Ein Geruch von Tankstelle liegt in der Luft, die Kanäle sind von einer dicken braunen Schicht überzogen, auf dem Wasser treibt ein schmieriger Film. Was vielen sicherlich verborgen blieb, in etwa der Hälfte der Kavernen lagern die Rohölreserven Deutschlands, Portugals, Belgiens und der Niederlande. In den übrigen Kavernen speichert die IVG Erdgas, das in großen Pipelines aus Russland herbeigepumpt wird.
Die IVG Caverns (Tochtergesellschaft des insolventen Immobilienkonzerns IVG) ist dabei der einzige „neutrale“ Anbieter von unterirdischen Energiespeicherkapazitäten in der Bundesrepublik und trägt damit maßgeblich zur Versorgungssicherheit in Deutschland und Westeuropa bei.
Bis zu 40 000 Liter Öl in Etzel/Deutschland ausgetreten
Bei einem Unfall auf dem Kavernengelände in Etzel /Norddeutschland sind am Sonntag bis zu 40 000 Liter Rohöl ausgelaufen. Über einen Zeitraum von höchstens 20 Stunden seien zwei Kubikmeter Öl pro Stunde ausgetreten, teilten das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie und der Betreiber der Anlage, IVG Caverns, am Montag in einem Pressegespräch mit.
Das Öl sei vermutlich durch ein zum Teil geöffnetes Entlüftungsventil ausgetreten. Es handele sich nicht um ein Leck in einem der unterirdischen Speicher. Warum das Ventil undicht war, sei nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft Aurich habe die Ermittlungen aufgenommen.
Was vielen unbekannt sein dürfte, Etzel ist gerade mal ca. 15 km von Jever entfernt und auch Wilhelmshaven/Nordsee ist ist gleich in der Nähe.
Und was vielen ebenfalls nicht wissen dürften, die Betreibergesellschaft IVG Caverns ist eine Tochter des Immobilienkonzern IVG und die ist in der Insolvenz.
Was vielen sicherlich verborgen blieb: In etwa der Hälfte der Kavernen lagern die Rohölreserven Deutschlands, Portugals, Belgiens und der Niederlande. In den übrigen Kavernen speichert die IVG Erdgas, das in großen Pipelines aus Russland herbeigepumpt wird. IVG Caverns will deshalb weitere 92 Kavernen bauen. 47 davon sind schon genehmigt, 45 weitere beantragt.
Bereits am 7. 1. 2011 berichtete der NDR in der Sendung “Gefährliche Gaskavernen?” über die Befürchtungen der Bürger von Friedeburg (siehe auch der Beitrag “BI in Etzel gegen IVG Immobilien AG“). Das Problem sind Setzungen der Gaskavernen und Gefährdungen des Grundwassereinzugsgebietes, in dem neue Kavernen angelegt werden sollen.
„Mithilfe der Speicher lassen sich Lieferengpässe und Preisschwankungen des immer wichtiger werdenden Brennstoffs Erdgas ausgleichen“, so die IVG auf deren Homepage.
Im Jahr 1993 wurde der Betrieb aufgenommen. Die damalige Ruhrgas AG erwarb einen Anteil von ca. 75 % am Etzeler Gas-Lager.
Im Jahr 2005 begann die zweite Phase der Entwicklung des Etzeler Gas-Lagers. Die Erweiterung des Speichers durch Umrüstung und Anschluss zehn weiterer Kavernen sowie der Ausbau der obertägigen Speichertechnik wurden im Frühjahr 2010 abgeschlossen.
Eckdaten der Anlage
E.on beschreibt es auf seiner Homepage: Kooperation der Firmen E.ON Gas Storage, Statoil Deutschland Storage und Total Etzel-Gaslager Laut E.on: „Mit der Beteiligung an der Etzel Kavernenbetriebsgesellschaft mbH & Co. KG und an der Bunde-Etzel-Pipelinegesellschaft mbH & Co. KG ist GAZPROM Germania an der Entwicklung eines Kavernenspeichers in Norddeutschland beteiligt.
Der Speicher befindet sich 20 km südlich von Wilhelmshaven und ist über die Speicheranbindungspipeline (BEP) sowohl an das Netz des niederländischen Netzbetreibers Gas Transport Services B.V. (GTS), als auch an die NETRA angebunden und verfügt somit über leistungsfähige Zugänge zu den wichtigsten Handelspunkten in Europa.
Gemeinsam mit den Partnern BP Europe SE und Dong Energy hat GAZPROM Germania den Speicher am 8. Mai 2013 offiziell in Betrieb genommen. Mit der Fertigstellung der Obertageanlage und der Verbindung zu sechs Kavernen ging eine 5-jährige Planungs- und Bauphase zu Ende. Der weitere Ausbau der Kapazitäten des Erdgasspeichers Etzel ist für die Folgejahre vorgesehen.“
IVG Immobilien AG
Die IVG Immobilien AG zählt zu den großen Immobilien- und Infrastrukturgesellschaften in Europa. Das Unternehmen verwaltet an 19 Standorten. Über ihr Niederlassungsnetzwerk in deutschen und europäischen Metropolen betreut die IVG unter anderem Büroimmobilien im eigenen Bestand. In Norddeutschland baut und betreibt sie zudem diese unterirdische Kavernen zur Lagerung von Öl und Gas. Doch der Konzern ist insolvent.
