Fukushima Update 2013-10-24: Über all den Schreckensnachrichten denkt man oft nicht daran, dass dort – kaum ein paar Kilometer vom Kraftwerk entfernt – auch noch Menschen leben.
Zwei in Schweizer Geschäften gekaufte Gelbflossen-Thunfische sind radioaktiv belastet. Eine Gefährdung der Gesundheit bestehe aber nicht, sagt ein Experte. Frage: Wird auch nach Deutschland Fukushima-Fisch importiert?
Im Abfluss zum Pazifik wurden 59 000 000 Bq/m3 mit allen β-Nukliden (einschließlich Strontium-90) entdeckt. Dies ist die höchste Messung des Standortes nahe der Tanks, von wo letztlich die 300 m³ ausgelaufen sind. Das Datum der Probeentnahme war der 22. 10. 2013. Es ist 74 % höher als die zuletzt höchste Messung, die mit 34 000 000 Bq/m3 am 17. 10. 2013 bekannt gegeben wurde.
Tepco beginnt am 10. November mit der Brennstab-Bergung aus Reaktor 4 in Fukushima.
Ursprünglich war dies erst für Mitte November angekündigt worden. Nachdem am 20. Okt. bei den schweren Regenfällen aus 11 Behältern Wasser entwich, versucht Tepco, dies für die nahenden Taifune zu verhindern.
Die 4000 m³ Tank-Kapazität ist beinahe erschöpft und so muss sich Tepco auf die unterirdischen Tanks verlassen, aus denen im April kontaminiertes Wasser ausrann.
Am 23. Oktober veröffentlichte Tepco den Plan der Wasserleitungen zwischen dem Tank-Areal und den Reservoirs – der Anblick ist aber nicht dazu angetan, Vertrauen zu fassen. Tepco will zusätzliche Tanks und auch Feuerwehren vor Ort haben, aber niemand weiß, ob das Wasser so unter Kontrolle zu bekommen ist.
Ein weiteres Problem sind Arbeitskräfte – Tepco spricht schon von „einberufen“, was gar nicht nach Freiwilligkeit klingt. Auch erklärt TEPCO, es seien die Abflüsse mit den angesammelten Verunreinigungen wegen des Regens übergegangen. Die Dioxinbelastung erhöht sich seit kurzem tendenziell jedes Mal, wenn es regnet.
Antwort von Greenpeace
Von Greenpeace hat eine unserer Leserinnen folgende Antwort auf ihre Anfrage erhalten: Ein internationales Team von Greenpeace Atomexperten war gerade erneut in der Region Fukushima unterwegs, um radioaktive Messungen vor allem in Tamura anzustellen. Greenpeace warnt davor, die Anwohner der Region Tamura dauerhaft wieder in ihre Häuser zurückkehren zu lassen, wie es die japanische Regierung derzeit plant, weil die Radioaktivität dort immer noch zu hoch ist. Die Situation am havarierten AKW Fukushima beobachten wir intensiv. Es stimmt, dass am Reaktor 4 abgebrannte Brennstäbe in einem Abklingbecken unter freiem Himmel lagern, die extremen Witterungseinflüssen möglicherweise relativ ungeschützt ausgesetzt sind. Die Sicherung des Abklingbeckens bedeutet eine große Herausforderung für Tepco. Ob und wie Tepco die Situation meistert, werden wir nicht aus den Augen verlieren. Berücksichtigt werden muss bei aller Sorge aber auch, dass die Brennstäbe nun weitere zweieinhalb Jahre Zeit hatten, dort abzuklingen, die Radioaktivität also weiter abgenommen hat. –
Liebe Grüße, die Redaktion.
Fukushima’s Returning Residents 2013
Am Montag, dem 21. Oktober 2012, sagte Japans Minister für Wirtschaft Motegi: „verunreinigtes Wasser von Fukushima NPP I ist nicht ins offene Meer ausgetreten“ Der Ex-McKinsey-Unternehmensberater versäumt keine Gelegenheit, witzig zu sein (wenn auch im negativen Sinn). Das letzte, was von ihm gehört wurde, war, dass er sagte, es gebe mehr Speicherplatz zum Installieren von Lagertanks für verunreinigtes Wasser, wenn einmal die Reaktoren 5 und 6 bei Fukushima I KKW stillgelegt seien, und dies wirft Zweifel an seiner Intelligenz auf. Er wurde auch im Gespräch zwischen TEPCO und dem Gouverneur von Niigata über Kashiwazaki-Kariwa NPP hochtrabend betreffend des Sicherheitsberichtes, so, als sei es nicht sein Problem (es war und ist und wird aber seines sein).
