„Meine heiße Liebe…“ trällern die Wise Guys und meinen damit ihre morgendliche Tasse Kaffee. Trinken Sie auch so gerne Kaffee? Ich bilde mir ein, die Wise Guys haben ihre „heiße Liebe“ nur für mich geschrieben. Naja und vielleicht für die restlichen rund 66 Millionen Deutschen, die regelmäßig Kaffee trinken.
Außerdem bildete ich mir bislang ein, dass, wenn ich Kaffee bestelle oder koche, in meiner Tasse immer nur Kaffee und heißes Wasser ist, solange ich noch keine Milch und keinen Zucker dazugegeben habe. Aber irren ist ja bekanntlich menschlich – oder haben Sie schon einmal etwas von Zusatzstoffen in Kaffee gehört oder gelesen?
Ich nicht. Zumindest nicht, bis zum 22. Januar 2014, als plusminus im Ersten darüber berichtete.
plusminus ließ einen Experten vom Institut für Lebensmitteltechnologie Nordrhein-Westfalen verschiedene Kaffees im Labor testen. Außerdem standen diverse Kaffeezubereitungen (Café Latte, Cappuccino usw.) auf dem Prüfstand.
Beim ersten Testprodukt, einem handelsüblichen Röstkaffee, war schon auf der Verpackung, also eigentlich für den Verbraucher ersichtlich, nur ein Kaffeeanteil von 89%, ausgewiesen. Der Rest der Füllung besteht aus Karamell und Maltodextrin. Hierdurch werden nicht nur die Bitterstoffe gemildert, sondern es wird auch am wertvollen Kaffee gespart. Außerdem drücken sich die Hersteller so um einen Teil der Kaffeesteuer. Diese richtet sich nämlich nach dem tatsächlichen Kaffeegehalt. Aber wer, bitteschön, kommt denn auf die Idee, beim Kauf von Filterkaffee auf die Inhaltsstoffe zu schauen!?
Noch heftiger ist das Ergebnis bei den Kaffeezubereitungen. Während der Milchkaffee im Bistro nebenan gut 50% Kaffee und 50% Milch enthält, kommt die Zubereitung gerade mal auf 6,5% löslichen Bohnenkaffee. Beim getesteten Cappuccino steht der lösliche Kaffee gerade mal an dritter Stelle hinter Zucker und Glukosesirup, gefolgt von gut einem Dutzend weiterer Zutaten wie Aroma und diversen Süßungsmitteln.
Auch Kaffeepads und -kapseln kommen um diese Schummelei nicht herum. Oft outen sich die gestreckten Zubereitungen bei genauerem Hinsehen mit Formulierungen wie z. B. „nach Art Café Mélange“. Von der oben erwähnten Steuerersparnis kommt übrigens – zumindest bei Kaffeepads und Kaffeekapseln – nichts beim Verbraucher an. Bis zu 60 € kostet das Kilo, ein Preis, den kaum jemand für ein Kilogramm herkömmlichen Röstkaffees bezahlen würde.
Ein hoher Preis, auch ökologisch betrachtet. In diesem Zusammenhang ist Kaffee an sich schon ein teures Gut. Eine Tasse Kaffee benötigt in der Herstellung 140 Liter Wasser, berichtet Planet Wissen.
„Man fülle eine Normbadewanne voll mit Wasser und brühe sich daraus eine Tasse Kaffee.“ Klingt absurd? Es kommt noch besser: Zwischen Kaffeebauer und Supermarktregalen liegen rund 6 Monate und 17 Stationen (Transportunternehmen, Lagerhäuser, Kaffeebörse, Rösterei usw.) wie Galileo berichtet. Dass jede Station am „braunen Gold“ verdienen möchte, versteht sich von selbst. Das erklärt vielleicht den Preis für normalen Röstkaffee, aber längst nicht die völlig überhöhten Preise bei Kapseln und Pads.
