Kaum ein Produkt kommt noch ohne aus: Label dienen Verbrauchern als schneller Wegweiser durch die Vielfalt der Warenangebote. Doch nicht bei jedem Label erschließt sich sofort, was es bedeutet oder wie hilfreich es tatsächlich ist.
Sogar beim Autokauf verlässt sich der eine oder andere auf den sogenannten „Gelben Engel“. Bereits zum zehnten Mal hat der ADAC dieses Jahr die „Gelben Engel“ verliehen.
Mit je drei Trophäen waren Volkswagen und BMW die großen Gewinner der Preisverleihung. BMW heißt der Sieger in der Kategorie „Marke“ beim ADAC Mobilitätspreis „Gelber Engel“ 2014.
Der Autobauer aus München verfügt nach Einschätzung des ADAC über die stärkste und wertvollste Marke auf dem deutschen Automobilmarkt. Und dann müssen wir erfahren, die Zahl der abgegebenen Stimmen seien in der Kategorie Lieblingsauto der Deutschen „geschönt“ und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub am Sonntag in München mit.
Ok, können wir jetzt sagen, wir hätten es ja eh schon vermutet. Gerade wenn wir BMW lesen, da war doch was? Ach ja, die drei Mitglieder der Quandt-Familie ließen im Oktober der CDU insgesamt 690 000 Euro an Spenden zukommen. Gemeinsam halten sie 46,7 Prozent der Anteile an BMW. Und über Subventionen, wenn diese sprudeln, freuen sich auch die großen Konzerne.
So erhielten die zehn großen Dax-Konzerne (Bayer, Basf, Daimler, E.ON, Infineon, Linde, SAP, Siemens und VW) von 2004 bis 2007 insgesamt 268 Millionen Euro an Fördergeldern. In den vier Jahren von 2008 bis 2011 danach waren es schon 550 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel. (Siehe Milliarden-Subventionen für Milliardenkonzerne )
Dem ADAC droht nun eine massive Vertrauenskrise. Der mit 19 Millionen Mitgliedern größte Verein Deutschlands bemühte sich um Schadensbegrenzung, können wir den Medien entnehmen. Eines ist uns aber schon seit langem klar: Geld regiert die Welt und der Profit überwiegt. Da wird auch gern ein Betrug an dem Verbraucher in Kauf genommen. Fälle gibt es ja genug. Und was ist mit den anderen Tests von ADAC? Müssen wir nicht alle ADAC-Tests in Frage stellen?
Auf Lebensmitteln, auf Kleidung, auf Computern – überall kleben Zeichen, die uns irgendwas mitteilen wollen. Nur was?
Optischer oder textlicher Zusatzhinweis auf eine bestimmte Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung. Hinter dem Oberbegriff „Label“ verbergen sich verschiedene Informationssysteme und Marketinginstrumente, zum Beispiel Produktlabel, Eigenmarken oder Firmenlabel, Gütezeichen, Prüfzeichen, Test-Label oder auch Managementlabel. Anstelle von „Label“ werden häufig auch die Begriffe Siegel oder Gütesiegel verwendet.
Verbraucherschutz? Augenwischerei?
Bereits im Februar 2013 informierten wir über das neue Fleischsiegel. Es sollte den Supermarktkunden helfen, tiergerecht erzeugte Produkte besser zu erkennen.
Der Deutsche Tierschutzbund hatte das blau-weiße Label mit der Aufschrift „Für mehr Tierschutz“ in Berlin vorgestellt. Es wird zunächst für Schweine- und Hühnerfleisch vergeben, später soll es auch für verarbeitete Produkte wie Wurst eingesetzt werden. Nach Angaben des Bundesagrarministeriums bieten mehrere Handelsketten bereits erste Produkte mit dem Siegel an, darunter Kaiser’s und Edeka und Wiesenhof (!!!), gerade dieser Konzern ist durch zahlreiche schlimme Verstöße beim Tierschutz bekannt,
Wiesenhof gehört zur PHW-Gruppe Lohmann, die jede Woche 4,5 Millionen Hähnchen schlachtet. Der Geflügelproduzent sah sich in der Vergangenheit häufiger dem Vorwurf der Massentierhaltung und Tierquälerei ausgesetzt.
Erneut gab es 2013 schwere Vorwürfe gegen einen Hähnchenmastbetrieb, der für Wiesenhof produziert. Der Betrieb liegt im Landkreis Altötting. Hier werden bis zu 80 000 Masthähnchen gehalten.
Gequälte Küken, die lebendig in die Tonne geschmissen werden. Rundherum Kadaver ihrer Artgenossen. Es sind erschreckende Bilder: Hunderte toter Hühner auf einem Haufen, dazwischen sogar lebendige Tiere, die achtlos und gequält einfach in den Müll geschmissen wurden. Darunter verängstigte Küken, die um Hilfe piepsen. Das ist abscheulich! Siehe Erneuter Skandal bei Wiesenhof – Lieferant von McDonalds ?
Ausgerechnet Wiesenhof hat das Label bekommen!?!?!
Gerade die Produkte mit dem Zwei-Sterne-Tierschutzlabel werden Bioprodukten Konkurrenz machen. Biobauern kritisieren außerdem, dass mit der Kennzeichnung die industriellen Strukturen der Massentierhaltung gestärkt würden. So erhält nun zum Beispiel auch der umstrittene Geflügelproduzent Wiesenhof das Siegel vom Deutschen Tierschutzbund.
