Demo in Berlin zur Energiewende und symbolische Umzingelung des Bundestages verzeichnet laut Veranstalter 16 000 Teilnehmer. Eine etwas ausführlichere Berichterstattung wäre angemessen.
Liebe Leserinnen und Leser,
wir hatten in unserem Artikel über die Koalitionsvereinbarungen auf die Demonstration in Berlin hingewiesen, die die Notwendigkeit der weiteren Unterstützung und Beschleunigung der Energiewende in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen wollte. (siehe; Koalitionsvertrag – „Lassen Sie uns diesen Quatsch beenden“- Fracking, Kohle, Atom und “Hungerlohn”- aber höhere Diäten?)
Ich hatte ja gestern angemerkt, dass die Berichterstattung in den Nachrichtensendungen bei ARD, ZDF und anderen, gelinde gesagt als „zurückhaltend“ bezeichnet werden muss. Außerdem hatte ich geäußert, dass der Demonstrant, der in Deutschland für ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema auf die Straße geht, in den Medien geradezu als eine unsichtbare Spezies behandelt wird.
Einige unserer LeserInnen und Leser meinten, ich sei etwas zu harsch mit meiner Einschätzung. Aber wenn ich davon ausgehe, dass ich seit 17 h versucht habe, etwas Nennenswertes über diesen Demonstrationszug durch die Stadt, die symbolische Umzingelung des Bundestages und die Kundgebung zu erfahren, dann kann ich nur zurückfragen:
Sieht so Information aus? Sind Sie damit zufrieden?
Gemessen an der überbordenden Berichterstattung über die Proteste in Thailand (!) kann man sich nur wundern, dass die Berichterstattung zu einer wirklich großen Demonstration, die je nach „Zähler“ zwischen 14-16 000 Teilnehmer hatte, derart stiefmütterlich ausgefallen ist. Für Deutschland und dem nicht zentral gelegenen Berlin ist das schon eine beachtliche Anzahl. Viele, viele Demonstranten haben sehr weite und lange Anreisen auf sich genommen, um ihr Anliegen in Berlin vor Ort zu vertreten.
Anmerkung: Ich bin erfreut, dass so viele Menschen sich auf den Weg gemacht haben, für mich war es zu weit.
Und liebe LeserInnen, die Ihr gerne die Riesen-Demos in Paris als Maßstab für Deutschland anführt: Berlin ist am Rand der Republik und weit, weit weg für viele Menschen. Ich z. B. wäre in 2,5 Stunden mit dem TGV in Paris, brauche aber mit dem auch schnellen ICE über 6 Stunden bis nach Berlin.
Zu Berichterstattung ZDF-Heute Journal
Es mutet schon fast rührend an, dass die Veranstalter den 2:30 Minuten Beitrag von Frau Spiekermann im ZDF- Heute Journal als „ lang und positiv“ einstufen.
Ich vermisse Wesentliches in dem Beitrag: wenigstens ein Kundgebungs- Redner hätte zu Wort kommen müssen, oder ein Vertreter des Veranstalter-Kreises. Mit der Beschreibung „mehrere Tausend Teilnehmer“ ist nicht wiedergegeben, dass es sich um so viele, nämlich weit über 10 000 Demonstranten gehandelt hat, aber diese Spielchen kennt man ja auch noch aus den Zeiten der Friedensbewegung und Anti-AKW-Bewegung.
Dass in dem ZDF-Bericht von eh nur 2:30 min. im Zuge des „Ausgewogenheits-Wahns“ die Hälfte der Zeit für die Statements von SPD- Hannelore Kraft, der Grünen-Vorsitzenden Peters und eines Herrn des Industrie- und Handelskammertags vertan werden, sehe ich schon fast als eine Provokation. (http://www.heute.de/Tausende-demonstrieren-f%C3%BCr-Rettung-der-Energiewende-30906626.html )
Zu ARD – Tagesschau
Der Bericht in der ARD-Tagesschau war ganz kurz, vielleicht eine Minute lang, von der Demo war so gut wie nichts zu sehen. So kann man sich auch leichter darauf beschränken, nur „von mehreren Tausend Demonstranten“ zu reden. Ein Hoch auf die Perspektive des Frosches – wenn es sie nicht schon gäbe, man müsste sie erfinden. Die Moderatorin Rakers hatte sich darauf beschränkt, sich zu den Kernforderungen, dem Anliegen der Demonstranten zu äußern und wohl aus dem Aufruf zitiert. Andere Stimmen kamen in dem Beitrag nicht zu Wort.
Auf der Seite der Veranstalter finden Sie den Link zur Tagesschau und weitere Informationen. Dort gibt es auch noch weitere Links zu Beiträgen und Bildern. http://energiewende-demo.de/start/start/
Eine Leserin hat mich dankenswerter Weise auf folgendes Video aufmerksam gemacht und Fotos finden Sie hier Energiewende-Demo in Berlin am 30.11.2013
Letzte Woche wurde in einem TV-Beitrag von PLUSMINUS zum Energieverbrauch in großen Unternehmen ausgeführt, dass Fachleute davon ausgehen, dass bis zu 30 % der verbrauchten Energie in vielen Betrieben schlicht auf Verschwendung zurückzuführen sind. Es gäbe noch riesige Einsparpotentiale, deren Umsetzung angegangen werden müssten. Dann wären auch viele Diskussionen um befürchtete Engpässe hinfällig. http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/sr/2013/sendung-vom-27112013-energie-104.html
Auf alle Fälle muss was passieren und ein Anfang wäre schon mal gemacht, wenn sich möglichst viele Menschen in diesen Forderungen wieder fänden:
Die Atomanlagen müssen jetzt abgeschaltet werden und nicht erst 2022.
- Statt neue Kohlekraftwerke zu bauen müssen die alten nach und nach vom Netz gehen, Braunkohle-Tagebaue beendet und die unterirdische CO2-Speicherung (CCS) verhindert werden.
- Gasförderung per Fracking gehört ausnahmslos verboten.
- Mit Energiesparen und Energieeffizienz muss ernst gemacht werden.
- Wir müssen auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umsteigen – dezentral und in Hand der Bürger/innen.
Die Kosten der Energiewende gehören fair und sozial gerecht verteilt. Ausnahmen für energieintensive Betriebe bei der EEG- Umlage müssen massiv reduziert werden.
Für die „UHUs“ unter uns reicht es noch, aber denken Sie bitte auch an Ihre Kinder und Enkel!
Ihre Netzfrau Fee Strieffler
Offener Brief an ARD Tagesschau und ZDF- Heute
Seehofer und die Pressefreiheit – kritische Journalisten sollen raus aus Bayern