Mangelnder Wettbewerb und Preisabsprachen führen zum Nachteil der VerbraucherInnen. Die großen Konzerne kaufen kleinere Firmen und steigern so Marktanteile und Macht. Sie können damit die Preise, Geschäftsbedingungen und zunehmend auch die politischen Rahmenbedingungen diktieren. Und üben sie dann auch aus, wie sich heute wieder zeigt.
Wegen verbotener Preisabsprachen bei Bier müssen fünf deutsche Brauereien Bußgelder in einer Gesamthöhe von 106,5 Millionen Euro zahlen. Das Bundeskartellamt verhängte die Strafen gegen die Brauereien Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und Barre sowie gegen sieben verantwortliche Manager, wie die Behörde in Bonn mitteilte. Es geht um Vorgänge aus den Jahren 2006 bis 2008. Dazu die Presseerklärung:
Erste Bußgelder im Kartellverfahren gegen Bierbrauer verhängt
Bundeskartellamt– Pressemeldung vom 13. 01. 2014
Bonn, 13. Januar 2014: Das Bundeskartellamt hat Geldbußen wegen verbotener Preisabsprachen bei Bier in Höhe von insgesamt 106,5 Mio. € gegen die Unternehmen Bitburger Braugruppe GmbH (Bitburger), Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG (Krombacher), C. & A. Veltins GmbH & Co. KG (Veltins), Warsteiner Brauerei Haus Cramer KG (Warsteiner) und Privat-Brauerei Ernst Barre GmbH (Barre) sowie gegen sieben persönlich Verantwortliche verhängt.
Ausgelöst hatte das Verfahren ein Bonusantrag der Anheuser-Busch InBev Germany Holding GmbH (AB InBev), gegen die in Anwendung der Bonusregelung des Bundeskartellamtes keine Geldbuße verhängt wird. Die Ermittlungen gegen zwei weitere Brauereikonzerne sind noch nicht abgeschlossen. Gleiches gilt für vier regionale Brauereien aus Nordrhein-Westfalen sowie den entsprechenden Regionalverband wegen der Beteiligung an einem regionalen Absprachekreis.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: Durch unsere Ermittlungen konnten wir Absprachen zwischen Brauereien nachweisen, die überwiegend auf rein persönlichen und telefonischen Kontakten beruhten. Für Fassbier wurden die Preiserhöhungen der Jahre 2006 und 2008 in der Größenordnung von jeweils fünf bis sieben Euro pro Hektoliter abgesprochen. Für Flaschenbier wurde in 2008 eine Preiserhöhung abgesprochen, die zu einer Verteuerung des 20-Flaschen-Kastens von einem Euro führen sollte.“
In gemeinsamen Treffen und bilateralen Kontakten erreichten zunächst die überregional tätigen Brauereien eine Vereinbarung über eine Preiserhöhung, über die betroffenen Gebinde (Fass- und/oder Flaschenbier) und über ihre Größenordnung. Anschließend stimmten sich einige der überregional tätigen Brauereien (AB InBev, Veltins undWarsteiner) mit in Nordrhein-Westfalen tätigen regionalen Brauereien (u. a. Barre) auf Sitzungen des regionalen Brauereiverbandes im Juni 2006 und September 2007 über diese Preiserhöhungen ab.
Im Laufe des Verfahrens haben neben AB InBev auch Bitburger, Krombacher, Veltins und Warsteiner auf der Basis der Bonusregelung mit dem Bundeskartellamt kooperiert. Darüber hinaus konnte mit allen fünf heute bebußten Unternehmen eine einvernehmliche Verfahrensbeendigung (sog. Settlement) erzielt werden. Beides – Kooperation und Settlement – wurde für die jeweiligen Unternehmen bußgeldmindernd berücksichtigt.
Die Geldbußen sind noch nicht rechtskräftig. Gegen die Bescheide kann Einspruch eingelegt werden, über den das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheidet.
Die größten Brauereigruppen:
Die folgende Tabelle zeigt die größten Brauereigruppen und Privatbrauereien mit einem Ausstoß von mehr als 2,5 Mio. hl in Deutschland. Insgesamt ging der Bierabsatz auch 2012 wieder leicht zurück. Zusammen konnten die elf Top-Unternehmen ihre Gesamtabsätze allerdings um 3,6 Prozent auf 68,53 Mio. hl steigern. Ihr Inlandsabsatz stieg um 2,2 Prozent auf 56,49 Mio. hl. Beim Gesamtexport der deutschen Brauereien erreichen die Top-Unternehmen mit 12 Mio. hl. einen Anteil von über drei Viertel.
„Jede Branche ist anfällig“
Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, im Interview mit der Pforzheimer Zeitung über Preisabsprachen:
„Über die Vielfalt der Absprachen ist man manchmal schon überrascht. Es heißt ja, es gebe bestimmte Branchen, die anfälliger für Kartelle seien. Wenn Sie sich nur unsere Verfahren aus der jüngeren Vergangenheit einmal anschauen – Brillen, Schienen, Mehl, Flüssiggas, Tondachziegel – dann zeigt sich, dass Kartellverstöße quer durch sämtliche Wirtschaftsbereiche auftreten. Insofern halten sich die Überraschungen in Grenzen.“
Erst im Mai 2013 durften wir erfahren, dass es eine sogenannte Kartoffel-Mafia gibt, die sich infolge illegaler Preisabsprachen bei Kartoffeln 100 Millionen erbeutet haben soll. Betrug an uns Verbrauchern; denn diese Preisabsprachen führen dazu, dass wir die Zeche zahlen müssen.
