Der Klimagipfel in Warschau bringt die Staaten zusammen – doch es müssen auch Taten folgen
«Während wir sprechen, steigt die Zahl der Toten. Es gibt viel Zerstörung. Telefon- und Stromleitungen sind ausgefallen, Hunderte Menschen werden vermisst, Hunderte liegen verschüttet unter Schlamm und Geröll. Wir weigern uns, das zu unserer neuen Lebensweise zu machen.» Mit tränenerstickter Stimme hatte der Leiter der philippinischen Delegation in Doha an die Teilnehmer des Klimagipfels appelliert, mutige Schritte gegen die Erderwärmung zu gehen. Während des Klimagipfels in Doha Anfang Dezember 2012 hatte der verheerende Taifun «Bopha» die Philippinen heimgesucht und mehrere hundert Menschen in den Tod gerissen.
Die UN-Klimakonferenz findet diesmal in Warschau statt, und zwar vom vom 11. bis zum 22. November. Es ist das 19. Treffen dieser Art, daher kurz COP 19. 10 000 Teilnehmer werden ab heute erwartet, aber keine Staatsoberhäupter.
Während sie über unsere Zukunft sprechen, wird auch dieses Jahr die Zahl der Toten auf den Philippinen steigen. Mit unvorstellbarer Kraft hat der Taifun „Haiyan“ weite Teile der Philippinen verwüstet. Hunderttausende Menschen warten nach dem Monster-Taifun auf den Philippinen auf Hilfe. Erste Schätzungen gehen von über 10 000 Opfern aus. Über eine Million Menschen dürften ihr Heim verloren haben.
Ausgerechnet Polen: Dort findet ab heute die große Weltklimakonferenz statt. Doch der Gastgeber ist entschlossen, Fortschritte auszubremsen – um die sehr starke heimische Kohleindustrie zu schützen. Dabei drängt die Zeit. Und: Mit China und den USA wären endlich auch zwei Klima-Schwergewichte halbwegs ins Boot zu kriegen.
Auf dem Klimagipfel in Doha 2012 verhandelten 194 Nationen über Maßnahmen gegen den Klimawandel. Wenn weiter CO2 produziert wird wie bisher, werden sich die Lebensbedingungen auf der Erde radikal ändern, da sind sich viele Experten einig.
Das Ergebnis vom KLIMAGIPFEL IN DOHA:
Kyoto-Protokoll bis 2020 verlängert – Mini-Kompromiss in Sachen Klimarettung Kanada und Japan sind bei Kyoto II nicht mehr dabei!
Sie einigten sich auf einen Mini-Kompromiss: Beim Klimagipfel in Doha einigten sich die 200 Teilnehmerstaaten auf eine Neuauflage des Kyoto-Protokolls. Sie verpflichten sich damit, bis 2020 ihren CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren. Allerdings sind einige wichtige Länder bei dem Abkommen nicht mehr dabei.
Zuvor hatten erst Polen und dann Russland und die Ukraine die Verlängerung des bisher einzigen internationalen Abkommens mit verpflichtenden Vorgaben für eine Minderung klimaschädlicher C02-Emissionen blockiert. Außerdem beschlossen wurden Regelungen zu finanziellen Hilfen für Entwicklungsländer. Diese enthalten allerdings keine konkreten finanziellen Zusagen. Bekräftigt wird aber, dass ab 2020 pro Jahr 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz und die Bewältigung von Klimafolgen bereit stehen sollen. Ein weiterer Beschluss betraf die Forderung von Entwicklungsländern nach Schadenersatz für nicht mehr abwendbare Klimafolgen.
Kofi Annan: Klimawandel schlimmer als Völkermord
Kofi Annan fand drastische Worte. Es gehe beim Kampf „ums Überleben“, erklärte der frühere UN-Generalsekretär kurz vor Beginn des Klimagipfels in Warschau. Wie zum Beleg des Grauens brach in den vergangenen Tagen der Taifun „Haiyan“ über die Philippinen herein und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Die Opfer kämpfen ums Überleben. „Ich weiß, dass viele daran zweifeln, aber der Klimawandel ist da, und kein Land, reich oder arm, kann den Folgen ausweichen“, betonte der Friedensnobelpreisträger. Annan warnte davor, sich allein auf die Politik zu verlassen. Die Rolle des Einzelnen werde oft unterschätzt. „Das Volk kann führen, wenn die politischen Anführer es nicht tun.“
Das Versagen der Vereinten Nationen beim Bekämpfen des Klimawandels sei größer und folgenreicher als ihr Versagen bei den Völkermorden von Srebrenica oder Ruanda, sagte Annan. Dennoch werde die Erderwärmung von vielen Menschen unterschätzt.
Gipfelgastgeber Polen beharrt weiterhin auf dem Status des Kohlelandes. Aber auch Deutschland hat vieles falsch gemacht, – Stichwort C02-Ausstoß bei Autos -. Das ist bitter, denn es geht ums Überleben.
