen.
Stoppen Sie die Ausweitung der Ölpalm-Monokulturen und industriellen Holzplantagen.
Hochachtungsvoll
Jeder von uns, der das liest, kann einen Beitrag dazu leisten, dass die noch lebenden Orang-Utans bessere Zukunftschancen erhalten. Jeder von uns kann versuchen, seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was er einkauft. Jeder kann Produkte, die Palmöl enthalten, einfach boykottieren. Jeder kann Briefe oder Emails an Firmen schicken und sie auffordern, auf die Verwendung von Palmöl zu verzichten und auch gleich einen Kauf-Boykott ankündigen, wenn sie nicht umdenken.
Wir alle haben mehr Macht, als wir manchmal gedankenlos meinen. Lasst uns diese Macht ab sofort ausüben. Im Namen unserer Schwestern und Brüder.
Netzfrau Lisa Natterer
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