Der Wahlkampf ist längst vergessen, das merken wir unter anderem auch daran, dass einige PolitikerInnen scheinbar vor nichts mehr zurückschrecken.
Jeder hat jetzt sein Pöstchen und versüßt es „familienfreundlich“ mit einer 4-Tage-Woche. Ohne jeglichen Abzug, versteht sich.
Das Verteidigungsministerium wird „familienfreundlich“ ausgestattet und die Soldaten können von Afghanistan nach Afrika umsiedeln – „familienfreundliche Drohnen“ inklusive, denn die sind ja nicht bemannt.
Achja, schlechte Ausrüstung plus schlechte Motivation plus schlechte Stimmung können wir immer wieder dem Wehrbericht entnehmen, ob sich hinsichtlich dieser Mängel etwas ändert, ist nicht festzustellen.
Und auch bezüglich der Rente tut sich was – super, Rente ab 63. Die Rente mit 67 ist passé – jedenfalls für Versicherte, die früh von der Schule in den Job gewechselt haben. Für sie will die Große Koalition die abschlagfreie Rente ab 63 einführen. Für alle? Nicht ganz. Wer heute unter 50 Jahre alt ist, hat Pech gehabt.
Sogar wir Mütter wurden berücksichtigt, da freuen wir uns, oder? Die verbesserte Mütterrente bringt etwa 9,5 Millionen älteren Müttern mehr Geld, sie hilft aber eher wenig im Kampf gegen Altersarmut: Der Aufschlag wird nämlich pauschal gezahlt – also auch an die Zahnarztgattin, die darauf wahrscheinlich gar nicht angewiesen ist.
Ich frage mich eh, woher haben die so schnell die neuen Reformen hergeholt? Lagen die schon in den Schubladen bereit? Noch kurz vor Weihnachten 2013 wussten wir doch noch gar nicht, wer auf dem Narrenschiff seinen Platz findet. Und bereits im Januar war dann alles beschlossen und verkündet, nicht ganz, aber so ungefähr.
Zum Thema Altersarmut: Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2011 rund 1,4 Millionen Frauen und eine Million Männer über 65 Jahre nicht genug Geld zum Leben.
In den kommenden Jahren werden die vielen Frauen der jetzigen „Generation Mitte“ ebenfalls von Altersarmut betroffen sein. Die vielen Unterbrechungen im Berufsleben der Frauen entstehen meist aus familiären Gründen, wie wir wissen. Da gibt es die Elternzeit, die Pflege von Angehörigen, Betreuung von Kindern u. v. m. Aus diesen Gründen reduzieren Frauen oft ihre Arbeitsstunden und arbeiten Teilzeit. Haben Sie schon einmal versucht, einen Job zu finden, wenn Sie wieder berufstätig werden wollen oder müssen?
Ab 40, meine Damen, ist Schluss – was Sie noch finden werden, ist ein Teilzeitjob oder ein sehr niedrig bezahlter. Und wovon sollen wir Frauen dann noch zusätzlich etwas für die Altersvorsorge zahlen?
Und wenn Sie sich für Ihre Familie entschieden hatten, „bis dass der Tod uns scheidet“? Pustekuchen! Scheidungen liegen heutzutage hoch im Kurs und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Suchen Sie dann einen Job, werden Sie auch hier schmerzlich feststellen, dass es keinen gibt.
Fachkräftemangel? Solange es wahrscheinlicher ist, eine Sechs im Lotto zu ziehen als einen Job jenseits der 40+, 50+ oder der 60+ zu bekommen, ist das Gerede über Fachkräftemangel nur heiße Luft und Panikmache. Davon sollten sich die Alten und die heute Jungen nicht einlullen lassen.
Zahlreiche Untersuchungen zeigen aktuell, dass eine gute teure Bildung wie z. B. ein abgeschlossenes Studium vor Arbeitslosigkeit schützen soll. Doch jeder zehnte Akademiker verdient nur 9,30 Euro, immerhin über dem geplanten Mindestlohn. Hunderttausende Akademiker sollen laut „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Berechnungen der Uni Duisburg-Essen für diesen Niedriglohn arbeiten.
Da frage ich mich: Mit welchem Geld wollen diese Akademiker die BaFög-Schulden zurückzahlen, die sie während des Studiums gemacht haben?
