Auch der britische Journalist Finian Cunningham hält den Angriff Chinas auf den Petro-Dollar für die eigentliche Ursache des jüngsten Streites um die Diaoyu-Inseln.
Bei den Spannungen zwischen den USA und China geht es um das Überleben des Dollars
Von Finian Cunningham nsbc international, 01. 12. 13
Bei der Eskalation der militärischen Spannungen zwischen Washington und Peking im Ostchinesischen Meer geht es vordergründig um Chinas einseitige Erweiterung seiner Luftverteidigungszone. Der wahre Grund für den Zorn Washingtons ist aber die jüngste Ankündigung Chinas, seine Dollarreserven reduzieren zu wollen.
Weil China einen Teil seiner angehäuften 3,5 Billionen US-Dollars abstoßen will und seine Ölkäufe zunehmend in den jeweiligen Landeswährungen abwickelt, ist nicht nur die bisherige Vormachtstellung des US-Petrodollars, sondern auch die gesamte US-Wirtschaft bedroht.
Diese existenzielle Bedrohung für die USA – die mit ihrer Rekordverschuldung ohnehin schon vor dem Staatsbankrott und vor unlösbaren sozialen Problemen stehen – ist wohl die Erklärung für Washingtons aggressive Reaktion darauf, dass China letzte Woche die Air Defense Indentification Zone / ADIZ (die Luftverteidigungszone) vor seiner Küste auf rund 400 Meilen (644 km) ausweitete.
Peking will sich mit dieser Maßnahme gegen provozierende US-Spionageflüge über seinem Territorium zur Wehr setzen. Die USA hätten jahrzehntelange unangekündigte Militärflüge über chinesischem Gebiet durchgeführt.
Im April 2001 wurde der Pilot eines chinesischer Kampfjets getötet, als sein Flugzeug mit einem US-Spionageflugzeug kollidierte; die Besatzung des US-Flugzeugs überlebte. Nach dem Zwischenfall warf Peking in einer Protestnote Washington vor, ständig das Völkerrecht und die Souveränität Chinas zu verletzen.
Nur wenige Tagen nach der Erweiterung der chinesischen ADIZ schickten die USA zwei B-52-Bomber durch den von China überwachten Luftraum, ohne deren Flugrouten vorher in Peking anzumelden.
Auch Kampfjets der US-Verbündeten Japan und Südkorea flogen unangekündigt durch die erweiterte ADIZ. Washington wies die chinesische ADIZ-Erweiterung mit dem Argument zurück, die beanspruchte Zone werde weiterhin als internationaler Luftraum betrachtet.
Am zweiten unangemeldeten Eindringen in die erweiterte Luftverteidigungszone Chinas waren neben US-Aufklärungsflugzeugen auch bis zu 10 japanische Kampfjets des in den USA gebauten Typs F-15 beteiligt. Diesmal ließ Peking die Eindringlinge von eigenen Kampfjets der Typen SU-30 und J-10 beschatten.
Viele Analysten sehen die jüngsten Spannungen nur als Aufflackern des langjährigen Streits um die von den Chinesen Diaoyu-Inseln und von den Japanern Senkaku-Inseln genannte Inselkette im Ostchinesischen Meer. Beide Staaten beanspruchen diese Inseln für sich. Sie sind zwar unbewohnt, aber das sie umgebende Meer ist fischreich, und im Meeresboden werden riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet.
Mit der Kontrolle des Luftraums über den Inseln will China wohl seinen Anspruch auf die umstrittene Inselgruppe unterstreichen.
In einer provozierenden Warnung an die Adresse Pekings erinnerte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel in dieser Woche wiederholt an den seit Jahrzehnten bestehenden Militärpakt zwischen den USA und Japan und wies den Anspruch Chinas auf die Diaoyu/Senkaku-Inseln scharf zurück.
Die Position Washingtons und Tokios in dem Konflikt ist aber kaum zu rechtfertigen. Die Inseln sind nur 250 Meilen (402 km) von China, aber 600 Meilen (966 km) von Japan entfernt. China beruft sich darauf, dass die Inseln jahrhundertelang zu seinem Territorium gehörten, bis Japan sie 1895 in der Phase seiner imperialistischen Expansion annektierte (und zwar nach dem Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Japanisch-Chinesischer_Krieg ).
Peking wies außerdem darauf hin, dass die USA und das mit ihnen verbündete Japan bereits eigene Luftverteidigungszonen beansprucht hätten. Es ist tatsächlich unvorstellbar, dass sich chinesische Spionageflugzeuge oder Bomber unangemeldet der US-Westküste nähern könnten, ohne sofort auf Befehl des Pentagons angegriffen zu werden.
Karten zeigen, dass die von Japan mit Unterstützung der USA beanspruchte Luftverteidigungszone viel zu dicht an China heranreicht und keineswegs nur die Hälfte des Luftraums zwischen China und Japan umfasst, was angemessen wäre. Die schon vor Jahrzehnten von Washington veranlasste willkürliche Festlegung verletzt die territoriale Souveränität Chinas.
