Quecksilber im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde …

ZähneDie Herausforderung, die zur Verfügung stehenden Informationen zu überblicken und umfas­send auszuwerten, ist nahezu unmöglich. Versteckt inmitten von selbsternannten Gurus, Ge­schäftemachern bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen, gibt es auch mal die eine oder andere verständliche Aussage (von qualifizierten, seriösen Adressen). Aber mitnichten darf man nun darauf vertrauen, eine eindeutige Meinung, Aussage oder Empfehlung zu erhalten.Die weltweiten Hauptquellen für Quecksilber-Aufnahme sind neben dem Verzehr von speziellen Fischarten auch Quecksilber-Belastungen am Arbeitplatz, durch industrielle Quellen am Wohnort, sowie die heute noch überwiegend genutzten Amalgamfüllungen.

Die Aufmerksamkeit der Leser ist zunächst immer auf Amalgamfüllungen für Zähne gerichtet. Völlig übersehen wird, dass Quecksilber in Lebensmitteln vorkommt, dass Quecksilber in Impfseren vorhanden ist, die Industrie Quecksilber in vielfältiger Art und Weise einsetzt und last but not least es sich auch noch in alltäglichen Gegenständen des Gebrauchs befindet.

Wenigstens in einem sind sich die Wissenschaftler einig: Quecksilber ist giftig, aber damit hört die Einigkeit auch schon auf.

Zunächst sollte man wissen: Quecksilber kommt überall in der Natur vor. Natürliche Einlagerungen im Erdreich durch die Zersetzung von Mineralien in Gesteinen und im Boden, auf Grund von Wasser und Windeinwirkung, Ausstoß durch aktive Vulkane.

Große Quecksilber-Vorkommen sind in Algerien, China, Italien, Russland, Serbien und Spanien zu finden.

Medizin

Amalgamfüllungen

In den letzten Jahren hat die Diskussion um mögliche Gesundheitsrisiken von Amalgamzahn­füllungen viel Aufmerksamkeit erregt.

Eine Partei führt bei Amalgam ins Feld, dass es „in der wissenschaftlichen Literatur keinen ein­deutigen Beweis für die Ungefährlichkeit von Amalgam als Zahnfüllmaterial gebe; es sei Zurückhaltung geboten, bis wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen ist, dass Amalgam unschädlich ist“. Dieser Denkansatz wird von anderen Wissenschaftlern als unwissenschaftlich zurückgewiesen. Die wissenschaftliche Welt bestreitet es nicht, dass aus Amalgamfüllungen (auch aus den verbesserten Legierungen) kleine Quecksilbermengen freigesetzt werden. Wesentlich schwieriger gestalte sich aber die Bewertung des Einflusses auf die Gesundheit des Menschen, da es kaum brauchbare Methoden gibt, um das Risiko in einer messbaren Größe zu erfassen. Grundlage für die gesundheitliche Bewertung solcher Stoffe ist der aktuelle internationale wissenschaftliche Kenntnisstand. Da sich dieser stetig weiterentwickelt, ist die Abschätzung des gesundheitlichen Risikos, das von einem Stoff ausgeht, immer ein dynamischer Prozess.

Empfehlung der Bundeszahnärztekammer

Für Kinder:

Da Amalgamfüllungen Quecksilber freisetzt, ist aus Gründen des vorbeugenden Gesundheits­schutzes zu überprüfen, ob dieses Verfahren bei Kindern eingesetzt werden soll. Insbesondere unter dem Aspekt, dass hier Milchzähne zur Versorgung kommen.

Schwangerschaft:

Auch hier gilt aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes für ungeborenes Leben, bei Schwangeren möglichst keine Amalgamfüllungen einzusetzen oder zu entfernen. Alternativ zu Amalgam sind Glasionomere, Kompomere u.ä. möglich.

Bei Nierenfunktionsstörungen

Bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen sollten keine neuen Amalgamfüllungen gelegt werden. Es gibt hinreichend Veröffentlichungen, die die Niere als bevorzugtes Zielorgan für eine Quecksilbervergiftung beschreiben. *2

Forschungsergebnisse der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Friedrich-Schiller-Universität Jena:

„Bereits eine Quecksilberkonzentration von 30 Mikrogramm pro Liter Blut beeinträchtigte die Hormonproduktion und den Stoffwechsel des Mutterkuchens erheblich. In den Versuchen über­wand das Schwermetall auch die Plazentaschranke, sodass es in den Kreislauf des Fötus hätte gelangen können. Üblicherweise finden sich in entwickelten Industrieländern Quecksilberkon­zentrationen von drei bis zehn Mikrogramm im Blut werdender Mütter. In stark umweltbelaste­ten Regionen oder bei berufsspezifischer Belastung können diese Werte jedoch deutlich höher liegen. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerte liegen indes bei 50 Mikrogramm.

