Die Natur schlägt zurück – Pestizid-resistente Insekten kehren zurück – Brasilien ruft Notstand aus!

Mon1Invasion von Pestizid-resistenten Insekten auf den Soja-, Mais- und Baumwollfeldern Brasiliens breiten sich weiter aus.

Und dann gibt es noch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, die der Auffassung ist, dass der gentechnisch veränderte Mais MON863 sicher  sei.

Für zwei Bundesstaaten in Brasilien rief das Landwirtschaftsministerium am Montag den Notstand aus.

An die hohe Belastung mit Pestiziden haben sich die Schädlinge mittlerweile angepasst – das Gift bleibt wirkungslos.

Bereits im April machten wir auf die Insekteninvasion aufmerksam. Die Zeitschrift Agro DBO berichtete im März von einem „Angriff der Raupen“ in nie gekanntem Ausmaß. Sogar optimistische Landwirte erwarteten Ernteausfälle von 10 Prozent. Als Ursache vermuten die meisten, dass sich die Insekten an das Gift der Gentechnik-Pflanzen angepasst haben, denn obwohl Gentechnik-Mais eigentlich gegen diese Insekten resistent sein soll, waren zahlreiche Felder in Brasilien von Insekten befallen.

In mindestens neun Bundesstaaten des Landes waren Landwirte, die gentechnisch veränderten Mais anbauen, von dem Schädlingsbefall betroffen. Sie verwendeten deshalb wieder Insektizide. Dabei sollten die Pflanzen auf Grund der gentechnischen Veränderung ein eigenes Gift absondern und die Schädlinge so in Schach halten. Doch auch die zusätzliche Giftbehandlung blieb anscheinend erfolglos: Laut Agro DBO konnten manche Bauern die Raupen vom Heerwurm und Baumwollkapselbohrer auch mit fünf oder sechsmaliger Insektizid-Dusche nicht davon abhalten, sich in die Maiskolben zu fressen.

Ein Landwirt, der die Bt-Mais-Sorte Herculex des US-Unternehmens DuPont Pioneer anbaut, rechnete mit einem Rückgang seiner Ernte von 182 auf 165 Säcke pro Hektar bei der ersten Ernte. Die Schäden bei der zweiten Ernte könne er noch nicht absehen. Dabei hatte er große Mengen von Insektiziden verwendet. Ein Anderer erzählte den Journalisten, seine Kosten seien wegen des hohen Spritzmittelverbrauchs um 10 bis 12 Prozent gestiegen. Seinen Nachbarn gehe es ähnlich. So etwas hab er „noch nie gesehen“. Ein weiterer Landwirt gab an, pro Quadratmeter Gentechnik-Mais 15 Schädlingsraupen gezählt zu haben – im Vorjahr sei es auf der gleichen Fläche nur eine Raupe gewesen.

Viele der befragten Maisbauern erklärten, sich an die Empfehlungen gehalten und Schutzzonen errichtet zu haben. Mit solchen Streifen von nicht-genmodifiziertem Mais soll der Druck auf die Insekten gemildert werden, damit sich die Resistenten nicht so rasch ausbreiten können. Ein DuPont-Pioneer-Manager schob die Schuld an dem Schädlingsbefall dennoch den Landwirten zu. Diese seien womöglich nachlässig und hätten zu kleine oder gar keine Schutzzonen eingerichtet, erklärte er gegenüber Agro DBO. Ein Versagen der Bt-Technologie konnte er aber nicht prinzipiell ausschließen.

In USA gibt es Probleme mit resistenten Insekten auf angeblich „insektenresistenten“ Gentechnik-Maispflanzen.

Auch in den USA gibt es Probleme mit resistenten Insekten auf angeblich „insektenresistenten“ Gentechnik-Maispflanzen. Laut dem Agrarforscher Mike Gray von der Universität Illinois planen zahlreiche Landwirte im Bundesstaat, auf den Bt-Mais-Feldern zusätzliche Spritzmittel einzusetzen.

