Börsenpanne Goldman Sachs – „höher, weiter, schneller“ – Finanzkrise einfach erklärt!

BankImmer wieder wird die Börse von technischen Pannen oder Manipulationsskandalen getroffen. Nicht selten entstehen dabei hohe Verluste für die betroffenen Geldhäuser und andere Anleger, aber auch für Kleinanleger!

Durch einen Computerfehler traf es Goldman Sachs im August 2013 zur Handelseröffnung in den USA. Experten rechneten damit, dass die Panne das Institut mehrere Dutzend Millionen Dollar kosten könnte.

So traf es Ende 2012, ebenfalls durch eine technische Panne ausgelöst, die Stockholmer Börse. Eine Order verursacht ein Chaos im Wert von knapp 70 Billionen US-Dollar, berichtete damals die schwedische Wirtschaftszeitung „Svenska Dagbladet Näringsliv“. Das Volumen entspreche dem 131-fachen des schwedischen Bruttoinlandsprodukts.

Der Vorfall in Schweden hätte einmal mehr die Diskussionen um die technische Zuverlässigkeit der Börsen im Zeitalter des Hochfrequenzhandels auslösen müssen. Die Pannen häufen sich weltweit, nun hat es Goldman Sachs getroffen.

Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland rund 40 % des Handelsvolumens durch solchen Turbo-Handel immer schneller geworden – und damit auch anfälliger. Dabei geht es schließlich um beachtliche Summen. Allein bei Xetra an der deutschen Börse geht es jeden Tag bei den DAX-notierten Aktien um etwa 3 Milliarden. Die Kritik an dieser Art des Handels gibt es schon von Beginn an. Denn dass  „höher, weiter, schneller“ auch hier über kurz oder lang zu Problemen führen kann, sollte sich seit des Bestehens des Hochfrequenzhandels gezeigt haben.

Frankfurts Parketthändler bekommen Konkurrenz, teilte man uns Bankern mit. An einem Freitag, genau am 27. November 1997 ging in Frankfurt die umstrittene Computerbörse Xetra  Exchange eletronic trading  ans Netz. Was bis dato noch Händler rennend und schreiend auf dem glatten Börsenparkett erledigten, sollte in Zukunft der digitale Broker übernehmen. 150 Millionen Mark hatte sich die Deutsche Börse in Frankfurt das komplizierte System damals kosten lassen.

Fast 16 Jahre und viele Skandale später zeigt sich, dass die damalige Kritik berechtigt war.

So zeigt der Vorfall von Goldman Sachs, dass sich an der Anfälligkeit softwarebasierter Handelsgeschäfte nichts Wesentliches geändert hat. Unabhängig von der eventuellen Millionen Schadenshöhe zeigt Goldman Sachs vielmehr, dass nicht nur kleine Börsenmakler, sondern sogar absolute Spitzeninstitute von solchen Totalausfällen nicht verschont bleiben.

Ohne jegliche Schadenfreude sei hier bemerkt, dass die Finanzkrise gezeigt hat, es geht um das Geld vieler Anleger auch Kleinanleger, die ihr hart Erspartes durch eine Beratung ihres angeblich „vertrauten“ Bankberaters in deren Obhut gegeben haben. Hier seien die Opfer der Lehman-Pleite erwähnt. Tausende Anleger, der Großteil davon Rentner, verloren ihr mühsam Erspartes beim Zusammenbruch der US-Bank.

Der 15. September 2008 – an diesem Tag löste sich ihr Erspartes in Luft auf. Weil die einst gefeierte US-Investmentbank Lehman Brothers mit Pauken und Trompeten unterging.

Geschätzt 40 000 bis 50 000 Kunden von Citibank, Dresdner Bank und von mehreren Sparkassen, aber auch von anderen namhaften Banken, kauften die Zocker-Papiere – die ihnen oft als sichere Anlage angepriesen worden seien.

Auch diese Anlageform, genannt Zertifikate, wurden an der Börse gehandelt: WKN: A0LJV6  ISIN: DE000A0LJV62 Typ: Zertifikat.