„Wir haben auf Grund unserer In-vitro-Versuche nun ernstzunehmende Hinweise darauf, dass Konzentrationen unter diesen Grenzwerten nicht unbedenklich sind“, erklärt Prof.Ekkehard Schleußner von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Friedrich-Schiller-Universi­tät Jena. Quecksilber wirkt vor allem schädlich auf das sich entwickelnde Nervensystem, nach schweren Chemieunfällen kann es auch zu Fehlgeburten oder Missbildungen der Neugeborenen kommen. Schleußner „Auch internationale epidemiologische Studien lassen die derzeitigen Richtlinien über die Exposition von Schwermetallen und giftigen Substanzen als zu hoch er­scheinen.“ *3

Quecksilber als Konservierungsmittel in Impfseren

Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut gibt an, dass in Deutschland die vollständige Grundimmunisierung schon seit Jahren standardmäßig mit thiomersalfreien Mitteln vorgenommen wird.

Thiomersal erhöht die Sicherheit von Impfstoffen. Für den Menschen ist Ethylquecksilber unschädlich, weil es schnell in anorganisches Quecksilber umgewandelt und über den Darm wieder ausgeschieden wird. WHO (Weltgesundheitsorganisation), die amerikanische Zulassungsbehörde FDA, das Institut für Medizin der Nationalen Akademien in den USA und die europäischen Zulassungsbehörden haben übereinstimmend festgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Autismus oder anderen Enwicklungsstörungen gibt. Nach ihren Aussagen belegten Studien, dass Thiomersal in Impfstoffen selbst für kleine Kinder sicher sei.

Lebensmittel

Methylquecksilber und anorganisches Quecksilber in Lebensmitteln

Die EFSA veröffentlichte bereits 2004 ein Gutachten über mögliche gesundheitliche Risiken, die durch den Verzehr von quecksilberbelasteten Lebensmitteln entstehen.

Das Gutachten wurde Ende 2012 noch weiter spezifiziert. Genauere Daten über den Lebensmittelverzehr und zu den Konzentrationen von Quecksilber in Lebensmitteln haben es der Kommission ermöglicht, die Belastung von Methyl-Quecksilber, dem die Menschen bei Verzehr ausgesetzt sind, genauer abzuschätzen. Demnach kommt Quecksilber, vor allem in Fisch und Meeresfrüchten, überwiegend als Methyl-Quecksilber vor. Da sich Quecksilber in der Nahrungskette anreichert, weisen Raubfischarten, die am Ende der Nahrungskette stehen wie Schwertfisch, Thunfisch, Kabeljau, Weißfisch und Hecht, höhere Methylquecksilberbelastungen auf als andere Fischarten. Sie sind als die wesentliche Aufnahmequelle für den Menschen an zu sehen. Bei Kindern wird auch noch der Seehecht auf die Liste der besonders belasteten Fische hinzugenommen.

Anorganisches Quecksilber kommt meistens in Obst, Gemüse und Pilzen vor, ist aber ebenfalls in Fisch, Meeresfrüchten und Fertiggerichten zu finden. Anorganisches Quecksilber wird als we­niger giftig eingestuft.

Aus den Verzehrgewohnheiten und dem durchschnittlichen Quecksilbergehalt einiger Nahrungsmittel lässt sich errechnen, dass tierische Lebensmittel zu etwa 55% an der Quecksilberbelastung des Menschen beteiligt sind.

Quecksilberaufnahme aus verschiedenen Lebensmitteln:
  • Fisch 38 %
  • Milchprodukte, Eier 14 %
  • Fleischprodukte 13 %
  • Getränke 12 %
  • Gemüse 10 %
  • Getreide 8 %
  • Obst 5 %

Das CONTAM-Gremium (Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette) hat unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Toxizität dieser Formen von Quecksil­ber einen TWI-Wert (tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge) von 4 µg/kg (4 Mikrogramm pro Körpergewicht) für anorganisches Quecksilber sowie einen TWI-Wert von 1,3 µg/kg (1,3 Mikrogramm pro Körpergewicht) für Methylquecksilber festgesetzt *1.

Industrie

Quecksilber ist in vielen Produkten enthalten und wird in zahlreichen technischen Verfahren überall in der Welt eingesetzt.

Energie:

Kohlekraftwerke setzen im höchsten Maße Quecksilber in Gasform frei. Da weltweit viele neue Kohlekraftwerke geplant sind, ist mit weiter steigenden Quecksilber-Emissionen zu rechnen. Diese Emissionen machen vor keinen Landesgrenzen halt, sondern verteilen sich weltweit.

