Sonntägliche Gedanken zu Energievampiren

HeidrunNachdem ich mich jetzt mal für einen Tag dem Vampir Hype hingegeben habe (True Blood Serie am Stück), stelle ich fest, ich kenne tatsächlich real eine ganz besondere Form des Vampirismus: Menschen die niemals irgendwo ankommen können. Bei denen das glücklich dankbare Im-Hier-und-Jetzt-Sein sofort einen hektisch planenden Fluchtreflex auslöst. Die niemals innehalten und genießend reflektieren. Die immer schon an das nächste Projekt, den nächsten Job, den nächsten Partner, die nächste Renovierung denken. Die niemals diesen wunderbaren Moment des Sattseins erleben. Denen innere Zufriedenheit nur ein angewidertes Schaudern beschert.

Das Interessante an dieser Spezies ist, dass man im Umfeld erst mal positiv auf sie reagiert: Wow! Macher, Schaffer, Innovationsgenies, Visionäre! Dann schleicht sich mit der Zeit so etwas wie Mitleid ein, weil diese Menschen oft gehetzt und atemlos wirken und sich nicht selten mit entsprechenden physischen Symptomen (Rücken, Magen, Herz/Kreislauf) herumschlagen.

Doch als Partner oder enger Freund im näheren täglichen Umfeld stellst du, nach einer ganzen langen Weile, fest, dass du dich selbst immer öfter ermüdet und niedergeschlagen, energielos und kränklich fühlst, obwohl du doch gar nicht rumhetzt. Richtig, machst du auch nicht. Du verbraucht nur die eigene Energie dafür, dich diesem Strom des Hetzens und Weglaufens, des Nichtankommens und der permanenten Unzufriedenheit deines Gegenübers entgegen zu stemmen und die eigene Zufriedenheit, das eigene Innehalten immer und immer wieder gegen diesen Sog zu verteidigen.

Die schlechte Nachricht ist: Energievampire dieser Art sind im alltäglichen Kontext beratungsresistent. Partner und Freunde kämpfen hier einen aussichtslosen Kampf, da auf der Gegenseite ja kein Leiden und kein Veränderungsdruck empfunden werden. Gleichzeitig entsteht ein feines Gespinst von Abwiegelung, Verstrickung, Nur-noch-einmal Versprechen, in den Raum geworfenen Loyalitätsforderungen oder, bei arger Bedrängnis, wird die Frage nach Freundschaft und Liebe in die Waagschale geworfen.

Der Energievampir spielt auf dieser Klaviatur in Perfektion. Der einseitige Energiefluss wird so aufrecht erhalten. Keine Chance für gemeinsame Veränderungen.

Die gute Nachricht ist: Ähnlich wie bei Co-Abhängigkeiten kannst du dieses Spiel jeder Zeit beenden, indem du aus diesem Spiel konsequent aussteigst. Das kann weh tun und kann scheinbar die eigenen moralischen Werte in Frage stellen. Allerdings fließt die Energie, die durch diesen Schritt freigesetzt wird, dann wieder in einem eigenen Kreislauf, die Erschöpfung schwindet und der Raum für den ganz eigenen Lebens- und Zufriedenheitsrhythmus wächst und wächst.

Und vielleicht hat dein Gegenüber dann, und nur dann, eine minimale Chance auf Veränderung durch Eigeninitiative, weil der Schmerz über dein Fehlen vielleicht, vielleicht tiefer geht und zum beharrlichen Mauerbrösler wird. Aber darüber solltest du dir dann keinen Kopp mehr machen.

Netzfrau Heidrun Müller

Flüchtling sein ist kein Verbrechen!

„Gibt es einen Gott in Ihrer Welt, Frau Müller?“

Dagegen sein nur mit einem Dafür – Zwischenstopp. Persönlich

 

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