Wir sind empört! Indien: Gruppenvergewaltigung als Strafe verhängt

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Lehrt „Vergewaltigt nicht!“ statt „Werdet nicht vergewaltigt!“

Wieder berichten die internationalen Medien über ein Verbrechen, das Indiens Bevölkerung zu einem Aufschrei veranlasst: In einem Dorf in West-Bengalen hat das Panchayat, eine Art Dorfgericht, eine junge Frau wegen ihrer Beziehung zu einem Muslim zu einer unbeschreiblich perversen und grausamen Strafe verurteilt.

Laut NDTV berichtete das Opfer: „Der Morol (Führer des Dorfes) ordnete, dass die Männer des Dorfes sich mit mir ‚vergnügen‘ sollten. Auf seinen Befehl hin vergewaltigten mich mindestens 10-12 Leute ohne Unterlass, einige davon Mitglieder einer einzelnen Familie. Wie oft ich genau vergewaltigt wurde, bekam ich irgendwann nicht mehr mit.“ Ein Vertreter des Krankenhauses, in dem die 20-jährige behandelt wird, erzählt von massiven Blutverlusten. Die Frau habe das Verbrechen nur dank ihrer guten körperlichen und mentalen Konstitution überlebt.

Das Panchayat ist eine Art formloser Dorfjustiz. Es ist nicht Teil des aktuellen indischen Rechtssystems. Aber die Politiker tolerieren es, weil sie über den Führer des Panchayats die Bewohner des Dorfes kontrollieren können.  Es ist sehr hierarchisch. Nachdem der Führer bestimmt wurde, benimmt er sich wie ein Tyrann. Politiker lieben es, über dieses System Einfluss auf Wählerstimmen zu nehmen“, erklärt Rita Banerji, Gründerin der The 50 Million Missing Campaign, einer Kampagne gegen den andauernden Völkermord am weiblichen Geschlecht in Indien.

Das Opfer und ihr verheirateter Freund konnten zunächst die Strafe nicht zahlen, die das Gericht quasi „in erster Instanz“ festgesetzt hatte. Ihrem Freund gewährte man Zahlungsaufschub. Seine Ehefrau verkaufte später Schmuck, um ihn auszulösen. Die Familie der jungen Frau, so ein aktueller Bericht von The Guardian, war zahlungsunfähig. Und so verhängte das Panchayat die Gruppenvergewaltigung – zunächst öffentlich auf einer Bambusplattform. Später verlegte man den Schauplatz dieser grausamen Tat in eine Hütte. Medizinischen Untersuchungen zufolge soll es sich um „zwischen 5 und 15“ Täter handeln. 13 Personen, inklusive des Morols, wurden verhaftet.

In einem Fall wie diesem hätte ein Panchayat üblicherweise einen ‚Ehrenmord‚ angeordnet“, berichtet Rita Banerji. „In diesem Fall wurde eben die Gruppenvergewaltigung als Strafe bestimmt, die körperliche, sexuelle Machtausübung über die Frau. Den neuesten Berichten zufolge wurde sie vor den Augen aller Bewohner inklusive der Kinder die ganze Nacht vergewaltigt. Man soll ihre Schreie durch das ganze Dorf gehört haben. Die Frauen des Dorfes haben mit der Polizei gestritten und behauptet, die Männer hätten nichts Falsches getan. Ihrer Meinung nach musste die Frau bestraft werden. Hier sieht man, wie Frauen das gegen sie selbst gerichtete System der Gewalt bereits verinnerlicht haben.

Westbengalen ist einer der indischen Staaten, in denen Verbrechen gegen Frauen besonders häufig vorkommen. Aber auch im restlichen Indien sind Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen an der Tagesordnung. Trotz verschärfter Gesetze scheint es Indiens Regierung nicht gelingen zu wollen, die Situation unter Kontrolle zu bringen und die Menschenrechte von Frauen und Mädchen zu gewährleisten.

Wieder ein Verbrechen, das Indiens Bevölkerung zu einem Aufschrei veranlasst. Bleibt zu hoffen, dass dieser nicht wieder zu einem leisen Raunen verkommt…

Netzfrau Andrea Wlazik

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