Wir haben es satt: Lebensmittel-Lügen der Lebensmittelindustrie

LebensmittelWer weiß eigentlich noch, was er wirklich isst? Immer mehr Nahrungsgüter sind reine Kunstprodukte, hergestellt aus billigen Imitaten, die teure Zutaten ersetzen. Ob Tiefkühlpizza, Müsliriegel oder Bockwurst – in solchen Lebensmitteln steckt häufig kein einziges Gramm der abgebildeten Früchte, Nüsse oder Fleischsorten.

Auch Grundnahrungsmittel wie Brot und Milch werden durch Zusatzstoffe verändert und mit Hightech haltbar gemacht, obwohl viele dieser Zusatzstoffe als gesundheitsschädlich gelten. Die Zahl der Lebensmittelallergien hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Gibt es hier einen nachweisbaren Zusammenhang? Und wieso greift der Verbraucherschutz nicht ein?

Nahrung ist mehr denn je eine Ware, mit der große Konzerne ihre Geschäfte machen. Profit geht vor Moral – das gilt auch für die Herstellungsbedingungen. So profitieren einige Lebensmittelunternehmen von Kinderarbeit in der Dritten Welt. In Westafrika schuften beispielsweise Tausende Kindersklaven illegal auf Kakaoplantagen. Geschaffen wurden diese Probleme, weil man Rohstoffe immer billiger einkaufen will. Obwohl sich die großen Konzerne bereits vor Jahren verpflichteten, ein Ende der Kindersklaverei zu garantieren, ist bis heute nichts passiert. Vielmehr wird das Problem totgeschwiegen oder geleugnet.

IMG_1312Schauen wir unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten an, ergibt sich in vielen Fällen ein desaströses Bild. Oft nehmen wir Essen nämlich nur noch im Vorübergehen wahr: Nicht umsonst gibt es eine Vielzahl von Gerichten und Getränken „to go“. Dabei sind Gerichte, die man im Gehen einnehmen kann, nur ein Teil der sogenannten Convenience Foods, die von Tütensuppen bis zu Tiefkühl-Wok-Gerichten alle Bereiche von vorgefertigtem Essen umfasst.

Wenig überraschend, kann sich dieser Teil der Lebensmittelindustrie seit Jahrzehnten über steigende Absatzzahlen freuen – ermöglicht er doch eine nahezu umgehende Befriedigung unseres Hungergefühls. „Hauptsache schnell!“ ist die Maxime dahinter. Zeit haben wir schließlich nicht, deswegen machen wir uns nicht die Mühe, über unser Essen nachzudenken.

Anuga

Die Allgemeine Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung (Anuga) gilt als weltgrößte Fachmesse der Ernährungswirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie.

Sie findet alle zwei Jahre in Köln statt und vereint zehn Fachmessen für unterschiedliche Lebensmittelkategorien. Veranstalter ist die Kölnmesse.

Eine Fachjury zeichnete wieder einige neue Produkte sowie Konzepte im Rahmen des Wettbewerbs „taste13“ vor dem Messebeginn (5. bis 9. Oktober 2013) aus. Eingereicht wurden für die Auszeichnung über 1200 Ideen von mehr als 500 Unternehmen. Die Fachjournalisten entschieden sich für 53 ausgewählte Produkte, die in Sachen Innovation, Idee und kreativer Umsetzung überzeugten, bzw. die Sie als Verbraucher gut finden sollen.

Unter den prämierten Top-Innovationen sind beispielsweise Pizzen am Stiel, Feinkostsalate in Scheiben oder Currywurst im Nudelteig zu finden. Ähnlich wie bei einer typischen Currywurst wurde dafür eine entsprechende Füllung verwendet. Ummantelt mit einem Pasta-Teig kann die Pasta Currywurst-Style komfortabel angebraten und mit der Original-Curry-Sauce verfeinert werden. Oder: 

Rosafarbener Reis

Eine gleichermaßen auffallende Innovation ist der rosafarbene Reis für Liebende, der sogenannte „Glam Wedding Pink“. Gelistet unter den Top-Innovationen. Die Entwickler gaben indischem Basmatireis mit Essenzen aus Orangen sowie chinesischem Sanddorn diese Farbe.

Alle prämierten Top Innovationen sind hier in der Übersicht einsehbar.

Aber mal ehrlich, wer braucht diese neuen Kreationen wirklich? Wollen Sie Lebensmittel oder Chemie auf den Teller?

Und auch unsere Steuergelder sind auf der Messe vertreten

Seit 2009 stellen das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) unter dem Motto „Made in Germany – German Quality meets Global Markets“ gemeinsam auf der Anuga aus.

