Heute hat sich das EU-Parlament mit überwältigender Mehrheit für eine EU-weite Strategie zur Vermeidung von Kunststoffmüll ausgesprochen. „Plastiktüten“, die weder kompostierbar noch biologisch abbaubar sind, müssen endlich verbannt werden.
Wir begrüßen, dass die Kommission die Verpackungsrichtlinie neu gestalten will und somit neue Regelungen geschaffen werden, um den Müllberg zu reduzieren und strengere Vorgaben für Recycling zu implementieren. Nun geht es darum, dafür Sorge zu tragen, dass sich die Lobbyisten der Plastikindustrie nicht durchsetzen. Denn Berechnungen der Kommission ergaben, dass sich die weltweite Produktion von Plastik bis 2050 verdreifachen könnte. Siehe: Umweltverschmutzung: Plastik und ihre Tüten
„Die Abgeordneten schlagen vor, spezifische verbindliche Ziele für die Sammlung – und Sortierung von bis zu 80% – von Kunststoffabfällen auf EU-Ebene festzulegen. Verbindliche Kriterien für das Recycling und harmonisierte Kriterien für Sammlung und Sortierung sollten unter Gewährleistung gleicher Wettbewerbsbedingungen gestaltet und eingeführt werden. Sie betonen, dass auch die Verpackungsrichtlinie „dringend“ überarbeitet werden muss.
Recycling und Kompostierung haben Vorrang
Das Parlament fordert die Kommission dazu auf, vor Ende des Jahres 2014 Vorschläge vorzulegen, um die Deponierung von recyclingfähigen und verwertbaren Abfällen bis 2020 schrittweise abzuschaffen sowie geeignete Maßnahmen gegen das Verbrennen solcher Kunststoffe einzuführen. Es fordert nachdrücklich, dass Plastikmüll nur dann zur energetischen Verwertung genutzt werden darf, wenn alle sonstigen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Die Abgeordneten sind der Ansicht, dass die gefährlichsten Kunststoffe vom Markt genommen werden sollten. Auch Einweg-Plastiktüten sollten nach Möglichkeit schrittweise verboten werden. Sie fordern auch, dass sowohl die Mitgliedstaaten als auch die Kommission entschlossener handeln müssen, um gegen illegale Ausfuhren und die Deponierung von Kunststoffabfällen vorzugehen.“ Quelle Presseerklärung
Unsere Wohlstandsgesellschaft ist eine Wegwerfgesellschaft, zumindest in den industrialisierten Erdteilen, in denen alles im Überfluss vorhanden ist und produziert wird. Zum einen achten die Konzerne darauf, dass Waren und Güter nur eine kurze Haltbarkeit haben oder Technologien schnell veralten, damit neue Produkte weiterhin die Profite sichern. Natürlich ist nichts für die Ewigkeit bestimmt und muss allein schon deshalb irgendwann entsorgt werden. Ein Großteil dieses Abfalls ist Plastik; Plastiktüten, Plastikflaschen, Verpackungen, Elektrogeräte, Spielzeug, Automobilzubehör, Kleidung, Schuhe, Boxen, Behälter u. v. m.
Welche Ironie, sogar Müllbeutel sind aus Plastik.
Plastiktütenverbot in Neu Delhi und anderen Ländern
Die indische Regierung erließ Ende 2012 ein Verbot von Plastiktüten aller Art für die Hauptstadt Neu Delhi und verschärfte damit noch eine Regelung aus dem Jahr 2009 noch. Die Behörden von Neu-Delhi verboten den Verkauf, die Lagerung und Nutzung von Plastiktüten aller Art in der indischen Hauptstadt. Verstöße werden mit Strafen in Höhe von bis zu 100 000 Rupien (ca.1200 €) geahndet oder bis zu fünf Jahren Gefängnis.
Die Regierung führt ihre Entscheidung darauf zurück, dass Plastiktüten eine „ernsthafte Gefahr für die Umwelt“ darstellen. Plastik ist eine Umweltkatastrophe, diese Säcke verstopfen die Abflüsse der Stadt und sind biologisch nicht abbaubar, so die Begründung.
Dünne Plastikbeutel waren in Neu Delhi bereits 2009 verboten worden, mangels günstiger Alternativen packen aber vor allem Händler ihre Produkte noch immer darin ein. Der indischen Regierung zufolge fallen in Neu Delhi mit seinen 17 Millionen Einwohnern täglich 574 Tonnen Plastikmüll an..
