Seit einiger Zeit nehmen die Demonstrationen gegen Atomenergie in Japan massiv zu. Die Menschen protestieren u. a. vor der Privatresidenz des Premierministers. Sie fordern, dass die Kernkraftwerke in Japan nicht wiedereröffnet werden.
Außerdem fordern die Demonstranten einen weltweiten Ausstieg aus der Kernkraft. Sie betonen, dass sie bei der bevorstehenden Gouverneurs-Wahl die Position der Kandidaten zur Atomenergie berücksichtigen und entsprechend ihre Stimme abgeben werden.
„Wir konnten, als wir evakuiert wurden, nichts mitnehmen. Wir hatten nicht mal eine Zahnbürste. Wir hatten keine Decken und keine Handtücher. Wir hatten nichts. Es war wirklich die Hölle. Es wäre viel besser gewesen zu sterben. Aber jetzt sind wir hier und wollen für diese Sache kämpfen“, sagte eine Demonstrantin vor dem Amtssitz von Premierminister Shinzo Abe. „Wir haben dem Ministerpräsidenten mitgeteilt, dass wir mehrmals in der Woche hier sein werden. Wir sind gegen die Wiederaufnahme der Atomanlagen, aber es scheint so, dass er trotzdem wieder Atomenergie einsetzen wird. Er tut nur, was er ohnehin tun will.“
Seit April 2011 haben die täglichen Demos von 10 bis 17 Uhr vor der Zentrale von Kyushu Electric Power Co., also 1000 Tage lang stattgefunden. 2,5 m² große Zeltplanen sind der einzige Schutz der Demonstranten gegen sengende Hitze oder klirrende Kälte, Regen und Sturm.
Der 69-jährige Yukinobu Aoyagi organisiert die Dauer-Demo und ist der Überzeugung, dass der Mensch und Atomenergie nicht zusammen passen. Der Lehrer für soziale Studien, der in seiner Jugend auch Theologie studiert hatte, ist seit den 1970er-Jahren Aktivist und hat sich sehr für Gastarbeiter in Japan eingesetzt.
Keiko Kato, einer der Organisatoren der seit zwei Jahren fortdauernden Demonstrationen betont, dass der Ausstieg aus der Kernkraft ein Problem der gesamten Welt und nicht nur Japans sei. Siehe auch Fukushima: Maulkorberlass – Zehntausende demonstrieren und Whistleblower gibt Informationen preis
Weitere aktuelle Nachrichten: FUKUSHIMA – TELEGRAMM
+++ Tepco braucht mehr als 59 Jahre, um das gelagerte Wasser loszuwerden +++
In den Tanks in Fukushima lagern 817 Milliarden Bq Tritium in 400 000 t kontaminierten Wassers. Dazu kommen 58 Milliarden Bq Tritium in den Reaktoren. Tepco hat an die Task Force des Ministeriums eine Zahl von in Summe 875 Milliarden Bq Tritium gemeldet. Das ist 59-mal soviel, wie der Grenzwert pro Jahr, der für die zu entleerende Menge in den Ozean zugelassen wurde. Was bedeutet, Tepco braucht 59 Jahre, um die bisher angefallenen Wassermengen ins Meer abzulassen, wobei Tritium nicht heraus gefiltert wird. Täglich fallen aber 400m³ neues kontaminiertes Wasser an.
+++ Erneut dramatischer Anstieg von Schadstoffen +++
In einem Bohrloch beim Reaktor 2 ist der Gehalt an Tritium und ß-Strahlung (inkl. Strontium-90) seit 6. Nov. 2013 von 2 400 000 auf 2 700 000 Bq/m³ gestiegen.
Tepco gab dazu keine Erklärungen ab.
+++ Roboter-Untersuchung in Reaktor 1 +++
Tepco schickte vom 22. bis zum 24. 12. 2013 einen vom Ministerium bereit gestellten Roboter, der mit einer Gamma-Kamera Aufnahmen machte, ins Innere von Reaktor 1. Je wärmer die Farbe erscheint, desto höher ist die Strahlung.
+++ Pressetag in Fukushima +++
Am 15. 1. 2014 organisiert der japanische Presseclub eine Besichtigungstour am AKW-Gelände von Fukushima. Akira Ono beantwortet die Fragen der Journalisten.
