Kinderarbeit in der Feuerwerksindustrie

FeuerwerkNeben dem alljährlichen Sektkorkenknallen, Bleigießen und dem Verteilen von Glücksbringern darf bei den meisten Menschen wieder eines nicht fehlen: ein schönes, buntes, lautes und meist auch teures Feuerwerk.

Seit 2007 geben die Deutschen jährlich mehr als 100 Millionen Euro für legale Böller und Raketen aus. Tendenz steigend.

Nicht nur gefährliche Böller aus Osteuropa, die zum Teil manipuliert sind, um die Sprengwirkung zu erhöhen, sind auf dem Markt. Die wenigsten wissen, dass Feuerwerkskörper unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen und auch von Kindern hergestellt werden.

Kinderarbeit in der Feuerwerksindustrie
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Indien ist nach China der zweitgrößte Produzent von Feuerwerkskörpern weltweit. Über 90 Prozent der Produktionsstätten von Feuerwerksartikeln in Indien konzentriert sich auf die Region in und um Sivakasi. In 40 Dörfern werden insbesondere von Frauen und Kindern Feuerwerkskörper unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt. Produziert wird in Heimarbeit um Bestimmungen im Umgang mit gefährlichen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen zu umgehen.

Die Feuerwerkskörper werden ausschließlich manuell gefertigt. Der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminium-Pulver hat schwere gesundheitliche Folgen. Jeder neunte der Angestellten leidet unter Asthma oder Tuberkulose. Da Sicherheitsvorkehrungen fehlen, besteht ständig die Gefahr einer Explosion, für die der kleinste Funke reicht.

2012 starben in Sivakasi beispielsweise 50 Menschen, nachdem eine Feuerwerksfabrik Feuer gefangen hatte. Seit dem Jahr 2000 verloren allein in Sivakasi offiziell 237 Menschen ihr Leben und 200 ArbeiterInnen wurden schwer verletzt.

Auch 2013 kam es wieder zu zahlreichen schweren Unfällen: Allein im Oktober starben bei Explosionen in Feuerwerksfabriken in Südchina und in Vietnam 33 Menschen. Eine Explosion in einer südindischen Fabrik, bei der im Mai mehrere Kinder verletzt wurden, davon eines tödlich, zeigte erneut auf, wie verbreitet Kinderarbeit in der Feuerwerksindustrie noch immer ist.

Indien, Bangladesch und die Philippinen sind die Länder mit dem höchsten Anteil an Kinderarbeit an der heimischen Produktion. Das geht aus dem Jahresbericht  des US-Arbeitsministeriums hervor. Demnach sind Kinder in 71 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas an der Herstellung von rund 130 Produkten beteiligt; In Indien fertigen sie unter anderem Feuerwerkskörper und Fußbälle, in Bangladesch Uhren, Textilien und Schuhe, auf den Philippinen arbeiten Minderjährige unter anderem in der Tabakproduktion. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation müssen rund 215 Millionen Minderjährige in aller Welt Kinderarbeit verrichten.

Dieser Beitrag des NDR – WELTBILDER von 2011 zeigt, wie Kinder und ihre Familien in philippinischen Slums in Akkordarbeit Feuerwerkskörper herstellen. 14 Stunden täglich, 2500 Raketen pro Tag für 4,30 €.  Verkauft wird so eine Rakete vor Ort für ca. 4 Cent. Das ist bereits das 2300-fache von dem, was die Kinder dafür bekommen. Für Händler eine wahre Goldgrube. Kinderarbeit ist ein großes Problem auf den Philippinen. Alleine in der Feuerwerksproduktion sind schätzungsweise 4000 Kinder beschäftigt.

Gerade an Silvester sollte man darüber nachdenken und sich informieren, woher die Feuerwerkskörper stammen, die man für viele Euro erworben hat. Nach Informationen des Verbandes der pyrotechnischen Industrie wurden Silvester 2011 rund 113 Millionen Euro für Knallkörper und Raketen ausgegeben. Demnach gibt jeder Deutsche durchschnittlich 1,38 Euro für das Silvesterfeuerwerk aus.

Die Hersteller von Feuerwerkskörpern rechnen nach einem Umsatzschub 2012 für dieses Jahr erneut mit Zuwächsen. Der Umsatz 2012 betrug 124 Millionen Euro!!

Wer auf sein Feuerwerk nicht verzichten möchte, sollte sich im Handel nach Feuerwerkskörpern „Made in EU-Ländern“ erkundigen.

Auch in diesem Jahr geben die Menschen wieder viele Millionen Euro für Feuerwerk an Silvester aus. Aber muss jedes Jahr das Geld förmlich verpulvert werden?

Wir wünschen es gutes Neues Jahr.

Netzfrau Doro Schreier

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