Was passiert, wenn Lehman wirklich Insolvenz anmeldet, ist das Zertifikat dann wertlos? Diese Frage haben sich sicher viele am 15. September gestellt, da hatte der Handel mit diesen Zertifikaten schon längst ausgesetzt.

Noch heute frage ich mich, wieso so spät reagiert wurde, wir Banker hatten doch schon 2007 davon erfahren, dass auch viele Banken sich verspekuliert hatten und spätestens im ersten Quartal 2008 wurde die Dramatik – auch Bankenkrise genannt – bekannt.

Zur Erinnerung: Die Krise wurde wesentlich durch fallende Immobilienpreise in den USA beeinflusst, die sich nach einer langen Preissteigerungsphase zu einer Immobilienblase entwickelt hatten. Gleichzeitig konnten immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen, teils wegen steigender Zinsen, teils wegen fehlender Einkommen. Zunächst waren von diesen Problemen im Immobilienbereich in erster Linie Immobilien-Kredite betroffen, die überwiegend an Kreditnehmer mit geringer Bonität vergeben worden waren. Dazu später mehr in „Finanzkrise einfach erklärt“.

Die Finanzkrise ab 2007 ist eine Banken- und Finanzkrise, die im Frühsommer 2007 mit der US-Immobilienkrise begann. Diese Krise äußerte sich weltweit in Verlusten und Insolvenzen bei Unternehmen der Finanzbranche, aber seit Ende 2008 auch in der Realwirtschaft. Die Krise wurde wesentlich durch fallende Immobilienpreise in den USA beeinflusst, aber auch in anderen Ländern. Wie wir später erfuhren, wurden solche Immobilienkredite vergeben, zum Beispiel in Spanien.

  • Wichtig ist noch zu erwähnen, dass seit dem 01. April 2007 die deutsch-schweizerische Terminbörse Eurex mit dem Handel mit Kreditderivaten startete. Denn anders als bei einer normalen Kreditversicherung, bei der ein Gläubiger immer nur einen bestimmten Kredit gegen Ausfall versichern darf, kann man über den Kauf eines Kreditderivats Versicherungsschutz in beliebiger Höhe erwerben – selbst wenn man dem Referenzschuldner gar keinen Kredit gewährt hat. Tatsächlich geschieht das in großem Stil. Das Motiv ist eine Spekulation darauf, dass die Risikoprämie im Laufe der Zeit steigt und der Kontrakt dann mit Gewinn verkauft werden kann. Im Extremfall wird dabei auf die Insolvenz eines Referenzschuldners spekuliert – bei Eurex bietet eine elektronische Plattform für den außerbörslichen Handel und das Clearing (gegenseitige Auf- und Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen gleichen Partnern) auch von europäischen Staatsanleihen an.

Peinliche Börsenpanne bei Goldman Sachs

Durch einen Computerfehler hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs eine große Menge von Aktiengeschäften getätigt. Insider sprachen von einem möglichen Millionenschaden. Bezogen auf die finanzielle Verfassung der Bank sei der Vorfall „nicht wesentlich“ gewesen, sagte ein Goldman-Sachs-Sprecher.

Unabhängig von der eventuellen Millionen Schadenshöhe zeigt Goldman vielmehr, dass nicht nur kleine Börsenmakler, sondern sogar absolute Spitzeninstitute von Computerfehlern getroffen werden können. Daher wäre jegliche Schadenfreude fehl am Platz, es trifft auch gleichzeitig die Anleger, die ihr hart erspartes Geld einem Berater anvertrauten. Meines Erachtens sollte das ganze Börsengeschehen auf den Prüfstein, mit Realwirtschaft hat das wahrlich nichts mehr zu tun.

Alle Bankmanager sind bei der Zuverlässigkeit ihrer Handelssysteme ebenso wie Goldman Sachs auf fremde „Experten“ angewiesen.

