Die Uni Basel wurde gestern Abend zum Hochsicherheitstrakt. Der Grund: Paul Bulcke, CEO von Nestlé hielt einen Vortrag.
Wie bereits berichtet, traten Nestlé-Arbeiter in Kolumbien in den Hungerstreik, um den Nahrungsmittelkonzern an den Gesprächstisch zu bringen. Nestlé weigert sich seit Monaten, mit der Gewerkschaft Gespräche zu führen. Statt nach einer Lösung des Konflikts zu suchen, hat Nestlé die Situation mit gefährlichen Anschuldigungen gegen die Gewerkschaft weiter angeheizt. Am Samstag, dem 9. November wurde in der Stadt Bugalagrande um 20:30 OSCAR LÓPEZ TRIVIÑO mit 4 Schüssen ermordet. OSCAR LÓPEZ TRIVIÑO war seit 25 Jahren Arbeiter bei der Firma NESTLÉ und Mitglied der Lebensmittelgewerkschaft SINALTRAINAL.
«Eigentlich war nur geplant, mit Kerzen und Flyern auf die Morde an Nestlé-Gewerkschaftern in Kolumbien aufmerksam zu machen», berichtet die Basler SP-Grossrätin Sarah Wyss. Doch dann sei sie über den «massiven Polizeieinsatz erschrocken». Sie habe «drei Kastenwagen und mindestens 20 Polizisten» gezählt.
In Absprache mit dem Veranstalter Statistisch-Volkswirtschaftliche Gesellschaft Basel sei die Kantonspolizei angerückt und habe eine Eingangs- und Effektenkontrolle durchgeführt, so die Polizei. Man habe so gewährleisten können, dass die Veranstaltung ruhig über die Bühne gehen konnte.
SP-Grossrätin Sarah Wyss hat bereits eine Interpellation zum Einsatz der Polizei eingereicht. «Einen solchen Polizeieinsatz für eine Flyeraktion erscheint mir fragwürdig. Ich finde es wichtig, der Entwicklung zu einem Polizeistaat Einhalt zu gebieten. Sicherheit ja, Polizeistaat nein.»
Seit wann ist das Verteilen von Flyer ein Verbrechen?
Die Polizei rechtfertigt den Einsatz damit, dass man nicht habe ausschließen können, dass das Verteilen der Flyer nur ein Alibi gewesen sei, um andere Absichten zu tarnen. Der Sprecher der Polizei, Martin Schütz: «Wir mussten vorbeugend aktiv werden und haben Personen kontrolliert, die Flyer verteilt haben.» Gemäß Polizeiangaben seien rund ein Dutzend Personen des Gebäudes verwiesen worden und eine Person sei zu einer Personenkontrolle vorübergehend auf die Polizeiwache Kannenfeld mitgenommen worden.
Protestmails von der Organisation MultiWatch durch Nestlé blockiert
Dass Nestlé keinen Protest duldet, musste auch MultiWatch erfahren. Die Protestmail, in der die Organisation energisch gegen das Verhalten von Nestlé protestierte, wurde durch Nestlé blockiert. S. Nestlé blockiert Protestmails – 154 Stunden im Hungerstreik und der Kampf geht weiter!
Das Recht auf Wasser ist ein Menschenrecht! Doch Nestlé-Verwaltungsratschef Peter Brabeck macht kein Geheimnis daraus, dass Wasser in seinen Augen kein öffentliches Gut sein sollte, sondern auch einen Marktwert wie jedes andere Lebensmittel benötige.
In Algerien hat Nestlé die Wassernutzungsrechte erworben und lässt die Fabriken bewachen und einzäunen. In Pakistan das Gleiche. In diesen Ländern wird das Wasser angezapft und für viel Geld in Plastikflaschen wieder verkauft. Während die Bevölkerung keinen Zugang mehr zu diesem Wasser hat. S. Profitgier! Nestlé hat Wassernutzungsrechte erworben und lässt Fabriken bewachen und einzäunen!
Was ist das für eine Uni…
ein offener Brief von Katharina Baur
…an der bewaffnete Polizeibeamte die Eingänge kontrollieren?
…bei der wir vor Betreten gefilzt werden?
…in der der CEO von Nestlé über gesellschaftliche Verantwortung referiert?