Das „Who is who“ der Branche war vertreten – teilt das Bundesministerium für Ernährung. Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit: 

„Der Messestand war Gesprächsplattform für hochkarätige Gäste, darunter Günther Oettinger (EU Kommissar für Energie), Jürgen Roters (Oberbürgermeister der Stadt Köln) und Dr. Wolfgang Ingold (Vorsitzender BVE). Täglich diskutierten auf dem „Roten Sofa“ wechselnde Interviewpartner zu den Themen „Die Macht der Medien“, „Deutsche Spezialitäten – Exportschlager mit Qualität“, „Verbraucherdialog der Lebensmittelhersteller“ und „Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit/ Lebensmittelverschwendung im Außer-Haus-Markt“.

Große Aufmerksamkeit erzeugte auch eine spontane Premiere: Johann Lafer (Sternekoch) und Christian Rach (Fernsehkoch) sprachen zum ersten Mal gemeinsam in der Öffentlichkeit. Zahlreiche internationale Regierungs- und Wirtschaftsdelegationen knüpften über den Spitzenverband der Branche Kontakte zu deutschen Anbietern. International sind Qualitätslebensmittel „Made in Germany“ gefragt, wie nie zuvor. „

Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ist der Ex-Programmgeschäftsführer von Phoenix, Christoph Minhoff.

Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)

Der BLL ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören ca. 500 Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette – Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und angrenzende Gebiete – sowie zahlreiche Einzelmitglieder an.

Auch in diesem Jahr sind die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) wieder mit einem gemeinsamen Messestand vom 17. bis zum 26. Januar auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) vertreten. Unter dem Motto „Dialog Lebensmittel“ sind in Halle 4.2a 450 Quadratmeter von den beiden Spitzenverbänden der Ernährungswirtschaft angemietet, um mit Politik, Wirtschaft und Verbrauchern auf der weltgrößten Messe für Ernährung und Landwirtschaft ins Gespräch zu kommen.

Die Standpartner Arla Foods GmbH, Bell Deutschland GmbH, McDonald’s Deutschland und Kellogg (Deutschland) GmbH – noch Fragen?

Viele Lebensmittel gefährden die Gesundheit

EXIF_IMGViele Produkte gaukeln Qualität nur vor und manche gefährden sogar unsere Gesundheit. Gefahren drohen nicht nur durch Pestizide und allergieauslösende Zusatzstoffe, sondern auch durch Vitaminzusätze oder zu viel Zucker in Lebensmitteln.

Aus „Geschmacksverstärkern“, den nur wenige Mütter im Essen für ihre Kinder dulden würden, wird so „Hefeextrakt“ – klingt doch viel besser. Aus „Farbstoffen“ im Joghurt wird dann „Rote Bete Saft“. Nichts gegen Rote Beete, aber was macht sie im Erdbeerjoghurt? Das Beste an dieser Bereinigung der Verpackung von abschreckenden „Schlüsselwörtern“: Es ist gesetzlich nicht zu beanstanden. Nur ein paar Verbraucherschützer regen sich darüber auf, und wir Verbraucher, was machen wir? Nehmen wir es einfach so hin? Ist es so einfach, uns zu betrügen?

Würden Sie einen Fisch essen, wenn Sie wüssten, dass dieser aus einer Zucht kommt, in der Fischkadaver und Unmengen an Futterresten an der Wasseroberfläche eines Teiches schwimmen?

Würden Sie einen Fisch essen, wenn Sie wüssten, dass dieser mit Phosphaten, Zitronensäure und Nitraten angereichert wurde, damit dieser Fisch mit Wasser „stabilisiert“ werden kann? 

Übrigens, wenn Sie auf der Verpackung diese E-Nummern „E339, E340, E341, E450, E451, E452“ entdecken, dann ist Vorsicht geboten.  Diese stehen für Lebensmittelzusätze, genauer, für künstliches Phosphat, das die EU-Gesetzgebung erlaubt. Denn im Jahr 1998 erfolgte die Umsetzung der EG-Richtlinien über Farbstoffe, Süßungsmittel und andere Zusatzstoffe ins nationale Recht. Diese Neuordnung des Zusatzstoffrechtes beinhaltet eine Ausweitung der Verwendungsmöglichkeiten von Zusatzstoffen und pflanzlichen Lebensmitteln bei Fleischerzeugnissen. Zahlreiche Substanzen, die in Deutschland bisher nicht erlaubt waren, wurden zugelassen. Siehe: Unilever – Verbrauchertäuschung: Fisch mit wasserbindenden Zusatzstoffen u.v.m.

