„Das Schlimmste an der Tschernobyl – Katastrophe war, dass niemand der Bevölkerung reinen Wein einschenkte. Fakten wurden verschleiert, Informationen zurückgehalten. Ich beobachte jetzt in Japan genau dasselbe. Dabei hilft bei so einer Katastrophe nur eins: Transparenz.“ so ein russischer Wissenschaftler.
Gleich in den ersten Tagen nach dem Unglück in Tschernobyl verschwanden dort alle Bücher über radioaktive Strahlung, über Hiroshima und Nagasaki, sogar über Röntgenologie aus den Bibliotheken. Auf Anweisung von oben, hieß es. Damit keine Panik entsteht. Es kursierte sogar ein Witz: Wäre Tschernobyl bei den Papuas passiert, wäre die ganze Welt aufgeschreckt – mit Ausnahme der Papuas. (Aus dem Buch von Swetlana Alexijewitsch Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft)
In den Medien wird das Bild vermittelt, das Schlimmste sei überstanden. In Wirklichkeit zeichnet sich eine enorme Gefahr ab, die gar das 85-fache des Ausmaßes der Atomkatastrophe von Tschernobyl annehmen kann. Allein im Abklingbecken von Reaktor 4 beträgt die Nachzerfallswärme derzeit rund 580 kW. Die Abklingbecken befinden sich in 30 m Höhe in den oberen Etagen der Reaktorgebäude, die durch das Erdbeben vom 11. März 2011, den Tsunami und mehrere Explosionen schwer beschädigt wurden.
Atomreaktor Typ General Electric Mark I. Quelle [2]. 1: Brennstäbe im Reaktordruckbehälter (gelb), 27: Brennelemente im Abklingbecken 5, 26: Kran für Transport der Brennelemente. Nach der Kernschmelze haben in den Reaktoren 1 bis 3 die Kerne das Reaktordruckgefäß (gelb) verlassen, sie fressen sich derzeit durch das Betonfundament 20. (sh. http://www.offene-akademie.org/?p=196)
Weiterhin droht Gefahr von den sich durch das Betonfundament fressenden Kernen, von denen weitere Explosionen ausgehen können. Die enorme Gefährlichkeit der Atomruine wird derzeit unterschätzt. Alvarez hat wiederholt darauf hingewiesen, dass auch in amerikanischen Atomkraftwerken vergleichbare Mengen an Brennelementen gelagert sind, einige stehen in den USA in Erdbebengebieten. Auch in deutschen Reaktoren werden die Abklingbecken als „Zwischenlager“ missbraucht. Das Festhalten an der Atomtechnologie ist unverantwortlich. Alle Atomkraftwerke weltweit müssen abgeschaltet werden.
Fukushima Update vom 28.Oktober 2013
TEPCO hat nun öffentlich zugegeben, dass es vor 10 Tagen einen Erdrutsch an der Zufahrtsstrasse zum AKW gab. Wir hörten davon zunächst letzte Woche von ehemaligen Mitarbeitern am Standort des Bergsturzes. Der Erdrutsch geschah im Zuge der schweren Regenfälle, die mit dem Taifun Wipha einhergingen. Die gesperrte Straße ist eine der Hauptzufahrtsstraßen in die Anlage. Dies zeigt nicht nur die große Schwachstelle von Fukushima Daiichi, sondern auch an allen anderen Atomkraftwerken in Japan.
Kernkraftwerke wie Oi haben nur eine Straße in und aus der Anlage. Ein Erdrutsch könnte diese AKWs unzugänglich machen. Im September stellte ein Erdrutsch genau das um das Kernkraftwerk Monju an.
Dieses Risiko ist weitgehend vernachlässigt bei japanischen Kernreaktoren, ein AKW könnte so eine völlig abgeschnittene Zufahrt haben – auch und gerade bei einem Unfall. Dass Tepco dieses Argument schon so lange vernachlässigt, zeigt einmal mehr, welchen Mangel an Transparenz es gibt und dass vieles dort geschieht, was völlig an der Öffentlichkeit vorbei geht.
In der Pressekonferenz vom 25. 10. 2013 kündigte der Tepco-Sprecher an, dass die Brennstab-Entfernung aus Reaktor 4 zumindest bis Dezember 2014 dauern wird
Das Erdbeben mit der Stärke 7.3 war auch im AKW Fukushima spürbar. Es ist nicht bekannt, ob Schäden aufgetreten sind bzw. wie viele Erdstöße das Kraftwerk noch aushalten kann, speziell während der Abbau-Arbeiten.
