Mit überwältigender Mehrheit (37:2) wies heute der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments den umstrittenen Entwurf einer europäischen Saatgutverordnung zurück und forderte die EU-Kommission auf, ihn zurückzuziehen und von Grund auf zu überarbeiten. Auf eine gemeinsame Resolution zur Begründung einigte er sich aber nicht.
Am 11. Februar wird in der EU nicht nur darüber abgestimmt, ob der Pioneer Mais 1507 in Europa zugelassen wird, sondern auch über die EU-Saatgutverordnung. Wir hatten Sie dazu gebeten, an einer Protestaktion teilzunehmen; denn auf EU-Ebene wird eine neue Saatgutverordnung verhandelt, von der wieder einmal die Agrarkonzerne profitieren werden. Alte und seltene Sorten sollen dadurch in die Illegalität getrieben werden. Die bunt gesprenkelten Paradeiser, die violetten Erdäpfel, der geschmackige Apfel aus der Kindheit – all das würde aus unseren Gärten und von unseren Tellern verschwinden Siehe : ACHTUNG EU-Kommission! Kein Gen-Mais auf unsere Felder und Hände weg von unserem Saatgut
EU-Agrarausschuss gegen Saatgutverordnung
Der Ausschuss rief die EU-Kommission dazu auf, diese nun ebenfalls zu annullieren und grundlegend zu überarbeiten.
„Wir begrüßen die fast einstimmige Ablehnung“, so Benedikt Haerlin von der Kampagne „Freiheit für die Vielfalt“, „Wir erwarten allerdings nicht nur Ablehnung von den Abgeordneten, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Vielfalt“.
Wenn das Plenum des Parlaments im März dem Agrarausschuss folgt und sich dabei auf eine klare Begründung einigt, wäre dies ein wichtiger Etappensieg gegen die schleichende Reduzierung der Saatgut-Vielfalt in Europa und der Erfolg einer breiten Bürgerbewegung von mehr als 700 000 Menschen.
Heute dominieren eine Handvoll Chemie-, Gentechnik- und Saatgut-Unternehmen beim Saatguthandel. Der Nachbau, Tausch- und Kleinhandel mit samenfesten Sorten wird dadurch immer weiter eingeschränkt, Hybridsorten und auch künftig patentiertes Saatgut der Konzerne müssen von Landwirten und Gärtnern Jahr für Jahr neu bezogen werden.
Der freie Tausch von Saat- und Pflanzgut zwischen Bauern und Gärtnern darf nicht strafbar werden.
Derzeit läuft in Brüssel die Überarbeitung der EU Richtlinien für die Vermarktung von Saat und Pflanzgut auf Hochtouren. Die neuen Regelungen bedrohen seltene und bäuerliche Sorten. Alte Sorten sind besonders gefährdet, wenn der freie Tausch von Saatgut und Pflanzgut durch die neue Gesetzeslage unter Strafe gestellt wird. Das schadet Kleinbauern und regionalen Erzeugern. Industrielle Sorten können hingegen ihre Dominanz weiter ausbauen.
Während KonsumentInnen, GärtnerInnen und LandwirtInnen von der Vielfalt abgeschnitten werden, kann die Agrarindustrie aufatmen: Ist die Vielfalt erst einmal verdrängt, können sie den Menschen die genormte Einfalt auftischen. Die EU-Saatgutverordnung fördert die Konzentration von Saatgut in den Händen weniger Multis. Für viele lokal angepasste, seltene und alte Sorten von Gemüse, Obst und Getreide bedeutet dies das sichere Ende.
Das ist inakzeptabel. Die EU-Saatgutverordnung muss die Vielfalt ermöglichen, statt sie zu vernichten. Nur eine echte Vielfalt an Sorten sichert, dass unsere Landwirtschaft sich an veränderte Bedingungen – Klimawandel, neue Krankheiten, Schädlinge, Lebensstil – anpassen kann. Mehr Informationen ACHTUNG EU-Kommission! Kein Gen-Mais auf unsere Felder und Hände weg von unserem Saatgut
Wir, die Netzfrauen freuen uns über die Ablehnung, werden aber trotzdem weiterhin Druck ausüben. Denn nur wenn das Plenum des Parlaments im März dem Agrarausschusses folgt und sich dabei auf eine klare Begründung einigt, wäre dies ein wichtiger Etappensieg gegen die schleichende Reduzierung der Saatgut-Vielfalt in Europa und ein Erfolg einer breiten Bürgerbewegung, die sich mittlerweile für mehr Vielfalt auf Feldern und in Gärten engagiert.
Wir werden Sie weiterhin informieren.
Netzfrau Doro Schreier
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