Im US-Bundesstaat Illinois werden dieses Jahr vermutlich mehr Insektizide auf Gentechnik-Mais-Feldern eingesetzt werden. Dabei soll der gentechnisch veränderte Mais laut Herstellern eigentlich das Gegenteil bewirken. Doch fast die Hälfte der Farmer plant, zusätzliches Gift zur Schädlingsbekämpfung auszubringen, berichtet Agrarprofessor Mike Gray von der Universität Illinois.
Gray erwarte für 2013 einen starken Anstieg des Insektizidverbrauchs auf Feldern mit transgenem Mais, heißt es auf der Website der Universität. Der Forscher befragte Landwirte nach ihren Plänen für die Anbausaison. Nahezu 50 Prozent der Befragten gaben an, bei der Aussaat auch Insektenvernichtungsmittel anwenden zu wollen.
Gentechnisch veränderter Bt-Mais setzt auf Grund eines eingebauten Bakterien-Gens permanent Gift frei, um den Maiszünsler zu töten. In der Folge nehmen jedoch andere Insekten den Platz dieses Schädlings ein. Außerdem entwickelt der Zünsler eine Resistenz gegen das Insektizid der genmodifizierten Pflanze. So begründeten denn auch die von Gray befragten Farmer den Einsatz von zusätzlichen Chemikalien mit zunehmender Bt-Resistenz und dem Befall mit Sekundärschädlingen.

Dabei war der Gentech-Mais stets damit beworben worden, es müssten weniger Insektizide eingesetzt werden, wie Agrarwissenschaftler Gray erinnert. „Es ist ein bisschen überraschend, dass sich zehn Jahre nach der Markteinführung der ersten Bt-Hybriden zur Bekämpfung des Maiszünslers im Jahr 2003 ein zunehmendes Interesse an der Verwendung von Boden-Insektiziden in einer solch deutlichen Art und Weise zeigt.“

Wie „Die Zeit“ bereits im Mai 2012 berichtete, werden die Schädlinge zusehends resistent gegen die veränderten Pflanzen.
Der Maiswurzelbohrer hat reagiert. Im Mittleren Westen der USA berichten Maispflanzer von eigentlich insektenresistenten Pflanzen mit Fraßschäden – ein Team um Aaron Gassmann von der Iowa State University bestätigte dann den Verdacht: Der Schädling wird gegen die bisher gebräuchlichste Variante des Toxins resistent.

Wissenschaftler sind alarmiert. Eine Gruppe von Agrarwissenschaftlern um Joseph Spencer von der University of Illinois schrieb bereits im März einen Brief an den Leiter der US-Umweltbehörde EPA, in dem die Forscher dringend dazu aufrufen, sich mit dem Problem zu befassen, bevor sich die resistenten Käfer weiter verbreiten.

Die Probleme sind die gleichen, die auch Antibiotika plagen.
Unerwartet kommt das Problem nicht – genau wie Krankheitserreger gegen Antibiotika resistent werden können, entwickeln Ernteschädlinge früher oder später Unempfindlichkeiten gegen häufig auftretende Gifte. Die Probleme sind die gleichen, die auch Antibiotika plagen: Die veränderten Pflanzen werden insgesamt zu oft eingesetzt, nicht nur dann, wenn es nötig wäre. Die Wissenschaftler beklagen in ihrem Memorandum, dass Bauern den Mais routinemäßig auch in Gebieten anpflanzen, in denen die Maiswurzelbohrer nur geringe ökonomische Schäden hervorrufen. Zunehmend gebe es zudem gar kein anderes Saatgut mehr auf dem Markt, schreiben die Forscher.