Ärzte kritisieren UNO-Bericht zu Fukushima
Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) warnen vor einer Verharmlosung der gesundheitlichen Folgen der Fukushima-Katastrophe durch die Vereinten Nationen. Bei dem Bericht des UN-Komitees für die Folgen von Strahlung (UNSCEAR), der am Freitag (Ortszeit) in New York vorgestellt wird, handle es sich um eine gezielte Missinformation der Öffentlichkeit, sagte der stellvertretende Vorsitzende der deutschen IPPNW, Alex Rosen, am Freitag in Berlin: Es sei falsch, dass durch die Strahlenbelastung kein erkennbarer Anstieg von Krebserkrankungen zu erwarten sei.
Die IPPNW rechnen mit 10 000 bis 20 000 zusätzlichen Krebsfällen infolge der Atom-Katastrophe. In einem Gegenpapier kritisieren mehrere nationale Sektionen der IPPNW unter anderem eine einseitige Auswahl der Quellen für den UN-Bericht. Dieser beruhe auf Angaben der Betreiberfirma Tepco, der japanischen Behörden sowie der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), sagte Rosen. Dabei stünden die Experten der IAEA erheblich unter dem Einfluss der Atomindustrie.
Außerdem seien die strahlenbiologischen Annahmen in dem UN-Bericht fehlerhaft und veraltet, nach denen unterhalb eines gewissen Grenzwertes Entwarnung gegeben werden könne, kritisierten die IPPNW. „Es gibt keine sichere Menge an Strahlung“, warnte Rosen. Darüber hinaus kritisierte er, dass Krebsfälle in Statistiken ausgedrückt und kleine Fallzahlen als trivial bezeichnet würden. „Das finden wir als Ärzte sehr zynisch“, erklärte Rosen.
Die Fukushima Kernkraftwerk-Operatoren bereiten sich auf eine gefährliche Prozedur vor.
Hunderte von Brennstäben müssen aus dem Reaktor geborgen werden, ohne sie der Luft auszusetzen.
Tepco macht sich ab Mitte November daran, 1533 Brennstäbe aus dem höchstwahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogenen Behälter zu holen. Und das, ohne sie der Luft auszusetzen.
Nichts entfernt Ähnliches hat man je versucht. Aber alle sind sich einig, dass dies geschehen muss: Atomexperten, Regierungsmitglieder, Umweltschützer und das Volk. Alle wollen, dass die Brennstäbe geborgen und sicher aufbewahrt werden, wenn zugleich auch die Angst besteht, dass ein Fehler dabei erneut zur Freisetzung von Radioaktivität führen könnte.
TEPCO sagt, das Gebäude rund um den Reaktor wurde verstärkt und ein Kran wurde aufgebaut, der die Stäbe aus dem Pool heben wird, der 30 Meter über dem Boden ist, und sie dann zu Boden zu senken.
Block 4 enthält einen alarmierenden 10 mal höheren Cäsium-137 Wert als in Tschernobyl, sagen Experten.
„Wir haben eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen vor dem Start des Verfahrens getroffen einschließlich der Stärkung der Toleranz des Speicherpools durch Verstärkung der Unterseite, Überwachung des Gebäudes, um sicherzustellen, dass es nicht kippen kann, durch eine visuelle Überprüfung für alle Risiken und der Integrität des Gebäudes mit Kontrollen viermal im Jahr,“ sagte ein Sprecher von Tepco.
Allerdings gab er zu, dass man nicht wisse, ob einer der Brennstäbe beschädigt sei oder ob Verschmutzungen im Becken die Bergung erschweren könnten. Aber das Unternehmen habe alle Sicherheits-Vorkehrungen getroffen.
Dieses Versprechen bringt das Eis zwischen Aileen Mioko Smith, den Sprecher von Green Action Japan und dem Tepco-Sprecher nicht zum Schmelzen, er weist vielmehr darauf hin, dass Tepco einen ganzen Fehler-Katalog präsentiert habe, Falschberechnungen und Fahrlässigkeiten seit der Katastrophe im März 2011. Und zwar ohne die schlampige Sicherheits- und Betriebsarbeit vor dem Unglück näher unter die Lupe zu nehmen.
