Palmöl ist einer der meistgefragten Rohstoffe der Welt. Der Anbau der Ölpalmen bringt große Gefahren für Umwelt und Menschenrechte mit sich.
Es steckt in der Fertigpizza, im Speiseeis, im Lippenstift, im Waschpulver, in Lacken und in Autotanks: Palmöl ist einer der meistgefragten Rohstoffe der Welt. Das Pflanzenöl ist vielseitig einsetzbar, aber der Anbau der Ölpalmen bringt auch große Gefahren für Umwelt und Menschenrechte mit sich.
Tiger vom Aussterben bedroht
Der Tiger ist die größte Raubkatze der Welt und kann je nach Art bis zu drei Meter lang und 300 Kilo schwer werden.
Insgesamt gibt es neun Tigerunterarten.
Der Südchinesische- und Sumatra-Tiger (vom Aussterben bedroht), der Amur-, Bengal-, Malaysia- und Indochinesische Tiger (stark gefährdet) und der Bali-, Java- und Kaspische Tiger (bereits ausgestorben).
Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch schätzungsweise 100 000 Tiger. Heute sind es nur noch schätzungsweise 3200 Stück. Die Anzahl der Indonesischen Tiger hat in den letzten zehn Jahren um 70 Prozent abgenommen und von den ehemals 4000 Bengal-Tigern gibt es noch um die 1800 Tiere.
Jährlich sterben seltene Arten von Tieren und Pflanzen auf der ganzen Welt aus. Sie sterben auf Grund unserer eigenen Gier nach Mehr, und weil wir Menschen in unserem Konsumwahn nicht auf den Lebensraum anderer Lebewesen achten. Sei es nun im Amazonas oder in Indonesien, selbst in Europa. Solange wir glücklich und zufrieden sind, ist alles andere egal.
Das Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3. 3. 1973 wurde auf Grund einer Empfehlung der Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen als das Washingtoner Artenschutzabkommen (international als CITES abgekürzt) abgeschlossen. Aber obwohl das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschlossen wurde, um Tiere und Pflanzen, die durch internationalen Handel gefährdet sind, zu schützen, gelingt dies nicht immer. Trotz höchster Schutzmaßnahmen geht der Handel mit Tieren und ihren Körpern sowie seltenen Pflanzen weiter.
„Tigermedizin tötet den Tiger“ – Viagra auf Chinesisch
China: Eine Schüssel Suppe mit Tiger Penis kostet 3000 Hongkong-Dollar (ca. £ 250) mit dem Versprechen, die Impotenz zu heilen – die Nachfrage nach dieser besonderen „Medizin“ steigt.
Kaum ein Teil des Tigerkörpers bleibt dabei ungenutzt. Vor allem Tigerhaare, -knochen und -zähne sind als Heilmittel beliebt.
- Die Haare sollen zum Beispiel Tausendfüßler vertreiben, die Zähne vor Tollwut und Asthma schützen.
- Die Schnurrbarthaare gelten als Mittel gegen Zahnweh und der Schwanz lindert Hautkrankheiten.
- Der Glaube an die heilende Wirkung des Tigers ist so groß, dass für seine Körperteile utopische Summen gezahlt werden.
Der Handel mit bedrohten Tieren ist zwar auch in China streng verboten, wird aber längst nicht so streng kontrolliert wie in anderen Ländern.
Das Aussterben des Sumatra–Tigers
Wie für alle Tiger-Unterarten sind Wilderei, die Dezimierung von Beutetieren und der Lebensraumverlust die größten Bedrohungen.
Anlässlich des Internationalen Tiger-Tags (29. Juli) warnt der NABU vor dem Aussterben einer der seltensten Tiger-Unterarten: des Sumatra-Tigers. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN gab es in den 1970er Jahren noch etwa 1000 wildlebende Sumatra-Tiger. Gesicherte aktuelle Bestandszahlen gibt es nicht, Expertenschätzungen liegen allerdings bei nur noch 400 erwachsenen. Bis heute werden Indonesiens Wälder für Palmöl-Plantagen gerodet. Inzwischen wurden die meisten Tiefland-Regenwälder vernichtet und mit ihnen auch die dort lebenden Tiger.
Der Tiger-Handel ist durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES verboten. Doch manche Fälle von Tiger-Wilderei werden bis heute nicht geahndet. So sind in Indonesien lediglich zwei Unterarten des Tigers gesetzlich geschützt: der Sumatra-Tiger und der Java-Tiger, der bereits als ausgestorben gilt.