Während der Busfahrt über das Gelände, am Weg vom Reaktor 3 zu den Reaktoren 1 und 2, schlägt das von einem Tepco-Mitarbeiter mitgebrachte Dosimeter auf über 600 μSv/h, nachdem dieses gerade noch 10 μSv/h angezeigt hatte. Die Reaktoren 1, 2 und 3 sind so hoch verstrahlt, dass sie nicht einmal in einem Schutzanzug betreten werden können. Was mit anderen Worten bedeutet, dass alle Dekommissionierungs-Arbeiten nur von Robotern ausgeführt werden können. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt Akira Ono.
+++ 450 000 Fotos aus dem Tsunami-Müll +++
Eine Sozialarbeiterin aus der Fukushima-Präfektur hat in den letzten Jahren Fotos eingesammelt, die ihr aus den verlassenen Gemeinden unterkamen. Sie reinigt sie und hat damit eine Ausstellung organisiert, Alben angelegt, die sie zu ihrer Arbeit mitnimmt, und ihre größte Freude ist, wenn sie deren Besitzer aufspüren und ihnen ihre Bilder wiedergeben kann.
Sie selbst hat auch alles verloren und hofft, dass diese Fotos ihren Besitzern dieselbe Kraft verleihen wie jenes, das sie wiederbekam und das ihr den Mut gibt, ihr Leben neu zu gestalten. Sehen Sie selbst.
+++ Das Grundwasser ist in Bewegung +++
Lake Barrett, der Berater von Tepco, gibt zu, dass speziell das Wasser eine ununterbrochene Herausforderung in Fukushima ist. Eine komplizierte Sache, meint er, weil das Grundwasser in Bewegung ist und Stunde um Stunde kontaminiert wird, weil es sich unter die beschädigten Reaktoren drängt und dort mit den geschmolzenen Kernen mischt. Das japanische TV brachte dazu am 17. 1. 2014 ein Interview.
+++ Gammastrahlen-Glocke über Fukushima Daiichi +++
Arnie Gundersen, Fairewinds Energy Education, stellt in einem Radio-Interview klar, dass über dem Kraftwerksgelände neuerdings eine Gamma-Strahlen-Glocke hängt. Gamma-Strahlen sind wie Röntgen-Strahlen. Derzeit werden Werte bis zu 1000 millirem/Jahr gemessen.
+++ Tepco hatte 6 Monate keine Zeit, Strontium-Messwerte zu prüfen +++
Tepco meldete sechs Monate lang keine Messwerte von Strontium. Als Begründung gaben sie an, sie hätten angenommen, die hohen Werte wären falsch, hätten aber keine Zeit gehabt, dem nachzugehen. Bis Ende des Monats wollen sie die 180 Messdaten an die Behörde nachreichen, meldete die japanische Zeitung Asahi Shimbun.
Erst am 15. 1. 2014 stimmte die Regierung Tepcos Plänen zu, die vier Reaktoren des AKW Kashiwazaki-Kariwa teilweise wieder zu eröffnen. Die Reaktoren 6 und 7 sollen im Juli 2014 in Betrieb gehen. Kashiwazaki gilt als das weltgrößte Kernkraftwerk. Die Leitung der Präfektur Niigata, wo Kashiwazaki steht, kritisiert Tepcos Vorgehen, weil sie seit langem dafür plädiert, es nie wieder in Betrieb gehen zu lassen. Tepco kündigte für den Fall der Verzögerung der Wiederinbetriebnahme eine Strompreiserhöhung von 10% an.
+++ WHOI unter Ken Buesseler untersuchen Proben aus dem Pazifik +++
Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) hat ein neues Projekt vorgestellt, das mithilfe von freiwilligen Mitarbeitern und Crowdfunding die Überwachung des Meerwassers an der Westküste Amerikas ermöglichen soll. Wenn Wissenschaftler auch davon ausgehen, dass die Menge des Wassers im Pazifik die von Fukushima ausgehende Radioaktivität genügend verdünnen wird, will man so der Sorge der Bevölkerung Rechnung tragen, entsprechende Überwachung zu ermöglichen. Unter der Leitung von Ken Buesseler können Menschen über die Webseite ourradioactiveocean.org Orte der Überwachung vorschlagen. Dort wird auch um Spenden geworben, da die Kosten für das Testen von 20 l Wasser bei $ 550 bis 600 liegen. Buesseler war nach dem Unfall im März 2011 einer der ersten Wissenschaftler vor Ort und verfolgt seitdem alles, was mit Fukushima zusammenhängt.
Aus dem Internet gesammelt und übersetzt von Netzfrau Lisa Natterer
Unsere Beiträge über Fukushima finden Sie hier:
Dampf aus Reaktor 3 – Fukushimas Radioaktivität erreicht die US-Westküste
Fukushima: Es gibt keine Rettung! Es wird hunderte Jahre dauern!