Pofallismus oder: Die Schlangengrube der Lobbyisten

bundestag1012~_v-videoweblEigentlich war ich immer der Meinung, dass Lobbyismus demokratische Kontrolle braucht. Interessantes dazu tut sich in diesen Tagen auf dem Markt des Spitzenlobbyismus beim Staatsunternehmen Deutsche Bahn. Pofall-ismus könnte man es nennen. Das gemeine Volk sagt in der Regel: …“Da ist jemand voll auf den Arsch gefallen!“ (Dabei geht es in diesem Fall ausgerechnet um jenen, der vor wenigen Wochen erst die NSA-PRISM-Affaire, die heute noch die ganze Republik bewegt und lähmt zugleich, kurzerhand für „beendet“ erklärte. Per Dekret, sozusagen, also gar nicht demokratisch.)

Und alles nur, weil irgendwo und irgendwie etwas „durchsickerte“, was noch nicht hätte öffentlich werden sollen, bestimmt aber durch sichere Quellen lanciert wurde. Dabei muss dem unbedarften Menschen in unserer Gesellschaft klar sein, dass nie irgendwie und irgendwo etwas unbeabsichtigt durchsickert. Schon gar nicht, wenn es um die Schlangengrube Wirtschaft und Politik geht.

Für Pofalla – der übrigens bereit ist, sein Bundestagsmandat aufzugeben, sollte er in den Bahn-Vorstand berufen werden, hört, hört – wird ein völlig neues Ressort für Unternehmensstrategie und Kontakte zur Politik geschaffen, das zu allem Übel auch noch mit einem Millionengehalt versüßt werden soll.

Aber bevor wir hier anfangen zu meckern: Pöstchen, mit denen sich Ex-Politiker ihren Lebensabend finanziell versüßen, sind formaljuristisch nur selten zu beanstanden. Gefälligkeiten sind in aller Regel keine Bestechung. Allenfalls Interessenskollisionen, zumal wenn der Wechsel ohne ausreichende Karenzzeit vorgenommen wird. Sozusagen vom Pöstchen zum Pöstchen.

Könnte höchstens sauer aufstoßen, wenn man – wie Schröder – in die Privatwirtschaft geht und einen Posten bei Gazprom gegen den guten Ruf eintauscht.

Aber Pofalla soll ja in einem Staatsunternehmen seinen Po in den ergonomisch geformten Bürostuhl drücken. Dass dem kleinen Mann auf der Straße, der tagtäglich seine Familie mit unter 2000 Euro im Monat durchbringen muss, der Brechreiz in den Hals steigt, ist doch wohl klar. Womöglich ist der dann auch noch Bahnangestellter, der sich tagtäglich von unzufriedenen Reisenden anraunzen lassen muss wegen chaotischer Zustände auf den Schienen, wegen Stellwerkproblemen, unsauberen Toiletten oder Staus vor den Abteilen.

Nun ist Vorstandvorsitzender Rüdiger Grube in Erklärungsnot gegenüber seinem Aufsichtsrat, der zunächst behauptet, er habe von nichts gewusst. Das sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bahn, Utz Felcht.

Die Weichen sind gestellt. Für eine Neudefinition des eigenen Wertesystems, das nicht in Übereinstimmung mit dem eigenen Handeln stehen muss, sondern damit, wie man sich vor aller Augen kackfrech in die eigene Tasche wirtschaftet. (Parallel wird an anderer Stelle über 8,50 Euro pro Stunde als Mindestlohn verhandelt.)

Ach Pofalla, ja den hatten wir in diesem Chaos fast ganz vergessen. Hat er doch immer den Kopf für unpopuläre Entscheidungen aus dem Kanzleramt hingehalten und unsere Angschela in ihrem bunten Jäckchen und mit photogeshopter Frisur immer hübsch aussehen lassen. Man könnte sagen, er hat sich eine hohe Reputation als Prügelknabe erworben.

Warum wird also jetzt ein handfester Skandal um den Wechsel des Ex-Kanzleramtschefs in den Staatskonzern Bahn an die Öffentlichkeit gezerrt? Sollen sie doch froh sein, dass einer den Kopf hinhält. Auch wenn er sich das millionenfach bezahlen lässt. Die Schlangengrube als Ort des Schreckens, wartet schon.

Aber weich wird der Pofall sein, im Gegensatz zu irgendwelchen Ragnars und Gundahars der Vergangenheit, bei denen man zuschauen konnte, wie sie durch das Gift der Schlangen einen langsamen Tod starben.

Gute Lobbyisten klettern eben ganz heimlich, still und leise aus dem Morast von Gier und Intrigen wieder nach oben. Auf das nächste Pöstchen.

Netzfrau Rena Larf kommentiert – satirisch

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