Jetzt wird in einem kurz und bündigen Artikel von Jiji Tsushin vom 22. 10. 2013 festgestellt, dass der Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, Toshimitsu Motegi, für das Unfallmanagement und die Stilllegung des Kraftwerkes verantwortlich ist.
In der morgendlichen Besprechung im Unterhaus am 22. Oktober 2013 vor dem Haushaltsausschuss sagte Toshimitsu Motegi, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, dass kein verseuchtes Wasser in den Ozean austrete, in Beantwortung der Frage von Yorihisa Matsuno, Japans Restaurierung Partei. Logische Schlussfolgerung, dass alles irgendwie OK sei, weil keine internationalen Entitäten durch verunreinigtes Wasser aus Fukushima verletzt werden.
Nun, was ist die Definition des verwendeten Wortes „外洋“ durch Motegi?
Es bedeutet wörtlich „äußerer Ozean“. Aber ein online-Wörterbuch definiert „外洋“ wie folgt:
- Ozean: eine große Menge Wasser das Bestandteil der Hydrosphäre is
- Internationales (offenes) Gewässer: das offene Meer der Welt außerhalb der Hoheitsgewässer jeder Nation
„Hoheitsgewässer“ könnte Folgendes bedeuten:
- Hoheitsgewässer: 12 Seemeilen (22,2 km) von der Basislinie;
- Angrenzende Gewässer: 12 Seemeilen außerhalb der nationalen Küstenmeere;
- Ausschließliche Wirtschaftszone: 200 Seemeilen (370,4 Kilometer) von der Basislinie.
„Internationale Gewässer“ könnte bedeuten:
- etwas außerhalb der Hoheitsgewässer
- oder angrenzende Gewässer
- oder ausschließliche Wirtschaftszone.
Man kann sicher sein, dass Herr Motegi sich wünscht, dass das internationale Wasser so weit weg von der Küste von Fukushima wie möglich beginnt. Wie der französische Minister, der unvergessen erklärte, die Strahlung von Tschernobyl würde an der französischen Grenze Halt machen, denkt Hr. Motgei, dass sich radioaktive Partikel an die bestehenden Grenzen halten und sich entsprechend verhalten.
Rückkehr nach Fukushima
Die Provinzregierung von Fukushima regt an, dass die Menschen in einige ihrer Dörfer zurückkehren. Zum ersten, weil die Notunterkünfte nach zweieinhalb Jahren für die Untergebrachten nicht mehr länger zumutbar sind, zum anderen, weil auch viele darauf drängen, wieder nach Hause zu wollen.
Greenpeace hat in den Gebieten die Strahlung gemessen und festgestellt, dass diese wesentlich höher ist, als von der Regierung nach den Dekontaminierungsmaßnahmen offiziell bekannt gegeben. Greenpeace meint, es sei nicht anzuraten, dorthin zurückzukehren.
Über all den Schreckensnachrichten denkt man oft nicht daran, dass dort – kaum ein paar Kilometer vom Kraftwerk entfernt – auch noch Menschen leben. Die dürfen wir ebenfalls nicht vergessen.
NAGOYA: Naoto Matsumura besitzt eine bildhafte Erinnerung an die Katastrophe in Fukushima. Aber seine Bilder zeigen nicht die Nachbarn und andere Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten. Seine Fotos zeigen Haustiere und Nutztiere, die sich selbst überlassen werden mussten, als die Evakuierung stattfand.
Zehntausende Tiere wurden ihrem Schicksal überlassen, als die ‚No-Entry-Zonen’ errichtet wurden.
Vor dem Unglück arbeitete Naoto Matsamura in einer Maschinenfabrik und war Bauer. Erst ließ er sich auch evakuieren, kehrte aber nach einigen Tagen zurück, um die Tiere versorgen zu können, die zurückgeblieben waren. Sein Haus liegt nur 11 km vom Kraftwerk entfernt und gehört in die 1.Kategorie der Verbotszone. Als er zurückkehrte, hörte er nur Miauen und Muhen, und da er so begrüßt wurde, wie er erzählt, blieb er, um all die Tiere zu versorgen. Auch jetzt noch hat er eine Herde von 50 Kühen, 2 Strauße, 1 Pony und natürlich Hunde und Katzen. Er hat Strom, aber kein Gas und kein Wasser. Also verwendet er Gaskartuschen und holt Wasser von einer Quelle.
Er hat dafür gesorgt, dass sich Hunde und Katzen nicht weiter vermehren.
