Am 21. September, also einen Tag vor den Bundestagswahlen, verteilt die Axel Springer AG erneut eine Gratisausgabe seiner BILD-Zeitung an 40 Millionen deutsche Haushalte zu verschicken. Inhaltlich will die „BILD zur Wahl“ dabei in die Vollen gehen und „aktuelle politische Zusammenhänge beleuchten“ und „Wahlprogramme der Parteien hinterfragen“.
„„BILD zur Wahl“ erscheint am Samstag vor der Wahl parallel zur regulären BILD-Ausgabe und wird flächendeckend und kostenlos an alle Haushalte in Deutschland verteilt. Aus Neutralitätsgründen hat BILD entschieden, grundsätzlich keine Parteienwerbung in der Sonderausgabe zu drucken“, so Axel Springer AG auf seiner Homepage.
Wer die politische Ausrichtung der BILD kennt, ahnt bereits, dass Springer kurz vor der Wahl massiv Einfluss auf das Wahlergebnis nehmen will. Schützenhilfe für Angela Merkel ?
Freundschaft Angela Merkel mit Friede Springer – „Kämpfende Amazonen“
Einen interessanten Artikel fand ich bei der FAZ vom 28. 07. 2009
Aus dem Artikel:
Zitat: 26. Mai 2009 Berlin-Charlottenburg. Im kleinen Konferenzzimmer der Event-Agentur Hardenberg Concept in der Fasanenstraße hängt in schwerem Rahmen die Illustration zum „Zeit“-Artikel über Frauennetzwerke „Kämpfende Amazonen“: Friede Springer, Alice Schwarzer, Isa Gräfin von Hardenberg, Angela Merkel, Sabine Christiansen und Miriam Meckel, und in einem Bild im Bild wacht über allen Simone de Beauvoir.
Gräfin von Hardenberg ist gerade aus Cannes zurück, wo sie beim Filmfest eine Veranstaltung ausgerichtet hat. Für heute Abend hat die Bundeskanzlerin sie bei der „CDU-Medianight“ an ihren Tisch gebeten. Bekannt wurde Gräfin von Hardenberg durch das legendäre Foto von der Bundestagstribüne, auf dem sie in Champagnerlaune mit Sabine Christiansen, der „Welt“-Journalistin Inga Griese und Friede Springer die Vereidigung der Kanzlerin feiert.
Auf Du und Du mit Alice Schwarzer
Damals begann die Rede von den Frauennetzwerken. Von Hardenberg hatte eine führende Rolle dabei gespielt, unter bürgerlichen Frauen, die als einflussreich galten, Unterstützung für die Kandidatin Merkel zu mobilisieren. Man meinte, die entfalte ihre Wirkung vor allem im kleinen Kreis – so ist das bei Frauen -, und so wurden in vielen Bundesländern Veranstaltungen für Frauen organisiert, um die Kandidatin kennenzulernen. Gräfin Pilati in Hessen, Ann-Katrin Bauknecht in Baden-Württemberg, Susanne Porsche in München – es schien, als wecke Merkels Kandidatur gerade unter Unternehmerfrauen ein feministisches Bewusstsein. „Was die Kanzlerin mit vielen Unternehmerfrauen verbindet: Viele waren die Erste in einer Männerwelt. Sie sind Pioniere“, sagt Annette Schavan. Auf den Wahlausgang hatte die Mobilisierung am Ende keinen großen Einfluss: Angela Merkel erhielt 2005 bei Frauen weniger Stimmen als Edmund Stoiber drei Jahre zuvor.
Bei den „Amazonen“ steht Gräfin Hardenberg in der Mitte und legt ihren Arm auf die Schulter von Alice Schwarzer. Zu zeigen, dass man mit Alice auf Du und Du steht, darauf legt man im Kreis dieser konservativen Frauen Wert. Es ist schick, mit der einstigen feministischen Schreckschraube, die nun durch die Freundschaft der Kanzlerin geadelt ist, zu verkehren. Frau Merkel sagt, sie habe versucht, „ein Stück Zusammenhalt und Zusammengehen von Frauen von ,Emma‘ bis zum bürgerlichen Lager zu schaffen“. Zitat
Mit den Jahren ist Ihnen sicherlich auch dieser Klüngel der „Kämpfenden Amzonen“ aus dem Blick geraten, dass auch Alice Schwarzer zu dieser Frauenrunde gehört, überrascht sicher viele. Nun wird es auch deutlich, warum sie plötzlich Werbung für die Bild machte, obwohl sie doch jahrelang sich negativ gegenüber diese Zeitung äußerte.