Fast 400 Lebensmittelzusatzstoffe sind in Deutschland erlaubt, darunter auch die höchst umstrittenen Azofarbstoffe (E 102), (E 110), (E 122) usw. Diese Stoffe können den Stoffwechsel von Kindern durcheinanderbringen und sind deswegen in einigen europäischen Ländern in Lebensmitteln verboten! Inzwischen sind ein Drittel der fast 400 Zusatzstoffe ins Gerede gekommen: Sie stehen im Verdacht, für Allergien verantwortlich zu sein, den Appetit zu verstärken oder sogar Krebs auszulösen. Dazu kommen noch ca. 4000 weitere Stoffe oder Verfahren, die bei der Herstellung der Lebensmittel verwendet werden und nicht einmal deklariert werden müssen. Siehe auch: Liste: Zusatzstoffe in Lebensmitteln

Ethylcellulose ist der Hauptbestandteil von lichtechten Celluloseetherlacken, Packmitteln, thermoplastischen Kunststoffen, künstlichem Schnee für Weihnachtsbäume, Kabelisolierungen, Schutzhäuten und Dichtungen – demnächst auch in Frankfurter Würstchen? Die Tricks der Lebensmittelindustrie kennen keine Grenzen. Siehe Mondelez statt Kraft Foods – Es geht um die Wurst und noch mehr Chemie!

Babygläschen enthalten giftiges und krebserregendes Benzol

Galten Babygläschen vielleicht früher noch als sicher, so ist dieses auch heute leider nicht mehr der Fall. Karottensäfte, Karotten-Babygläschen namhafter Hersteller und der Nahrungsergänzungs-Saft “Sanostol” enthalten hochgiftiges Benzol. In unserem Beitrag Vorsicht: Krebsgift in Erfrischungsgetränken wiesen wir auf das krebserregende Benzol hin.  Benzol wirkt nachweislich keimzellschädigend. Einen Benzol-Grenzwert gibt es zwar für Trinkwasser, nicht jedoch für Säfte oder Babygläschen. Siehe: Karottensäfte und Babygläschen enthalten giftiges und krebserregendes Benzol

Fastfood mit Zusatzstoffen für das Tier

Weil alles nicht gerade appetitlich ausschaut, wird kräftig mit Chemikalien nachgeholfen. Der Weg bis in den Fressnapf gestaltet sich so: Die Schlachtabfälle müssen in die Tierfutterbeseitigungsanlage gebracht werden, dann in die Tierfutterfabrik und von dort kommen sie hübsch aufbereitet in den Supermarkt.

In jedem Supermarkt, bei allen Discountern oder Drogeriemärkten, hat Hundefutter heute seinen festen Platz in den Regalen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass man damit gutes Geld machen kann, selbst gemessen an den Ansprüchen von Konzernen wie Aldi, Lidl oder Rewe. Auch bei den Herstellern, der Nahrungsmittelindustrie, hat sich längst herumgesprochen, dass auch die Nahrung für Hunde ein sehr profitables Geschäft ist. Nestlé und Mars, weltweit führend bei der Herstellung von Fertigfutter für Menschen, sind mit Pedigree, Royal Canin, Purina & Co, auch die führenden Hersteller von Fastfood für Hunde. Siehe: Nestlé und Mars: Das große Geschäft mit den Haustieren – “Hungeranregendes Haustierfutter – incl. Zusatzstoffe”.

Ist es uns egal, dass wir unseren Körper überfordern? Ist es uns egal, wenn wir jede Menge E-Stoffe, unnötiges Fett oder Schweinefleisch aus Massenbetrieben zu uns nehmen? Solange wir unser Essen schnell und billig bekommen, scheint alles in Ordnung. Ist es aber nicht!

Es ist höchste Zeit, sich wieder mehr Gedanken zu machen. Über unser Essen, über unseren Umgang damit und letztlich auch über uns selbst. Nur so ist es möglich, wieder zu einem Kreislauf der Wertschätzung zu finden, sodass unser Essen irgendwann wieder ein positives Bild von uns zeichnet.

Erkundigen Sie sich in Ihrer Region, es geht nichts über regionales, saisonales und Bioprodukte. Und teuer? Zahlen tun Sie eh, wenn Sie nicht das Geld in gute Lebensmittel investieren, dann spätestens in Medikamente gegen Allergien und sonstige Krankheiten durch falsche Ernährung. Was ist Ihnen lieber?

Du bist was du isst – genau – und Sie entscheiden und nicht die Konzerne.

Schauen Sie sich dieses Video an, und entscheiden Sie selber, wann Sie endlich anfangen wollen, dem Essen die Wertschätzung zukommen zu lassen, die es verdient.

„Es steht mehr Geld zur Verfügung, um zu erforschen, wie sich Weltraumforscher ernähren sollen, als für die Erforschung der Frage, wie sich fast zwei Milliarden hungriger Erdenbewohner am Leben halten können.“  Robert Jungk

Netzfau Doro Schreier

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