Die Kaffeerituale haben sich geändert. Statt mit losem Kaffeepulver und Filtertüten zu hantieren, legt man eine Kapsel oder ein Pad in die schicke Kaffee- oder Espressomaschine. Doch Vorsicht, diese können zur Kostenfalle werden und nicht nur das.
Dem Unternehmen Nestlé ist es wiedermal gelungen, einen Luxusartikel aus jenem Produkt zu kreieren. Nach Wasser auch Kaffee!
Es gibt zwar preisgünstige Maschinen, die aber hohe Folgekosten produzieren, wenn man auf die teuren Portionspackungen des Herstellers angewiesen ist.
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149 Liter Kaffee trinken die Deutschen durchschnittlich pro Jahr gefolgt von Mineralwasser mit 137 Litern im Jahr. 402 000 Tonnen Röstkaffee sowie 12.800 Tonnen löslichen Kaffee verbrauchten die Deutschen im vergangenen Jahr. Gegenüber 2011 war das eine Steigerung von 1,2 Prozent, wie der Deutsche Kaffee-Verband jetzt bekannt gab. Der zweite große Trend geht zur unkomplizierten und schnellen Zubereitung von Kaffee und damit zu Kaffeepads und Kapseln. Der Verbrauch von Kaffeekapseln stieg um 16 Prozent (!!).
Portionskaffee – Pad und Kapsel – boomt. Weltweit erreichte der Umsatz allein bei Kaffeekapseln nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Euromonitor International im Jahr 2012 rund sechs Milliarden Dollar. Laut Einschätzung des Weltkonzerns Mondelez International (ehemals Kraft Foods) wird das Geschäft mit Portionskaffee bis 2016 allein in Westeuropa auf mehr als ein Drittel des gesamten Kaffeemarkts anwachsen. Grund genug für Mondelez, nicht nur auf das eigene Kapselsystem Tassimo (Jakobs) zu setzen, sondern auch eine Kapsel auf den Markt zu bringen, die kompatibel mit den Nespressomaschinen ist, dem marktführenden System. Auch Kaffeegigant Douwe Egberts, bekannt für sein Pad-System Senseo, hat deshalb eine nespressokompatible Kapsel herausgebracht.
Während sich Hollywoodstar Clooney durch den Nespresso-Werbespot flirtet, ist hinter den Kulissen ein wahrer Wettbewerbskrieg um die Kaffeekapseln entbrannt. Nestlé versucht sich als Marktführer zu behaupten und geht sogar gerichtlich gegen die Konkurrenz vor. Es geht ja schließlich um Milliarden. Nestlé verliert den Prozess und muss in Deutschland auch künftig Billig-Konkurrenz für seine Nespresso-Kapseln hinnehmen. Das Unternehmen wollte erreichen, dass No-Name-Produkte den Warnhinweis „Nicht für Nespresso-Maschinen geeignet“ tragen müssen. Dies lehnte das Oberlandesgericht Düsseldorf jetzt ab.
Dürfte Nestle verschmerzen, denn schon macht sich Nestle im Land des grünen Tees breit. Dort in China produziert Nestlé mittlerweile in 30 eigenen Fabriken zahlreiche Nahrungsmittel des täglichen Lebens. Ausgenommen hiervon sind bislang Kaffeeprodukte, eine Kernkompetenz der Schweizer. Das Geschäft mit Kaffee stellt übrigens einen wichtigen Geschäftsbereich des Unternehmens dar. Die Schweizer gelten als Erfinder des Instantkaffees, der heute in 180 Ländern und in zig Variationen erhältlich ist. Mit dem aktuellen Schritt wollen die Schweizer den chinesischen Kaffeebauern beim Anbau unter die Arme greifen. Und: Natürlich soll die Werbetrommel für das Produkt Kaffee kräftig gerührt werden. Eigens hierfür wird ein Institut für Kaffeekultur und ein Verbraucherzentrum errichtet.
