„Chancen für Kinder!“ – so lautet das diesjährige Motto von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk zum Weltkindertag am 20. September. Damit möchten die Kinderrechtsorganisationen das Recht der Kinder auf gleiche Chancen im Bildungssystem in den Mittelpunkt stellen.
Wir alle waren erschüttert, im Oktober 2012 zu lesen, dass die 14-Jährige Malala Yousafzai dafür in den Kopf geschossen wurde, dass sie sich für das Recht auf Schulbildung auch für Mädchen in Pakistan einsetzte. Ein Taliban-Sprecher verteidigt dies mit der Erklärung, sie sei eine Spionin des Westens gewesen.
Am 12. 7. 2013 spricht sie vor der UNO: „Sie haben geglaubt, die Kugeln würden uns zum Schweigen bringen, aber sie haben sich geirrt“, so die 16jährige vor rund 500 Schülerinnen und Schülern, die von der UN zur Jugend-Generalversammlung aus mehr als 100 Ländern nach New York eingeladen waren, um den Malala-Day zu feiern – nicht nur den Geburtstag der Kinderrechtsaktivistin, sondern auch den ersten öffentlichen Auftritt seit dem Attentat im vergangenen Oktober. Aber trotz der lebensgefährlichen Verletzungen zeigt sich Malala unbeirrt: Sie sei noch immer die Gleiche, mit den gleichen Ambitionen, den gleichen Träumen und der gleichen Zuversicht. Der Anschlag habe ihr Leben nur insofern verändert, als dass sie Schwäche, Furcht und Hoffnungslosigkeit überwunden habe.
Am 6. 9. 2013 wurde sie in Den Haag mit dem internationalen Kinderfriedenspreis ausgezeichnet.
Sie ist erst 16 Jahre alt, doch mit ihrem Einsatz für Bildung kann sich die Schülerin Malala Yousafzai nach Ansicht von Menschenrechtsorganisationen schon mit den ganz Großen messen. Am Dienstag, dem 17. September 2013, erhielt das pakistanische Mädchen in Dublin die höchste Auszeichnung von Amnesty International (AI). Sie wurde zur „Botschafterin des Gewissens“ ernannt. Gleichzeitig nominierte das Europäische Parlament Malala für den Sacharow-Preis.
Wie schaut es nun aber in der Welt tatsächlich aus mit den Bildungschancen für Kinder?
Stimmt es, was Nestlé angibt, dass sie darauf achten, dass ihre Kakaoplantagen ohne Kinderarbeit auskommen? Mitnichten!
Hat Philip Morris der Kinderarbeit auf den Tabakplantagen in Malawi oder Kasachstan ein Ende bereitet?
Kinderarbeit ist die Realität in weiten Teilen der Welt – ob in indischen Fabriken für Feuerwerkskörper, Teppichknüpfereien im Orient oder im Tourismus, wo die Sexreisen immer noch aktuell sind.
Aber selbst in Mitteleuropa, wo Kinder in der familiären Pflege gebraucht, ja – auch – dafür missbraucht werden.
Welches Recht haben noch ungeborene Kinder eigentlich? Immer mehr Biotech-Firmen forschen und reichen Patente auf Gene ein.
Am 25. Juli 1978 war die Premiere perfekt: Das erste Retortenbaby erblickte in Großbritannien das Licht der Welt. Zum ersten Mal war ein Mensch nicht durch Geschlechtsverkehr, sondern im Reagenzglas entstanden. Eine solche künstliche Befruchtung (In-Vitro-Fertilisation, IVF) ist heute keine Sensation mehr. Vier Millionen Babys sind bereits auf diese Art entstanden.
In den Jahrzehnten seither sind Wissenschaft und Biotechnologien nicht stehen geblieben. Im Fokus der Forschung steht natürlich der medizinische Nutzen von Genveränderungen.
Zuletzt war diese ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, als Angelina Jolie sich die Brüste abnehmen ließ, weil anhand eines Tests nachgewiesen wurde, dass sie ein Gen besitzt, das die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, in sich trägt.
Der Wunsch solcher Firmen, ihre langwierigen und somit sehr teuren Forschungsergebnisse am Ende des Tages patentieren zu lassen ist verständlich, wirft aber eine Menge an Fragen auf, die mit Ethik, Moral und dem Leben an sich zu tun haben.
Bereits 2001 wurde ein solcher Antrag gestellt und die Medien berichteten darüber, dass die ersten genveränderten Babies zur Welt gekommen wären.
Die FDA wird im Oktober mit Wissenschaftlern das erste Mal öffentlich zusammentreffen, um die „oocyte modification“ der menschlichen Eizelle vorstellen. Die Zulassung der genetischen Veränderung der menschlichen Eizelle, um mitochondriale Erkrankungen schon in der Eizelle auszuschalten, steht bevor.
Gene einer anderen Frau werden in die „kranke“ Eizelle eingebaut. Das heißt, das Kind hätte drei verschiedene DNA -(Stränge?).
Ob die sich die Kinder dann auch patentieren lassen? Und Mama muss Lizenzgebühren zahlen?
2011 ist in England das erste Kind mit drei DNA Strängen auf die Welt gekommen.
Mitochondriale Erkrankungen sind eine Gruppe von Erkrankungen, die erst vor relativ kurzer Zeit überhaupt diagnostiziert wird – zuerst hat man sie in den 1960ern bei einem Erwachsenen diagnostiziert, in den 1980ern dann auch bei Kindern. Die Erkrankungen sind noch sehr stark unter-diagnostiziert und die wirkliche Häufigkeit der Erkrankung ist deshalb schwierig festzusetzen.
Mitochondrien verarbeiten die Kalorien aus der Nahrung, die wir zu uns nehmen zusammen mit dem Sauerstoff, den wir atmen, zu Energie.
Es gibt Umweltfaktoren und auch sogar Medikamente, von denen man annimmt, dass sie möglicherweise die Mitochondrien beeinflussen und Symptome hervorrufen könnten.
Alle 30 Minuten wird [in den USA] ein Kind geboren, das im Alter von 10 Jahren an einer mitochondrialen Erkrankung leiden wird.
Mindestens 1 von 200 Menschen innerhalb der Gesamtbevölkerung trägt eine mitochondriale DNA Mutation in sich, die zu einer Erkrankung führen könnte.
Bei den meisten Patienten gibt es eine genetische Veränderung (Mutation) entweder in der mitochondrialen DNA oder in der DNA des Zellkerns. Diese Mutation kann entweder nur von der Mutter (im Fall der mitochondrialen DNA- Mutation) oder aber auch beiden Eltern vererbt worden sein, aber auch spontane (d.h. nicht vererbte) Mutationen kommen vor. Bei den meisten Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen ist die genaue genetische Mutation noch nicht gefunden worden.
Zur Verhinderung von Gendefekten will Großbritannien eine Befruchtungsmethode vorantreiben, bei der die DNA von drei Menschen benutzt wird. Die beiden Forscher Doug Turnbull und Mary Herbert von der University of Newcastle haben den Antrag bei der Human Fertilisation and Embryology Authority eingebracht. Die Regierung beschloss jetzt, im kommenden Jahr einen Gesetzentwurf für diese neue und umstrittene Technik im Parlament zu debattieren. Damit könnte Großbritannien das erste Land der Welt werden, in dem diese Behandlung angewendet werden darf.
Die Methode soll Frauen mit geschädigten Mitochondrien helfen – Zellstrukturen, in denen Energie aus Nahrung in eine Form umgewandelt wird, die der Körper nutzen kann. Dieser seltene Gendefekt, der zu Fehlentwicklungen von Organen führen kann, wird nur durch die Mutter auf das Kind übertragen, da nur Mütter mitochondriale DNA vererben.
Der Vater spendet den Samen, die Mutter ihre Eizelle. In die Eizelle einer weiteren Frau – ohne Mitochondrien-Defekt – wird der Zellkern aus der Eizelle der Mutter eingesetzt und dann mit dem Samen des Vaters befruchtet. Damit würde es möglich, einen gesunden Embryo zu erhalten. Dieser hätte allerdings nur die Eigenschaften seiner beiden Eltern, weil diese in der DNA des Zellkerns gespeichert sind, nicht in den Mitochondrien.
Vom Labor in die Gebärmutter
Es sei richtig, „diese lebensrettende Behandlung so schnell wie möglich einzuführen“, sagte Sally Davies, britische Regierungsberaterin für Gesundheitsfragen. Die Methode wird derzeit im Labor erforscht, die so erhaltenen Embryos dürfen noch nicht in die Gebärmutter eingepflanzt werden. In wenigen Monaten sollen laut Davies die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen werden.
David Kling, Leiter der Organisation Human Genetics Alert, hält die Methode für unnötig und unsicher. „Es ist eine Katastrophe, dass auf Basis von unzureichenden Ratschlägen und Erkenntnissen eine Grenze überschritten wird, die eventuell zu einem Markt für Designer-Babys führt.“
Dem Antrag auf ein Gesetz, das diese biotechnischen Verfahren erlaubt, wurde im ersten Anlauf nicht stattgegeben. Die nächste Abstimmung wurde auf 2014 verschoben.
Wenn die FDA nun bereits im Oktober das Gesetz verabschiedet, wird England nicht das erste Land mit den „drei-Elternteile-für-ein-Baby“ sein.
Bereits 1999 hatten führende Wissenschaftler einen flammenden Appell an die Regierungen gerichtet, die Vereinbarungen zu TRIPS der WTO zu überarbeiten, indem sie ein generelles Verbot auf Patente-auf-Leben forderten.
Im Oktober 2012 veröffentlichte Testbiotech eine Schwarze Liste der bereits erteilten Patente auf Leben und darunter befinden sich auch Eizellen und Sperma. Braucht’s noch mehr, um ein Baby zu zeugen? Wenn es jetzt auch erst um medizinische Therapien geht, der erste Schritt ist getan.
„Chancen für Kinder“ fordert die UNICEF. Ist das auch damit gemeint?
Netzfrau Lisa Natterer