„Kindersoldaten beim Bund“, so verzeichnete die Bundeswehr zum 10. Juni 2013 allein 48 Bewerber im Alter von 16 Jahren, die bereits an einer Tauglichkeitsuntersuchung teilgenommen hatten.
Zwischen 2001 und 2010 warb die Bundeswehr 4804 männliche Minderjährige als Freiwillige, die zu Beginn ihres Grundwehrdienstes erst 17 Jahre alt waren. Zusätzlich begannen im Zeitraum von 2009 bis 2011 insgesamt 1305 weibliche und männliche unter 18-jährige freiwillig ihren Dienst als Soldatinnen und Soldaten auf Zeit.
Die Bundeswehr nimmt zunehmend größeren Einfluss auf das Bildungswesen, um die Sicherheits- (Kriegs-)politik der Bundesrepublik Deutschland darzustellen.
„Von Soldatinnen und Soldaten und den zivilen Mitarbeitern der Bundeswehr wird ein hohes Maß an Flexiblität und Mobilität verlangt. Um diese Anforderungen besser mit den persönlichen Bedürfnissen von Familie und Partnerschaft in Einklang zu bringen, hat die Bundeswehr ein breites Konzept zur Vereinbarkeit von Familie und Dienst aufgestellt. Es umfasst beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten für Telearbeit zu Hause oder Kinderbetreuung an den Standorten“, schreibt die Bundeswehr auf ihrer Internetseite.
Das war ja auch das, was die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gleich nach ihrem Amtsantritt forderte. Familienfreundlicher Arbeitgeber Bundeswehr, dafür setzt sich die siebenfache Mutter und einstige Familienministerin ein.
Dass es keinen familienfreundlichen Krieg geben kann, sei dahin gestellt. Doch was wir heute erfahren, geht weit über die Grenze dessen hinaus, was wir akzeptieren können.
Wie aus Angaben der Bundesregierung hervorgeht, werden im großen Stil bereits 16-jährige Mädchen und Jungen angeschrieben und auch Bewerbungen von 16- und 17-jährigen entgegengenommen. So verzeichnete die Bundeswehr zum 10. Juni 2013 allein 48 Bewerber im Alter von 16 Jahren, die bereits an einer Tauglichkeitsuntersuchung teilgenommen hatten.
Keine Zahlen liefert die Bundesregierung auf die Frage, wie viele als Minderjährige eingestellte Soldaten bereits mit 18 Jahren in Auslandseinsätze geschickt werden. Und auch zu der Frage, ob diese häufiger als andere mit posttraumatischen Belastungsstörungen zurückkommen, hat die Bundeswehr keine Daten vorliegen.
Wie wir der ANTWORT vom Bundesverteidigungsministerium entnehmen.
Doch wie verhält es sich mit Kindern an der Waffe?
Diese werden sogar an der Waffe ausgebildet, wie die Bundesregierung in dem Antwortschreiben bestätigte. Allein im Jahr 2012 wurden nach Angaben der Bundesregierung 1216 freiwillig Wehrdienstleistende und Zeitsoldaten unter 18 Jahren eingestellt.
„Dummer Fehler“: Bundeswehr schreibt Kinder an
Bereits im März 2013 erhielten im Großraum Lensahn im Kreis Ostholstein 1000 Mädchen und Jungen Werbepost von der Bundeswehr. Die zuständige Meldebehörde, in diesem Fall das Amt Lensahn, hatte versehentlich die Daten aller Einwohner unter 17 Jahren an die Bundeswehr übermittelt. Auswählen wollte die Behörde ursprünglich die Daten der Jugendlichen, die 17 Jahre und älter sind. Das Werbematerial der Bundeswehr ging übrigens an Kinder zwischen einem Monat und 17 Jahren!