Kaffeekapseln werden unter anderem deshalb so teuer, weil sie (mal komplett, mal teilweise) aus Aluminium bestehen, einem extrem teuren Rohstoff. Auch hier versteht sich „teuer“ nicht nur im Sinne unseres Geldbeutels, sondern auch im ökologischen Sinn: Um aus dem Ausgangsstoff Bauxit 1 Kilogramm Aluminium zu gewinnen, werden gut 14 Kilowattstunden Strom verbraucht, bei dessen Erzeugung Kohlendioxid frei wird, im konkreten Fall mehr als 8 Kilogramm. Glaubt man den Hersteller-Angaben, dass sich aus 1 Kilo Alu etwa 1000 Kapseln formen lassen und bedenkt, dass in 2010 mehr als 6 Milliarden Kapseln verkauft wurden, kommt man für ein Jahr auf mehr als 6 Millionen Kilo Aluminium. Die Sauerei beginnt aber schon viel früher: Der Ausgangsstoff Bauxit wird im Tagebau gewonnen, etwa 90% der Bauxitreserven lagern im Tropengürtel. Um diese abzubauen, wird Regenwald abgeholzt und ganze Landschaften werden zerstört. Pro Tonne hergestelltem Aluminium entstehen 1 bis 6 Tonnen giftiger Rotschlamm, der oft in Seen zwischengelagert oder einfach in Flüsse geleitet wird. Das und welche weiteren Auswirkungen auf das Ökosystem die Herstellung von Aluminium hat, können Sie bei Rettet den Regenwald detailliert nachlesen.
Dennoch: Das Aluminium ist vermutlich nicht der Hauptpreistreiber. Die Hersteller haben einfach das getan, was sie mit wunderbarer Regelmäßigkeit tun. Sie ködern Menschen mit erschwinglichen Produkten, die der Bequemlichkeit dienen, um ihnen dann mit Zubehör und Zutaten das große Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Euromonitor International erreichte der Umsatz allein bei Kaffeekapseln im Jahr 2012 weltweit rund sechs Milliarden Dollar
Natürlich steht es jedem Verbraucher frei, sein Geld auszugeben, wofür er möchte. Ich jedenfalls möchte mit meinem nicht das Grab meiner Kinder, Enkel und weiteren Nachfahren schaufeln. Und ich möchte es nicht Unternehmen in den Rachen werfen, die ihr Geld mit der Ausbeutung von Menschen in armen Ländern verdienen und die Verbraucher täuschen, wo es nur geht. Vielleicht spare ich das Kaffeekapselgeld und leiste mir davon die Kaffee-Röst-Mahl-Brüh-Maschine, über die Galileo in der Sendung vom 22. 01. 2014 berichtete.
Ich bin neugierig, wann diese Wundermaschine auf dem Markt zu haben sein wird und ob auch ich sie mir mit meinen doch recht begrenzten finanziellen Möglichkeiten leisten kann. Deshalb frage ich direkt beim Berliner Startup-Unternehmen Bonaverde nach und bekomme nur wenige Tage später eine sehr nette Antwort von Unternehmensgründer Hans Stier. Er beantwortet bereitwillig alle Fragen, die nach meiner Recherche noch offengeblieben sind.
- Kann die Maschine noch vorbestellt werden? Ja, auf www.indiegogo.bonaverde.com
- Ab wann können wir die Maschine hier in Deutschland regulär kaufen? 2015
- Über welche Bezugsquellen wird die Maschine erhältlich sein? Online only
- Unter welcher Bezeichnung wird die Maschine verkauft werden? Bonaverde
- Wird es auf Ihrer Plattform auch eine Art Siegel für Biokaffee geben? Bonaverde kauft direkt am Ursprung und die Nutzer unserer Platform und Maschinen können sich live vor Ort überzeugen. Bisher haben alle unsere Partnerbauern auch Bio und Fairtradesiegel. Leider. Leider, weil es unnötig Geld für unnötig große Marketingapparate kostet, das beim Produzenten besser aufgehoben wäre.
- Laut Galileo wird die Maschine ca. 260 € kosten, ist das korrekt? Das kostet sie heute auf Indiegogo. Später wird sie bedeutend teurer, weil wir jetzt noch in der frühen Unterstützer-, also Early Innovator Phase sind.
Ich jedenfalls werde über die Anschaffung der Bonaverde nachdenken. Der Gedanke, mir grüne, getrocknete Kaffeebohnen zu bestellen, sie in umweltfreundlichen Jutesäcken geschickt zu bekommen, sie zu Hause frisch rösten, mahlen und brühen zu können, gefällt mir. Und mir gefällt der Gedanke, mir im Internet einen Kaffeebauern meines Vertrauens zu suchen, der dann statt 6 Cent pro bezahltem Euro das fünffache bekommt.
Vor allem aber gefällt es mir, dass ich dann sicher sein kann, was ich in meiner Tasse habe: Meine heiße Liebe…!
Netzfrau Andrea Wlazik
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