Gen-Kartoffeln kommen uns nicht in die Tüte!
Die Never Ending Story: Agrogentech-Konzern BASF und Amflora, die genmanipulierte Kartoffel.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Kartoffeln produziert die Amflora kein Stärke-Gemisch, sondern reine Amylopektin-Stärke, die etwa für die Verwendung in der Papierindustrie Vorteile bietet.
Seit März 2010 darf in Europa diese gentechnisch veränderte Kartoffel angebaut werden, deren Stärkezusammensetzung so verändert wurde, dass sie besser für bestimmte industrielle Verwendungszwecke geeignet ist. Die Kartoffel wurde von BASF Plant Science entwickelt, in einem 13 Jahre währenden Zulassungsprozess schließlich 2010 von der Europäischen Kommission zugelassen. Angeblich weil diese Kartoffel mehrfach wissenschaftlich geprüft wurde.
Lobbyismus in der EU
ILSI wird unter anderem getragen von Coca-Cola, Danone, Kraft, Unilever, Nestlé, McDonalds, BASF, Monsanto und vielen anderen Konzernen.
Die EU-Kommission und die Zulassung der Amflora – vorausgegangen war 2009 eine umstrittene Stellungnahme der EFSA zur Nutzung von Antibiotika-Resistenzgenen in gentechnisch veränderten Organismen (GMO) -. Mehr als die Hälfte der unterzeichnenden Mitglieder des zuständigen EFSA Panels zu GMO hatten laut der Studie Interessenkonflikte nach der Definition der OECD. Sie reichen von der Annahme von Fördergeldern der Gentechnik-Industrie über die Mitgliedschaft oder Mitarbeit in Pro-Gentechnik-Verbänden bis zum Schreiben oder Besprechen von Industrie-gesponserten Publikationen. Außerdem fehlten in dem Panel Experten zur Nutzung von Antibiotika in der Humanmedizin. ( S. Lobbyverflechtungen in der EFSA).
Anfang 2012 hat die BASF aber nun die Vermarktung der Amflora in Europa auf Grund mangelnder Akzeptanz gestoppt.
Doch so ganz schien die Story um Amflora nicht beendet zu sein, denn das Europäische Gericht entschied heute in Luxemburg über die Zukunft der Gen-Kartoffel Amflora. Die EU-Kommission hatte im März 2010 den Anbau der genmanipulierten Kartoffel des Chemiekonzerns BASF zu industriellen Zwecken genehmigt. Amflora wird zur Stärkegewinnung und als Futtermittel genutzt.
Der Anbau wird von mehreren Ländern abgelehnt, weil Amflora durch ein bestimmtes Gen resistent gegen bestimmte Antibiotika ist. Ungarn hatte deshalb gegen die Kommissionsentscheidung bei der Europäischen Gerichtshof Klage eingereicht und heute Recht bekommen.
Laut dem Gerichtshof:
Die Kommission habe ein neueres Gutachten der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zwar berücksichtigt, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des Luxemburger Gerichts. Sie habe dem zuständigen Ausschuss der EU-Staaten aber keine Gelegenheit gegeben, zu dem Gutachten der EFSA Stellung zu nehmen.
Damit hat die Kommission nach Ansicht der Richter die Verfahrenspflichten erheblich verletzt. „In diesem Zusammenhang geht das Gericht davon aus, dass das Ergebnis des Verfahrens oder der Inhalt der angefochtenen Beschlüsse wesentlich anders hätte ausfallen können, wenn die Kommission diese Vorschriften beachtet hätte. Somit stoppen, zu unserer Freude, die EU-Richter die Genkartoffel Amflora.
Klage, eingereicht am 27. Mai 2010 – Ungarn/Kommission
(Rechtssache T-240/10)
Bei der Vorliebe der Deutschen und der Österreicher für Kartoffeln/Erdäpfel war erst vor kurzem die Freude groß, als es hieß, in Zukunft würden keine Gen-Kartoffeln mehr angebaut. Wir berichteten darüber im August d.J. (s. Was meinen Sie, was hier los wäre, wenn mehr Menschen begreifen würden, was hier los ist?“).
Der deutsche Konzern BASF hatte noch im August seine Anträge auf Zulassung der genveränderten Kartoffelsorten Fortuna, Amadea und Modena in Europa gestoppt. Grund dafür seien unter anderem der Widerstand von Umweltschützern und die zu befürchtenden Zerstörungen von Kartoffelfeldern, teilte das Unternehmen mit. Außerdem verwies der Chemiekonzern auf unkalkulierbare Umstände im europäischen Zulassungsprozess. Vor diesem Hintergrund könnten weitere Investitionen nicht gerechtfertigt werden.
Wegen der breiten Ablehnung der Gentechnik in Europa hatte BASF diese Sparte bereits vor einem Jahr komplett in die USA verlagert. Außerdem stoppte das Unternehmen damals die Entwicklung und den Verkauf aller Produkte, die allein für den europäischen Markt gedacht waren. Lediglich die in der EU schon angelaufenen Zulassungsprozesse wollte BASF noch weiterverfolgten.
Auf der Homepage der BASF:
„Amflora wird nicht über den Handel verkauft, sondern direkt an die Vertragslandwirte geliefert“, erklärt Dr. Thorsten Storck. „Beim Anbau müssen Mindestabstände zu benachbarten Kartoffelfeldern eingehalten werden. Pflanz- und Erntemaschinen dürfen keine Reste anderer Kartoffeln enthalten. Nach der Ernte werden die Kartoffeln in die Stärkefabrik gebracht und dort getrennt verarbeitet.“ Alle Beteiligten sind vertraglich verpflichtet, das System einzuhalten. Tests in Tschechien und Deutschland haben bereits gezeigt, dass dieses Anbausystem in der Praxis sehr gut funktioniert….
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beurteilte Amflora wiederholt als genau so sicher für Mensch, Tier und Umwelt wie jede herkömmliche Kartoffelsorte.
Ungarn war zum Glück anderer Meinung und bekam Recht: Gen-Kartoffeln kommen uns nicht in die Tüte!
Netzfrau Doro Schreier
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