Derweil kommt auf die Tiger im Harapan-Regenwald eine weitere Bedrohung zu. Zurzeit wird eine Straße für die Kohleförderung geplant, die das Gebiet zweiteilen und damit auch den Lebensraum der Tiger zerstören würde: 800 LKW pro Tag könnten künftig über eine 15 Meter breite Straße rollen. Der NABU bemüht sich nun gemeinsam mit den Partnern vor Ort, die Regierung von den Straßenbauplänen abzubringen.
Der Sumatra-Tiger und der WWF
Auf Sumatra gibt es Schätzungen zufolge höchstens noch rund 400 wildlebende Tiger. Anlässlich des internationalen „Global Tiger Day“ warnt der WWF davor, dass der Sumatra-Tiger damit akut vom Aussterben bedroht ist. Wie jedes Jahr an diesem besonderen Tag erklärt der WWF, man werde versuchen, bis 2022 die Tiger-Population zu verdoppeln. Im Jahr 2022 ist das nächste Mal das chinesische Jahr des Tigers.
Stellt sich die Frage, wie? In Zoos? – denn der eigentliche Lebensraum der Tiger wird systematisch zerstört. Grund: PALMÖL! – und der soll nach Aussage des WWF „Nachhaltig“ sein.
Sumatras letzte Tiger durch Abholzung bedroht!
Palmöl – Ist umfassende Nachhaltigkeit überhaupt möglich?
WWF schreibt auf seiner Homepage:
Etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl. Doch mit dem Einkauf von Margarine, Pizza, Schokoriegel, Waschmittel, Cremes oder Lippenstift entscheiden wir auch über das Schicksal bedrohter Arten wie Orang-Utan oder Tiger – und des Regenwaldes.
WWF und der „Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl“
Der im Jahr 2004 auf Initiative des WWF gegründete Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (Round table on Sustainable Palm Oil, RSPO) versucht, als zentrale Organisation nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen. Mitglieder des Roundtable sind neben Umweltschutzverbänden und anderen NGOs vor allem Firmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls, darunter Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, aber auch Investoren und Banken –
unter anderem Monsanto, Syngenta, Nestlé und Bayer Crop Science –
Roundtable on Sustainable Palm Oil undRoundtable on Responsible Soy (RTRS)
Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) gefährdet die Gesundheit von PlantagenarbeiterInnen
In den Vorgaben des RSPO werden Monokulturen propagiert – doch Monokulturen können nicht nachhaltig sein: Bodenerosion sowie eine hohe Belastung durch Düngemittel und Pestizide sind nach nur wenigen Jahren Plantagenanbau die Folge.
Ein Zahlenbeispiel: Eine einzige Ölpalme braucht im Jahr über 5000 Liter Wasser, 8 kg Kunstdünger und 5 kg Pflanzenschutzmittel.
Der Einsatz von stark giftigen Pestiziden wie Paraquat ist laut den Prinzipien und Kriterien der RSPO erlaubt, obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ausdrücklich vor dem Einsatz dieser Mittel warnt. Ein Teelöffel davon reicht aus, um einen Menschen zu töten.
Besonders in der Kritik steht der Agrokonzern Syngenta, der Marktführer beim Verkauf von Paraquat. Das Herbizid wird von Syngenta meist unter dem Markennamen Gramoxone in über hundert Ländern verkauft. Es kommt unter anderem auf Bananen-, Kaffee-, Palmöl-, Baumwoll-, Gummi-, Obst- oder Ananasplantagen zur Anwendung. Groß- und Kleinbauern verwenden es ausgiebig auf Mais- oder Reisfeldern.
Arbeiterinnen und Bauern, die regelmäßig mit dem Herbizid Paraquat in Kontakt kommen, haben mit ernsthaften Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Die hohe Toxizität von Paraquat, zu dem kein Gegenmittel existiert, führt immer wieder zu Todesfällen.
Gutachten bestätigt: Mit dem Verkauf von Paraquat missachtet Syngenta Menschenrechte.
In einem von der Erklärung von Bern und dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) in Auftrag gegebenen Gutachten zu Syngentas menschenrechtlicher Verantwortung wurden zum ersten Mal die im Juni 2011 vom UNO-Menschenrechtsrat verabschiedeten UNO-Leitprinzipien für Unternehmen und Menschenrechte auf einen konkreten Fall angewendet. Das Verdikt der juristischen Untersuchung ist klar: Syngenta missachtet mit dem Verkauf von Paraquat elementare Menschenrechte.
