Kinder haben Rechte und sind doch Opfer von Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel

Wir alle sind gefordert, den Kindern zu ihren Rechten zu verhelfen. Indem wir uns um sie kümmern, auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen und sie liebevoll durchs Leben begleiten.

Kind1Geliebt, behütet, geachtet, gefördert werden aus knuddeligen Babys Kinder, die neugierig auf das Leben sind, wissbegierig, hilfsbereit und voll Vertrauen in ihre Umwelt.

Heute ist der Welt-Kinderrechte-Tag.

Am 20. November 1989 wurde von der UN-Generalversammlung die Kinderrechtskonvention angenommen und sie trat am 2. September 1990, dreißig Tage nach der 20. Ratifizierung durch ein Mitgliedsland, in Kraft. Beim Weltkindergipfel vom 29. bis 30. September 1990 in New York verpflichteten sich Regierungsvertreter aus der ganzen Welt zur Anerkennung der Konvention.

Der Kinderrechtskonvention sind mehr Staaten beigetreten als allen anderen UN-Konventionen, nämlich alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme von Somalia, dem Südsudan und den USA. Einige der 193 Staaten (jüngstes Mitglied Montenegro per 23. Oktober 2006 als Nachfolgestaat Jugoslawiens) erklärten allerdings Vorbehalte (darunter zunächst auch Deutschland, Österreich und Schweiz).

„Österreich hat die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen schon im Jahr 1992 ratifiziert. Auf eine Verankerung im Verfassungsrang und juristische Durchsetzbarkeit wurde aber verzichtet, weil die Kinderrechte in Österreich ohnehin “weitgehend gewährleistet” wären, hieß es vor 18 Jahren. Das Netzwerk Kinderrechte ist anlässlich der jüngsten Polizei- und Abschiebeaktion gegen zwei achtjährige Mädchen überzeugt, „dass der Widerspruch zwischen internationalen Kinderrechtsstandards und österreichischer Rechtslage und Praxis im Asyl – und Fremdenrecht nicht deutlicher sein kann.“ erklärt Mag. Helmut Sax vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte für die über 30 Mitgliedsorganisationen des Netzwerks Kinderrechte Österreich, warum hier eine klare Kinderrechtsverletzung vorliege.

Am 20. Jänner (Januar) 2011 beschloss der österreichische Nationalrat, einen Teil der Kinderrechte in abgeschwächter Form in die Bundesverfassung aufzunehmen. Damit erlangten beispielsweise das Recht auf Gleichbehandlung behinderter Kinder oder das Recht auf gewaltfreie Erziehung Verfassungsrang. Somit wurde ein erstes Signal gesetzt, nun geht es aber darum, die Organisationen, die mit der Umsetzung und dem Monitoring der Kinderrechte betraut sind, zu stärken – auch finanziell!

Österreich und die Kinderrechte – Empfehlungen der UNO

Die „Concluding Observations“ des Kinderrechte-Ausschusses der UNO zeigt einen Querschnitt durch die kinderrechtliche Situation Österreichs. Im letzten Bericht 2012 gab es Lob, aber auch jede Menge Tadel. Positiv hervorgehoben werden z. B. die Verankerung einiger Kinderrechte in der Verfassung, die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre sowie Gesetzesmaßnahmen wie die Novelle des Strafgesetzes, wodurch Kinder besser vor (sexueller) Gewalt geschützt werden sollen.

Aber was sind denn nun die Rechte der Kinder?

„Kinderrechte sind das, was Kinder brauchen, damit es ihnen gut geht“.

Mit diesem Zitat eines 8-jährigen Teilnehmers an einem Kinderrechteworkshop lässt sich der Inhalt der Kinderrechtskonvention kurz und prägnant zusammen fassen. Die Kinderrechte lassen sich thematisch in drei große Gruppen einteilen:

Versorgungsrechte: dazu zählen zum Beispiel das Recht auf angemessenen Lebensstandard (einschließlich Nahrung und Unterkunft), auf Zugang zu Gesundheitsdiensten, und auf Bildung.

Schutzrechte: in diese Gruppe fallen zum Beispiel das Verbot jeglicher Form von Gewalt gegen Kinder und der Schutz vor sexueller und wirtschaftlicher Ausbeutung.

Beteiligungsrechte: Kinder haben das Recht auf eine eigene Meinung, das Recht sich zu versammeln, ebenso wie ein Recht auf soziale Integration und das grundsätzliche Recht auf Partizipation in allen Angelegenheiten, die Kinder betreffen.

Ein wesentlicher Aspekt in der Kinderrechtskonvention ist auch die Bedeutung der Familie. Die Eltern sollen in ihrer Eigenverantwortung gestärkt und unterstützt werden (z. B. auch durch ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen); das Recht aller Kinder, mit ihrer Familie zusammen zu leben (Familienzusammenführungen) ist ebenso in der Konvention enthalten, wie das Recht des Kindes auf beide Elternteile, wenn diese getrennt leben.