Was hat Alice Schwarzer verlockt, für diese Journaille Werbung zu machen? Werbung für eine Zeitung, die – um nur ein Thema zu nennen – mit unsäglichen sexistischen Kampagnen, die dann laut BILD zum redaktionellen Teil der Zeitung gehören und deshalb nicht einmal abmahnungsfähig durch den deutschen Werberat sind und mit denen diejenigen bedient werden, die ein Frauenbild bevorzugen, gegen das Frauen täglich kämpfen? Sie kann doch nicht auf den anmaßenden Titel „Manchmal braucht es Mutige, die Wahrheit zu sagen“ hereingefallen sein. BILD-Zeitung und Wahrheit? BILD-Zeitung und Mut?
Kritik an der oft sensationslüsternden Springer-Presse füllt seit Jahrzehnten Bücher, und Besserung ist nicht in Sicht.
Die Atlantik-Brücke
Einige von euch können sich sicher noch an Pelzigs tollen Beitrag über Goldman Sachs, Trilaterale Kommission, Weltbank, Atlantik-Brücke, Council of Foreign Relations, und EZB erinnern. Hier noch mal das Video “Neues aus der Anstalt” im ZDF. Sie können sich auch hier über die Atlantik-Brücke informieren.
Doch es gab Änderungen, die möchte ich euch hier mitteilen:
„Atlantik-Brücke“, eine Lobbyorganisation von Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Medien.
Die 1952 gegründete Atlantik-Brücke e. V. gilt als eine der effektivsten und konservativsten Pressuregroups in Deutschland. Die Mitgliedschaft in diesem mit namhaften Personen aus Wirschaft, Politik und Gesellschaft besetzen Verein kann nur durch Nominierung und Kooptation (Empfehlung) durch den Vorstand erreicht werden. Die Arbeitsweise ist durch Verschwiegenheit und mangelnde Transparenz gekennzeichnet, trotz unmittelbarer Nähe von Politik zur Wirtschaft. Diese nicht-offizielle, nicht-demokratisch legitimierte Struktur trägt dazu bei, dass Schranken zwischen Wirtschaft und Politik verschwinden und selbsternannte Eliten zunehmend wieder an Gewicht gewinnen.
Die Sponsoren kommen vornehmlich aus dem Finanz- und Kreditwesen, der Stahlindustrie, der Rüstungsindustrie sowie der Automobilindustrie. Zudem wird die Finanzierung durch öffentliche Gelder über das Auswärtige Amt gesichert. Preisträger der Atlantik-Brücke sind z. B. George H. W. Bush, Condoleeza Rice, Angela Merkel, Jürgen Großmann.
Kai Diekmann, Chefredakteur der Bild, ist Vorstandsmitglied, Joachim Gauck gehört ebenfalls zum illustren Kreis.
Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt ist sogar Mitglied im Vorstand der Atlantikbrücke und ihr Parteikollege Cem Özdemir wurde ja neben Christian Wullf, Guttenberg und Koch-Mehrin von Pelzig genannt.
Da gibt es auch noch die Von Klaedens –
Eckart von Klaeden ist seit Oktober 2009 Staatsminister im Bundeskanzleramt von Angela Merkel, wechselt nach der Bundestagswahl 2013 als Lobbyist zur Daimler AG.
Dietrich von Klaeden ist seit Januar 2009 Chef im Axel-Springer-Verlag, der das Leistungsschutzrecht gefordert und durchgeboxt haben soll.
Sandra von Klaeden, Frau von Dietrich, war 2010 vier Monate lang Staatssekretärin im zweiten Kabinett von Christian Wulff.
Außerdem ist Dietich von Klaeden ein Vertrauter von Bundeswirtschaftsminister Philippp Rösler.
Die personellen Verflechtungen von Goldman Sachs, der trilaterlen Kommission und des Council on Foreign Relations auch mit der deutschen Politik und untereinander wurden wunderbar eingängig aufgezeigt. Auch die Atlantik-Brücke kam zur Sprache und ebenso, dass Herr Özedemir und Frau Merkel zu ihren Protegées gehören.
