Circa 30 000 Menschen demonstrierten in Berlin für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft und folglich auch für gutes Essen. Die Netzfrauen waren mit dabei.
Nachstehend ein Auszug aus der anlässlich der Demonstration gehaltenen Rede von Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
„ (…)
– wenn wir wissen, wie schwer Menschen arbeiten;
– wenn wir wissen, wie viele Menschen Sorgen haben um die Zukunft, denn sie sind konfrontiert mit einer Konkurrenz der Agrarindustrie, mit der inzwischen die Produktion von Fleisch billiger geworden ist als die Produktion von Gemüse;
– wenn wir wissen, dass Tiere zur Ware gemacht worden sind, denen ihre Würde genommen wurde, aber auch den Menschen, die mit diesen Tieren umgehen müssen.
Und deswegen gehen wir auf die Straße, weil wir diese Not kennen. Die Not der Menschen, der Tiere und die der Landschaft. Deshalb haben sich gestern oder heute Tausende sehr früh oder teilweise durch die Nacht fahrend nach Berlin bewegt.
Nicht, um für sich etwas herauszuholen, sondern für das Gemeinwohl und das ist die Hoffnung, dass Menschen für das Gemeinwohl auf die Straße gehen und nicht nur für ihre eigenen kurzfristigen Lebensinteressen.
Es ist notwendig, dass wir nicht nur die Fehlentwicklung der Agrarindustrie stoppen. Hier ist nicht nur der Verbraucher gefordert. Aber auch er ist gefordert oder sie als Verbraucherin. Wer Billigfleisch bei Aldi, Lidl & Co. kauft, ist Teil dieses Ausbeutungssystems. Alle müssen dies wissen. Aber auch die Politik ist gefordert. Denn wir wollen endlich wissen, was wir essen. Wir sind für eine klare Kennzeichnung. Die entsprechende Industrie muss auf der Verpackung auch die Art der Haltung abbilden, damit der Verbraucher weiß, was er isst. Und ich bin sicher, viele bekommen dann ein schlechtes Gewissen und diese Produkte werden dann nicht mehr nachgefragt.
Die Politik ist also gefordert, uns zu schützen. Das erwarten wir von der Politik, und dass sie sich nicht länger als Mündel den kapitalistischen Wachstumsinteressen beugt.
Und deshalb fordern wir nicht nur, dass endlich die geheimen Verhandlungen des sogenannten Freihandelsabkommens als Geheimverhandlungen gestoppt werden, sondern wir fordern, dass diese Verhandlungen beendet werden; denn sie dienen nicht unseren Interessen, sondern den Interessen von Monsanto & Co.
(…)
Wir haben Gerichte, die in der Lage sind zu entscheiden, wenn tatsächlich gegen entsprechenden Wettbewerb verstoßen wird. Aber wir brauchen keine Gerichte, um letztendlich die Interessen von Monsanto u. Co. gegen Schaden durchzusetzen. Wir brauchen keine WTO-Gerichtsbarkeit, die den Namen Gericht nicht verdient.
Wir brauchen kein Hormonfleisch, kein Chlorhähnchen und vieles andere mehr in Europa. Wir brauchen keine Gentechnik. Wir haben bewiesen, dass wir auch leben können ohne Agrar-Gentechnik. Das geht auf unsere Arbeit zurück und deswegen kämpfen wir gegen dieses sogenannte Freihandelsabkommen. Es ist ein Freihandelsabkommen der Konzerne, aber nicht für Menschen und deswegen sagen wir nein und wir fordern die Bundesregierung auf, sich hier klar zu positionieren. Wir fordern vor allen Dingen die Sozialdemokraten auf, sich hier klar zu positionieren. Wen vertreten sie in unserem Lande? Wir werden diese Frage zum zentralen Thema des europäischen Wahlkampfes machen: Das wollen wir in der Tat wissen vor der Wahl. Seid ihr dafür oder seid ihr dagegen?
Wir haben nicht jahrzehntelang gekämpft gegen die Agro-Gentechnik. Wir haben erreicht, dass wir bis heute gentechnikfrei leben in Deutschland. Wir wollen ein europäisches, gentechnikfreies Land. Und deswegen wollen wir nicht durch die Hintertür über den sogenannten Freihandel zum Mündel von Monsanto & Co., Syngenta & Co. degradiert werden. Einer europäischen Kommission, die sagt, wir müssen Natur- und Umweltgesetze letztendlich abbauen, um der Europamüdigkeit der Bevölkerung entgegenzuwirken, antworten wir: Die europäischen Völker sind nicht europamüde, weil wir bessere Natur- und Umweltgesetze haben als früher. Sie sind europamüde, weil sie erkennen, dass gegen den Willen der Mehrheit der europäischen Bevölkerung letztendlich Agro-Gentechnik in Europa und vieles andere mehr durchgesetzt werden soll. Weil ihr die Mündel von Monsanto seid, deswegen haben wir die europäische Politik so satt.
