Auch am Sonntag gelangte wieder radioaktives Wasser mit dem Isotop Strontium-90 ins Meer, wie Tepco am 21. 10. 2013 öffentlich zugab. Die schweren Regenfälle, die das Nahen des nächsten Taifun ankündigen, ließen erneut die Becken überlaufen.
Aber es gibt noch andere Nachrichten. Sozusagen aus dem Untergrund. Die schreiben das auf, was den Weg in die Medien nicht findet. Und fast alle bitten, diese Nachrichten im Ausland weiter zu verbreiten. Weil es nicht nur Tepco und Fukushima gibt, sondern im „Hinterland“ Millionen von Menschen, die verunsichert sind, die auf Grund ihrer Erziehung zum Aufrechthalten der Traditionen sich nicht zu helfen wissen, stumm sind, zum Teil rechtlos, uninformiert und allesamt verängstigt.
Wir geben ihnen eine Stimme! Wir verbreiten ihre Nachrichten.
Es kommen immer mehr Ungereimtheiten ans Licht. Ob diese Meldungen der Wahrheit entsprechen oder in die Kategorie „Mythen“ gehören, lässt sich für uns schwer recherchieren. Weil niemand von uns Netzfrauen Japanisch kann und weil das meiste davon nur aus Blogs, oft in mangelhaftem Englisch oder Deutsch, nicht aber aus offiziellen Medien stammt (was für uns aber keinen Unterschied macht, weil unseres Wissens nach auch dort nicht nur Wahres berichtet wird).
Ausnahmsweise verlinken wir unsere Quellen dieses Mal nicht, weil einem neuen Gesetz zufolge die Verbreiter von Tepco-schädlichen Aussagen strafrechtlich verfolgt werden.
Wir zählen hier einfach nur einmal auf, was teilweise noch nie in Medien berichtet wurde:
Betreiber sieht keinen Zusammenhang – Ex-Fukushima-Direktor stirbt am 10. 7. 2013 mit 58 Jahren an Speiseröhren-Krebs. Zum Zeitpunkt des verheerenden Tsunamis leitete er das Atomkraftwerk von Fukushima.
Mehr als drei Monate nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima erntete die Betreiberfirma Tepco heftige Kritik von ihren Aktionären. Mehr als 9100 Anteilseigner nahmen in Tokio an der ersten Jahreshauptversammlung nach der Atomkatastrophe teil – so viele wie noch nie. Nicht nur das katastrophale Krisenmanagement wurde lautstark kritisiert. Die Aktionäre waren auch deshalb wütend, weil der Wert der Aktie in Folge der Krise um 85 Prozent abgestürzt war. Ende Mai hatte Tepco einen Nettoverlust in Höhe von 1,3 Billionen Yen (11 Milliarden Euro) für das am 31. März beendete Geschäftsjahr ausgewiesen. Das ist der höchste je von einem japanischen Konzern außerhalb des Finanzsektors erlittene Fehlbetrag.
Die japanische Regierung hat am 19. April 2011 neue Grenzwerte für die Verstrahlung auf dem Schulhof festgelegt. Die obere Grenze von 20 Millisievert im Jahr spaltet die Meinungen. Für Toshiso Kosako, Spezialist für Strahlenschutz und Berater von Ministerpräsidenten Naoto Kan, ist diese für Kinder zu hoch und er gab danach seinen Rücktritt bekannt.
Die japanische Atomaufsichtsbehörde legte am 6. Juni 2011 einen Untersuchungsbericht über den AKW-Unfall in Fukushima offen. Demzufolge wurden dabei 770 000 Tera Bq von Radioaktivität in die Luft geschleudert. Das ist viel mehr, als man bisher vermutete. Beim Unfall in Tschernobyl war es 5.2 Mio Tera Bq.
Seit dem Erdbeben steigt die Zahl der Selbstmorde. Im Vergleich zur selben Zeit vor einem Jahr (Juli 2011) ist die Zahl im Monat immer höher. Im Juni nahmen sich 2996 Menschen in ganz Japan das Leben. Das sind 8% mehr als letztes Jahr. Der Zusammenhang mit der Katastrophe ist jedoch nicht klar.