Die US-Regierung und die von ihr kontrollierten US-Medien stellen den Anspruch Pekings auf eine eigene Luftverteidigungszone als „Spannungen erzeugendes Muskelspiel“ dar. Und Washington tut so, als müsse es seine Verbündeten Japan und Südkorea vor chinesischen Expansionsbestrebungen schützen.
Dabei ist der Angriff Chinas auf den US-Dollar der wirkliche Grund für Washingtons militaristische Reaktion auf die (legitime) Maßnahme Pekings. Die berechtigten Ansprüche Chinas auf ein Seegebiet und den Luftraum darüber sind für Washington nur ein willkommener Anlass, um seine Streitkräfte mobilisieren und China militärisch unter Druck setzen zu können.
Schon seit einigen Jahren kämpft China gegen die finanzielle Vorherrschaft der USA an. Diese Vorherrschaft beruht darauf, dass der US-Dollar als Weltreservewährung, also als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel im internationalen Handel und vor allem im Ölhandel dient. Diese Vormachtstellung des Dollars ist angesichts des drohenden US-Staatsbankrotts nicht mehr gerechtfertigt. Wenn der US-Dollar Weltreservewährung bliebe, könnten die USA weiterhin auf Pump leben und sich noch höher verschulden.
China hat die zweitgrößte Wirtschaft der Welt und gehört zu den größten Ölimporteuren; es will die Ölgeschäfte mit seinen Hauptlieferanten Russland, Saudi-Arabien, dem Iran und Venezuela künftig nur noch in der jeweiligen Landeswährung abwickeln. Diese Entwicklung stellt eine gefährliche Bedrohung für den Petro-Dollar und seinen globalen Reservestatus dar.
Am 20. November hat Peking außerdem angekündigt, dass es seine risikobehafteten Dollar-Reserven durch eine Mischung anderer Währungen ersetzen will; Paul Craig Roberts sah dies in der letzten Woche als Signal dafür an, dass die Tage bis zum endgültigen Bankrott der US-Wirtschaft gezählt sind. ( S.Der sterbende Dollar – The Dying Dollar)
Diese Aktivitäten Chinas sind genau so legitim wie seine territorialen Ansprüche. Aber nach der imperialistischen, größenwahnsinnigen Einstellung Washingtons bedrohen sie die US-Wirtschaft und den auf Pump beruhenden „American Way of Life“ und werden als Kriegshandlungen gewertet. Deshalb reagierte Washington so wütend und verbissen auf die Errichtung einer chinesischen Luftverteidigungszone. Die US-Regierung braucht einen Vorwand, um ihre eiserne Faust ballen zu können.
Über den Autor
Finian Cunningham, der 1963 in Belfast in Nordirland geboren wurde, ist ein angesehener Experte für internationale Angelegenheiten. Der Autor, der Kommentare in verschiedenen Medien veröffentlicht, wurde im Juni 2011 wegen kritischer Artikel, in denen er Menschenrechtsverletzungen des vom Westen gestützten Regimes anprangerte, aus Bahrain ausgewiesen. Er ist Master der Agrarchemie und arbeitete als wissenschaftlicher Redakteur für die in Cambridge in Großbritannien ansässige Royal Society of Chemistry, bevor er sich dem Journalismus zuwandte. Er ist auch Musiker und Songschreiber. Viele Jahre lang war er als Redakteur und Autor für Mainstream-Medien wie The Mirror, die Irish Times und The Independent tätig. Er lebt jetzt in Ostafrika und schreibt gerade ein Buch über Bahrain und den Arabischen Frühling. Er arbeitet auch an einer Sendung mit, die jeden Sonntag um 16 Uhr von dem indonesischen Radiosender Bandung ausgestrahlt wird. Finian Cunningham verfasst häufig Beiträge für internationale Medien wie Press TV und RT – und seit 2012 auch für news network and broadcasting collective / nsnbc internationale (s. http://nsnbc.me/about-nsnbc-international/ ).
(Wolfagang Jung hat den Artikel komplett übersetzt und mit Ergänzungen und Links in Klammern und Hervorhebungen versehen. Wir Netzfrauen bedanken uns, denn gerade auch diese Artikel machen unsere Homepage lesenswert und informieren uns darüber, was andere Journalisten in der Welt über bestimmte Situationen schreiben. Anschließend drucken wir den Originaltext ab.)
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Dollar Survival Behind US-China Tensions
By Finian Cunningham, Dec 1st, 2013
The escalation of military tensions between Washington and Beijing in the East China Sea is superficially over China’s unilateral declaration of an air defense zone. But the real reason for Washington’s ire is the recent Chinese announcement that it is planning to reduce its holdings of the US dollar.
That move to offload some of its 3.5 trillion in US dollar reserves combined with China’s increasing global trade in oil based on national currencies presents a mortal threat to the American petrodollar and the entire American economy.