Deshalb fordern wir einen fairen Handel statt Freihandel.
Ich danke Ihnen.“
Abstract von Prof. Hubert Weiger
„2014 ist ein entscheidendes Jahr. Es kommt darauf an, das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU zu stoppen. Dieses Abkommen gefährdet uns, unsere Kinder, die Tiere und die Umwelt. Das dürfen wir nicht zulassen. Chlorhühnchen, Hormonfleisch und Gentechnik auf dem Teller lehnen wir ab! Stattdessen brauchen wir eine Landwirtschaft, in der bäuerliche Betriebe gefördert werden statt Massentierhaltung und Export. Agrarminister Friedrich muss sich dafür einsetzen, dass mehr Geld in tiergerechte Haltungsformen fließt und dass Gentechnik und Pestizide nicht in unsere Lebensmittel gelangen.“
Wir haben Agrarindustrie satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Für Alle!
Wir Netzfrauen haben teilgenommen, da es nicht unbedingt zu erwarten ist, dass sich die Dinge unter Aigners Nachfolger Hans-Peter Friedrich schlagartig zum Besseren wenden werden.
Beispiel: Die CSU hatte sich im Wahlkampf gegen den Anbau von Genpflanzen ausgeprochen. Die Ablehnung ist jedoch nicht im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Hier setzte sich die CDU durch, die für Offenheit gegenüber der Gentechnik plädiert.
ZEHN Gründe für unsere Teilnahme:
1. Bundesministerium mit Monsanto, Bayer und Co. an einem Tisch – Die GFP ist ein Netzwerk, in dem deutsche und internationale Unternehmen der Agrar- und Ernährungsindustrie, Verbände und Stiftungen, der öffentliche Sektor sowie Unternehmen aus Schwellen- und Entwicklungsländern gemeinsam daran arbeiten, die Nahrungsmittelsicherung zu verbessern.
Die Gründungsteilnehmer der GFP seit Juni 2012 sind AGCO International GmbH, BASF, Bayer CropSience AG, BioAnalyt GmbH, DEG, GIZ, Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e.V., K+S Kali GmbH, LEMKEN GmbH & Co KG, Mars Incorporate, METRO Group, Syngenta Agro GmbH und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Inzwischen sind weitere Teilnehmer der Initiative beigetreten. Die GFP wird koordiniert von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und handelt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). (SH. Agrar-Monopoly in Ukraine – Monsanto realisiert Großprojekt)
2. Pferdefleisch in der Lasagne, Pferdefleisch in Ravioli, Pferdefleisch in Tortellini. Pferdefleisch und kein Ende in Sicht: Wie das Jahr anfing, so endet es – mit einem Pferdefleischskandal, nur diesmal aus einer “Fabrik für Antikörper”. (S. Direkt aus dem Versuchslabor im Galopp auf den Teller- Impfstoffhersteller, Nestlé und Bertelsmann wiehern dazu)
3. Nahrungsmittel sind zum Essen da? Von wegen – seit einiger Zeit werden Grundnahrungsmittel wie Weizen, Soja, Mais & Co. innerhalb des Rohstoffsegmentes als eigene Anlageklasse gehandelt und die Bundesregierung mischt mit und zwar mit der Deutschen Bank!(s. Deutsche Bank- Die Hungermacher im globalen Rohstoff-Kasino – und die Bundesregierung mischt mit!)