„Sie sind unfähig,“ sagte sie. „Beispielsweise wie können Sie nicht gewusst haben, dass mit einem Taifun Regen einherkommt und dass dieser in die Überlaufbecken rinnt rund um die Wassertanks, wo das kontaminierte Wasser aufbewahrt wird? Sogar ein Kind hätte das begriffen.“
Mioko Smith hat eine Reihe von Befürchtungen über den Berge-Vorgang. Die größte davon ist, dass ein weiteres Erdbeben das Gebäude senkt oder bewirkt, dass der Speicher-Pool abstürzt, die Brennstäbe der Luft aussetzt und es eine Freisetzung von Strahlung gibt, die katastrophal und überaus schwer zu beherrschen sein könnte.
Andere haben noch viel schärfere Warnungen ausgesprochen, einschließlich Charles Perrow, Professor an der Yale University.
„Die Bedingungen im Reaktor 4, 30,48 Meter über dem Boden sind gefährlich, und wenn sich wo zwei Stäbe berühren, könnte dies eine atomare Kettenreaktion auslösen, die unkontrollierbar sei“, sagte Perrow.
„Die Strahlung, die von all diesen Brennstäben ausgeht, für den Fall, dass sie nicht ununterbrochen kühl gehalten sind und einander nicht berühren, würde dazu führen, dass die gesamte Umgebung inklusive Tokio evakuiert werden müsste. Wegen der Strahlung vor Ort könnten die 6375 Brennstäbe im Speicherpool nicht ununterbrochen gekühlt werden, es würde zur Kernspaltung kommen und die gesamte Menschheit wäre auf Tausende von Jahren bedroht“.
Der Stolz von Tepco, so wird vermutet, verhindert, dass sie hilfreiche Unterstützung von außen annehmen, und führt dazu, dass sie mit all ihren schier unlösbaren Problemen alleine da stehen.
„Ich hätte lieber einige US-Unternehmen hier gehabt, die sind Experten für die abgebrannten Brennelemente und sie hätten geholfen“ sagte ein Kernenergie-Experte, der Tepcos Umgang mit der Krise beobachtet hat. Das Problem des täglichen Austritts von 400 Tonnen radioaktivem Wasser könnte innerhalb weniger Tage behoben sein, wenn das Unternehmen auf externe Sachverständige hören würde“, sagte er. „Die Probleme sind nicht in erster Linie technische, sie sind politische“, fügte er hinzu.
Um Rat gefragt, was er jemandem in Tokio raten würde, sollte das Schlimmste geschehen, sagte er, der Wind würde die meiste Strahlung nicht in Richtung Hauptstadt blasen.
„Aber die Winde können launisch sein, und einiges der Kontamination würde zweifellos Tokio erreichen“, sagte er.
„Wenn das geschieht, gehen sie so weit wie nur irgend möglich hinauf, suchen sie ein hochgelegenes Stockwerk auf. Radioaktive Teilchen sind schwer, also halten Sie sich von Kellern fern“.
Um die Brennstäbe zu entfernen, hat TEPCO einen 273-Tonnen-Autokran über dem Gebäude errichtet, welcher von einem anderen Raum aus bedient werden wird.
Die abgebrannten Brennelemente werden aus den Halterungen gezogen und einzeln in Stahlbehälter verbracht, während sie sich unter Wasser befinden. Sobald der Behälter aus dem Becken gehoben und auf den Boden gelegt wurde, wird er in ein anderes Becken in einem unbeschädigten Gebäude am Gelände gebracht, wo er gelagert wird.
Unter normalen Umständen würde eine solche Operation etwas mehr als drei Monate dauern, aber TEPCO hofft, die komplizierte Aufgabe bis zum Ende des Geschäftsjahres 2014 abgeschlossen zu haben.
Ein Chor von Stimmen hat Alarm geschrieen wegen der noch-so-nie-dagewesen-in-dieser-Größenordnung-Aktion, die 400 Tonnen abgebrannter Brennelemente von TEPCO manuell zu entfernen, Tepco, die bisher für jedes Unglück, das seit März 2011 geschah, verantwortlich ist.
Arnie Gundersen, ein Veteran-Atomexperte und Direktor der Fairewinde Energy Education, warnte schon im Sommer, indem er sagte, “sie werden erhebliche Schwierigkeiten haben, das so durchzuziehen. Eine Annahme, das könne so einfach geschehen, zeigt nur einen großen Mangel an Logik“. Dr. Paul Gunter, Direktor des Reactor Oversight Project gab am letzten Donnerstag ebenso seine Bedenken kund.
