Nach Fukushima leckt schon wieder ein alter Atommeiler, diesmal in den USA!
Nachdem man ein Leck im Kernkraftwerk im Süden von New Jersey entdeckt hatte, wurde dieses nun abgeschaltet.
Aber auch beim Atomkraftwerk Cattenom gab es wieder Probleme. Unmengen Salzsäure sind in die Mosel gelangt.
Bereits am 23. und 24. Juli waren die rund 58 000 Liter des hochgiftigen Stoffes ausgelaufen.
Die aufgefangene Salzsäure sollte über eine Leitung zu einem der Kühltürme abtransportiert werden.
Doch das Schlussstück dieser Leitung fehlte – war erst nach sechs Tagen herausgefunden worden.
Die Salzsäure versickerte unbemerkt im Boden.
Wie wir nun aus den USA erfahren durften, gab es auch dort Probleme: Ein alter Atommeiler leckt.
Die Nuclear Regulatory Commission gab bekannt, dass der Reaktor Salem/Block 1 abgeschaltet werden musste, nachdem 15 Liter radioaktives Wasser pro Minute am Donnerstagabend aus einer undichten Stelle ausgelaufen waren.
Ein uralter Meiler!
Geplant worden war das Kraftwerk ab 1966. Der Baubeginn von Block 1 und 2 erfolgte am 25. September 1968. Gebaut wurden die zwei Druckwasserreaktoren von der Firma Westinghouse. Die Aufnahme des kommerziellen Betriebs von Block 1 erfolgte am 30. Juni 1977, bei Block 2 am 13. Oktober 1981. Die Lizenzen laufen jeweils am 13. August 2016 und am 18. April 2020 ab. Am 18. August 2009 beantragte der Betreiber PSEG bei der Nuclear Regulatory Commission (NRC) eine Verlängerung um jeweils 20 Jahre. Sicherheitsstandard der frühen 1970er?!
In New Jersey stehen 3 Kraftwerke: Kernkraftwerk Hope Creek – Kernkraftwerk Oyster Creek – Kernkraftwerk Salem
Erst das Unwetter „Sandy“ hat gezeigt, wie lebensbedrohlich Atomkraftwerke sind. Denn auf Grund des Wirbelsturmes mussten die AKWs abgeschaltet werden, weil der Hochwasserspiegel bedrohlich angestiegen war.
Das Kernkraftwerk Oyster Creek ist technisch vergleichbar mit dem Reaktorblock Fukushima Daiichi, der während der Nuklearkatastrophe von Fukushima als erster explodierte. Im März 2011 wies ein amerikanisches Bundesgericht deshalb die Nuclear Regulatory Commission (NRC) an, die Betriebserlaubnis des Kraftwerks zu überprüfen. Am 5. April 2011 wurde bekannt, dass die NRC keinen neuen Handlungsbedarf für das Kraftwerk sah.
Immer wieder kommt es zu Störungen! Am 29. Oktober 2012 um 19:00 Uhr wurde auf Grund des Hurrikans Sandy und des einhergehenden Hochwassers ein „Unusual Event“ (ungewöhnliches Ereignis) ausgerufen. Zwei Stunden später wurde die Ereignisstufe auf „Alert“ (Alarmzustand) erhöht. Dies ist die zweite Stufe im vierstufigen Alarmsystem. Doch das Spiel mit dem Feuer geht weiter – und nicht nur in Fukushima.
Fukushima ersäuft weiter in „strahlendem“ Wasser!
Wir hatten schon ausführlich über das Desaster berichtet in dem Artikel:
Wie nun Zeit.de berichtet, fiel das Tankleck Arbeitern erst Anfang der Woche auf. Möglicherweise tropft das radioaktiv belastete Abwasser bereits seit vier Wochen aus einem oder mehreren Silos. Jeweils einige hundert Tanks sind zusätzlich von einem etwa 30 Zentimeter hohen Betonwall umgeben. Der soll eigentlich verhindern, dass austretendes Wasser außerhalb der Siloparks in den Boden versickert. Die 300 000 Liter scheinen aber auch diese Barriere überwunden zu haben. Sie strömten keineswegs in einem Schwall heraus. Bilder zeigen ein offen stehendes Ventil. Nicht auszuschließen also, dass infolge menschlichen Versagens auf diesem Weg das Wasser über Monate ausgelaufen ist.
Leck geschlagene Tanks und nicht zugedrehte Wasserhähne sind keineswegs die einzigen Probleme und Pannen in dem 40 Jahre alten Kraftwerk, das nach Megabeben und Tsunami wohl ähnlich stabil ist wie ein Kartenhaus.
Genau wie in den USA oder in Frankreich, nein, auch überall auf der Welt – die „ALTEN ATOMMEILER“ sind marode.