Auch die Biologie der Käfer macht den Forschern einen Strich durch die Rechnung. „Erste Ergebnisse zeigen, dass der Maiswurzelbohrer schlicht oft nicht dorthin geht, wo wir ihn vermuten“, schrieb zum Beispiel Joseph Spencer von der University of Illinois. Der Entomologe erforscht die Effektivität eines zentralen Teils der Resistenzvermeidung, nämlich die Refuge-Gebiete, die Bauern in Feldern mit Bt-Mais anlegen müssen. Dabei bepflanzt der Landwirt ein Teil des Feldes mit einer nicht vor dem Schädling geschützten Maissorte. In diesen Refuge-Bereichen vermehren sich gegenüber Bt-Toxin empfindliche Maiswurzelbohrer stark. Diese Tiere sind gegenüber den wenigen im eigentlichen Feld lebenden resistenten Käfervarianten in Überzahl, sodass die resistenten Exemplare sich nahezu zwangsläufig mit nichtresistenten Partnern paaren. So wollen die Bauern verhindern, dass resistente Maiswurzelbohrer miteinander wiederum resistente Nachkommen zeugen und sich eine widerstandsfähige Population etabliert.

Das allerdings hat sich als vergebliche Hoffnung erwiesen. Die Käfer nämlich fliegen nicht annähernd so weit zu potenziellen Partnern wie vermutet – die Refuge-Strategie stütze sich auf veraltete Daten, beklagt Spencer. Anders als vermutet dringen die Käfer aus den Refuge-Bereichen gar nicht zu allen potenziell resistenten Populationen vor.

Monsanto-Aktien fielen, im August 2011 um knapp 4 Prozent, nachdem bekannt wurde, dass Maiswurzelbohrer in Iowa Resistenzen gegen gentechnisch veränderten Mais der Firma entwickelt haben. Auf vier Feldern hat der Entomologe Aaron Gassmann der Iowa State University die resistenten Insekten entdeckt. Monsantos Bt-Mais produziert ständig ein für Insekten giftiges Protein. Die Entwicklung von Resistenzen wird dadurch begünstigt. Zwar handele es sich noch um Einzelfälle, hieß es 2011, aber es sei gleichzeitig eine Warnung an die Landwirte, ihre Anbaupraxis zu ändern, so der Wissenschaftler.

Die Aktien von Monsanto haben sich längst erholt, jedoch nicht die Soja-, Mais- und Baumwollfelder Brasiliens. Das MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT in Brasilien ruft nun den Notstand aus.

Im Oktober dieses Jahres hat die Präsidentin  Dilma Rousseff, den Landwirtschaftsminister ermächtigt, sich dem Verfahren zur Schädlingsbekämpfung anzunehmen, sofern es zu einem Ausnahmezustand kommen sollte.  Um weitere Resistenzbildungen der Baumwoll-Kapseleule zu vermeiden, sollten die Farmer zu biologischen Bekämpfungsmethoden statt Pestiziden greifen, so das Landwirtschaftsministerium. Der Notstand wird für ein Jahr ab dem Tag der Veröffentlichung ausgerufen.

Gerade in solchen Monokulturen könnten sich keine natürlichen Fressfeinde der Raupen entwickeln. Kleine Familienfarmen waren damals noch nicht betroffen, erklärte José Carlos Zukowski vom Ministerium für landwirtschaftliche Entwicklung. Wenn ihre Äcker in der Nähe von Gentechnik-Feldern lagen, sollten sie laut den Experten aber besonders achtsam sein.

Um weitere Resistenzbildungen der Baumwoll-Kapseleule zu vermeiden, sollten die Farmer zu biologischen Bekämpfungsmethoden statt Pestiziden greifen, so Zukowski weiter. Die Gentechnik könnte sich dabei eher als kontraproduktiv erweisen. So wurden beispielsweise aus Indien resistente Populationen von Helicoverpa armigera gemeldet – dabei sollten die High-Tech-Pflanzen mit ihren Insektiziden genau diese Schädlinge abwehren.

