Der Wald hat in allen Kulturen eine große Rolle gespielt. Für die Natur und den Menschen erfüllt er viele Funktionen. Er ist Erholungsort, beheimatet Pflanzen und Tiere, reinigt die Luft, reguliert das Klima, schützt den Boden vor Erosionen und Überschwemmungen, das Wasser vor Verschmutzungen und bietet einen vortrefflichen Lärmschutz.
Neben seinem ökologischen Wert ist er seit Menschengedenken einer der wichtigsten und umweltverträglichsten Rohstofflieferanten. Mit seinem Holz wurden Brücken und Häuser gebaut, die über Jahrhunderte, wie viele Beispiele zeigen, erhalten blieben. Der Rohstoff Holz dient zum Bau von Werkzeugen, Haushaltsgeräten und seine Anwendung reicht bis zur Möbel- und Papierherstellung.
Der Wald als Sauerstoffspender Im Wege der Photosynthese absorbieren wachsende Bäume CO2 und produzieren O2. Im Vergleich: Pro Kubikmeter Wachstum = 1 Tonne Kohlenstoffdioxid und gleichzeitige Produktion von Sauerstoff = 0,7 t. Allerdings ist die Sauerstoffproduktion und der Verbrauch von Kohlendioxid (CO2) der Bäume von vielen Faktoren abhängig.
Beispielsweise absorbieren gesunde Bäume und jüngere, stark wachsende Bäume mehr CO2 als Bäume, die am Absterben sind und verrotten. Naturschützer neigen dazu, den Wald isoliert zu betrachten statt integriert mit und für den Menschen. «Es zeugt von Unkenntnis der Zusammenhänge, wenn gefordert wird, keinen Baum mehr zu fällen oder für den Hausbau und die Heizung kein Holz mehr zu verwenden. Die Konsequenz wäre, noch mehr Kunststoffe auf der einen Seite und einen Wald mit geringerer Erholungsfunktion, weil ungepflegt, überaltert, den Schädlingen preisgegeben. Solche Wälder sehen dann aus wie verkommene Gärten.», so Prof. Anton Schneider: Wald – Boden – Mensch, Institut für Baubiologie + Ökologie, Neubeuern, 1985.
Um mit dem Wald neben dem ökologischen auch einen optimalen wirtschaftlichen Ertrag zu erzielen, sind ökologische Gesetzmäßigkeiten zu respektieren, die allerdings innerhalb von Europa nur unzureichend gesetzlich geregelt sind. Beispielsweise soll – damit sich die Waldflächen nicht verringern – planmäßiges Anpflanzen neuer Waldbestände erfolgen und nur die Menge Holz eingeschlagen werden, die auch nachwachsen kann.
Das ist ein guter Ansatz, doch wie sieht die Praxis aus? Forstpolitische Richtlinien, Kriterien und Indikatoren zu nachhaltiger Forstwirtschaft werden von Forest Europe, der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (vor 2009 MCPFE), entwickelt. Laut Eurostat (Pressemitteilung 06.2011) bedecken die Wälder Europas ca. 40 % der Landfläche, d. h. 178 Millionen Hektar. Davon standen im Jahr 2010 drei Viertel als Wirtschaftswald zur Verfügung. Danach nimmt die in Europa verfügbare Menge an Holz zu.
Im Jahr 2010 überstieg der Umfang des Holzzuwachses im Wirtschafswald den Umfang des Holzeinschlags um mehr als ein Drittel. Zur Zeit werden jedoch infolge wirtschaftlicher Interessen schnell wachsende Baumarten wie Fichte, Tanne und Kiefer nachgepflanzt. Hier müssten vom Gesetzgeber schärfere Gesetze geschaffen werden, damit die europäischen Mischwälder in ihrer Vielfalt erhalten bleiben. Forderungen des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland): Der BUND fordert, dass in den Waldgesetzen des Bundes und der Länder gewisse Kriterien festzuschreiben sind. Dazu gehört u. a. der Vorrang der Gemeinwohlfunktion im öffentlichen Wald vor der Holzproduktion und ein Verkaufsverbot von Wald der öffentlichen Hand.