„Wenn Sie sich diese Brennelemente vorstellen, als wäre es ein Päckchen Zigaretten, wenn Sie eine Zigarette ganz gerade nach oben herausziehen, dann wird sie herauskommen. Aber diese Halterungen sind verbogen. Wenn Sie also daraus eine Zigarette heraus ziehen wollen, wird sie vermutlich brechen und dabei radioaktives Cäsium und andere Gase; Xenon und Krypton in die Luft entlassen. Ich denke, dass wir im November, Dezember oder Jänner hören werden, dass das Gebäude evakuiert werden muss, dass sie einen Brennstab zerbrochen haben, dass Radioaktivität ausstrahlt.“
Ich glaube, es wird jede Menge Probleme geben, wenn sie zu stark ziehen, können die Brennstäbe Schaden nehmen. Ich fürchte, die Halterungen sind verbogen worden, die Brennstäbe sind überhitzt worden, das Kühlwasser ist zum Kochen gekommen und so werden manche von den Brennstäben noch eine ganze Weile dort festsitzen.
Wie Harvey Wassermann schon früher erklärte, könnte es im schlechtesten Fall zu einer Kernspaltung kommen und zu einer Explosion, die viel schlimmer verlaufen könnte, als die im März 2011. Wassermann und Gunter sind sich einig, dass dieses gefährliche Unternehmen nicht Tepco überlassen sein sollte, sondern Internationalen Experten, weil Tepco zu leicht eine Apokalypse draus machen könnte.
Das Cäsium allein würde dem radioaktiven Niederschlag von 14 000 Hiroshima-Bomben entsprechen. Wenn der Job verpfuscht wird, könnte die Strahlung die Evakuierung aller Menschen aus der Umgebung bis nach Tokio erforderlich machen, Elektronik würde versagen und die Menschheit wäre gezwungen, angesichts von Millionen von Curie in der Luft und im Pazifik hilflos da zu stehen.
„Zeit ist auch ein Faktor, wir alle fürchten ein neues, starkes Erdbeben das dem schon beschädigten Reaktor weiter zusetzen könnte und den Brennstäben. Das könnte buchstäblich den Atomunfall wieder anheizen in der offenen Atmosphäre und somit in hemisphärische Proportionen bringen“, sagte Gunter. Und Wassermann fügte hinzu, dass angesichts der dramatischen Lage in Fukushima die Augen der Welt dorthin gerichtet sein sollten.
„Das ist eine Angelegenheit, die über Anti-Atom hinaus geht. Das Schicksal der Erde steht auf dem Spiel und die ganze Welt muss jeden Augenblick nach Fukushima schauen. Mit den 11 000 dort lagernden Brennstäben, verteilt auf dem gesamten Areal, und dem ununterbrochenem Austritt radiaktiven Wassers, das den Ozean kontaminiert, steht unser aller Überleben auf dem Spiel.“
Der Grundwasserspiegel erreicht die Boden-Oberfläche an der Küste von Reaktor 2 und 3 nach den schweren Regen vom 20. 10. 2013, laut Tepcos Daten. Um das kontaminierte Grundwasser davon abzuhalten, ins Meer zu fliessen, baut Tepco eine undurchlässige Mauer am Ufer von Reaktor 2 und 3, aber sperrt das Grundwasser ab, dessen Spiegel steigt.
In einem der Beobachtungslöcher reicht der Grundwasserspiegel über 4m über dem Meeresspiegel, was bedeutet, dass er übergelaufen ist.
Ein TEPCO Sprecher gab bekannt, dass es keinen derartigen Bericht gäbe.
Animations-Bilder, die zeigen, was bisher geschah und Zukunftspläne!!! http://apps.washingtonpost.com/g/page/world/preventing-radioactive-leaks-at-fukushima-daiichi/511/
Canadian radiation 1,72 millisievert october 21 (rainwater)
http://youtu.be/E6Wr9_abuzw?t=1s
Under Fire, TEPCO Prepares for Critical Phase of Fukushima Cleanup http://www.voanews.com/content/amid-criticism-tepco-prepares-for-critical-phase-of-fukushima-clean-up/1769997.html ( Mit einem Video von Tepco)
Durch den Tschernobyl-Supergau sind 600 Millionen Menschen in Europa gesundheitlich betroffen! Und wie viele werden es durch Fukushima weltweit sein?
Netzfrau Lisa Natterer
Weitere gesammelten Informationen zu Fukushima finden Sie hier: Fukushima