Man schätzt, dass in der 20-km-Verbotszone 3400 Kühe, 30 000 Schweine und 35 000 Hunde und Katzen auf sich selbst gestellt wurden und viele von ihnen seit langem verhungert sind. Ein Teil wurde behördlich getötet.
Unter diesem Eindruck hat Naoto Matsumura im Frühjahr 2012 eine Non-Profit-Organisation gegründet „Ganbaru Fukushima“ oder „Struggling Fukushima“, d. h. „Kämpfendes (sich mühendes) Fukushima“ und sucht Unterstützung.
Es wird Jahrzehnte, ja vielleicht Jahrhunderte dauern, bis Fukushima ist, was es vor dem Unglück war, meint er. Und: er werde die Tiere füttern, bis er sterbe. Er hat mit 70 Fotos der Tiere eine Ausstellung gemacht, die gestern ihre Pforten schloss, und ich wünsche ihm von Herzen, dass er viele Besucher hatte.
Wenn man die Sturmkarte betrachtet, wird einem angst und bange. Was sich dort zusammenschiebt, lässt Böses ahnen.
Laut der Japan Meteorological Agency folgt ein weiterer Taifun “LEKIMA” dem schon auf Kurs befindlichen Taifun “FRANCISCO”. Noch ist er südost offshore-Japan und wird auf der Skala mit „Stark“ angegeben – im Moment. Durch die gegenseitige Aktion ist eine Vorhersage im Augenblick schwierig.
Nordostchina versinkt seit Tagen im Smog
Aber auch andernorts ist es nicht gut bestellt mit dem Wetter, worunter viele Menschen leiden. Heftiger Smog hat am Montag das Leben in der chinesischen Millionenstadt Harbin lahmgelegt und ein Verkehrschaos ausgelöst. Auf Bildern des Senders CCTV waren nur noch schemenhafte Formen und Farben der Metropole auszumachen, die unter schwarzen Rußwolken versank.
Direkt aus China erreichte uns diese Meldung: Seit Tagen versinkt seit Einsetzen der Heizperiode die Stadt Harbin, die Hauptstadt der Provinz Heilongjiang, im Smog. Bereits seit Montag blieb aus diesem Grund neben Kindergärten und Schulen auch der internationale Flughafen der Stadt geschlossen. Auf Grund von Sichtweiten unter 20 Metern mussten auch die Autobahnen in und um Harbin geschlossen werden.
Neben Harbin sind auch andere Städte in Nordostchina betroffen. Wie ein großes Leichentuch hat sich auch über Changchun, der Hauptstadt der Provinz Jilin und Shenyang, der Hauptstadt der Provinz Liaoning, ein dichter Smog über diese Millionenstädte gelegt. Auch für diese beiden Städte und Teile der Provinzen wurde zwischenzeitlich die Alarmstufe “Rot” ausgegeben. Zeitweise mussten auch Abschnitte der Autobahn zwischen Harbin und der Hauptstadt Peking in der Provinz Jilin geschlossen werden. Zwischenzeitlich warnen selbst chinesische Mediziner vor den Folgen. Nach drei bis fünf Tagen können bei der derzeitigen Luftverschmutzung erste Probleme mit den Atemwegen einsetzen.
Wie ein Verkehrspolizist der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sagte, wurden Autofahrer wegen der miserablen Sicht nicht einmal mehr dafür bestraft, wenn sie über rote Ampeln fuhren. Messungen zufolge überstieg die Feinstaubbelastung in der Luft 900 Mikrogramm pro Kubikmeter und lag damit 40-mal höher als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.
Wie Sie schon feststellen konnten, berichten wir tagtäglich über Fukushima. Die Informationen erhalten wir meist in englischer, aber auch in japanischer Sprache und wird von uns übersetzt. Uns ist durchaus bewusst, dass es noch viele andere Nachrichten aus der Welt zu berichten gibt, dennoch haben wir uns für diesen Schritt entschieden, Sie immer fortlaufend zu informieren. Wir fragen uns, während wir übersetzen, was noch alles passieren muss, damit keine weitere AKWs gebaut werden? Was sind all die anderen Nachrichten wert, wenn Fukushima tragisch endet?
Ja, wir werden weiter berichten, jeden Tag, bis endlich die Regierenden und die Profiteure dieser Welt sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Es geht um uns, um unser aller Leben.
Netzfrau Lisa Natterer
Update Fukushima – Niemand weiß, wo das enden wird – Der Brief einer japanischen Mutter
The Ocean is Broken – a Fukushima reality – Deutsche Übersetzung!
Update:Heftiger Taifun – Erdbeben – “Strahlende” Lebensmittel für Fast-Food-Kette – Tepco Pleite?
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