Als ob man nicht aus der Geschichte rund um Atomkraftwerke lernen will, werden neue gebaut wie z. B, in der Türkei.
Die Türkei hält weiter an ihrem Atomkurs fest
Für den Bau eines Atomkraftwerks in der Türkei schießt Russland 22 Milliarden Dollar vor.
Im Gegenzug soll nämlich der russische Staatskonzern Rosatom mit dem Bau des geplanten Atomkraftwerks beauftragt werden, das die Türkei 2022 in Akkuyu im Süden des Landes errichten will. Rosatom habe auch Interesse am Bau weiterer AKWs in der Türkei, sagte Energieminister Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge.
Der Alptraum geht weiter – bis dass das nächste alte, marode AKW wie ein „Kartenhaus“ zusammenfällt…
Gegenwärtig betreiben 30 Länder weltweit 437 Kernreaktoren mit einer gesamten elektrischen Nettoleistung von rund 372 Gigawatt (Stand: 18. Januar 2013).
Atomstrom ist keine saubere Sache!
Das Umweltinstitut München teilt mit, dass die Atom-Kartelle jetzt Atomstrom als emissionsarme Energie fördern lassen wollen.
Erstmals 2012 preschten einige EU-Länder vor, um bei der europäischen Kommission großzügige Förderungen für die Atomkraft zu erwirken. Die Lobbyarbeit scheint gefruchtet zu haben, denn nun möchte die EU-Kommission der Atomkraft neuen Auftrieb geben. Auf Druck von Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Ungarn, Polen und Litauen soll der Weg für Subventionen sowohl für AKW-Neubauten als auch für Atomstrom als „saubere“ und „klimafreundliche“ Energieform geebnet werden. Ein völlig absurdes Vorhaben: Es würde Atomenergie gleichstellen mit den Erneuerbaren und wäre zudem ein fatales Signal, denn Polen hat sich gerade aus Wirtschaftlichkeitsgründen von seinem unrentablen Atomenergie-Programm verabschiedet.
Bislang galt die Förderung der Atomkraft als nicht zulässige staatliche Beihilfe. Da aber die derzeitige EU-Richtlinie für staatliche Beihilfen Ende 2013 ausläuft, ist eine Neuregelung mit den entsprechenden Änderungen in Arbeit.
Der Entwurf der Richtlinie, den Wettbewerbskommissar Almunia nach der Sommerpause vorlegen möchte, sieht gar den Ausbau der nuklearen Energieerzeugung als „erklärtes Ziel der Europäischen Union“. Nach Bekanntwerden dieses unglaublichen Vorstoßes rudert die EU bereits zurück, aber verdächtig halbherzig – und unglaubwürdig. Die deutsche Bundesregierung hat den Plan erfreulicherweise abgelehnt.
Es gilt dringend zu verhindern, dass die Kommission diesen Weg der staatlichen Beihilfe freigibt!
Unsere Forderungen an die EU-Kommission:
- Keine EU-Förderung von Atomstrom, weder als Preisgarantie noch über eine Einspeisevergütung nach dem Muster der erneuerbaren Energien
- Keine Verschwendung von Steuergeldern zum Bau von Atomkraftwerken
- Eine Überführung der Rückstellungen in einen Fonds zur Sicherung der Gelder, die für Stilllegung und Rückbau der Meiler sowie für die Endlagerung der Jahrtausende strahlenden hochradioaktiven Abfälle benötigt werden
- Eine EU-weite Haftpflicht-Regelung, die gewährleistet, dass Atomkraftwerke genau so wie Solaranlagen oder Windkraftanlagen „vollkaskoversichert“ sein müssen. Die Kosten des Atomunfalls in Fukushima werden auf 100 Mrd. Euro geschätzt, die Katastrophe ist aber noch nicht zu Ende. In Europa sind die Meiler mit maximal einer Mrd. Euro versichert
- Der EURATOM-Vertrag aus den atomeuphorischen 1950er-Jahren ist nicht mehr zeitgemäß und muss aufgelöst werden. Stattdessen soll ein Vertragswerk zur Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und Energieeinsparung beschlossen werden!
- Eine Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren, die immer preiswerter werden und langfristig die einzige Energieversorgung darstellen, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Sie können hier aktiv werden :Schicken Sie eine Mail an EU-Energiekommissar Oettinger und die restlichen Kommissionsmitglieder.
Atomenergie ist und bleibt die mit Abstand gefährlichste Art, Strom zu erzeugen. Verantwortung für die Zukunft bedeutet Abschalten der Atomanlagen und keine NEUE zu bauen. Denn: Atomkraft heißt Risiko: Der nächste GAU, die nächste Kernschmelzkatastrophe kann jeden Tag passieren – auch in deutschen Reaktoren. Atomkraft heißt strahlende Zukunft. – Atomkraft? Nein Danke!
Netzfrau Doro Schreier
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