Keine Angst, die GVO-Banane wird schon getestet!
Wenn ihr das nächste Mal Obst kauft, schaut sie euch einmal genauer an – ihr seht eine bedrohte Art.
Unsere gängige Supermarkt-Banane, eine Varietät namens Cavendish, steht am Rande einer globalen Katastrophe. Ausgehend von Südostasien frisst sich ein Schimmelpilz durch Bananenplantagen und vernichtet die Pflanzen, eine nach der anderen. Nichts und niemand konnte diesen Pilz bisher aufhalten und alles sieht danach aus, dass er seinen Siegeszug fortsetzt, bis auch die letzte Cavendish-Banane vom Antlitz der Erde getilgt ist.
Das klingt eher übertrieben, ist aber fast genau so schon einmal passiert, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Bananenproduzenten pflanzten damals eine Bananenvarietät namens Gros Michel an, die ursprünglich aus Südostasien stammte und größer, robuster und schmackhafter war als heutige Bananen. Mit ihrem Export aus der Karibik nach Nordamerika begann 1880 die Karriere der Banane als Südfrucht für die Massen. Doch zur gleichen Zeit begann auch ihr Untergang.
Die erste erfolgreiche Exportbanane war also die Gros Michel. Sie ist süß, groß und sie hat keine Samen. Nur noch die kleinen schwarzen Flecke im Inneren der Banane erinnern daran, dass die Banane eigentlich eine Beerenfrucht ist. Die Gros Michel wird zum Liebling der Verbraucher und damit auch zum Liebling der Bananenanbauer.
Doch schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt sich, dass die Bananen-Monokulturen einen gravierenden Nachteil haben: Auf den Großplantagen finden Krankheiten einen besonders guten Nährboden. Sowohl die „Standard Fruit Company“ (SFCO) – heute Dole – als auch die „United Fruit Company“ (UFCO) – heute Chiquita – richten in den 1930er Jahren Forschungsstationen zur Bekämpfung dieser Krankheiten ein. Dazu zählt unter anderem die Panama-Krankheit, die bereits ganze Landstriche erwischt hat. Hierbei handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die die Nährstoff- und Wasserversorgung der Bananenpflanzen blockiert, sodass die Pflanze kurze Zeit später verwelkt. Eine weitere Pilzerkrankung – die Yellow Sigatoka – richtet ebenfalls viel Unheil an. Gegen die Yellow Sigatoka wird schnell ein chemisches Mittel entwickelt, das sehr erfolgreich ist. Doch gegen die Panama-Krankheit ist kein Kraut gewachsen. Das Ende des Bananenanbaus scheint bevorzustehen.
Bereits 1953 experimentiert die SFCO mit einer neuen Sorte: der Cavendish, benannt nach dem Duke of Cavendish, der in seinem Garten schon um 1800 Bananen aus China anpflanzte. 1959 führt die UFCO die neue Sorte ein und bis Mitte der 70er Jahre ist der Wechsel von der Gros Michel zur Cavendish auf allen mittelamerikanischen Plantagen durchgesetzt.
Die Cavendish-Stauden haben einige Vorteile. Weil sie niedriger sind, lassen sich die Früchte leichter ernten und sind gegenüber Sturmschäden weniger anfällig. Außerdem können sie dichter gepflanzt werden, sodass die Flächenerträge verdoppelt werden können. Allerdings hat die Cavendish auch einen großen Nachteil, denn ihre Schale ist dünner und die Früchte sind damit stoßempfindlicher.
Anfang des 21. Jahrhunderts wird zum ersten Mal ein mögliches Ende der Cavendish prophezeit. Es beginnt schon in den 1970er Jahren. Kaum hat sich die neue Exportbanane Cavendish durchgesetzt, da erobert ein neuer Pilz die Bananenplantagen: der Black Sigatoka, der weitaus aggressiver ist als der Yellow Sigatoka. Jahrelang trotzt man ihm mit Einsatz starker chemischer Mittel, die vom Flugzeug aus auf die Plantagen gesprüht werden. Doch der Pilz wehrt sich hartnäckig und entwickelt Resistenzen. Und auch die Panama-Krankheit, gegen die die Cavendish zunächst immun erschien, kehrt zurück und bedroht die Bananenpflanzen.