Wir stehen vor der Wahl, entweder nichts zu tun, oder das Unmögliche zu versuchen.
Der Handlungsbedarf im Pazifik ist groß. Bereits seit Jahren warnen Experten vor den Auswirkungen des Klimawandels. Der Premierminister der Cook Islands Henry Puna forderte auf der im März stattgefundenen Konferenz des Pacific Leaders Energy Summits eine stärkere, einheitliche Bemühung zur Abschaffung der fossilen Brennstoffe.
“Unsere Menschen unterstützen unseren Traum, zur saubersten Region der Welt zu werden”, sagte Puna. ”Wir sind nicht nur für uns allein so umtriebig. Wir betrachten unser Engagement gegen den Klimawandel als Beitrag zur Verbesserung der globalen Umwelt. Wir müssen schnell handeln und den Klimawandel noch in diesem Jahrzehnt unter Kontrolle bringen”, sagte er. “Auch wenn sich unsere Lebensumstände unterscheiden, so sind wir doch alle Teil von Mutter Erde und sollten die Verantwortung teilen, damit die Erde für alle und nicht nur für einige bewohnbar bleibt.” Ein Umwelt-Südsee-Traum: Maori-Prinzip “oonu” – weiser Umgang mit den Schätzen des Meeres
Der Mensch und das Klima – Klimawandel: Das ignorierte Problem
Während der UN-Klimakonferenz in Doha 2012 standen die Verhandlungen dort, wo sie sich seit Jahren befinden: Es herrschte absoluter Stillstand. Die Interessen der Staaten liegen unverändert weit auseinander: Schwellenländer wie Indien oder Brasilien beschuldigen die Industriestaaten, ihre Anstrengungen nicht zu verstärken. Diese wehren sich und rufen die anderen Länder auf mitzuziehen. Es will sich niemand auf verpflichtende CO2-Reduktionsziele einlassen – aus Angst, das Wirtschaftswachstum zu gefährden. Dazu kommt, dass die boomende Erschließung von Schiefergas und -öl den Zeitdruck bei der Suche nach alternativen Energieträgern nimmt.
Die 12-jährige Severn Suzuki hält bei einer Umweltkonferenz der Uno im Jahr 1992 in Rio de Janeiro eine beeindruckende Rede. Die Rede zeigte auf, wie sich unsere gefährdete Umwelt aus der Sicht Jugendlicher darstellt.
Der Taifun „Haiyan“ hat auf den Philippinen riesige Zerstörung angerichtet. Es war der schlimmste Tropensturm seit Jahrzehnten. In der Umweltpolitik passiert nur wenig.
„Haiyan“ hat nach Einschätzung der amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) auf dem Weg zu den Philippinen „ideale Bedingungen“ gehabt, um an Intensität zu gewinnen: „Wenig Schwerwinde und warme Meerestemperaturen“. Schwerwinde wehen von verschiedenen Seiten in das Sturmsystem und können es so auflösen. Die Oberflächentemperaturen des Ozeans sind im Westpazifik seit 1968 zwar nicht kontinuierlich, aber doch deutlich gestiegen. Das gilt übrigens für alle Ozeane. Das bedeutet, das Meer enthält mehr Energie, vor allem aber steigt der Temperaturunterschied zwischen der Meeresoberfläche und den höheren Luftschichten – und genau so entstehen starke Winde. In diesem Jahr war „Haiyan“ erst der fünfte Sturm weltweit, der in die höchste Kategorie fünf eingestuft wurde.
Bedauerlicherweise sind die Relativierer und Herunterspieler des Klimawandels bereits wieder unterwegs. Es sei denen aber gesagt, dass sogar die Niederlande sich auf den Klimawandel und deren Folgen vorbereiten.
KLIMASCHUTZPOLITIK IN DEN NIEDERLANDEN
Das Klima wandelt sich und wird sich auch in den kommenden Jahren weiter verändern. Dies ist wissenschaftlich gut belegt. Auch die Niederlande haben einen steigenden Meeresspiegel, höhere Niederschläge, höhere Abflussmengen der Flüsse Rhein und Maas im Winter sowie Trockenheit im Sommer. So nehmen unter anderem die Gefahren für Überschwemmungen und Deichbrüche zu. Der Klimawandel verändert aber auch Ökosysteme, die landwirtschaftliche Produktion, hat Auswirkungen auf den Tourismus, auf die Wirtschaft und das Gesundheitssystem. Die Vor- und vor allem Nachteile wurden 2005 vom Milieu- en Natuurplanbureau (MNP) u. a. in Zusammenarbeit mit dem KNMI, demRIZA und Alterra Wageningen in der Publikation „Effecten van klimaatverandering in Nederland zusammengefasst. Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielschichtig und betreffen nahezu alle Lebensbereiche. Im Folgenden seien einige für die Niederlande besonders wichtige genannt: Nachzulesen hier: http://www.rivm.nl/bibliotheek/rapporten/773001034.pdf
Auswirkungen eines höheren Meeresspiegels
Um das Land vor einem höheren Meeresspiegel zu schützen, müssen Deiche und Dünen verstärkt werden. Gerade an den Küsten gibt es als Folge einen höheren Sandbedarf, um die Dünenlandschaften breiter und höher werden zu lassen. „In den kommenden Jahren werden die zusätzlichen Kosten für den Küstenschutz nach Schätzungen maximal 0,13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Bei weiteren Meeresspiegelsteigerungen nach 2050 werden die Zusatzkosten über dem heutigen Ausgabenniveau liegen“, schreibt das MNP. Das KNMI beziffert den Kostenrahmen für die Deich- und Dünensicherheit jährlich zwischen 0,3 und 0,7 Milliarden Euro. „Mit den heutigen Methoden ist die Situation an den Küsten gut zu beherrschen – auch bei einem Meeresanstieg um 1,5 Meter“, so das KNMI.