Bildung ist teuer, ein Luxusgut, für das die Eltern sich vermehrt finanziell einschränken müssen, damit ihre Sprösslinge überhaupt studieren können – und für ihre eigene Altersvorsorge sollen die Eltern auch noch selber sorgen. Und weil unsere Rente ja sicher ist, hat man der Versicherungsbranche gleich ein teures Geschenk gemacht, die Riesterrente. Einnahmen, die vor allem für diese Haie im Haifischbecken sicher sind. Denn so ein Verwaltungsapparat ist teuer, da verdient so ein Versicherungsbonze schon mal viele, viele Euros. Sieht man ja auch an Maschmeyer, der gern mal mit den Politikern „flüstert“.
Aber irgendwie scheinen alle gern zu „flüstern“. Ob Automobillobbyisten mit dem „gelben Engel“ ADAC, die großen Energiebosse, die doch gleich eine Energiewende rückwärts anstreben oder die Lebensmittellobby, die gleich mal bestimmt, was wir essen müssen, damit ihre eigene Pharmalobby für die daraus entstehenden Krankheiten die passenden Pillen zaubert: Doppeleffekt oder Win-Win-Effekt nennt man das!
Bundesbauernpräsident Joachim Rukwied sagte ja erst kürzlich bei einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, die Lebensmittel seien sicher. Und er teilte mit, dass die deutschen Landwirte gute Arbeit leisten würden. „Wir sind nicht mehr bereit, uns von einigen wenigen diffamieren und beschimpfen zu lassen“ betonte er. Aber er verschwieg, dass mittlerweile im Trinkwasser schon Rückstände von Pestiziden nachgewiesen wurden. Sogar die Babynahrung ist nicht mehr sicher vor all dem ganzen Chemizeugs, welches die Chemiekonzerne eigens für die Bauern produzieren.
Und dass Tierfutter schon längst mit genmanipuliertem Soja oder Mais für „hervorragende“ Profite sorgt, auch das verschwieg er. Ja, die Agrarlobby ist mächtig, darum bekommt diese auch so reichlich Subventionen.
Die „Flüsterer“ scheinen überall zu sein. Ganz besonders haben wir das in der Finanzkrise gesehen. Da werden Banken gerettet, ob eine Null mehr oder weniger, das interessiert in diesem Fall nicht. Nein, man hat reichlich Nullen gefördert, die das Geld ihrer Kunden missbraucht haben, um später dick absahnen zu können. Der Witz an der Sache ist nur der, mit Bankenrettung schafft man kein Wachstum, zumindestens nicht jenes, das die Kanzlerin immer so schön betont. Wachstum entsteht, wenn Menschen sich etwas leisten können. Aber haben Sie schon mal eine Bank gesehen, die mehr Personal einstellt? Außerdem sind Banken Dienstleistungsgewerbe und stellen keine Produkte her.
Auch nicht richtig; denn sie stellen Produkte her und zwar erfinden sie immer wieder neue. Über Jahre hinweg entstand ein richtiger Produktdschungel unter dem Motto: „Wir wollen nur Ihr Bestes – Ihr Geld.“ Nun spätestens sollten alle Alarmglocken bei Ihnen klingen.
Ja, alle wollen nur unser Bestes, unser Geld. Ob PolitikerInnen, Pharmalobby, Lebensmittellobby, Banken, Versicherungen, Automobillobbyisten oder manchmal sogar die Ärzte, eigentlich alle.
Und dass wir viel Geld haben sollen, zeigte gerade ein österreichischer Politiker, der auf eine Aufnahme in die Europäische Kommission im Mai d. J. hofft. Er glaubt doch tatsächlich, dass der Durchschnittsverdienst von Arbeitern ungefähr 3000 Euro beträgt. Fern der Realität – sage ich nur. Laut Österreicher Statistik liegt das Durchschnittsgehalt bei etwa 1616 Euro pro Monat brutto! Das deutsche Durchschnittsgehalt liegt bei 1400 Euro pro Monat.
Aber mittlerweile wissen wir ja, auch Statistiken werden geschönt, also dürften auch die Gehälter noch darunter liegen.
Wir dürfen in den nächsten Wochen gespannt sein, was uns noch alles blüht…
Der Wahlkampf ist längst vergessen, das merken wir unter anderem auch daran, dass einige PolitikerInnen scheinbar vor nichts mehr zurückschrecken…
Denn sie wissen nicht, was sie tun … oder doch?!
Netzfrau Doro Schreier
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