„Die Forstverwaltungen sollten Planungen einschließlich Waldnutzungskonzepten öffentlich zugänglich machen und die örtliche Bevölkerung z. B. durch Anhörungen bei der Entwicklung einbeziehen. Der Gesetzgeber und die Forstverwaltungen sollten die „Gute fachliche Praxis“ für die Waldbewirtschaftung definieren und stetig weiter entwickeln und diese als Grundlage und Mindestanforderung für Planung, Durchführung und Bewertung von Waldnutzungsmaßnahmen umsetzen.“, nachzulesen in BUNDpositionen.
Wenn es angeblich wieder mehr Bäume ohne sichtbare Schädigungen gibt, ist trotzdem mehr als ein Viertel der Bäume in Deutschland geschädigt, das gilt besonders für Eichen.
Laut der Waldzustandserhebung 2012 des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat sich zwar der Zustand des deutschen Waldes verbessert, aber eine Entwarnung ist keineswegs in Sicht, wenn wir uns die Daten ansehen. Während sich der Zustand der Buchen verbessert hat (sofern von „Verbesserung“ die Rede sein kann bei nur 22 Prozent ohne Kronen-Verlichtung und 88 Prozent Warnstufen), ist die Kronenverlichtung (Indikator für Kronenzustand) bei Eichen weiter auf inzwischen 50 Prozent angestiegen (siehe Tabelle). Die Waldfläche Deutschlands hat geringfügig zugenommen. Sie beträgt 11,1 Millionen Hektar, d. h. 31 Prozent der Gesamtfläche (Quelle BMELV Inventurstudie 2008). Jedoch fallen immer wieder wertvolle alte Wälder dem Flächenverbrauch zum Opfer.
In dem Artikel der Netzfrauen „Alte Buchen nach China – Ausverkauf des deutschen Waldes“ erfahren wir, dass alte Buchen u. a. nach China exportiert werden. Dabei handelt es sich nicht um kleine Mengen, nein, es sind ca. 14 000 Container im Jahr. Inzwischen erfasst das statistische Bundesamt die Ausfuhren von Buchenrohholz nach China. Demnach wurden für das Jahr 2012 ca. 330 000 Tonnen erfasst.
Nächste Woche beginnen bei Weilerbach in der Pfalz die Rodungsarbeiten eines wertvollen Wald- und Wasserschutzgebietes, um einem neuen US-Hospital Platz zu machen. 42 Hektar schützenswerter Wald mit einer großen Anzahl streng geschützter Tiere und Pflanzen werden auch hier wieder einmal geopfert und alle Proteste aus der Bevölkerung wurden in der Vergangenheit über viele Jahre ignoriert. Fazit: Es wird gerodet und gebaut. Hier mehr zum Thema.
Die gesunden, biomassereichen Buchen und Eichen, unser wertvolles Naturerbe, wurde auf Restflächen zurückgedrängt. Es gibt ein „Übereinkommen über die Biologische Vielfalt“ (CBD-Convention on Biological Diversity), in dem 193 Vertragsstaaten, darunter auch Deutschland, sich verpflichteten, die Ziele der Biodiversitätsstrategie (NBS) einzuhalten. Demnach ist ein Ziel, dass bis 2020 der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5 % der Waldfläche betragen sollte.
Der BUND hingegen fordert, dass mindestens 10 Prozent der deutschen Waldfläche als „Urwälder von morgen“ ausgewiesen werden, damit eine dauerhaft natürliche Entwicklung gewährleistet ist und die Biodiversität der Wälder erhalten bleibt oder wieder hergestellt werden kann. In Wirtschaftswäldern kommen kaum noch Insekten, Pilze oder Totholzbewohner (Pflanzen und Tiere, die auf abgestorbenem Holz leben) vor. Pflanzen und Vögel sind in Wirtschaftswäldern teilweise schon ausgestorben.
Deshalb sind prozessgeschützte Wälder, bei denen eine natürliche Entwicklung gewährleistet ist und in denen die Natur ihren freien Lauf nehmen kann, von vitaler Wichtigkeit zur Erhaltung unserer Wälder. Umweltverbände fordern seit Jahren, für die Waldbewirtschaftung entsprechende Waldgesetze zu schaffen.
Hier ist die Politik aufgefordert, für eine „Gute fachliche Praxis“ zu sorgen.
© 2014 Netzfrau Birgitt Becker
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