Zur Rettung der Banane wird in unterschiedliche Richtungen geforscht. Die honduranische Stiftung für Agrarforschung (FHIA) hat mithilfe wilder, fruchtbarer Bananen neue Bananen gezüchtet. In Kuba werden sie bereits in größerem Maßstab angebaut. Weder die Black Sigatoka noch die Panama-Krankheit fügen ihnen Schaden zu. Allerdings schmecken sie mehr nach Apfel als nach Banane.
Französischen Wissenschaftlern gelang es 2012, das Genom der Cavendish-Banane zu entschlüsseln. Die Daten sind frei zugänglich, sodass nun die Funktionen der einzelnen Gene aufgeklärt werden können. Auf dieser Grundlage könnten schon bald neue, resistentere Bananenarten gezüchtet werden.
Eine dritte Alternative ist die Gentechnik. Gegen Pilz- und Virenerkrankungen resistente Bananen können so gezüchtet werden. Erste Freilandversuche fanden zwischen 2004 und 2011 bereits in einigen Ländern statt, darunter Australien und Israel.
Die sensible Cavendish hat den Bananenanbau verändert. Um die Pflanze vor Beschädigungen zu schützen, bekommt sie einen Plastikbeutel umgelegt. Die Arbeiter, die die schweren Bananenbüschel ernten, tragen gepolsterte Kissen auf den Schultern, damit die Früchte keinen Schaden nehmen. Der Weg bis zu den Verbrauchern in Übersee ist weit und viele Vorkehrungen werden getroffen, damit die Früchte unbeschadet bei uns ankommen.
In großen Büscheln kann man die Cavendish-Bananen jetzt nicht mehr transportieren. Sie werden in Teilstücke gebrochen, die eine bestimmte Größe haben müssen, damit sie in die genormten Kartons passen. Jetzt muss alles schnell gehen. Innerhalb von 24 bis 36 Stunden müssen die Bananen auf den Kühlschiffen sein. Werden die Bananen der Luft ausgesetzt, entwickeln sie einen Gasstoff, das Äthylen, das ihre Reifung hervorruft. Doch die Kunden wollen keine ausgereiften Bananen, die vielleicht schon braune Flecken haben. In den Kühlschiffen, die heute eine Temperatur von etwa 13,5 Grad Celsius besitzen, wird der Reifungsvorgang der Bananen unterbrochen. Ein spezielles Luftgemisch sorgt dafür, dass die Banane sozusagen in einen Schlafzustand versetzt wird. So kommen sie ungereift an ihrem Bestimmungshafen an.
Der Umschlag im Hafen ist durch die genormten Kartons wesentlich erleichtert worden. Auf Paletten oder gleich in Containern werden sie weitertransportiert zu den Reifereien. Hier erst wird die Banane unter Ausschluss des Lichtes künstlich herangereift. Etwa vier bis acht Tage bleiben die Bananen in der Reiferei – je nachdem wann welcher Käufer Bananen in welcher Reifestufe haben will. In dieser Zeit wandelt sich die Stärke der Bananen in Zucker um und die grüne Farbe wird allmählich gelb.
So geht es dann weiter zu den Läden oder den Markthallen, wo wir unsere Cavendish kaufen können. Von der Ernte bis zur Reifung ist inzwischen über ein Monat vergangen, ein Monat, in dem sich fast ständig irgendjemand um das Wohl der empfindlichen Bananen gekümmert hat.
Steigende Temperaturen und veränderte Regenzeiten fördern das Auftreten von Insekten und machen den Plantagenbesitzern in Costa Rica so zu schaffen, dass am 11. Dezember der Bananen-Notstand ausgerufen werden musste, weil das Multimillionen-Geschäft einbricht. Die Insekten schädigen die Schale der Früchte, sodass sie nicht mehr in den Verkauf gelangen können und schwächen zudem die Bananen-Stauden, die weniger Ertrag aufweisen. Etwa 24 000 ha zwischen Talamanca und Sarapiqui sind betroffen und im Schnitt müssen 20% der Schiffladungen wegen der Schalen mit Insekten-Makel zurückgenommen werden.
Lt. WiseGeek. gibt es über 1000 Bananenarten auf der Welt – uns Europäern sind die wenigsten bekannt. Von der baby banana., die ca. 7,5 cm klein ist bis zur Large plantain, die bis zu 30 cm lang wird und auch viel dicker ist, gibt es viele Variationen – zum Essen, zum Kochen, zum Braten und manche davon sind reine Stärke-Quellen, die sind dann roh nicht genießbar. Ihre Farben variieren vom Gelb, das wir kennen über dunkelgelb, fast organge, rot, grasgrün.