Bezüglich des Pestizid-Einsatzes heißt es in den derzeit gültigen Kriterien aus dem Jahr 2007: „Der RSPO wird dringend sichere und kostengünstige Alternativen identifizieren, um Chemikalien zu ersetzen, die von der Weltgesundheitsorganisation der Gefahrenklasse 1A oder 1B zugeordnet oder im Stockholmer oder Rotterdamer Übereinkommen aufgeführt sind, und Paraquat.“ Diese Auflage wurde bisher nicht umgesetzt. Die revidierten Standards werden nun insbesondere in Bezug auf den Pestizideinsatz weiter abgeschwächt, obwohl Forschung und Praxis zeigen, dass es auch ohne hochgiftige Pestizide geht.
Eines dieser Pestizide – Paraquat – wird in vielen Palmölplantagen verwendet und ist bekannt dafür, jährlich Tausende von Plantagenarbeiterinnen und Kleinbauern zu vergiften. Die Europäische Union, die Schweiz und einige andere Länder sowie bekannte Firmen und Labels haben Paraquat aus gesundheitlichen Gründen verboten.
Die Erklärung von Bern (EvB) fordert daher mit der International Union of Food Workers (IUL) eine grundlegende Korrektur in Bezug auf die Verwendung hochgefährlicher Pestizide.
Artenschutz: Fehlanzeige
Dort, wo vor weniger als sechs Jahren noch unberührter Regenwald stand, kann somit heute eine RSPO-zertifizierte Plantage stehen
Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife hält das RSPO-Siegel für Augenwischerei: „Wir stehen diesem Siegel äußerst kritisch gegenüber“, sagt Birgit Trinks, Waldexpertin von Pro Wildlife „In unseren Augen erfüllen die Zertifizierungsstandards nicht einmal die Mindest-Erwartungen, die an ein „Ökosiegel“ zu stellen sind – nämlich sicherzustellen, dass keine Primärwälder vernichtet werden und dass Monokulturen sowie der Einsatz von Pestiziden verhindert werden.“
Aspekte des Artenschutzes finden in den Prinzipien und Kriterien für nachhaltiges Palmöl der RSPO nur am Rande Beachtung – in äußerst allgemein gehaltener und schwacher Formulierung:
Flächen hoher biologischer Diversität (High conservation value habitats) sind nicht von der Bewirtschaftung ausgeschlossen, ihr Sonderstatus sollte lediglich im Anbau berücksichtigt werden.
“Eine solche Praxis kann gerade Gebieten wie den tropischen Regenwäldern, die zu den artenreichsten Gebieten unserer Erde zählen, nicht gerecht werden“, lautet das Fazit der Artenschützerin Trinks.
In Indonesien und Malaysia ist die Expansion des Palmölanbaus mittlerweile die Hauptursache für die Entwaldung und durch die Brandrodungen insbesondere von Torfwäldern werden riesige Mengen CO2 freigesetzt. Erst kürzlich haben Malaysia und Singapur den südlichen Nachbarn Indonesien dazu aufgefordert, endlich etwas gegen die Umweltverschmutzung durch die zum Großteil illegale Brandrodung zu unternehmen. Der Grund für den Aufschrei der beiden Staaten: eine dicke Smogwolke mit einer Sichtweite, die teilweise nur 200 Meter beträgt, hatte die Halbinsel Malaya und die Insel Borneo erfasst.
Nicht jedes Unternehmen, das sich als grün geriert, ist es auch.
Was wahre grüne Unternehmer von jenen unterscheidet, die sich nur als solche ausgeben: Man muss unterscheiden zwischen solchen, deren Kerngeschäft grün ist, und solchen, die ihr Geschäft grüner machen wollen.
Wie schreibt WWF zum Thema Palmöl: Segen oder Fluch?
Für bedrohte Arten wie den Tiger und den Regenwald ist es ein Fluch.
Die Abholzung und der Einsatz von Pestiziden hat fatale Folgen für das fragile Ökosystem der tropischen Regenwälder, die vorzugsweise Anbaugebiete der Ölplantagenindustrie sind, sowie der dort lebenden Menschen und Tieren.
Mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun.
© Netzfrau Doro Schreier
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Keine Luft zum Atmen – Singapur und Malaysia ersticken im Rauch…
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