Und wie sieht die reale Welt der Kinder aus?

Überschwemmungen, Dürren, Erdbeben: Wo immer es auf der Welt zu Naturkatastrophen kommt, leiden vor allem Kinder. Die Unicef warnte bereits 2011 davor, dass die Zahl der massiven Bedrohungen zunimmt und sich die Lage für die Schwächsten weiter verschärfen wird.

Auch jetzt leben Hunderte Millionen Kinder in extremer Armut – ihre Lage hat sich seit Verkündung der Millenniumsziele kaum gebessert.

Ein besonders düsteres Bild der Lage bieten Jugendliche in Entwicklungsländern: Jedes Jahr sterben weltweit rund 1,4 Millionen Teenager – in den armen Regionen vor allem durch Gewalt, Aids oder frühe Geburten.

Durch den Konflikt in Syrien wird es 2013 besonders dramatisch.

Die Menschen fliehen in die Türkei, nach Jordanien, in den Irak oder Libanon: Der Konflikt in Syrien ist auch eine gigantische Flüchtlingskatastrophe. Täglich passieren unzählige Menschen die Grenzen des Bürgerkriegslandes, um in den Nachbarstaaten Schutz zu suchen. Viele von ihnen sind noch sehr jung. Nach Angaben der Vereinten Nationen befinden sich eine Million Kinder auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien.

Diese Zahl sei „ein Meilenstein der Schande“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Kinderhilfswerks Unicef und des Flüchtlingskommissariats UNHCR. Von den geflohenen Kindern sind laut Uno-Angaben rund 800 000 jünger als elf Jahre. Allein in Jordanien, dem Irak und dem Libanon seien mehr als 3500 Kinder registriert worden, die die Grenzen Syriens ohne ihre Eltern überquert haben.

„Diese eine Million Kinder auf der Flucht sind nicht einfach nur eine neue Zahl“, sagte Unicef-Chef Anthony Lake. „Wir sprechen von Kindern, die von ihrem Zuhause fortgerissen wurden, vielleicht von ihrer Familie. Sie sehen sich Schrecken gegenüber, die wir gar nicht nachvollziehen

Millionen Mädchen und Jungen sind nach einer Erhebung des Kinderhilfswerks Unicef Opfer von Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel. Mindestens eine Million sitzen demnach in Gefängnissen, mehr als die Hälfte von ihnen ohne Gerichtsverfahren.

Vor allem Mädchen werden laut Unicef benachteiligt. In mindestens 29 Ländern der Erde seien sie durch die Tradition der Genitalverstümmelung bedroht. Jedes dritte in Entwicklungsländern werde zudem als Kind verheiratet. Der Anteil der Kinderheiraten liege in den Ländern Niger, Tschad und Mali bei über 70 Prozent, in Bangladesch, Guinea und der Zentralafrikanischen Republik sind es laut Unicef mehr als 60 Prozent. Allerdings sieht der Bericht in diesen Bereichen auch Fortschritte: In vielen afrikanischen Ländern sinke der Anteil der Mädchen, die an ihren Genitalien beschnitten werden. In Ländern wie Bangladesch, wo Kinderheiraten weit verbreitet sind, sei das Heiratsalter der Mädchen leicht gestiegen.

Viele denken beim Wort „Kinderrechtsverletzungen“ vor allem an die Dritte Welt, aber auch in Deutschland können viele Kinder ihre Rechte nur begrenzt wahrnehmen: 2,6 Millionen sind inzwischen von Armut betroffen, was wiederum zu verschlechterten Bildungschancen führt. Flüchtlingskinder sind bei der medizinischen Versorgung und bei der Ausbildung besonders benachteiligt.

Weltweit gibt es etwa 250 000 Kindersoldaten. Minderjährige werden vom Militär und Rebellengruppen rekrutiert und in bewaffneten Konflikten als Kindersoldaten eingesetzt. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche im Kampfeinsatz sind massiv von den Auswirkungen kriegerischer Konflikte betroffen.

Gewalt, Flucht und Angst traumatisieren junge Menschen schwer. In jungen Jahren haben Kinder, die in Bürgerkriegsgebieten oder politisch instabilen Regionen leben, oft schon mehr Grauen erlebt, als wir uns vorstellen können.

Sie pflücken Bananen, Kakao, Kaffee, sie schuften für unsere Billigklamotten.

Aber eine unglaublich große Zahl von Kindern arbeiten auch in Europa. Nicht nur in den südlichen Ländern auf den Feldern, nein auch in Mittel- und Nordeuropa. Sie pflegen ihre Geschwister, Eltern, Großeltern und sind dabei nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastet. 200 000 in Deutschland; mehr als 42 000 in Österreich, In der Schweiz lebten im Jahr 2011 1 642 543 Kinder und Jugendli­che unter 19 Jahren. Wie viele davon pflegende Angehörige sind, ist (noch) nicht bekannt. Weder deren Anzahl noch die Art und der Umfang der Pflegetätigkeiten und deren Auswirkungen auf die Pflegenden wurden bisher untersucht.