Bananen sagt man eine Vielzahl an gesundheitlichen Vorzügen nach, wenn sie auch nicht die Superfrucht sind, als die sie gerne bezeichnet werden. Wie wir bereits früher ausführten, werden auch Bananen heute einer Giftdusche unterzogen, d. h. man sollte sich gründlich die Hände waschen, wenn man sie schält und Kleinkinder keinesfalls daran herumkauen lassen.
Aber sie haben 2,6 g Ballaststoffe, pro Frucht (etwa 100 Gramm) zwar nur rund 90 kcal, 23 g Kohlenhydrate, 1 g Eiweiß, haben viel Kalium – schon eine Banane deckt 20% des täglichen Kaliumbedarfs – 1% an an Calcium, 12% an Magnesium und 16% an Vitamin C und sogar mehr als 1 µg/g Serotonin – alles in allem also ein gesunder Imbiss, der auch gut transportiert werden kann.
Man kann sie gut zu Muffins, Kuchen und Tortenbelag verarbeiten, Smoothies daraus machen oder dem gemischten, selbst gepressten Fruchtsaft beimengen.
WUSSTEN SIE DASS….?
• Bananen eigentlich ein Unkraut sind, das 10 – 26 Meter hoch wächst?
• Bananen-Pflanzen zu der gleichen Familie gehören wie die Lilie und die Orchidee?
• Bananen vermutlich bereits 5000 – 4490 v. Chr. in Neu Guinea und nicht lange danach in Afrika gezüchtet wurden?
• Große Büschel (Tiers oder Cluster) auf dem Wasser schwimmen?
• Frühe Sorten Bananen bitter und grün waren und gekocht wurden?
• Bananenblätter von den Japanern in der Antike dazu verwendet wurden, um Textilien herzustellen?
• Bananen-Saft stark färbend ist? (auf Händen, Kleidung, usw.)
• Der Mangel an Gros Michel-Bananen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zum Hit „Ja, wir haben keine Bananen!“ inspiriert hat?
14 Kilo Bananen verspeist durchschnittlich jeder Deutsche im Jahr – Dass die Banane so beliebt ist, verdankt sie auch einem biologischem Trick: Da sie zahlreiche große Samen enthalten, sind die Früchte der Wildbananen praktisch ungenießbar. Bei den Kultursorten – nur die sind außerhalb der Erzeugerländer bekannt – werden in den Früchten keine Samen gebildet. Die männlichen Blüten steril und die weiblichen Blüten bilden Früchte, ohne vorher befruchtet worden zu sein. Die Früchte sind daher samenlos – so wie es für die Konsumenten bei uns selbstverständlich ist.
Solche Bananenpflanzen können sich nur vegetativ durch die Ausbildung von Schösslingen vermehren, sie klonen sich also selbst. Alle Pflanzen einer Sorte sind genetisch uniform und damit auch besonders anfällig gegen Krankheitserreger. Da Kreuzungen zwischen verschiedenen Pflanzen nicht möglich sind, ist es extrem aufwändig und langwierig, Kultursorten züchterisch weiter zu entwickeln, um etwa die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge zu erhöhen.
In den 1950/60er Jahren wurde die damals hauptsächlich für den Export angebaute Bananensorte Gros Michel durch die Panamakrankheit praktisch vollständig vernichtet. Auslöser ist Fusarium wilt, ein Bodenpilz. In den befallenen Pflanzen wird der Transport von Wasser und Nährstoffen unterbunden und sie verwelken.
Man entschied sich damals, weltweit nun die weniger anfällige Sorte Cavendish zu kultivieren. Doch eine dauerhafte Lösung war es nicht: Inzwischen hat sich der Erreger angepasst. Eine neue Variante von Schwarzen Blattmasern, Fusarium Wilt (TR4), hat bereits Cavendish-Plantagen in Südostasien vernichtet. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis er auch in Afrika, Süd- und Mittelamerika angekommen ist. Eine neue resistente Sorte, die nun Cavendish ersetzen könnte, gibt es bisher nicht. |
Die Panamakrankheit ist nicht das einzige Problem. Der Blattpilz Black Sigatoka ist weltweit in allen Anbaugebieten verbreitet. Er schränkt die Photosynthese der befallen Bananenstauden ein. Sie bilden weniger Früchte. Zudem reifen sie vorzeitig, sodass sie sich nicht mehr für den Export eignen. Zwar verschärft der Anbau in großen Monokulturen die Anfälligkeit, aber auch auf den Feldern von Kleinbauern, die Kochbananen anbauen, richten diese Krankheitserreger erhebliche Schäden an.