Die japanische Regierung will den vom radioaktiven Cäsium verseuchten Boden der Präfektur Fukushima dekontaminieren. Sie geht davon aus, dass die Fläche, die stärker als 1 μSv/h radioaktiv verseucht ist, maximal 2000 km² ausmacht. Das entspricht 1/7 der Fläche der Präfektur. Für die Beseitigung des Cäsiums muss man die Oberflächenschicht bis 5 cm Tiefe abtransportieren. Das macht insgesamt 100 Millionen m³ Erde aus. Betrachtet man nur das betroffene Ackerland, das stärker als 5000 Bq/kg mit Cäsium verseucht ist und ca. 8300 Hektar Land umfasst, müssen 4 Millionen Tonnen Erde entsorgt werden.
Die Eisenbahn sei auch im August noch nicht in Betrieb genommen worden, darüber berichtet aber kein Medium. Auch über das AKW Fukushima werde nichts mehr berichtet. Alle hätten das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Alle hätten Angst, weil die Medien nur die unheimlichen Folgen des Atomunfalls erzählen, über die aktuelle Situation wird jedoch nicht mitgeteilt.
Am 18. August berichtete die Asahi-Zeitung, dass bei 45% der 1150 Kinder von Fukushima, die sich im März eine Untersuchung unterzogen hatte, eine Strahlenbelastung der Schilddrüse festgestellt wurde.
Die japanische Atomaufsichtsbehörde veröffentlichte im September 2011, dass die Blöcke 1 bis 3 des AKWs Fukushima schätzungsweise total 15 000 Terra Becquerel Cäsium 137 in die Luft ausstießen. Das entspricht 168 Atombomben von Hiroshima.
Unter den Menschen, die im Frühling 2011 Zuflucht nehmen mussten und heute in einem fremden Ort leben, gibt es immer mehr solche, die gesundheitliche Probleme bekommen und sogar sterben. Bisher haben in dieser Nordost-Region 2746 Menschen ihr Leben verloren. In ganz Japan führen rund 290 000 Menschen ihr Leben in einem provisorischen Umfeld.
9000 Demonstranten kamen am 14. September in den Park Kameido Chuo in Tokyo. Sie drückten damit ihren Wunsch aus, dass Japan so lange wie möglich ohne Atomstrom auskommen soll. Auf dem japanischen Archipel ist seit dem 15. Septrmber wieder kein AKW im Betrieb, weil der Reaktor des AKW Oi in der Präfektur Fukui, der einzig am Netz war, wegen der Revision eingestellt worden war. Auch in der Stadt Fukui wurde eine Kundgebung abgehalten. Dort hielten auch Prominente wie Takashi Hirose (Schriftsteller) und Toyohiro Akiyama (Astronaut) einen Vortrag gegen Kernenergie.
Gemäss der Asahi-Zeitung vom 12. November arbeiten zurzeit rund 3000 Arbeiter pro Tag im AKW, ausschließlich Männer. Sie sind im vom Unfallort ca. 20 km entfernten riesigen Fussballstadion J-Village stationiert, das Tepco vor 14 Jahren für die Bevölkerung in Fukushima gebaut hatte. Hier erhielten die Presseleute bereits am 11. November 2011 Zutritt.
Unmittelbar nach dem verheerenden Unfall vom 11. März mussten die Arbeiter am Eingang und auf dem Durchgang des Gebäudes schlafen. Heute wurde das Stadion mit 1600 Einzelzimmern mit Kühlschrank und Klimaanlage ausgestattet. Es gibt auch Klinik, Kiosk und Restaurant.
In diesem Video hat Channel4 mit Betroffenen gesprochen – sehen Sie selbst.
Das japanische meteorologische Institut hat untersucht, wie viel Cäsium aus dem AKW Fukushima I in die Luft geschleudert wurde. Dem Resultat zufolge, das am 28. Februar 2012 bekannt gegeben wurde, hat das Kernkraftwerk insgesamt 30 bis 40 Billiarden Becquerel Cäsium freigegeben. Das ist doppelt so viel, wie bisher angenommen, und entspricht rund 20% von der Menge, die beim Reaktorunfall in Tschernobyl freigesetzt wurde.