Schon im Dezember 2011 war ihr dabei ein ähnlicher Fehler unterlaufen. Die Bundeswehr hatte damals mehr als 2.000 Kindern und Jugendlichen aus Eutin (Kreis Ostholstein) Broschüren und einen Bewerbungsbogen zugeschickt.
Die Bundeswehr nimmt zunehmend größeren Einfluss auf das Bildungswesen, um die Sicherheits- (Kriegs-) -Politik der Bundesrepublik Deutschland darzustellen. Acht Bundesländer haben Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr unterzeichnet, die der Bundeswehr bzw. den Jugendoffizieren Vorrang in den Bildungseinrichtungen einräumen. In Baden-Württemberg wurde diese Vereinbarung am 4. Dezember 2009 mit dem Kultusministerium getroffen. Die Arbeit von Jugendoffizieren in Schulen soll dabei verbessert werden. Insbesondere in die Ausbildung der ReferendarInnen und die LehrerInnenfortbildung sollen Jugendoffiziere stärker eingebunden werden und sogenannte Bildungsangebote der Bundeswehr in Medien der Kultusministerien veröffentlicht werden.
Aus einer PDF- Datei der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft erfahren wir Folgendes:
„Der Werbeetat der Bundeswehr ist von 1998 bis 2010 von 9 auf 27 Millionen Euro gestiegen. Die Imagepflege scheint bitter notwendig zu sein, schreibt die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Baden-Württemberg war eines der ersten Bundesländer, das das Vordringen der Bundeswehr in die Klassenzimmer durch einen entsprechenden Vertrag regelte ( …) Neben Deutschland werben weltweit lediglich 25 Länder unter 18-jährige für den Armeedienst. Bei Auftritten in Schulen oder Ausbildungsmessen werden oftmals schon 14-jährige angesprochen. Zwischen 2001 und 2010 warb die Bundeswehr 4.804 männliche Minderjährige als Freiwillige, die zu Beginn ihres Grundwehrdienstes erst 17 Jahre alt waren. Zusätzlich begannen im Zeitraum von 2009 bis 2011 insgesamt 1305 weibliche und männliche unter 18-jährige freiwillig ihren Dienst als Soldatinnen und Soldaten auf Zeit.
Die GEW wendet sich entschieden gegen den zunehmenden Einfluss der Bundeswehr auf die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts und der Lehreraus- und -fortbildung, wie laut Kooperationsonsabkommen zwischen den Kultusministerien und der Bundeswehr deutlich wird!
Auch wir fordern – „Schulfrei für die Bundeswehr“!
Weltweit gibt es etwa 250.000 Kindersoldaten. Minderjährige werden vom Militär und Rebellengruppen rekrutiert und in bewaffneten Konflikten als Kindersoldaten eingesetzt. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche im Kampfeinsatz sind massiv von den Auswirkungen kriegerischer Konflikte betroffen.
Gewalt, Flucht und Angst traumatisieren junge Menschen schwer. In jungen Jahren haben Kinder, die in Bürgerkriegsgebieten oder politisch unstabilen Regionen leben, oft schon mehr Grauen erlebt, als wir uns vorstellen können.
Gewalt hat viele Gesichter. Ein Familienfreundlicher Arbeitgeber Bundeswehr darf keine Kinder bzw. Jugendliche vor ihren Karren spannen noch die Gewalt verherrlichen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, das sollten Sie doch als siebenfache Mutter wissen und beherzigen .
Dazu auch: Offener Brief: „Keine Waffen in Kinderhände – Waffenexporte stoppen!“
Der beste Schutz für Familien ist , Minderjährige nicht mehr für militärische Zwecke zu rekrutieren und Auslandseinsätze der Bundeswehr umgehend zu beenden, genau das fordern wir.
Netzfrau Doro Schreier
Offener Brief an den Bundesinnenminister Herrn Dr. Thomas De Maizière
Kinder haben Rechte und sind doch Opfer von Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel
“Verlorene” Kindheit – wenn kleine Kinder zu Pflegekräften werden