2010 mussten insgesamt acht Hersteller sowie der Deutsche Kaffeeverband (DKV) rund 30 Millionen Euro Bußgeld für Preisabsprachen gegenüber Großkunden wie der Gastronomie zahlen. Zu den betroffenen Unternehmen gehörten u. a. Tchibo, Melitta, Kraft Foods mit der Marke Jacobs Kaffee, Lavazza, Segafredo und J.J. Darboven. Straffrei ging dagegen der Münchner Kaffeeröster Dallmayr aus, der das Verfahren nach Angaben der Behörde über eine Art Kronzeugenregelung ins Rollen gebracht hatte.
Preisabsprachen auch in China
Schon 2008 erschütterte ein Skandal um giftiges Milchpulver China: Damals waren sechs Babys durch mit Melamin gestrecktes Milchpulver gestorben, 300 000 weitere wurden davon krank. Das Misstrauen der Chinesen gegenüber einheimischen Produkten ist seither groß.
Das wussten auch ausländische Konzerne wie Schweizer Nestlé, auch Danone aus Frankreich, Mead Johnson, Wyeth , Abbott aus den USA sowie CampinaFriesland aus den Niederlanden.
Die chinesischen Behörden ermittelten dieses Jahr wegen mutmaßlicher Preisabsprachen gegen diese genannten Unternehmen und verhängten wegen Preisabsprachen Geldstrafen in Höhe von 82 Millionen Euro gegen diese sechs ausländischen Milchpulver-Produzenten. Siehe: Chinas Durst auf Milch, gestillt von Nestlé – auf Wasser folgt Milch!
Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion – aber auch wenige Konzerne beherrschen den Energiemarkt. Der Strompreis kennt seit Jahren nur noch eine Richtung: aufwärts!!!
Mangelnder Wettbewerb und Preisabsprachen führen zum Nachteil der VerbraucherInnen. Und übrigens, auch auf Strom wird spekuliert. FAZIT: Energiepreis-Poker zulasten der VerbraucherInnen. Siehe: Eine Handvoll Energie-Giganten dominiert die Versorgung Europas mit Strom und Gas.
500 Millionen Dollar Strafe für LCD-Preisabsprachen – höchste Kartellstrafen aller Zeiten
Wegen jahrelanger Preisabsprachen bei Flachbildschirmen verhängte ein US-Gericht eine der höchsten Kartellstrafen aller Zeiten gegen einen taiwanesischen Hersteller. AU Optronics soll 500 Millionen Dollar zahlen (385 Mio Euro). Zudem sollen zwei frühere Topmanager des Unternehmens für drei Jahre ins Gefängnis und jeweils 200 000 Dollar berappen.
Warum nicht auch in dem aktuellen Fall Preisabsprache „Bier“ gleich höhere Strafen und ein paar Jahre Gefängnis?
Der Schaden für Verbraucher auf Grund jahrelanger Preisabsprachen, ob Kaffee, Schokolade, Kartoffeln oder wie aktuell Bier dürfte mehrere Milliarden Euro betragen. Diesem Milliarden-Betrug an Verbrauchern muss mit richtigen Strafen ein Ende gesetzt werden.
Nur zur Erinnerung: 2011 betätigte ein Gericht die fristlose Kündigung einer Verkäuferin, die sich selbst bedient hatte, ohne zu zahlen. Die Angestellte hatte dem Ergebnis der Beweisaufnahme nach mindestens ein Omelett und ein belegtes Brötchen aus dem Verkaufssortiment gegessen.
Insgesamt kommen die vielen Waren im Discounter von immer größeren Firmen. Denke ich als Kunde noch vielleicht an eine Konkurrenz zwischen den Kaugummis an der Kasse, so beherrscht Wrigley’s diesen Markt seit einiger Zeit komplett.
Da könnten wir doch auch gleich hundert Euro im Monat an Nestlé überweisen und dafür freien Zugriff auf die Produkte erhalten?
Oder alle Biertrinker/innen, Dauerauftrag an Oetker und schon hat man eine große Auswahl an Biersorten frei Haus, incl. Tiefkühlpizza und als Nachspeise gibt es dann noch einen Pudding.
Denn Oetker beherrscht weitestgehend die Tiefkühltruhe und die verschiedenen Biermarken sind nur noch verschiedene Geschmacksrichtungen internationaler Brauereikonzerne.
Ich finde diese Entwicklung bedenklich. Um mehr Profit zu generieren, sterben immer mehr Arbeitsplätze und Firmen und am Ende bleibt im Großkonzern die Marke als Logo übrig.
Netzfrau Doro Schreier
Kampf der Giganten – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion
Wir haben es satt: Lebensmittel-Lügen der Lebensmittelindustrie
„Verbraucher sind für die Wirtschaft das, was der Wähler für die Politik ist.“ – Jim Turner