Banken und anderen Marktteilnehmern bleibt indes kaum eine andere Wahl, als beim immer schneller werdenden Handel auf Computer zu setzen. So lange die Regulierer keine Bremsen einbauen, wird ein menschlicher Händler niemals mit der Reaktionszeit einer Maschine schritthalten. Um so wichtiger wäre es, dass auch an der „Börse“ der Sicherheitsgedanke an Bedeutung gewinnt.

Finanzkrise einfach erklärt:

Früher sagte mein Vater, wenn du dir ein Haus bauen willst, dann spare, denn du brauchst 25 % Eigenkapital und eine Arbeit, mithilfe derer du so viel verdienst, dass du dir die Hypotheken leisten kannst.
Soweit so gut..

Doch nicht so in den USA. Dort bekamen „einfache Leute“ ein Haus finanziert ohne Eigenkapita,l und ohne dass sie die Hypotheken je hätten zurückzahlen können, und einen Autokredit gab es gleich dazu. Gewiefte Banker kamen dann auch noch auf die Idee, diese Hypotheken zu verkaufen, und damit zu „spekulieren“.

Beispiel Frau Janssen:
Sie hatte etwas gespart und in ein paar Jahren würde sie in Rente gehen können. Um für ihr Erspartes ein bisschen Zinsen zu bekommen, ging sie zu ihrem langjährigen Bankberater. Der legte Frau Janssens Geld gleich in diese Hypotheken aus den USA an. In sogenannte Fonds und natürlich sicher.

Weder Frau Janssen konnte das Risiko abschätzen, denn sie kannte ja gar nicht die ursprünglichen Eigentümer der Hypotheken, noch der Bankberater hätte das Risiko abschätzen können, denn auch ihm dürften die Familien, um deren Hypotheken es ging, nicht persönlich bekannt gewesen sein, aber er sollte im Auftrag seines Arbeitgebers diese Fonds verkaufen.

Sicherlich hat Frau Jansen Formulare unterschreiben müssen, die besagten, dass ihr das Risiko bewusst gewesen wäre und der Bankberater, dass er über alle Risiken aufgeklärt hat. Am Ende verlor Frau Janssen ihr Geld, weil eine Familie aus den USA, die sie gar nicht kannte, eine Hypothek nicht mehr bezahlen konnte.

Blindes Vertrauen:
Früher ging Frau Janssen zum Arzt, und wenn der sagte, geh ins Krankenhaus und lass dich operieren, dann tat sie es, ohne zu zögern.

Doch wenn Frau Janssen heute ins Krankenhaus geht, dann muss sie viele Formulare unterschreiben, unter anderem, dass sie jetzt alle Risiken kennt, und sie übernimmt so alle Haftungen, damit dem Krankenhaus ja nichts passiert.

Frau Janssen ist weder Arzt und noch ist sie ein Banker und blindes Vertrauen, das hat sie gelernt, das gibt es nicht mehr.

Fazit: Aus jeder Krise sollte man etwas gelernt haben: Sobald du nur ein Formular unterschreiben musst, in dem steht, dass du die Haftung selber übernimmst, dann sei vorsichtig.

Am Beispiel von Frau Janssen haben Sie erfahren, wie die Bankenwelt funktioniert. Ich denke mal, ich habe Ihnen da nichts Neues erzählt. Mittlerweile wird ja auch groß in der Presse vor dubiosen Geschäften seitens der Bank, aber auch vor Versicherungen gewarnt. Nur leider kommt es für viele zu spät, das Geld ist zwar nicht weg, aber es hat jetzt jemand anderes.

Spekulanten sind nichts anderes als Heuschrecken. Sie sind dort, wo es hohe Renditen gibt.

Um die Spekulation mit den Nahrungsmitteln, aber auch mit Ackerland zu unterbinden, müssen unbedingt neue Gesetze her. Außerdem sollten alle Fonds auf den Prüfstand, denn diese beinhalten u. a. diese Spekulationen. Und nicht zu vergessen, der „elektronische Handel“ gehört ebenso auf den Prüfstand, wie die aktuelle peinliche Börsenpanne bei Goldman Sachs gezeigt hat.

© Netzfrau  Doro Schreier

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