Dass es auch ganz ohne Plastiktüten funktioniert, beweisen diese Städte und Länder:
- US-Stadt Los Angeles beschloss 2012, Plastiktüten aus den Geschäften zu verbannen.
- San Francisco schaffte 2007 als erste Stadt die umweltschädlichen Beutel in den großen Lebensmittelläden ab.
- In Mauretanien sind seit Neujahr aus Umweltschutzgründen Herstellung, Verbreitung und Nutzung von Plastiktüten verboten.
- Australien will die Kunststofftüten mit einem Totalverbot abschaffen.
- Kunststofftüten sind schon im Bundesstaat South Australia und in den Bundesterritorien Australian Capital Territory und Northern Territory verboten.
- Kunststofftüten sind seit dem Jahr 2000 in Bangladesch komplett verboten. Sie verstopften während der Monsun-Zeit die Abwasserkanäle und erhöhten das Überschwemmungsrisiko.
- Auch in Bhutan wurden Kunststofftüten abgeschafft.
- Seit dem 1. Juni 2008 ist es chinesischen Supermärkten, Kaufhäusern und Großhandelsmärkten untersagt, Plastiktüten kostenlos abzugeben. Sehr dünne Tüten wurden vollständig verboten. Mit dieser Anordnung sollen der Plastikmüll und die daraus resultierende Verschmutzung reduziert werden. Bei Verstößen droht eine Strafe von bis zu 10 000 Yuan.
- In Paris trat 2007 ein Verbot von Kunststofftüten in Kraft. Ein landesweites Verbot gibt es seit dem 1. Januar 2010.
- In Indien wurden Plastiktüten verboten. Verstöße werden mit bis zu 1500 Euro bestraft.
- Plastiktüten sind im Inselstaat Papua-Neuguinea seit 2003 offiziell verboten. Die Gründe dafür liegen in der zunehmenden Verschmutzung der Umwelt durch weggeworfene Plastiktüten und andere Kunststoffe.
- Im ostafrikanischen Staat Ruanda sind seit 2006 und in Tansania seit 2005 Kunststofftüten verboten. Bis zu sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von 2000 Dollar drohen Umweltsündern beim Gebrauch von Kunststofftüten auf der tansanischen Insel Sansibar.
- In Südafrika dürfen Kunststofftüten von Einzelhändlern nicht mehr umsonst verteilt werden. Seit dem Jahr 2003 droht ihnen eine Geld- oder Gefängnisstrafe, wenn sie dagegen verstoßen.
Auch die Schweiz erwägt nun ein Verbot für den Wegwerfsack aus Plastik. Die Befürworter des Verbotes punkten mit dem Argument: “Die Verschmutzung durch Plastiksäcke werde weltweit immer schlimmer. Die Säcke würden meistens nur wenige Minuten gebraucht, zersetzten sich aber erst nach Jahrhunderten. Die Herstellung verbrauche viel Energie, bei der Verbrennung werde Dioxin freigesetzt.”
Eine Entscheidung, die wir begrüßen und die auf der ganzen Welt Schule für unsere Wegwerfgesellschaft machen müsste.
Wir produzieren ohne Ende Müll, aber Plastik verrottet nicht. Pro qm schwimmen 18 000 Plastikteile im Ozean, so die Aussage in dem sehr interessanten Film: Plastik über alles. Drei Jahre lang recherchierte das Team um Filmemacher Ian Connacher in zwölf Ländern auf fünf Erdteilen. Ihr Dokumentarfilm zeigt Möglichkeiten der Wiederverwendung von Kunststoffen, der Verbesserung ihrer biologischen Abbaubarkeit und der Vermeidung giftiger Inhaltsstoffe auf.
„Kunststoff herzustellen ist keine Kunst mehr, aber diesen Stoff zu beseitigen, ist eine Kunst, denn Kunststoff ist nicht von Pappe.“ Gerhard Uhlenbruck |
Wir Verbraucher haben es in der Hand, überall dort, wo Plastik-Tüten verwendet werden, darauf hinzuweisen:
NIE MEHR PLASTIKTÜTEN !
Netzfrau Doro Schreier
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