Emissionen und Kontaminationen durch die Industrie:

Weitere Emissionen bei der Zementherstellung, in Hochöfen und der Müllverbrennung. Die Verbrennung von Biomasse ist somit eine wichtige Quelle des Umweltschadstoffs Quecksilber. Noch wird Quecksilber von der Chlor-Alkali-Industrie zur Herstellung chemischer Grundstoffe eingesetzt, das sogenannte Amalgamverfahren. Bei diesem Verfahren wird die Bildung von hochexplosiven Chlorknallgas-Gemisch vermieden. Auf Grund der Eigenheiten des Verfahrens kann Quecksilber aus dem Verfahrenskreislauf über die Luft und das Wasser, über Abfall und die Produkte in die Umwelt gelangen.*4 (Mittlerweile gibt es das sogenannte Membranverfahren, bei dem gänzlich auf Quecksilber verzichtet werden kann. Der Energiebedarf ist ebenfalls wesentlich geringer.)

Goldgewinnung

Besonders problematisch bleibt die Nutzung von Quecksilber in der Goldgewinnung. Dieses Verfahren wird besonders häufig von privaten Kleinschürfern angewendet, die ohne staatliche Genehmigung schürfen. Diese Methode der Goldgewinnung bildet oft die einzige Lebensgrundlage für Hunderttausende Menschen.

Der beim Goldwaschen herausgefilterte goldhaltige Schlamm wird mit flüssigem Quecksilber versetzt, dadurch bildet sich eine silberne Legierung. Das Quecksilber wird durch Erhitzen verdampft und zurück bleibt Gold. Durch dieses Verfahren gelangen große Mengen an Quecksilber in die Umwelt und verseuchen Schürfgebiete und Flüsse dauerhaft.

Quecksilber in unseren privaten Haushalten

Wir holen uns „freiwillig EU verordnet“ eine mögliche Quecksilberquelle ins Haus. Zerbricht eine Energiesparlampe, gelangt giftiges Quecksilber in die Umgebung. Ich möchte nicht wissen, wie viele private Haushalte ihre Energiesparlampen über den normalen Hausmüll entsorgen. (Prof. Rainer Kling hat eine quecksilberfreie Energiesparlampe erfunden. Nach seinen eigenen Einschätzungen hat die Lampe eine Lebensdauer von rund 30 000 Stunden. Das wird der Industrie natürlich nicht gefallen. Jetzt darf man sich die Frage stellen, ob sie überhaupt auf den Markt kommt, bzw. wie es die Industrie schafft, die Lebensdauer künstlich zu verkürzen.) kann sie flüssiges Quecksilber ist deshalb besonders gefährlich, weil es bereits bei Zimmertemperatur verdampft. Die einzelnen Quecksilberatome gelangen in die Luft, sie sind unsichtbar und geruchlos, aber sehr fettlöslich. Wird Quecksilberdampf eingeatmet, nimmt der Körper die einzelnen Atome über die Lunge auf, von dort gelangen sie ins Blut und weiter ins Gehirn.

In welchen Produkten kommt Quecksilber noch vor:

  • Neonröhren
  • Batterien
  • Seifen
  • kosmetische Produkte
  • etc.
Abkommen zur Einschränkung und Herstellung von Quecksilber in 2013

Im Oktober 2013 soll in Minimata (welches traurige Berühmtheit durch eine Quecksilber-Vergiftung ungeahnten Ausmaßes traf) ein Abkommen zur Einschränkung der Herstellung und des Einsatzes des hochgiftigen Metalls Quecksilber auf den Weg gebracht werden. 50 Staaten müssen das Abkommen unterzeichnen, damit es in Kraft tritt. Es wird damit gerechnet, dass das in drei bis vier Jahren der Fall sein wird.

In dem Abkommen sind Ex- und Importverbote zahlreicher Produkte bis 2020 festgelegt worden (quecksilberhaltige Batterien, bestimmte Arten von Kompaktleuchtstofflampen, Thermometer und Blutdruckmessgeräte, das gleiche gilt für Seifen und Kosmetika). Ausnahmen: – medizinische Geräte für die es noch keinen Ersatz gibt

– als Konservierungsmittel in Impfstoffen

– Amalgamfüllungen sollen reduziert werden, aber kein ausdrückliches Verbot.

Weiterhin werden die Eröffnung von neuen Quecksilberminen verboten und bestehende Minen müssen innerhalb von 15 Jahren geschlossen werden. Das ist ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Dieser Artikel erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit

Netzfrau Ingrid Mengeringhaus

Quellen:

*1Quellen: EFSA

*2 Quelle: Bundeszahnärztekammer

*3 Quelle: Uni-Journal Jena 01/01

*4 Quelle: Umwelt Bundesamt

www.allum.de www.umweltdaten.de/wasser/themen/stoffhaushalt/quecksilber.pdf

Robert Koch-Institut, Frauenhofer-Institut, Uni Kiel

Siehe auch:

Apple – Das “blutige” Geschäft mit dem iPhone

Wir schminken uns zu Tode

Von der Krippe bis zum Grab – Vorsicht “Chemie-Cocktail” schon von Kindesbeinen an

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