Ein Sanierungsplan soll die Immobilienkonzern IVG retten. Das Amtsgericht Bonn eröffnete am Freitag, dem 01. 11. 2013 das Insolvenzplanverfahren über den Eigentümer des Gebäudekomplexes „The Squaire“ am Frankfurter Flughafen und des Londoner Büroturms „The Gherkin“, das zu ebenfalls zu einem IVG-Fonds gehört.
Der verschachtelte Konzern hatte sich im August unter der Last von mehr als vier Milliarden Euro Schulden unter den Schutzschirm des Insolvenzrechts geflüchtet, nachdem er sich mit den Gläubigern nicht über eine Entschuldung hatte einigen können. Jetzt mündet das Schutzschirmverfahren – wie in den meisten Fällen – in eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Überwacht wird das weiterhin vom Sachwalter Horst Piepenburg.
Mit dem Insolvenzplan soll die IVG Immobilien AG erhalten werden – allerdings mit neuen Eigentümern. Denn die Grundzüge des Konzernumbaus sind seit Monaten klar: Die Aktionäre und Hybridkapitalgeber dürften ganz oder fast leer ausgehen, während sich die bisherigen Kreditgeber und Anleihegläubiger über einen Tausch von Schulden in Eigenkapital (Debt-Equity-Swap) zu den neuen Anteilseignern aufschwingen. Dazu gehören vor allem Hedgefonds wie Cerberus, Varde, Marathon und Davidson Kempner.
Hedgefond Cerberus Capital Management ist ein Investmentfondsmanagementunternehmen mit Firmensitz in New York City, das 1992 von Stephen Feinberg gegründet wurde. Es beteiligt sich an Unternehmen und veräußert sie nach einer Umstrukturierung weiter. Seit 2006 ist der frühere US-Finanzminister John W. Snow CEO des Finanzfonds. Zum Vorstand gehört außerdem der ehemalige US-Vizepräsident Dan Quayle.
Es ist die größte Pleite in Deutschland seit Langem, mit weit über vier Milliarden Euro!
Und die Zeichner einer 400 Millionen Euro schweren Hybridanleihe (nachrangige Unternehmensanleihe) des insolventen Immobilienkonzerns IVG gehen offenbar wie die Aktionäre endgültig leer aus. Das Amtsgericht Bonn wies gestern den Antrag von Hybridgläubigern ab, die Anleihe als werthaltige Forderung in der Insolvenz anzumelden, wie zwei mit dem Beschluss vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.
Als Ursache für die existenzbedrohende Lage gelten schwere Managementfehler bei großen Bauprojekten und überteuerte Zukäufe kurz vor der Immobilien- und Finanzkrise.
IVG und die Kavernenanlage Etzel
Die Kavernenanlage Etzel befindet sich 20 km südwestlich von Wilhelmshaven inmitten der norddeutschen Energiedrehscheibe mit Anbindung an den dortigen Tiefwasserhafen.
Der Kavernenspeicher ist durch Erdgas- und Erdölpipelines an das europäische Energieversorgungsnetz angebunden. Er wird von den Speicherkunden zur Deckung von Verbrauchsspitzen sowie Zwischenlagerung von Import-Lieferströmen genutzt und dient insbesondere zur Lagerung eines beträchtlichen Teils der deutschen strategischen Erdölreserve.
Die Kavernenanlage in Etzel umfasst derzeit 66 Kavernen mit einem geometrischen Hohlraumvolumen von über 41 Mio. Kubikmeter zur Lagerung von Öl und Gas (Stand Juli 2013), bis zu 25 Kavernen können gleichzeitig gesolt werden. Es besteht bei Bedarf ein Ausbaupotenzial auf insgesamt 144 Kavernen.
Die rund 40 000 Liter Öl, die am Sonntag auf dem Kavernen-Gelände der Firma IVG Caverns in Etzel (Landkreis Wittmund) ausgelaufen sind, haben ihre Spuren hinterlassen. Zwar haben die Einsatzkräfte nach eigenen Angaben 75 Prozent des Öls abgesaugt, doch der Rest wird zunehmend zur Gefahr für die Tierwelt. Der Naturschutzbund (NABU) im Landkreis Wittmund hat am Mittwoch zwei Höckerschwäne mit veröltem Gefieder in der Zeteler Marsch beobachtet. Die Tiere putzten sich ständig, sagte NABU-Vorstandsmitglied Burkhard Schäfer dem NDR. Dieses Verhalten ende für die Tiere oft tödlich. Denn beim Putzen gelangten Ölpartikel in den Magen-Darm-Trakt.
Ursache für Ölaustritt weiter unklar
Die Ursache des Unfalls und das ganze Ausmaß der Umweltschäden sind immer noch unklar. Nach Angaben des Kavernenbetreibers untersucht neben einem Gutachter des Landesbergamtes auch der TÜV den Fall. Die Ölschichten an den Kanälen zu entfernen, werde wohl einige Wochen dauern. Ein IVG-Sprecher sagte, dass die Versicherung des Unternehmens für den Schaden aufkommen werde. Die Insolvenz der Muttergesellschaft habe darauf keine Auswirkungen.
Fortsetzung folgt!
Netzfrau Doro Schreier
Eine Handvoll Energie-Giganten dominiert die Versorgung Europas mit Strom und Gas.
SCHWARZ UND TÖDLICH! – Ölkatastrophe