Nahrungskette: Da sich die Wachstumsperiode ins frühere Frühjahr verschieben wird, werden auch die Nahrungsketten einiger Tiere gestört. Beispielsweise werden einige Brutvögel, etwa die Kohlmeise, Probleme bekommen, ihre Küken aufzuziehen, da sich diese Vögel nicht an das Nahrungsangebot anpassen. Ihre Küken werden zu spät schlüpfen, um etwa von eiweißreichen Raupen zu profitieren. Aber auch die Raupen werden in ihrer Zahl abnehmen, da in ihrer Wachstumsphase viele Sommereichen noch nicht ausgeschlagen haben.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Die Klimaveränderung kann in den Niederlanden Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben. Aus den Studien des Wissenschaftlers Maud Huynen lässt sich erkennen, dass es einen Zusammenhang zwischen Temperatur und Sterblichkeit gibt. Bei Temperaturen über einem Jahresdurchschnitt von 16,5 Grad nehmen Herz- und Kreislauferkrankungen und Atmungsprobleme zu, was wiederum zu einer höheren Sterblichkeit bei Menschen über 65 Jahren führt[7]. Hitzewellen führen zu deutlich höheren Sterblichkeitsraten. So starben in den Niederlanden bei den Hitzewellen von 1982, 1983, 1990, 1994, 1995 und 1997 durchschnittlich 40 Menschen mehr am Tag verglichen mit einer Normaltemperatur von 22 Grad. In Großstädten könnten Trockenheit und Hitze zudem selbst verstärkende Wirkungen haben, sodass sogenannte „Hitzeinseln“ entstehen. Die Abstrahlung der Wärme von Häusern und Straßen sowie geringer Wind lassen die Hitze unerträglich werden. Im warmen Sommer 2003 wurden in niederländischen Großstädten deutlich höhere Sterberaten festgestellt, so das MNP. Einer Studie der TU Delft („Heat in the City“) zufolge bildet das Pflanzen von Bäumen den besten Schutz vor dieser Entwicklung. Denn Bäume sind nicht nur Schatten-, sondern auch große Feuchtigkeitsspender. Das MNP geht davon aus, dass sich auch die Malaria in den Niederlanden wieder ausbreiten wird. „Die Gefahr besteht, dass es regional zu Epidemien kommen kann“, so das MNP. Zunehmen werden auch Borreliosefälle durch Zeckenbisse sowie Pollenflug, der wiederum Allergikern und Asthmatikern zu schaffen machen wird.
Die Uni Münster veröffentlichte diesen Bericht im September 2010 der unter: KLIMASCHUTZPOLITIK IN DEN NIEDERLANDEN nachzulesen ist.
Ein Viertel der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel. Der soll auf Grund des Klimawandels noch steigen. Das Land der Deiche, Dämme und Wehre stellt sich nun weit vorausschauend darauf ein.
Von heute an finden in Warschau bis zum 22. November 2013 die 19. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention und die 9. Vertragsstaatenkonferenz des Kyoto-Protokolls (COP 19/CMP 9) statt. Polen übernimmt nach der Konferenz in Poznań im Jahr 2008 zum zweiten Mal die Gastgeberrolle einer Klimakonferenz. Selbst wenn die Chancen, dass wir durch unsere Treibhausgasemissionen solche Katastrophen verschlimmern, nur 50:50 stünden – wie ruhig können diejenigen, die sich mit aller Macht gegen Klimaschutzmaßnahmen stemmen, im Angesicht der Bilder aus den Philippinen noch schlafen?
Netzfrau Doro Schreier
Der Mensch und das Klima – Klimawandel: Das ignorierte Problem
Klimawandel – eine Frage des Marketings?
Was glaubt ihr was hier los wäre, wenn alle wüssten was hier los…
Erdüberlastungstag: Ab heute leben wir auf Pump! – Die Ressourcen der Erde sind aufg