Das bittere Geschäft mit den Orangen

orangen (1)Zu einem guten oder üppigen Frühstück gehört neben Brötchen und Butter meist auch ein Glas Orangensaft. Doch würden Sie noch Orangensaft trinken, wenn Sie wüssten, dass dieser genmanipuliert, mit Pestiziden verseucht und durch Kinderarbeit hergestellt wird? Wussten Sie, dass die Arbeitsbedingungen in der Orangensaft-Produktion menschenunwürdig sind? Kennen Sie das Orangen-Kartell?

Viele Verbraucher sind noch der Ansicht, dass Onkel Dittmeyer, wenn er in seinen Werbefilmchen durch andalusische Haine streift, persönlich über jede einzelne spanische Orange wacht. Es stört sie nicht, dass die Verpackungen von Granini und anderen Stammgästen in deutschen Kühlschränken ihre Herkunft verschweigen.

Brasilien ist heute neben den USA der weltweit größte Orangenproduzent und -exporteur. 80 Prozent des Orangensafts, der in Österreich und Deutschland konsumiert wird, stammt aus Brasilien. Auf den Orangenplantagen im Bundesstaat Sao Paulo, dem größten Orangenanbaugebiet der Welt, sind rund 15 Prozent der Kinder, die dort arbeiten, jünger als 14 Jahre. Auch werden in  Brasilien Hunderttausende Arbeiter auf Orangenplantagen ausgebeutet. Wer zu oft krank ist oder zu wenig erntet, ist in der nächsten Saison nicht mehr dabei. Zudem sind die Arbeitsbedingungen gefährlich. Viele Erntehelfer verunglücken.

Wenn das heimische Obst rar wird, sind Exoten und Zitrusfrüchte bei uns besonders beliebt. Die bekanntesten Vertreter sind Orangen, Mandarinen, Zitronen, Grapefruits und Kiwis. Besonders beliebt ist der Orangensaft.

Die Bedingungen in der Orangensaft-Produktion sind menschenunwürdig, darüber berichteten wir bereits im Dezember. Aber nicht nur deshalb, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen gehört er nicht auf den Frühstückstisch. Orangensaft ist zum Frühstück schlecht verträglich. Er enthält viel Säure, die den Magen belasten kann. Außerdem soll die Säure im Saft den Zahnschmelz angreifen. Hinzu kommt, dass Orangensaft reichlich Fruchtzucker enthält. In diesem Zusammenhang fragen Sie den Arzt Ihres Vertrauens oder Ihren Apotheker.

Genmanipulierte Orangen

Dass sich mit Orangen viel Geld verdienen lässt, zeigt die Großspende von Cutrale und Coca-Cola. Sie spendeten 3 Millionen $ für die Zitrusfrüchte-Forschung an die University of Florida Foundation. Diese Spende dient zur Unterstützung der langfristigen Forschungsprojekte zur Verhinderung der Krankheiten, die die Zitrusfrüchte bedrohen. Eine Arbeitsgruppe der Universität von Texas hat Orangen gentechnisch so verändert, dass sie ein Peptid bilden, das die Zellwände der Bakterien zerstört. Etwa 2016 könnte die gv-Orange marktreif sein.

Auch auf Orangen gibt es bereits Patente! Ein Patent ist z. B. von Bayer.

Die Orangen-Dynastie

Zwei Familien beherrschen dabei allein mehr als die Hälfte der weltweiten Exporte: Fischers und Cutrales. Dazu kommen noch eine Tochter des US-Handelshauses Cargill, der brasilianische Unternehmer-Klan Votorantim und der französische Unternehmer Robert Louis-Dreyfus. Diese fünf teilen sich das Geschäft. Florida-Orangen? Die bleiben überwiegend in Nordamerika. Das Sagen auf dem Orangenmarkt im Rest der Welt haben die Brasilianer, und eben diese Clans.

Der hohe Preis für billigen Orangensaft

Ein Kilo Orangen gibt es in Supermärkten und Discountern mitunter schon für weniger als einen Euro. Wie schon in unserem Beitrag Das krumme Ding- Banane müssen auch auf diesen Feldern und in den Fabriken viele Arbeiter unter unwürdigen Bedingungen schuften. Hierzulande bekommt kaum einer etwas davon mit. Es gibt nur noch einige wenige Konzerne, die Lieferketten der Lebensmittel beeinflussen und die Preise gnadenlos drücken. So ist Edeka Europas größter Fruchtimporteur und Branchenprimus im Einzelhandel. Die Leidtragenden sind die Menschen, die auf den Plantagen ausgebeutet werden.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Beitrag: Der hohe Preis für billigen Orangensaft – gemanipuliert, Pestizide, Kinderarbeit, Orangen-Kartelle, Patente…

Ausgepresst und ausgenommen – Das bittere Geschäft mit den Orangen

ZDFzoom SENDUNG VOM 29. 01. 2014 um 22:45 Uhr – der Beitrag ist auch in der Mediathek zu sehen: http://www.zdf.de/ZDFzoom/ZDFzoom-Ausgepresst-und-ausgequetscht-31644842.html

Die ZDFzoom-Autoren Stefan Hanf und Anja Utfeld gehen der Frage nach: Wie ist es möglich, Orangen und Zitrusfrüchte so günstig zu produzieren? Und welche Rolle spielen die großen deutschen Einzelhandelsketten?

ZDFzoom verfolgt die Spur von Orangen aus deutschen Supermärkten bis ins spanische Valencia. Von dort kommen im Winter die meisten Früchte, die auf dem deutschen Markt angeboten werden. Deutlich wird: Wegen des großen Preisdrucks, den deutsche und europäische Einzelhandelsketten ausüben, können die Bauern oft kaum noch kostendeckend produzieren.

Italien ist das zweitwichtigste Herkunftsland von Zitrusfrüchten. Hier erfahren die Autoren: Die Billigpreise haben nicht nur Auswirkungen auf Produzenten und Lieferanten, sondern vor allem auf die afrikanischen Erntehelfer. Sie pflücken Orangen, Clementinen und Zitronen zu Dumpinglöhnen. Slums, Armut und Ausbeutung sind die Folgen des gnadenlosen Preisdrucks.

Der Grad zwischen Empörung und Entmutigung ist bei globalen Problemen schmal. Die eigene Kraft scheint angesichts transkontinentaler Konzerne und weltwirtschaftlicher Strukturen verschwindend gering. Es ist wichtig, dass Sie akzeptieren, dass schnelle und radikale Lösungen nicht in Sicht und dennoch auch kleine Schritte hilfreich sind. Mit dem Konsum fair gehandelter Produkte können Sie dazu beitragen, die Welthandelsbeziehungen ein Stückchen gerechter zu machen.

Netzfrau Doro Schreier

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