Am gestrigen Abend wurde ich in meinen Überzeugungen zutiefst erschüttert. Nicht nur gibt sich die Universität Basel als Austragungsort eines moralisch und ethisch absolut zweifelhaften Vortrags her, sondern diese Farce wird noch überwacht und kontrolliert von einem Aufgebot an Polizeibeamten, das frau als Ottilie NormalbürgerIn nur selten erleben muss.
Ich bin absolut schockiert darüber, dass sich nicht nur linke Politiker, sondern auch Vertreter der obersten Verwaltungsebene der Universität Basel hierbei die Klinke in die Hand geben. Abgeschirmt von PolizistInnen, die jede/n BesucherIN vor Betreten der Aula komplett durchsuchen, lauschen sie den Worten eines Mannes, der für ein Unternehmen steht, das die Menschenrechte mit Füßen tritt und selbst die Vermarktung von Trinkwasser in den ärmsten Gebieten der Erde als einen Akt der Mitmenschlichkeit und ökologischen Nachhaltigkeit verkauft.
Ich lerne am selben Tag, was Adorno und Horkheimer unter einer kritischen Theorie der Gesellschaft verstehen und was die Elite dieser Gesellschaft von ihren MitbürgerInnen hält: ein Sicherheitsrisiko. Alleine das Verteilen oder Präsentieren kritischer Flugblätter und ein vermeintlich verdächtiges Benehmen reichte gestern Abend aus, um von Beamten der Basler Polizei des Kollegiengebäudes verwiesen oder auf den nächsten Polizeiposten gebracht zu werden. All das, weil man «Störaktionen» vermutete, wie einer der Beamten sagte.
Wenn man bereits im Vorfeld eines Referats – wohl bemerkt nur ein Referat – «Störaktionen» vermutet und ein Geschwader von Polizeibeamten aufbietet, das in keiner Relation steht und für das jedwede Rechtfertigung und Legitimation fehlt, muss man sich ernsthaft fragen, ob die Universität Basel hier überhaupt nur einen Moment lang nachgedacht hat oder ob sie hierbei nur das Prestige und die Dollarzeichen in den Augen sah. Jedem denkenden Menschen muss doch spätestens bei diesem Polizeiaufgebot klar sein, dass man es hier mit einem Menschen und einem Unternehmen zu tun hat, dass für alles andere als gesellschaftliche Verantwortung steht. Hier hat die Universität ihre Verantwortung verpennt. Sie ist winkend und diabolisch grinsend an ihr vorbeigezogen.
Ich frage mich ernsthaft, an welcher Uni ich eingeschrieben bin. Worum geht es dieser Uni? Welche Werte vertritt diese Uni und werde ich durch diese Uni vertreten? Welchen Anspruch hat diese Uni an sich selbst oder hat sie überhaupt einen, abgesehen von einem ökonomischen? Wieso prostituiert sich diese Uni? Hat sie ihre Würde verloren? Wo ist der kritische Anspruch einer unabhängigen Bildung hin?
Wo ist meine Uni hin? Das was ich gestern sah, war nicht meine Uni, sondern absolut traurig und zutiefst beunruhigend.
Empört und verwirrt, Katharina Baur
Basel, den 19. 11. 2013
Nestlé duldet keine Kritik – „Nestlégate“
Der Lebensmittelkonzern Nestlé soll einen Spitzel in die Lausanner Ortsgruppe des Globalisierungskritikers Attac eingeschleust haben und die Lausanner Aktivisten von 2003 bis 2005 durch die Sicherheitsfirma Securitas bespitzeln lassen. Damals arbeitete die Attac-Gruppe an einem kritischen Buch über Nestlé. Die Affäre flog 2008 auf.
„Jedem denkenden Menschen muss doch spätestens bei diesem Polizeiaufgebot klar sein, dass man es hier mit einem Menschen und einem Unternehmen zu tun hat, dass für alles andere als gesellschaftliche Verantwortung steht, schreibt Katharina Baur in Ihrem offenen Brief. Dem ist nichts mehr zu zufügen.
Netzfrau Doro Schreier
Profitgier! Nestlé hat Wassernutzungsrechte erworben und lässt Fabriken bewachen und einzäunen!
Es wird immer verrückter: Monsanto-Nestlé besitzt jetzt Patente auf Muttermilch