Neben dem Kaffeepulver gibt es seit einigen Jahren auch die sogenannten Kaffeepads und Kaffeetabs in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Damit kann man sich auch zu Hause ganz einfach einen Cappuccino oder Latte Macchiato zubereiten. Der Markt für Portionskaffee ist sehr lukrativ und hart umkämpft, obwohl die Kapseln wesentlich teurer sind als loser Kaffee. Ein lohnendes Geschäft, für das Nestlé in Schwerin eine neue Fabrik für seinen Kapselkaffee baut. Mit 220 Millionen Euro handele es sich um eine der teuersten Investitionen in Europa, teilte der Konzern 2012 mit. In dem neuen Werk sollen von Ende 2013 an jährlich rund zwei Milliarden Kaffeekapseln produziert werden. Nestlé investiert in Mecklenburg-Vorpommern rund 270 Millionen Franken in eine neue Fabrik. Da ließ es sich Bundeskanzlerin Merkel nicht nehmen, selber den Grundstein zu legen.
Kaffeegenuss ohne Reue?
Kostenfalle: 35 bis 39 Cent kostet eine Alu-Kapsel. Darin enthalten sind ungefähr sechs Gramm Kaffee. Die Rechnung ist schnell gemacht: Günstigstenfalls zahlt man auf diesem Weg für ein Kilo Kaffee rund 60 Euro. In Worten: sechzig Euro! Doch die Verbraucher schreckt das offenbar nicht.
Es gibt zwar preisgünstige Maschinen, die aber hohe Folgekosten produzieren, wenn man auf die teuren Portionspackungen des Herstellers angewiesen ist.
Gleicher Preis, aber weniger Kaffee und mehr Zusatzstoffe: Ein aktueller Aufreger sind die Senseo Kaffeepads „Typ Cappuccino“ des Herstellers Sara Lee. Denn obwohl in der Packung weiterhin acht Pads enthalten sind, wurde die Füllmenge von 100 auf 92 Gramm reduziert. Im aktuellen Pad mit neuer Rezeptur ist mit 1,1 Gramm jetzt nur ein Fünftel der vorherigen Kaffeemenge – 5,5 Gramm – enthalten.
Gesundheit:
So raten wir dazu, die Zutatenliste der Portionspackungen zu lesen, weil manche Produkte unnötige und gesundheitlich bedenkliche Zusatzstoffe wie gehärtetes Pflanzenfett, Zucker, Glukosesirup, Säureregulatoren, Stabilisatoren oder künstliche Aromastoffe enthalten. Diese haben im Kaffee nichts zu suchen. Auf der Vorderseite findet sich nur das klein gedruckte Wort „Melange“, teilweise auch Formulierungen wie „neue Rezeptur – noch mehr Aroma“. Wie bei einer Tüte Milch kommen viele Verbraucher gar nicht auf die Idee, auf einer Packung Filterkaffee, Kaffeepads und –kapseln nach einer Zutatenliste zu suchen. Schon 2009 wies die Verbraucherzentrale Bayern auf die versteckten Zutaten hin.
Das Ergebnis der April-Recherche der Verbraucherzentrale Hamburg ergab: Statt Kaffee bekommt der Verbraucher jetzt die doppelte Menge Zucker, 50 Prozent mehr ungesunde gehärtete Fette sowie fünf Zusatzstoffe (E-Nummern). Auch Aromazusatz für den Kaffeegeschmack wird beigemischt – irgendwo muss der Kaffeegeschmack ja jetzt herkommen.
Tipp: http://das-ist-drin.de/Kaffeepads-333/?page=2
Umweltschutz:
Wenn Sie die klassischen Filtertüten entsorgen, schaden Sie der Umwelt nicht: Sie können sie samt Inhalt kompostieren beziehungsweise in den Biomüll werfen. HobbygärtnerInnen schwören sogar auf die guten Düngeeigenschaften des Filterkaffees.
Auch ein Kaffeepad darf in den Bio-Müll. Aber: Bei den Pads schlägt die Verpackung negativ zu Buche. Pads schaden damit der Umwelt im Vergleich mehr als die traditionellen Filtertüten.
Der meiste Abfall wird mit Kaffee-Kapseln produziert. Dass es für die Natur von Nachteil ist, wenn für jede Tasse Kaffee eine Aluminiumkapsel in die Tonne wandert, wird von vielen Verbrauchern außer Acht gelassen. Die Herstellung von Aluminium ist alles andere als umweltfreundlich, sie verlangt nicht nur ein enormes Maß an Energie, sondern zerstört in hohem Maße die Umwelt.