“Brücken entstehen durch Worte und Taten – Brücken brauchen solide Pfeiler. Das transatlantische Bündnis ist eines der wichtigsten unserer Zeit. Seit fast 60 Jahren schafft die Atlantik-Brücke Verbundenheit, Verständnis und Austausch und ist ein Eckpfeiler in der modernen Wirtschaft, Politik und zwischen den Medien. Es ist eine Ehre, ein Teil davon zu sein.” Kai Diekmann, BILD-Chefredakteur
“Europa und Amerika verbindet auch in der Zeit einer weiter voranschreitenden Globalisierung eine Wertegemeinschaft. Diese Wertegemeinschaft ist mehr als ’nur‘ eine gute wirtschaftliche Zusammenarbeit über den Atlantik. Wir teilen mit Amerika die Überzeugung, dass Demokratie und Menschenrechte die Werte sind, für die wir uns weltweit gemeinsam einsetzen. Dieser Aufgabe ist und bleibt auch die Atlantik-Brücke verpflichtet.”
Friedrich Merz, Vorsitzender der Atlantik-Brücke e. V.
Einen Tag vor dem bundesweiten Urnengang, am 21. September, will Springer eine thematische Sonderausgabe seines Boulevard-Blattes an alle 40 Millionen deutschen Haushalte kostenlos verteilen. Unter dem Motto „Bild dir deine Meinung“
Könnt Ihr euch noch daran erinnern?
Bereits im vergangenen Jahr wollte die Bild uns zu ihrem 60. Geburtstag „in jeden Briefkasten mit einer Zeitung“ beglücken.
Im Vorfeld sorgte die Aktion damals für heftigen Protest. Ich frage mich, wo bleibt er diesmal?
Am 23. 06. 2012 machte die Axel-Springer-AG mit ihrer Ankündigung Ernst und verschickte an alle 41 Millionen Haushalte in Deutschland ein Exemplar der Bild. Mit mehr als 235 000 Ausnahmen: Alle Bild-Verweiger/innen bekamen statt der Bild-Zeitung einen großen, roten Umschlag. So konnten die Briefträger/innen erkennen, wem Sie eine Bild in den Briefkasten stecken durfte – und wem nicht.
Allein die Ressourcenverschwendung! Dazu die Grafik aus 2012:
Axel Springer AG -Konzernsitz – Axel-Springer-Straße 65 -10888 Berlin information@axelspringer.de
„BILD zur Wahl“Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben auf Ihrer Homepage angekündigt, am 21.September 2013 die von Ihnen verlegte BILD-Zeitung in einer Sonderausgabe „BILD zur Wahl“ an alle Haushalte in Deutschland zu verschenken. Ich möchte die BILD nicht geschenkt bekommen, weder als Sonder-, noch als reguläre Ausgabe. Auch möchte ich nicht dafür bezahlt werden, die BILD ihrer finalen Bestimmung – der Mülltonne – zuzuführen.
Hiermit untersage ich der Axel Springer AG, Tochtergesellschaften, eventuellen Auftragsnehmern und anderen Vertragspartnern ausdrücklich, mir an die oben genannte Anschrift am 21.September 2013 oder an einem anderen Tag ohne meine vorherige schriftliche Einwilligung die BILD-Zeitung oder andere Erzeugnisse der Axel-Springer AG oder ihrer Tochtergesellschaften zuzustellen oder in den Briefkasten einzulegen oder durch Dritte zustellen oder in den Briefkasten einlegen zu lassen.
Ferner untersage ich Ihnen ausdrücklich, meine persönlichen Daten zu einem anderen Zwecke zu verwenden, als es für die logistische Umsetzung meines hier formulierten Anliegens zwingend notwendig ist und fordere Sie auf, anschließend sämtliche Daten umgehend und restlos zu löschen.
Mit freundlichen Grüßen
Diese Aufforderung hatte ich schon 2012 der Axel Springer AG zukommen lassen, danach würde ich dieses Jahr, wenn Axel Springer Verlag sich an meine Anweisung gehalten hat, und alle Daten löschte, wieder eine Sonderausgabe erhalten.
Weil ich diese „Werbematerial“ nicht erhalten möchte, muss ich mir leider diese Arbeit nochmal machen, denn: Ich bilde mir meine Meinung selbst!
Der Brief steht zur freien Verfügung!
Netzfrau Doro Schreier
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