Wie das Unternehmen mit Visbek mitteilte, wurde die neue „Privathof-Linie“ von Wiesenhof für das Label zertifiziert. Die Tiere, die für diese Produkte gezüchtet werden, leben Wiesenhof zufolge unter Haltungsbedingungen, die zusammen mit der Münchner Universität entwickelt wurden. Nach Einschätzung des Tierschutzbundes geht es den Tieren der „Privathof-Linie“ „deutlich besser. Und die anderen Betriebe von Wiesenhof? Gilt es nicht, den ganzen Konzern zu bewerten?
Auch wieder so ein Label, was nichts taugt. Solange Wiesenhof von so einem Label profitieren kann, nenne ich es Augenwischerei.
Egal wie wir es drehen und wenden, das Geschäft mit den Tieren bleibt in einer Hand: – Wiesenhof-
Vom staatlichen Bio-Siegel bis hin zu konzerneigenen Etiketten – in Deutschlands Supermarktregalen gibt es mehrere hundert verschiedene Lebensmittel-Labels. Was sie genau bedeuten und welche Prüfkriterien dahinter stehen, weiß kaum ein Kunde. Trotzdem sind die Labels zu einem wichtigen Marketinginstrument für Hersteller und Lebensmittelkonzerne geworden. Das Verbrauchermagazin WISO hat zusammen mit der GfK getestet, welche Wirkung Lebensmittel-Siegel bei der Kaufentscheidung haben
Und da sich mit den Labels mehr Geld verdienen lässt, gibt es nun ein Neues!
Der Verbraucher hat die Liebe zur Heimat entdeckt. Nachdem sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass eine normale Tomate vom heimischen Gemüsebauern auch aus ökologischen Gründen dem spanischen Bioprodukt vorzuziehen ist, setzen Hersteller und Einzelhandel verstärkt auf die Regional-Schiene. Und es lässt sich, wer hätte es gedacht, in der Tat mehr Geld damit verdienen. Nach einer Testphase wurde festgestellt, dass wir Verbraucher gern mehr zahlen, wenn uns Produkte aus der Region angeboten werden.
Mit dem Label „Regional“ wollen nun einige der größten deutschen Handelsketten profitieren. Nach einer Testphase im vergangenen Frühjahr steigen Lidl, Edeka und Rewe pünktlich zum Start der Internationalen Grünen Woche in Berlin in großem Stil in das „Regionalfenster“ ein. Es informiert auf den Verpackungen über die Herkunft der Hauptzutaten und den Herstellungsort des Produkts. Nicht nur der Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels lobt diese Herkunftskennzeichnung, auch – und das ist keine Selbstverständlichkeit – die Öko-Wirtschaft. Doch, wenn gar nicht „regional“ ist, was als regional ausgezeichnet wird?
„Eine gute Herkunftsbezeichnung ist besser als ein neues Regio-Label nach dem Vorbild des Bio-Siegels, weil sich „regional“ nun einmal nicht sinnvoll definieren lässt“, sagt BÖLW-Vorstand Jan Plagge. Manche verstünden darunter den Landkreis, andere das Bundesland, dritte bezögen das benachbarte Ausland mit ein. Ein zu eng gefasstes Regio-Label würde mehr Verwirrung stiften als Klarheit schaffen.
Wobei dies dringend geboten wäre: Bisher führen manche Hersteller und Händler den Verbraucher mit Produktbezeichnungen gezielt hinter die Fichte, um Originalität und regionale Herkunft vorzutäuschen, wo keine ist. Manche Büsumer Krabbe stammt aus den Niederlanden, es gibt Sachsen-Milch von bayerischen Kühen. Bisweilen ist auch der Begriff „Region“ ziemlich großzügig ausgelegt. So kauften Tester 2011 in einem Lidl-Markt im mecklenburgischen Neustrelitz Birnen-Johannisbeersaft, der im bayrischen Lindau hergestellt wurde. Bei einer Entfernung von gut 800 Kilometern ist das Siegel „Ein Gutes Stück Heimat“ doch ein wenig irreführend.
So informieren Sie sich:
Mehr Infos als auf der Verpackung gibt es bei „label-online.de“. Die Mitarbeiter des Vereins „Die Verbraucher-Initiative“ recherchieren: Wer vergibt das Label, welche Produkte tragen es und wie sind die Vergabe-Kriterien. Die Datenbank umfasst bislang gut 160 Labels, rund 50 davon zum Thema Ernährung. Kunden können mit Stichworten und auch mit Farben und Formen suchen, wenn sie noch in Erinnerung haben, wie das Label aussah.
Wie wichtig Lebensmittel-Labels für Verbraucher sind, hat auch eine Studie (pdf) der Fachhochschule Münster im Oktober 2010 gezeigt.
Vertrauen Sie nicht blind den Aufdrucken. Informieren Sie sich, was welches Label bedeutet. Und wenn Sie wissen wollen, was wirklich drin ist im Produkt: Schauen Sie vor allem auf die Zutatenliste. Denn viele Verbraucher lassen sich von Werbe-Aufschriften verführen.
„Verbraucher sind für die Wirtschaft das, was der Wähler für die Politik ist.“ – Jim Turner
Netzfrau Doro Schreier
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Unilever – Verbrauchertäuschung : Fisch mit wasserbindenden Zusatzstoffe u.v.m.