This threat to US viability – already teetering on bankruptcy, record debt and social meltdown – would explain why Washington has responded with such belligerence to China setting up an Air Defense Identification Zone (ADIZ) last week extending some 400 miles from its coast into the East China Sea.
Beijing said the zone was aimed at halting intrusive military maneuvers by US spy planes over its territory. The US has been conducting military flights over Chinese territory for decades without giving Beijing the slightest notification.
Back in April 2001, a Chinese fighter pilot was killed when his aircraft collided with a US spy plane. The American crew survived, but the incident sparked a diplomatic furor, with Beijing saying that it illustrated Washington’s unlawful and systematic violation of Chinese sovereignty.
Within days of China’s announcement of its new ADIZ last week, the US sent two B52 bombers into the air space without giving the notification of flight paths required by Beijing.
American allies Japan and South Korea also sent military aircraft in defiance of China. Washington dismissed the Chinese declared zone and asserted that the area was international air space.
A second intrusion of China’s claimed air territory involved US surveillance planes and up to 10 Japanese American-made F-15 fighter jets. On that occasion, Beijing has responded more forcefully by scrambling SU-30 and J-10 warplanes, which tailed the offending foreign aircraft.
Many analysts see the latest tensions as part of the ongoing dispute between China and Japan over the islands known, respectively, as the Diaoyu and Senkaku, located in the East China Sea. Both countries claim ownership. The islands are uninhabited but the surrounding sea is a rich fishing ground and the seabed is believed to contain huge reserves of oil and gas.
By claiming the skies over the islands, China appears to be adding to its territorial rights to the contested islands.
In a provocative warning to Beijing, American defense secretary Chuck Hagel this week reiterated that the decades-old US-Japan military pact covers any infringement by China of Japan’s claim on the Diaoyu/Senkaku Islands.
It is hard to justify Washington and Tokyo’s stance on the issue. The islands are much nearer to China’s mainland (250 miles) compared with Japan’s (600 miles). China claims that the islands were part of its territory for centuries until Japan annexed them in 1895 during its imperialist expansion, which eventually led to an all-out invasion and war of aggression on China.
Also, as Beijing points out, the US and its postwar Japanese ally both have declared their own air defense zones. It is indeed inconceivable that Chinese spy planes and bombers could encroach unannounced on the US West Coast without the Pentagon ordering fierce retaliation.
Furthermore, maps show that the American-backed air defense zone extending from Japan’s southern territory is way beyond any reasonable halfway limit between China and Japan. This American-backed arbitrary imposition on Chinese territorial sovereignty is thus seen as an arrogant convention, set up and maintained by Washington for decades.
The US and its controlled news media are absurdly presenting Beijing’s newly declared air defense zone as China “flexing its muscles and stoking tensions.” And Washington is claiming that it is nobly defending its Japanese and South Korea allies from Chinese expansionism.
However, it is the background move by China to ditch the US dollar that is most likely the real cause for Washington’s militarism towards Beijing. The apparent row over the air and sea territory, which China has sound rights to, is but the pretext for the US to mobilize its military and in effect threaten China with aggression.
In recent years, China has been incrementally moving away from US financial hegemony. This hegemony is predicated on the US dollar being the world reserve currency and, by convention, the standard means of payment for international trade and in particular trade in oil. That arrangement is obsolete given the bankrupt state of the US economy. But it allows the US to continue bingeing on credit.
China – the second biggest economy in the world and a top importer of oil – has or is seeking oil trading arrangements with its major suppliers, including Russia, Saudi Arabia, Iran and Venezuela, which will involve the exchange of national currencies. That development presents a grave threat to the petrodollar and its global reserve status.
The latest move by Beijing on November 20 giving notice that it intends to shift its risky foreign exchange holdings of US Treasury notes for a mixture of other currencies is a harbinger that the
American economy’s days are numbered, as Paul Craig Roberts noted last week.
This is of course China’s lawful right to do so, as are its territorial claims. But, in the imperialist, megalomaniac mindset of Washington, the “threat” to the US economy and indebted way of life is perceived as a tacit act of war. That is why Washington is reacting so furiously and desperately to China’s newly declared air corridor. It is a pretext for the US to clench an iron fist.
About the Author
Finian Cunningham – Originally from Belfast, Ireland, Finian Cunningham (born 1963) is a prominent expert in international affairs. The author and media commentator was expelled from Bahrain in June 2011 for his critical journalism in which he highlighted human rights violations by the Western-backed regime. He is a Master’s graduate in Agricultural Chemistry and worked as a scientific editor for the Royal Society of Chemistry, Cambridge, England, before pursuing a career in journalism. He is also a musician and songwriter. For many years, he worked as an editor and writer in the mainstream news media, including The Mirror, Irish Times and Independent. He is now based in East Africa where he is writing a book on Bahrain and the Arab Spring.He co-hosts a weekly current affairs programme, Sunday at 3pm GMT on Bandung Radio. Finian Cunningham is a frequent contributor to international media, including PRESS TV and nsnbc, where he began contributing in 2012.
Netzfrau Fee Strieffler
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