Zweifelhafte Ehre für die Schweizer Akteure Syngenta und FIFA: Sie sind für den «Public Eye Award» – eine Art goldene Himbeere der Geschäftswelt – nominiert.
Nominiert für den gefürchteten Anti-Preis sind in diesem Jahr: Eskom, FIFA, Gap, Gazprom, Glencore Xstrata, HSBC, Marine Harvest und Syngenta/Bayer/BASF. Sie alle hätten auf unterschiedliche Weise mit ihren Geschäftstätigkeiten Menschenrechte massiv verletzt oder Umweltzerstörung begangen und ihre Firmenverantwortung dadurch nicht wahrgenommen, schreiben die Initianten in einer Medienmitteilung.
Dokumentation von Umweltsünden und Menschenrechtsverstößen
Die Online-Abstimmung der oben genannten Shortlist dauert bis zum Beginn des World Economic Forums (WEF). Von den eingereichten Nominationen, welche die Universität St. Gallen begutachtet hat, sind acht gravierende Fälle von einer unabhängigen Jury ausgewählt worden. Diese Fälle von Umweltsünden und Menschenrechtsverstößen sind auf der neu gestalteten Webseite ausführlich dokumentiert und für die Online-Abstimmung vorgeschlagen. Zudem zeigt ein digitales «Who is Who», welche Köpfe bei den nominierten Unternehmen in der Verantwortung stehen, und informiert über deren Position und Gehälter.
Die Gewinner des Publikumspreises und des Jurypreises werden am 23. Januar 2014 anlässlich einer Pressekonferenz in Davos während des WEFs von Kumi Naidoo, International Executive Director von Greenpeace und Jurymitglied der Public Eye Awards, persönlich bekannt gegeben. Bei den Public Eye Awards geht es um die Opfer der Firmensünder – sie sollen auch eine Chance erhalten, gehört zu werden. Aus diesem Grund kommt die NGO, welche die Nomination für den Jurypreisgewinner eingereicht hat, bei der Pressekonferenz auch direkt zu Wort.
FIFA
Die FIFA-Weltmeisterschaft trägt zur Verletzung von Menschenrechten sowie von dem Recht auf eine angemessene Unterkunft, dem Recht auf Bewegungsfreiheit, dem Recht auf Arbeit sowie dem Recht der Versammlungs- und Bewegungsfreiheit bei. Gemäß internationalen Menschenrechtsstandards sind Zwangsräumungen illegal, dennoch werden sie im Vorfeld der Meisterschaft in ganz Brasilien durchgeführt. Unzählige Menschen verloren dabei ihr Zuhause und ihre Zukunft.
Betroffene Familien wurden oft weder informiert, noch erhielten sie Kompensationen, alternative Unterkünfte oder konnten gegen die Vertreibung klagen. In Recife wurden im Jahr 2013 alleine über 2000 Familien im Armenviertel Coque aus ihrem Zuhause vertrieben. Zudem führt die Errichtung der exklusiven Zonen dazu, dass unzählige Straßenverkäuferinnen und -verkäufer in den Ruin getrieben werden. In Belo Horizonte haben über 130 Personen ihre Einkommensquelle wegen des Wiederaufbaus eines Stadions verloren. Es wurde ihnen verboten, in der Umgebung des Sportplatzes ihren Geschäften nachzugehen.
Der bittere Beigeschmack der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Nur noch 168 Tage bis zu dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.
Bewaffnet mit Gummigeschossen, Tränengas und Pfefferspray, so sollte der Widerstand von Indianern und deren Mitstreitern durch die brasilianische Polizei gebrochen werden. Es kam sogar zu Anwendung von Gewalt, um die Evakuierung vor Ort zu sichern.
Die Fotos zeigen eine Maracana indigenen Gemeinschaft im Kampf mit der Polizei. Sie sollen Zwangs geräumt werden.
Die Brasilianische Polizei versuchte wochenlang ein Gebäude neben dem Maracana-Stadion in Rio de Janeiro zu evakuieren, in dem eine indigene Gemeinde sich vor sechs Jahren niedergelassen hatte.
Wie schon oben erwähnt, kommt es in Brasilien auf Grund der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zu vermehrten Zwangsräumungen. In diesem Beispiel handelt es sich um ein indigenes Museum von 1862, welches wegen eines Parkplatzes weichen musste. Die dort beheimaten Menschen wurden ebenfalls zwangsgeräumt.