In Ostafrika, wo Kochbananen ein Grundnahrungsmittel sind, leidet der Anbau unter der Blattwelke (BXW), die von einem Bakterium (Xanthomonas campestris) ausgelöst wird. Allein in Uganda vernichtete die BXW-Krankheit 30 bis 50 Prozent der Banananernte (2002-05). Alle Sorten sind betroffen.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stößt an seine Grenzen, da die Erreger zunehmend resistent werden und so zu erhöhten Aufwandmengen zwingen. Das ist nicht nur problematisch für die Gesundheit der Plantagenarbeiter und die Umwelt, sondern treibt auch die Kosten nach oben.
Neues Resistenzkonzept: Die natürlichen Schutzmechanismen nutzen
Mit klassischen Züchtungsverfahren scheint es vorerst nicht möglich zu sein, neue schmackhafte und exportfähige Sorten mit verbesserten Resistenzeigenschaften zu finden. Ein Systemwechsel, die Abkehr von der bisherigen Praxis mit genetisch uniformen Sorten im Plantagenanbau, würde jedoch von den Konsumenten in den Exportländern verlangen, sich auf neue, ungewohnte Bananen einzustellen, die anders schmecken und aussehen, teurer sind und nicht mehr beliebig verfügbar.
Einen Ausweg könnte die Gentechnik eröffnen. Heute verstehen die Wissenschaftler einige der natürlichen Abwehrmechanismen, mit denen bestimmte Pflanzen es schaffen, Pilz- und andere Krankheiten zu überstehen. Molekularbiologen können die daran beteiligten Gene in die heute genutzten Sorten einbringen.
- 2010 gab es in Uganda erste Freisetzungsversuche mit einer GVO-Banane, die gegen Black Sigatoka resistent ist. Sie trägt ein Chitinase-Gen aus Reis. Chitinasen sind Enzyme, die die Zellwände von Pilzen abbauen.
- Ebenfalls 2010 in Uganda fanden erste Freisetzungsversuche mit einer GVO-Banane statt, die gegen das Bakterium Xanthomonas campestris resistent ist. Diese Bananen tragen zwei Gene aus grünem Paprika. Die Proteine, die von diesen Genen produziert werden, bewirken eine Abkapselung von Zellen, die von einem Krankheitserreger befallen sind. In den Feldversuchen wird getestet, ob diese transgenen Bananen auch gegen Pilze resistent sind. Die Projekte werden maßgeblich vom International Institute of Tropical Agriculture in Nigeria, vom Nationalen Agrarforschungsinstitut in Uganda und von der Universität Leuven in Belgien getragen.
- Eine Arbeitsgruppe um James Dale von der Queensland University of Technology (Australien) hat Bananen entwickelt, die Infektionen mit der neuen TR4-Variante der Panamakrankheit (Fusarium wilt) überstehen können. Auch dabei wird ein natürlicher pflanzlicher Mechanismus zur Isolierung von befallenen Zellen genutzt. Derzeit müssen die GVO-Bananen auf TR4-belastenten Böden unter Beweis stellen, dass das neuartige Resistenzkonzept nicht nur im Gewächshaus, sondern auch im Freiland funktioniert.
Wie kann die Cavendish gerettet werden?
Ein Team um Stephanie Robert vom Agrarforschunszentrum Cirad in Montpellier hat die Invasion der Bananenseuche untersucht. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Wind und Menschenhand die Sporen vermutlich nach Afrika und in mehreren Wellen nach Amerika brachten.
Um unsere Lieblingsbanane zu retten, müsste die Industrie den Fungizid-Einsatz reduzieren und ein nachhaltiges Mittel zur Bekämpfung des Pilzes finden. Denn während der Erreger sich immer wieder verändern und an neue Fungizide anpassen kann, bleibt die Bananenpflanze immer dieselbe. Verliert die Industrie den Kampf, wird – wie nach der Panama-Krankheit – wohl eine neue, wiederstandsfährigere Sorte gefunden werden müssen.
Die Ernte-Einbußen mögen für uns ein geschmacklicher Verlust sein. Schlimmer trifft es jedoch die Länder, in denen die gelbe Frucht als Grundnahrungsmittel dient.
Netzfrau Lisa Natterer
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