Tepco machte am 20. Juni 2012 einen endgültigen Bericht über den Unfall vom Atomkraftwerk Fukushima I öffentlich bekannt. Der AKW-Betreiber sieht die grundlegende Ursache des Unfalls in der unvorhergesehenen Dimension des Tsunamis sowie in den mangelhaften Einrichtungen. Hauptsächlich verteidigt Tepco sich selbst und gibt das Versehen und die Verantwortlichkeit in Bezug auf die anfänglichen menschlichen Fehler und die ungenügenden Maßnahmen zum Schutz vor Naturereignissen, auf die die Regierung sowie private Unfalluntersuchungsausschüsse hingewiesen haben, nicht zu.
Tepco nahm am 18. und 19. 2012 Juli probeweise unbenutzte Brennstäbe aus dem Kühlbecken des Blocks 4 im AKW Fukushima I heraus. Reaktor 4 war zur Zeit des Erdbebens vom 11. März 2011 wegen einer Revision vom Netz und die gesamten Brennstäbe befanden sich im Kühlbecken. 204 von insgesamt 1535 Stäben waren unbenutzt.
Vom „Schwarzen Pulver“ wurde seit Februar 2012 geredet. Zuerst wurde es auf einem Bürgersteig in der Stadt Minami-Soma, 25 km entfernt vom AKW Fukushima I, entdeckt. Bemerkt haben es Mitglieder von einer Bürgergruppe. Nach einer Untersuchung wurde festgestellt, dass der mysteriöse Stoff hoch radioaktiv ist: Die Cäsium-Aktivitäten bis zu 1 080 000 Bq/kg.
Seither wurden solche Hotspots in verschiedenen Orten entdeckt. Zum Beispiel in einem Wohngebiet des Tokioter Bezirks Edogawa (243 000 Bq/kg) und um einen Bahnhof im Bezirk Koto (100 000 Bq/kg), aber auch in der Stadt Shiroi in der Präfektur Chiba (76 300 Bq/kg) sowie Takasaki in der Präfektur Gunma (70 000 Bq/kg).
Die Stellen auf dem Asphalt sehen aus wie dunkle Flecke. Sie bestehen aus ausgetrocknetem Moos mit Cyanobakterien. Zu finden sind sie oft am Rand der Straße oder des Bürgersteiges, wo also das Regenwasser sich ansammelt und später wieder trocknet. Zurück bleibt dann die hochkonzentrierte Radioaktivität in der Form vom getrockneten Moos.
Das Institut Radiation und Gesundheit Fukushima untersucht seit dem Atomunfall Kinder von der Stadt Fukushima. 2012 ließen sich bis Ende August 44’959 Kinder ihre Schilddrüse untersuchen. Im vergangenen Jahr waren es 38 114 Kinder. Damit hat die Stadt 83.8 % der gesamten Untersuchung hinter sich.
Von 42 060 Kindern, deren Resultat bis 24. August vorgelegt wurden, war bei 23 702 kein Befund zu verzeichnen. Bei 18 119 wurde ein Knoten (kleiner als 5.0 mm) oder eine Zyste (kleiner als 20.0 mm) gefunden. Das heißt bei 43.1 % der untersuchten Kinder muss die Entwicklung des Befundes verfolgt werden. Bei 239 Kindern (0.6 %) wurden größere Knoten und Zysten festgestellt.
Die Zahl der Kinder, die bei der Untersuchung einen negativen Befund erhalten haben, ist deutlich gestiegen. Letztes Jahr wurden bei 35.3% der Kinder kleinere Knoten und Zyste gefunden, größere hatten 0.5 %. Trotzdem will die Behörde darin keine Zusammenhang mit dem Unfall sehen.
Ein ZDF-Team hat Fukushima besucht und ein Reportage darüber gemacht. In dem Video hört der interessierte Leser, dass die von der Regierung aufgestellten Messgeräte nicht das anzeigen, was ein privates misst. Das zeigt die 5fachen Strahlenwerte.