Panzer für die Fußball-WM 2014 in Brasilien?
Was Südafrikaner 2010 und Deutsche 2006 nicht wagten, übernehmen nun die Brasilianer. Ein Volk erhebt sich gegen die FIFA. Die Menschen protestieren dagegen, dass ihr Land die Friss-oder-stirb-Einstellung akzeptiert, die FIFA und IOC ihren Ausrichterländern entgegenbringen. An den Knebelverträge der milliardenschweren Verbände voller Steuererleichterungen, Exklusivität für deren milliardenschweren Sponsoren und dreisten Forderungen nach noch größeren Stadien, Hotels, Flughäfen.
Und was macht die FIFA? Sie erhöht den Druck auf Brasilien. Anscheinend haben die Herren keinen „Plan B“. Denn trotz der Millionenproteste verlangt die FIFA die Austragung der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Wem es bislang entgangen sein sollte: Der Großverdiener an den Megaereignissen ist Deutschland.
Wachstumsmarkt Brasilien – Sportevents in Brasilien – Anstoß für gute Geschäfte – schreibt die IHK auf allen ihren Seiten. Und viele Milliarden fließen in die Töpfen zahlreicher deutscher Unternehmen, die Städteplanung wird gleich mit übernommen.
Zwangsräumen, kein Problem für diese Unternehmen, nach Deutschland kommen eh diese Nachrichten nicht, denn wer von den Medien berichtet schon von solchen Schandtaten?
Nun aber wurde die Brasilianische Bevölkerung laut und zwar zu Recht.
Und der Deutsche Fußball-Fan – Angstschweiß auf der Stirn und zittern, dass doch die geliebte Fußball-WM in Chaos versinken könnte. Den interessiert es nicht, dass Menschen zwangsgeräumt werden, dass diese Menschen lieber in Bildung investieren wollen als in deutsche Unternehmen.
Und interessiert es den Fußball-Fan, dass Panzer gekauft wurden?
Für seine geliebte Fußball-WM?
Sicher nicht, denn die FIFA sorgt schon dafür, dass es nicht ans Tageslicht kommt – damit solche profitbringende Events reibungslos über die Bühne gehen können, mit hochrangigen Staatsmänner-Frauen, die ihre Millionäre bejubeln.
Brasilien will 24 der außer Dienst gestellten Flugabwehr-Panzer kaufen. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sollen die Panzer zum Schutz vor terroristischen Angriffen aus der Luft eingesetzt werden. Das Verteidigungsministerium in Berlin hielt sich zu dem Deal bedeckt – inoffiziell heißt es aber, dass bereits Verhandlungen laufen. Sollten diese erfolgreich beendet werden, muss der Rüstungsexport noch vom Bund abgesegnet werden. Das wurde Anfang Januar 2013 bekannt.
Etwa 1800 Arbeiter sind täglich in drei Schichten im Einsatz. Die Arbeiter schuften unter Zeitdruck auf der Baustelle des „Itaqueirão“-Stadions in São Paulo. Viele der Männer arbeiten für Subunternehmen, die von der verantwortlichen Baufirma Odebrecht unter Vertrag genommen wurden. Die Arena de São Paulo wurde vollkommen neu aus dem Boden gestampft und soll zukünftig ein Highlight an Architektur im brasilianischen Finanzzentrum darstellen. Die auf zwei Seiten offene Anlage ist komplett überdacht und verfügt auf einer Außenwand über einen riesigen Videoscreen von 120 Metern Länge und 7,5 Metern Höhe, der von der deutschen Firma Osram entwickelt wurde. Nun ist es auf auf dieser Baustelle zu einem schweren Unfall gekommen: Mindestens zwei Arbeiter kamen ums Leben. Teile der Tribüne stürzten ein.
Der bittere Beigeschmack der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Eine Million Menschen demonstrierten in 100 Städten gegen teure Stadien und den Gigantismus der FIFA. Ausgerechnet in Brasilien, dem fußballverrücktesten Land der Welt, in dem Männer auf der Straße stehen, mit einem Ball jonglieren und dafür Geld bekommen.
FIFA: Sie sind für den «Public Eye Award» – eine Art goldene Himbeere der Geschäftswelt – nominiert, zu Recht. Stimmen Sie mit ab: http://publiceye.ch/de/abstimmen/
Informationen zu den anderen Nominierten folgen.
Netzfrau Doro Schreier
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