Kinder begegnen häuslicher Gewalt, wo es zum Glück allmählich Hilfe gibt. Kinder erleben politische Gewalt wie das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai, das fast sein Leben verlor, nur weil es sich für Bildung von Kindern einsetzte.

Kinder erleben emotionale Gewalt, indem sie als Partner-Ersatz angesehen werden.

Gewalt hat viele Gesichter

Aber auch die Jugendwohlfahrt übt – geheim und offen – Gewalt gegen Kinder aus. Indem sie sie den Eltern oder Großeltern entziehen, in Heimen unterbringen, wo Gewalt in vielen Formen ermöglicht wurde und wird. Betreuungseinrichtungen, die Menschen beschäftigen, die dort niemals arbeiten dürften.

Die Geschichte der österreichischen Heimkinder ist vermutlich die größte menschliche Tragödie der Zweiten Republik. Weit mehr als 100 000 Kinder mussten ihr Dasein – oft von Geburt an – in von Brutalität, soldatischem Drill und sexuellem Missbrauch geprägten Fürsorgeheimen verbringen. Ihre Arbeitskraft wurde ausgebeutet, ein höherer Bildungsstandard blieb ihnen verwehrt. Irmtraut Karlsson, Leiterin der Wiener Heim-Studie 1974, und Georg Hönigsberger, der als KURIER-Journalist die Berichterstattung 2011 ins Rollen brachte, räumen mit der Mär auf, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik in der Vergangenheit von den brutalen Erziehungsmethoden in öffentlichen, kirchlichen oder privaten Kinder- und Jugendheimen nichts gewusst hätten. Speziell in den Jahren 1970 bis 1980 drangen bereits viele Missstände an die Öffentlichkeit. Heime, die bereits 1975 hätten geschlossen werden müssen, bestanden dennoch Jahre oder Jahrzehnte weiter. Prügelnde ErzieherInnen wurden von offizieller Seite geschützt, Aufdecker- und KritikerInnen verfolgt.

Für das unlängst erschienene Buch „Verwaltete Kindheit – Der österreichische Heimskandal“ wurden zahllose Akten und wissenschaftliche Arbeiten durchforstet. Ehemalige Heimkinder kommen zu Wort, ein internationaler Vergleich wird gezogen. Zudem zeigt das Autorenteam Lösungen auf, wie die öffentlichen Stellen Betroffene der Jugendfürsorge heute unterstützen können.

Wo erleben Kinder heute noch, dass Gewalt „normal“ ist?

In unserer heutigen Zeit erhalten viele Kinder ihre Orientierungen über das Fernsehen, welches damit das Denken, Fühlen und Handeln von Kindern beeinflusst.

„Das Wirken von Gewaltdarstellungen in unserer heutigen Gesellschaft auf Kinder können wir Eltern nicht völlig ausschließen.
Wir können aber in unserem häuslichen Bereich durch eine gewaltfreie Erziehung zur Reduzierung von Gewalt beitragen.
Aus meiner Sicht gibt es kein Argument, das eine körperliche Bestrafung von Kindern rechtfertigt. Ein Kind zu schlagen ist häufig nur der Ausdruck der eigenen Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Wut.
Liebe und Gewalt passen nicht zusammen und darum trete ich für eine gewaltfreie Erziehung ein.“

Zahllose Studien untersuchten den Zusammenhang zwischen Aggressionen und gewalthaltigen Spielen bereits. Dennoch erforschen Wissenschaftler diesen Sachverhalt mit Leidenschaft immer wieder aufs Neue. Eine aktuelle Studie der Universitäten Pierre-Mendès, Ohio und Hohenheim kommt zu dem Ergebnis, dass Spiele aggressiv machen. Die Forscher gehen sogar einen Schritt weiter und behaupten: Je länger ein Zocker gewalthaltige Spiele konsumiert, desto negativer und aggressiver wird seine Weltsicht und damit auch sein Verhalten.

Kinder verfallen einer Sucht, der Computerspielsucht, auch Videospielsucht genannt. Diese wird als Sucht der Unterform der Verhaltenssüchte zugeordnet, die aus der zwanghaften Nutzung von Computer- und Videospielen besteht. Computerspielsucht kann als Krankheit angesehen werden, weil sie die Freiheitsgrade des Betroffenen einengt und dadurch ein Freiheitsverzicht sowie –verlust resultiert. Besonders beachtenswert sind hierbei Online-Rollenspiele, in denen sich sehr viele Spieler zur gleichen Zeit aufhalten (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game, MMORPG). Ungeklärt ist, ob exzessives Nutzen von Computerspielen als Krankheit im Sinne von Missbrauch und Abhängigkeit gelten kann.

Wir alle sind gefordert, den Kindern zu ihren Rechten zu verhelfen. Indem wir uns um sie kümmern, auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen und sie liebevoll durchs Leben begleiten.

Netzfrau  Lisa Natterer

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