Die Messwerte der Bürgergruppe ACSIR waren im Durchschnitt 10 bis 30 % höher als jene an den Messstationen. Der Mittelwert von den Stellen, die ca. 10 m entfernt von der Messstation sind, war sogar 40 bis 50 % höher. Ein Organisationsmitglied und der emeritierte Professor an der Uni Ryukyu (Pref. Okinawa) Katsuya Yagasaki vermuten: „Um die Werte zu senken, wird die Umgebung der Messstation gründlicher dekontaminiert, oder die Zahlen werden manipuliert.“
Frau Ruiko Muto ist nach wie vor kämpferisch. Sie leitet eine Gruppe der Ankläger im Strafprozess gegen AKW in Fukushima. Die Gruppe hatte im November 2012 gegen den Ex-Präsidenten und Manager des Betreibers des AKW-Fukushima I eine Klage eingereicht. Es ist immer noch unklar, ob sie gerichtlich verfolgt werden oder nicht. Die japanischen Medien berichteten allerdings im August von der Vermutung, dass der Staatanwalt den Schritt nicht wagen würde. Frau Muto hat nun mit zwei anderen Mitgliedern der Gruppe gegen Tepco, den Präsidenten und 32 Ex-Manager Klage erhoben. Sie seien verantwortlich dafür, dass tagtäglich 300 Tonnen stark radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gelangt. Tepco sei vom Lecken sehr wohl wissend gewesen, versäumten aber trotzdem, durchgreifende Maßnahmen zu ergreifen. Tepco will keinen Kommentar zur Anklage geben.
Bei immer mehr Kindern wird Schilddrüsenkrebs festgestellt. Man nimmt an, dass dies auf Grund des AKW-Unfalls geschieht.
Die Präfekturbehörde ist der Meinung, dass der Krebs oder der Knoten bereits vor dem AKW-Unfall entstanden sei, weil es bei wiederholten Untersuchungen festgestellt wurde, dass sie kaum gewachsen sind. Unter der Bevölkerung wurde jedoch Kritik laut. Sie sind nicht nur unzufrieden, wie die Behörde die Folgen der Strahlenbelastung interpretiert, sie zweifeln auch an der Genauigkeit der Untersuchung sowie an der Art und Weise der Offenlegung von Information. Die Präfekturbehörde will deshalb mit Spezialisten, die an der Untersuchung nicht beteiligt sind, das Ergebnis, die Behandlungsmethode des Krebs und die Folgen der Strahlenbelastung überprüfen.
Laut Tepco haben während neun Monaten nach dem verheerenden Atomunfall rund 20 000 Arbeiter im AKW Fukushima I gearbeitet. Die durchschnittliche radioaktive Belastung bei ihnen beträgt 12.18 mSv pro Jahr. Bei der Hälfte der Arbeiter beträgt die Belastung mehr als 5 mSv/J. Wenn sie ein Jahr nach dem Arbeitsbeginn an Leukämie erkranken, gilt das als Arbeitsunfall und sie können entschädigt werden.
Im Januar 2013 wird vielfach beobachtet, dass die Dekontaminierungsarbeiten nicht wie angeordnet durchgeführt werden. Äste, Blätter und Erde, die abgetragen werden, sollten in Behälter kommen, die abgeholt würden.
Die Arbeiter, die auf illegale Art und Weise die radioaktiv verseuchte Erde und Blätter in den Fluss und über einen Abhang entsorgt haben, sagten aus, dass sie von den großen Baufirmen, denen die Regierung einen Auftrag zur Dekontaminierung erteilt hatte, dazu angewiesen wurden. Viele behaupteten außerdem, dass die Arbeit nie fertig werde, wenn man sie so verrichten würden, wie es geregelt ist.
Professor Shin-ichi Hayama an der Nippon Veterinary and Life Science University erforschte im März 2013 die Auswirkungen der Strahlung auf die japanischen Affen. Bemerkenswert dabei sei die Anzahl der weißen Blutkörperchen. Bei den in der Stadt Fukushima lebenden Affen war sowohl die innere als auch die äußere Strahlenbelastung nicht sehr hoch. Trotzdem war die Anzahl der weißen Blutkörperchen bedeutend weniger als üblich. Auch eine Abnahme der roten Blutkörperchen war zu beobachten.
Mitte Juni 2013 hat Tepco die Türe des Kernkraftwerks Fukushima I für die Medien geöffnet. Der im Gelände nur noch wenig zurückgebliebene Wald war restlos ausgerodet, um noch mehr Tanks einzurichten. In den Tanks wird das mit Radioaktivität kontaminierte Wasser gespeichert. Sie werden aber bereits in zweieinhalb Jahren voll sein.