4. Welche Auswirkungen das geplante Freihandelsabkommen gerade durch Monsanto & Co. mit „Gift & Genen“ für unsere Landwirtschaft und unsere Gesundheit am Ende der Nahrungskette haben, können wir nur erahnen. Bürger hier und in ganz Europa wollen regionale Natur- und Kulturlandschaften, Arten- und Sortenvielfalt und gesunde Ernährung erhalten – völlig gentechnik- und giftfrei. Der alleinige Nutznießer ist die Agro-Gentechnik, also die globalen Agrochemie-Giganten der Branche. Sie vergiften den Globus nicht nur mit ihren GV-Pflanzen, sondern auch mit den Totalherbiziden, gegen die ihre gentechnisch veränderte Saat resistent ist. Wird das Unkraut resistent, verkaufen sie einfach noch mehr Gift und maximieren erneut den Profit. (Sh.Freihandelsabkommen: Nicht nur Klonfleisch – Monsanto, Basf, Bayer, Coca-Cola und Co. reiben sich die Hände
5. Wenn wir uns die EFSA näher anschauen, dann müssen wir uns fragen, wie unabhängig die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ist. Lobbyverflechtungen in der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nehmen kein Ende. Wirtschaftsinteressen: Besonders der Ausschuss für Diätprodukte, Ernährung und Allergien (NDA) ist mit 17 von 20 Mitgliedern betroffen. 460 Interessenskonflikte existieren bei der EFSA. In zehn Fällen hat die EFSA bei der Auswahl der Mitglieder die eigenen Regeln ignoriert. (Unfassbar! Lobbyverflechtungen in der EFSA).
6. Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion – Die große Markenvielfalt im Supermarktregal täuscht über die konzentrierte Marktmacht einiger weniger Unternehmen hinweg. Konzerne kaufen kleinere Firmen und steigern so Marktanteile und Macht. Konzerne können damit die Preise, Geschäftsbedingungen und zunehmend auch die politischen Rahmenbedingungen diktieren. (S. Kampf der Giganten – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion)
7. Pestizide – Rückstände im Trinkwasser, Brot, Babybrei und Tee – das Müsli zum Frühstück, das Brötchen als Snack zwischendurch – Getreideprodukte gehören zu unseren Grundnahrungsmitteln. Aber gesund sind sie nicht wirklich. Eine nicht sichtbare Gefahr lauert auf unseren Tellern. Pestizide, wohin man auch schaut. Forscher finden Pflanzengift in Mensch und Tier – Glyphosat. IHRE Produktion von Umweltgiften gefährdet die Gesundheit, die Biodiversität, das Wasser, die Luft, die Böden. Die Produktion von Pestiziden muss sofort gestoppt werden.(S. Pestizide – “Mord auf Raten” ! Die Macht der Agrarlobby!)
8. Entenfleisch wird immer begehrter und so wird es vom Saisonprodukt zum Ganzjahresangebot, so wurden mit Exportgarantien deutsche Hersteller unterstützt, die Material zur Errichtung einer Entenfarm für 860 000 Tiere im Wert von 35 Mio. Euro in die Ukraine liefern durften. Die schlechten Haltungsbedingungen der Tiere in der Ukraine wurden außer Acht gelassen. Was nicht hier “produziert ” werden darf, wird dann woanders gemacht. (S. Fleisch-Monopoly auf Kosten der Steuerzahler)
9. Tumore, chronische Entzündungen, Pestizidbelastung – für Monsanto sind fremde Studien offenbar grundsätzlich methodisch falsch und nicht aussagekräftig. Bei Produkten, die in die Nahrungskette des Menschen gelangen, sollte es aber keiner Beweise bedürfen. Zweifel an der Unbedenklichkeit müssen reichen, um den Masseneinsatz zu stoppen und weitere Untersuchungen einzuleiten. (S.: Wir sind empört! Umstrittener Gen-Mais Smartstax kommt nach Europa! – jetzt ist es amtlich!)
10. Nicht nur in Nahrungsmittel wird spekuliert, nein, die Profitgier macht auch nicht vor Wasser, Gesundheit, Wald und Land halt.
Die Profitgier kennt keine Grenzen, Monopoly im wahren Leben. (S: Spekulationen mit den Lebensgrundlagen des Menschen stoppen!)
Wir könnten die Liste unendlich fortsetzen, weltweit sind die Folgen der agrarindustriellen Massenproduktion für Bäuerinnen und Bauern, Verbraucherinnen und Verbraucher, Tiere und Umwelt dramatisch. Die neue Bundesregierung muss jetzt handeln und für eine gerechte und global verantwortliche Agrarpolitik sorgen. Schluss mit der Klientelpolitik für die Agrarindustrie!
Netzfrau Birgitt Becker
Wir haben es satt: Lebensmittel-Lügen der Lebensmittelindustrie
Schweine für den Müllcontainer- Warum ist das Fleisch so billig und woher kommt es?
Monsanto mit Gift und Genen – Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben
USA/EU – TTIP – Stand der Verhandlungen – und die vielen weitreichenden Verflechtungen in der Politik
Unsere Wunschvorstellung von glücklichen Kühen