Der globale Sojahandel:

Produktion weltweit: 240 Mio. t

Haupterzeugerländer: USA 85 Mio. t (GVO-Anteil: 93 Prozent) Brasilien 67 Mio. t (GVO-Anteil: 88 Prozent) Argentinien 40 Mio. t (GVO-Anteil: 100 Prozent) Paraguay 4,4 Mio. t (GVO-Anteil 95 Prozent)

Einfuhr in die EU: Sojabohnen 12 Mio. t Sojaschrot 21 Mio. t. (Zahlen: 2011/12)

Und dann gibt es noch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit:

Es ist unbegreiflich: Wie viele Beweise braucht die EFSA noch? Der gentechnisch veränderte Mais MON863 ist sicher. Diese Auffassung hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) diese Woche nach einer Prüfung von Belegen bestätigt, mit denen Österreich die Aufrechterhaltung seines Vermarktungsverbots der Monsanto-Maislinie begründet hatte. Die neuen wissenschaftlichen Elemente, die von den österreichischen Behörden vor einem Jahr vorgelegt wurden, bewegten die EFSA nicht dazu, ihre frühere Bewertung von MON863 zu ändern.

Die gegen den Maiswurzelbohrer resistente Maislinie ist zum Import als Futter- und Lebensmittel, aber nicht zum Anbau in der EU zugelassen.

Wien hatte unter anderem ins Feld geführt, das von Monsanto verwendete Markergen nptII, das Widerstandsfähigkeit gegen das Antibiotikum Kanamycin verleiht, könnte im Falle einer Übertragung zur vermehrten Antibiotikaresistenz von Krankheitserregern führen. Daneben bezweifelte Österreich die Aussagekraft der von Monsanto durchgeführten Studien.

Die EFSA hielt die vorgebrachten Argumente jedoch entweder für nicht stichhaltig oder für nicht relevant. Die Europäische Kommission muss die Stellungnahme jetzt prüfen. Sie könnte Österreich dazu auffordern, das Vermarktungsverbot aufzuheben.

Aber da ist ja noch das Freihandelsabkommen: Nicht nur Klonfleich – Monsanto, Basf, Bayer, Coca-Cola und Co. reiben sich die Hände, denn Chefverhandler für die Landwirtschaft in USA ist beim Freihandelsabkommen Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als Lobbyist CopLife America vertreten hat. Dazu gehört auch Monsanto, Basf, Bayer, Coca-Cola Company, Dow AgroSciences LLC und DuPont Crop Protection , aber auch die US-Fleisch-Lobby.

Viele Landwirte praktizieren keine Fruchtfolge und fördern dadurch die Resistenzbildung. Gentechnik-Konzerne bemühen sich derzeit darum, ihre Pflanzen mit weiteren Resistenzen auszustatten und bieten mittlerweile Pflanzen mit mehreren gentechnischen Veränderungen an, doch die Natur schlägt zurück! Brasilien ruft den Notstand aus!

Erst kürzlich machte sich unter brasilianischen Umweltschützern und Bauern Erleichterung breit: Die Verfassungskommission des Parlaments hat kurzfristig einen Gesetzesentwurf von der Tagesordnung genommen, der den Handel und Anbau von Terminator-Saatgut legalisieren sollte. S. Brasilien stoppt Legalisierung von Terminator-Saatgut- Monsantos Gentech-Mais versagt in Südafrika

Während Brasilien den Notstand ausruft, ist der EFSA der Auffassung: „Der gentechnisch veränderte Mais MON863 ist sicher“- Alles nur gelogen! Monsanto gibt Deutschland nicht auf !

Netzfrauen Lisa Natterer und Doro Schreier

Die Macht der Agrarlobby!

Freihandelsabkommen: Nicht nur Klonfleich – Monsanto, Basf, Bayer, Coca-Cola und Co. reiben sich die Hände

Unfassbar: Nicht nur Smartstax – 49 verschiedene gentechnisch veränderte Pflanzen in der EU zugelassen

Essen wir uns demnächst auch zu Tode?

www.netzfrauen.org

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