Block 1 ist jetzt mit einer Hülle versehen, um zu verhindern, dass eine große Menge vom radioaktiven Material in die Umwelt gelangt. Tepco will sie in diesem Winter abbauen und die Brennelemente aus dem Abkühlbecken herausnehmen. Bis das ganze Gebäude wieder gedeckt wird, werden vier Jahre vergehen, heißt es. Eine Abdeckung hat auch Block 4, in dessen Reaktor sich keine Brennstoffe befinden, weil dort beim Erdbeben gerade eine Revision stattfand. Bei Block 3 ist die Abdeckungsarbeit im Gang. Die Strahlungswerte im Gebäude sind folgendes: Block 1 / 23 bis 11’100 mSv/St, Block 2 / 5 bis 72’900 mSv/St, Block 3 / 10 bis 4’780 mSv/St, Block 4 / 0.1 bis 0.6 mSv/St. Die Menge des kontaminierten Wassers: Block 1 / 13’900 t, Block 2 / 22’200 t, Block 3 / 22’200 t, Block 4 / 16’800 t. (Quelle: Tokyo Zeitung).
Die meisten der Männer aus Tepcos Führungsriege werden nicht nur nicht verfolgt, verurteilt und zur Verantwortung gezogen, nein, sie haben sich ins Ausland abgesetzt. Das muss aber noch recherchiert werden und wird demnächst hier aufgezeigt.
Und ab hier die aktuellsten Nachrichten aus Fukushima
Am 79. Geburtstag der Kaiserin Michiko, am 20. Oktober 2013, mussten Hunderte Bewohner von Oshima, 120 km südlich von Tokyo erneut vor einem Taifun Schutz suchen. Erst vor einer Woche waren sie die am härtesten Betroffenen und hatten 27 Tote zu beklagen – die Kaiserin sagte alle Empfänge zu ihrem Geburtstag ab.
Und während am Mount Fuji 37 Tage später als im letzten Jahr der erste Schnee fällt, rasen zwei Stürme auf Japan zu.
Auch am Sonntag gelangte wieder radioaktives Wasser mit dem Isotop Strontium-90 ins Meer, wie Tepco am 21. 10. 2013 öffentlich zugab. Die schweren Regenfälle, die das Nahen des nächsten Taifun ankündigen, ließen erneut die Becken überlaufen.
Der Strategie-Direktor der britischen Nuclear Decommissioning Authority (NDA – also der britischen Müllabfuhr für Nuklearabfälle), Adrian Simper, versteht die Aufregung um Fukushima nicht. Er ist von einer Reise nach Fukushima zurückgekehrt und sagte dem Sender Channel 4: „Wir müssen uns um Dinge wie die Kontrolle über das Grundwasser kümmern, damit wir uns auf unseren Kampf gegen die Alligatoren konzentrieren können und uns nicht mehr damit beschäftigen zu haben, wie die Sümpfe trockenzulegen sind.“
Die NDA (der Name ist besonders originell, denn die Abkürzung steht im Wirtschaftsleben für Non-Disclosure-Agreement, also Vertraulichkeits-Vereinbarung) ist nur im Namen eine Autorität: Sie ist die Aufsicht über den Abtransport von Atom-Müll – und betreibt gleichzeitig ein Unternehmen, das als radioaktive Müllabfuhr ihr Geld verdient.
Simper ist ein gestandener Atom-Manager: Er arbeitete für British Nuclear Fuels und war dann für die Finanz-Struktur der Atom-Müllabfuhr NDA zuständig. Er arbeitete in der Abteilung Forschung und Entwicklung für Sellafield und andere Atom-Konzerne. Der Mathematiker ist ein Finanzfachmann. Er ist außerdem Chairman von International Nuclear Services (INS). Diese Firma, die zu 100 Prozent der NDA gehört. INS verdient sein Geld als Müllabfuhr für Sellafield und Dounreay. Diese Firma wiederum hat eine Tochterfirma, Pacific Nuclear Transport Limited (PNTL), an der auch der französische Atomkonzern Areva und ein Konsortium von japanischen Atom-Firmen beteiligt sind.
Für diese Firmen ist der Reaktor-Unfall von Fukushima ein glänzendes Geschäft: Die Entsorgung der radioaktiven Teile wird faktisch zur Gänze vom japanischen Steuerzahler bezahlt. Die Aufräumarbeitern, die von Tepco operativ durchgeführt werden, kosten nach aktuellen Berechnungen des japanischen Rechnungshofs 38 Milliarden Euro.