Will man aus dem Ausgangsstoff Bauxit 1 Kilogramm Aluminium gewinnen, liegt der dafür nötige Stromverbrauch bei gut 14 Kilowattstunden. Der Strom muss erzeugt werden, dabei wird Kohlendioxid frei, im konkreten Fall mehr als 8 Kilogramm. Nun lassen sich aus 1 Kilo Alu viele Kapseln formen, nach Hersteller-Angaben etwa 1000 Stück. Bedenkt man aber, dass 2010 mehr als 6 Milliarden Kapseln verkauft wurden, kommt man für ein Jahr auf mehr als 6 Millionen Kilo Aluminium. Für den Kaffeegenuss werden jede Minute mehr als 12 Kilo von dem Leichtmetall zu Abfall.
Es ist nicht einmal der Energieverbrauch allein, der die Produktion von Primäraluminium ökologisch so bedenklich macht. Um das Bauxit abzubauen, wird Regenwald abgeholzt, Landschaften werden zerstört und es entsteht giftiger Rotschlamm.
Nachhaltigkeit: Nespresso – Grün oder Grünwaschen?
Nespresso (Nestlé) hat gemeinsam mit der Rainforest Alliance ein Programm entwickelt. Es gibt Empfehlungen an Kaffeebauern aus, wie sie die natürlichen Ressourcen erhalten können.
Ein Umwelt-Siegel von der Rainforest Alliance – das soll alle Bedenken beim Verbraucher zerstreuen. Doch Umwelt-Siegel ist nicht gleich Umwelt-Siegel. Die Standards variieren stark. Die Rainforest Alliance gilt nicht als Label mit den strengsten Vorgaben, ganz im Gegenteil. Das Siegel gibt es schon dann, wenn nur 30 Prozent der Inhaltsstoffe eines Produktes von zertifizierten Betrieben kommen. Zum Vergleich: Bei „Transfair“ müssen es 100 Prozent der Inhaltsstoffe sein.
Ist Nestlé also mit Nespresso bemüht, einen Kapselkaffee fair und umweltschonend zu produzieren? Oder ist Nestlé lediglich bemüht, das Image zu erschaffen, Nespresso sei fair und umweltschonend produziert?
Es gibt vier Stufen, die ein Farmer im AAA-Programm erreichen kann. Danach kann er sich nach den Kriterien der Rainforest Alliance zertifizieren lassen – jener Labelorganisation, die in ihrem Kriterienkatalog nicht fordert, dass Kaffeebauern ein Mindestpreis für ihr Produkt gezahlt wird. Doch genau dieser Mindestpreis macht den Kaffeebauern erst unabhängig von dem schwankenden Weltmarktpreis. Wir haben schon so oft über Nestlé berichtet, allein schon das mit dem Wasser und der Schokolade, was ist bei Nestle wirklich fair? Das AAA-Programm ist für Verbraucher intransparent. Es ist ein Versprechen, in Zukunft Basisforderungen an eine faire Kaffeeproduktion zu erfüllen, mehr aber nicht.
Umweltbelastung durch Kaffeeherstellung:
Weit schädlicher für die Umwelt als die Verpackung ist allerdings die Herstellung des Kaffees: Sie macht 70 Prozent der Umweltbelastung aus. Bei der Herstellung jeder Tasse Kaffee entstehen etwa 50-100 Gramm CO2. Schuld daran sind die langen Transportwege. Außerdem benötigt Kaffeeanbau viel Wasser: 140 Liter je Kilo Kaffeebohnen. Dünge- und Pflanzenschutzmittel beim Kaffeeanbau belasten die Umwelt zusätzlich. Am meisten helfen Sie der Natur, wenn Sie Ihren Kaffeekonsum insgesamt reduzieren und nachhaltig produzierten Bio-Kaffee kaufen. Wen dennoch Zweifel plagen, der schwenkt um auf Tee. Denn dieser steht, ökologisch betrachtet, von vornherein etwas besser da. Auch hier empfiehlt sich Bio. Man mag es kaum glauben, aber selbst Tee gibt es, zumindest in der Schweiz und Frankreich, in Alu-Kapseln für Maschinen.
Welches Unternehmen sich das ausgedacht hat, liegt auf der Hand.
Viele Informationen zu den Kaffeekapseln bekommen Sie bei ÖkoTest .
Netzfrau Doro Schreier
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