Indonesiens Regenwald-Bewohner sind Opfer von „legalem Landraub“

PalmölJakarta: Indonesiens Regenwälder fallen dem „legalem Landraub“ zum Opfer, wie nicht-regierungsbeteiligte Organisationen (NGOs) mitteilen.

Die angestammten Ländereien der indigenen Gemeinschaften fallen in die Hände von ausländischen Großkonzernen für den Anbau und die Kultivierung von Öl-Palmen, um die stetig steigende Nachfrage Europas, Chinas und Indiens zu befriedigen. 

„Es geht hier um 33 000 Dörfer innerhalb von Indonesiens Regenwald-Gebieten und um viele Tausende mehr, die Gebiete, die für die Landwirtschaft ausgewiesen wurden“, wie Marcus Colchester von „Forest Peoples Programme“, einer NGO, recherchierte. HYPERLINK „http://www.forestpeoples.org

„Die Regierung teilt das Land den Konzernen zu, ohne auch nur mit den Gemeinschaften vorher gesprochen zu haben. Auf diese Weise werden Konzessionen auf Ländereien vergeben, wo seit Hunderten oder sogar Tausenden von Jahren diese (indigenen) Gemeinschaften leben,“ teilte er Inter Press Service (IPS) mit.

So flog Colchester am Freitag nach Medan, um die Ergebnisse seiner Recherchen zu präsentieren, die er gemeinsam mit zwei lokalen Organisationen gesammelt hatte, und die Folgen, die die Palmöl-Kultivierung auf das Leben in den indonesischen Gemeinschaften hat.

„Es bleibt dem Gewissen der Konzerne überlassen, ob sie einen „fairen Handel“ mit den indigenen Gemeinschaften eingehen und deren Rechte  akzeptieren oder nicht“, sagte Colchester.

„Was unsere Studie zeigt, ist, dass die Rechte der Kommunen nicht adäquat anerkannt werden. Die Menschen verlieren den Zugang zu ihrem eigenen Land, von dem sie in traditioneller Weise leben, indem sie selber Wälder anpflanzten, jagten, fischten oder Heilpflanzen ernteten oder es zu vielen anderen Zwecken verwendeten.“

Sawit Watch, (Anm.: HYPERLINK „http://www.forestpeoples.org/partners/sawit-watch„) ein indonesisches Netzwerk gegen Palmölplantagen, gab bekannt, dass das Land bereits 3.2 Millionen Hektar für Palmöl-Plantagen zerstört hat, hauptsächlich in Sumatra. Die Ölpalme ist in Indonesien bekannt als „Sawit“.

Jedes Jahr werden weitere 330 000 Hektar Regenwald für die Umwandlung in neue Plantagen ausgewiesen und 650 Investoren – 75 Prozent davon sind ausländische Unternehmen –  konkurrieren darum, die Wälder in Ölpalm-Plantagen zu verwandeln.

Palmöl-Unternehmen und die Regierung sind beide  involviert, wie Augustin Kalro Lumban von „Sawit Watch“ beklagte.

„Zuerst werden die Dorfbewohner von den Firmen gebeten, ihr Land doch an die Konzerne zu vermieten. Aber später, wenn die Einwohner ihr Land zurück haben wollen, wird ihnen mitgeteilt, dass das Land bereits der Regierung gehört. Die Regierung wiederum erteilt eine „Geschäftserlaubnis“ auf dieses Land und gibt es an andere Konzerne weiter.“

„Dies ist Landraub mit legalen Mitteln“, teilte Lumban IPS mit.

Seit einiger Zeit wird die Palmöl-Industrie für die Vorgehensweise in Indonesien von Menschenrechts- und Umweltorganisationen kritisiert. Dies hatte auch eine Diskussion in der wissenschaftlichen und politischen Welt ausgelöst.

Mark Winslow, Kommunikations-Berater am „International Crops Research Institute for the Semi-Arid-Tropics“, einer Organisation, die sich für nachhaltige und ökologische Landwirtschaft einsetzt, meinte, dass es viele andere Wege gibt, Palmöl zu produzieren.

„Palmöl gilt als der Energie-effizienteste Treibstoff, und hat den höchsten Ertrag pro Einheit an Landfläche. Das Problem ist nur, dass die Kultivierung des Palmöls gerade in einer der sensibelsten ökologischen Umgebung passiert – Indonesien und Malaysia,“ sagte Winslow z IPS.

„Es gibt jedoch Alternativen zum Landraub“, schlägt Winslow vor.

Daten vom „World Resources Institute“ zeigen, dass zumindest sechs Millionen Hektar Land in Indonesien als „minderwertig“ eingestuft werden.

„Dieses Land wird nicht genutzt, weil es von dichtem Gras bedeckt ist, das „Alang Alang“ genannt wird, aber wenn man Unkrautbekämpfungsmittel verwenden würde, um das Gras zu vernichten, dann könnte man dort sehr wohl Ölpalmen anpflanzen, ohne neuen Regenwald zerstören zu müssen,“ sagte er.

.Auch ist Regenwald nicht die einzige Option, um Ölpalmen zu pflanzen.

„Die Ölpalme ist ursprünglich ein Wald-Baum, hat aber die Fähigkeit, auch in trockeneren Gefilden zu überleben, wo es viele Flüsse oder Grundwasser gibt, wie z. B. in Afrika“, sagt Winslow.

Die Ölpalme ist eine Nutzpflanze. Der Anbau der Ölpalme ist im letzten Jahrzehnt immer mehr geworden, was dazu geführt hat, dass das Palmöl mit 50 Millionen Tonnen im Jahr 2012 das führende „Pflanzen-Öl“ in Bezug auf Produktion und Handel wurde, wie die „Food and Agrikultur Organisation of the United Nations (FAO)“ mitteilte.

2011 waren Indonesien und Malaysia für 85 Prozent der Palmölproduktion verantwortlich.

Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung gab bekannt, dass 80 Prozent des Palmöls für Nahrungsmittel, 20 Prozent für die Chemische Industrie (Kosmetika, Seifen, und immer mehr für Bio-Diesel) verwendet wird.

Nach Indien und China ist Europa der drittgrößte Importeur von Palmöl (FAO Daten aus 2011).

Gemäß den sogenannten 20-20-20-Klima-und-Energie-Zielen hat sich die Europäische Union verpflichtet, den Energiekonsum aus erneuerbaren Ressourcen auf 20 Prozent bis zum Jahr 2020 zu erhöhen, von welchen 10 Prozent für den Transport-Sektor verwendet werden sollten.

Während diese Direktive den Palmölimport ansteigen lässt, kommen jedoch auch Meldungen aus dem Europäischen Parlament, die eine leichte Kursänderung vermuten lassen.

„Im September gab das Europäische Parlament ein Positionspapier heraus, mit dem der Biosprit der ersten Generation „gedeckelt“ wird. D. h., dass innerhalb des 10-Prozent-Ziels für die erneuerbaren Energien nur 6 Prozent von den Brennstoffen der ersten Generation kommen dürfen,“ teilte Bas Eickhout, , ein Mitglied des Europäischen Parlaments für die „Grünen“, IPS mit.

Aber es gibt keine Messungen oder Zahlen in Aussicht, in wie weit die sozialen Auswirkungen gehen oder sein werden, was Biobrennstoffe wie Palmöl betrifft.

„Sobald es darum geht, soziale Standards in die Kriterien von Nachhaltigkeit einzubinden, bewegt sich die EU leider überhaupt nicht“, sagt Bas Eickhout.

Der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil; Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) ist noch nicht bereit aufzuzeigen, dass Palmöl Nachhaltigkeit garantieren kann in Bezug auf das Klima. Wenn es um die sozialen Belange geht, sollten RSPO Zertifizierungen genug sein, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. – „Es würde genügen, wenn sie sich daran halten würden“, sagte Colchester.

„Unser Bericht zeigt, dass sogar Unternehmen, die dem RSPO angehören und „zertifiziert sind“, immer noch Probleme im Umgang mit den Gemeinschaften haben. Und DAS ist es, was so schockierend ist.

(Originale Englische Quelle: Inter Press Service, Autor Silvia Giannelli)

übersetzt von Netzfrau Karin Hackl

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