Das sind lediglich die Berechnungen, wenn alles so bleibt, wie es ist.
Die Entsorgung wird den japanischen Haushalt für 31 Jahre belasten, bis dahin soll Tepco das Geld zurückgezahlt haben. Bis zum Jahr 2044 werden allein die Zinszahlungen eine halbe Milliarde Euro betragen – auf denen der Steuerzahler sitzen bleiben wird, berichtet die Japan Times. Die Regierung muss für die Entsorgung Kredite aufnehmen.
Insgesamt wurden von Tepco bereits mehr als 21 Milliarden Euro an die Bewohner der Region ausgezahlt, die wegen des Unfalls ihre Häuser hatten verlassen müssen. Die Arbeiter, die gesundheitliche Schäden erlitten haben, haben noch keinerlei Entschädigungen erhalten. Etwa 20 000 Arbeiter sind bisher bei den Aufräumarbeiten eingesetzt worden.
Simper sagte Channel 4, dass er davon ausgehe, dass es keinen Grund gäbe, die Bewohner noch länger von Fukushima fernzuhalten: „Die Menschen werden selbstverständlich hierher zurückkehren und hier leben. Tatsächlich glaube ich, dass die Leute heute bereits zurückkehren könnten. Ich würde nicht zögern, mit meiner Familie nach Fukushima zu ziehen – es ist ein wunderbarer Teil der Welt.“
Geld, damit Tepco nicht pleite geht
Sumitomo Mitsui Banking Corp und 27 andere Finanzinstitute haben vereinbart, ein rund 77 Milliarden Yen syndiziertes Darlehen für Tokyo Electric Power Co. (TEPCO) fällig am Ende des Monats, als Roll-over Kredit weiter zu führen, wie der Nikkei Business Daily berichtet.
TEPCO hat seit der Katastrophe 2011 rund $ 27 Milliarden verloren und sieht sich massiven Verbindlichkeiten gegenüber bei der Stilllegung des Kraftwerkes, Schadenersatzzahlungen an Zehntausende Betroffene, die evakuiert werden mussten und Kosten für die Dekontaminierung eines Landstrichs so groß wie Connecticut.
Die von SMBC geführte Gruppe umfasst Sumitomo Mitsui Trust Bank, Gunma Bank, Chiba Bank und eine Reihe der in der Präfektur organisierten landwirtschaftlichen Genossenschaften.
TEPCOs Haupt-Banken sind bereit, 500 Milliarden Yen im Dezember zur Verfügung zu stellen – 200 Milliarden Yen Darlehen Rollover und 300 Milliarden Yen in neuer Finanzierung.
Nachdem nach einem Starkregen verstrahltes Regenwasser in der japanischen Atomruine Fukushima übergelaufen war, schlägt nun der Naturschutzbund Deutschland Alarm. Die Frage: Musste man über 2 Jahre warten, um Alarm zu schlagen? Aber immerhin, die Meiden wachen nun auf und berichten.
Großbritannien feiert Comeback der Atomkraft
Und als gäbe es das Drama um Fukushima nicht, baut nun auch noch Großbritannien mit dem französischen Energiekonzern Électricité de France (EDF) zwei Reaktoren im westenglischen Hinkley Point. Die Kosten, die zum Teil von chinesischen Investoren aufgebracht werden sollen, gab die Regierung mit 16 Milliarden Pfund (knapp 19 Mrd Euro) an. Die Anlage Hinkley Point C soll in rund zehn Jahren in Betrieb gehen. Die endgültige Entscheidung über den Bau ist für kommenden Sommer geplant. Da kann man doch nur noch mit dem Kopf schütteln.
Netzfrau Lisa Natterer
Lesen Sie auch:
Alle bislang gesammelten Infos zu Fukushima hier
The Ocean is Broken – a Fukushima reality – Deutsche Übersetzung!
Update Fukushima: Kalifornien – erhöhte Strahlenwerte – Das Meer ist kaputt!- The ocean is broken!
Ein Brief an alle jungen Athleten, die davon träumen, 2020 nach Tokio zu kommen
Der gefährlichste Moment in der Geschichte der Menschheit: