Offener Brief an Frau Dr. Angela Merkel

Merkel11Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,

der Höflichkeit halber stelle ich mich kurz vor:

Ich bin eine Frau, die wie Sie die 50 überschritten hat. Ich war eine berufstätige Mutter, von Beruf Bankerin. Zu meinen Prinzipien gehören u. a. Ehrlichkeit und Wahrheit, gegenseitige Achtung und Respekt gegenüber allen Lebewesen. Diese Tugenden gab und gebe ich an meine Kinder weiter. Ich gehöre keiner Partei oder ähnlichen Organisationen an. Dennoch habe ich als Bürgerin einige Fragen an Sie, die mich schon lange beschäftigen und welche Sie mir bitte, alleine schon aus Höflichkeit, Respekt und Achtung mir gegenüber, für die Sie ja DIENEN wollen, beantworten sollten. Dafür bedanke ich mich schon jetzt ganz herzlich.

Doch bevor ich meine Fragen an Sie richte, vorab: Sie verbrachten Ihre Kindheit in der damaligen DDR, ich im Westen. Sie mussten linientreu sein, also brav, damit Sie studieren konnten und gehörten der FDJ an. Ich dagegen musste mir meinen Weg erkämpfen. Denn im Westen war es nicht so selbstverständlich, dass sich eine Frau für Politik interessiert und studierte, nein, dafür fehlte das Geld. Und während Sie während des Mauerfalls in der Sauna schwitzten, schwitzte ich am Bügelbrett, als berufstätige Mutter blieben nur die Abende für die anfallenden Hausarbeiten. Aber für diese Situationen können wir beide nichts, wir beide sind Frauen, die ihren Weg gegangen sind. Sie als Physikerin und ich als Bankerin.

Ihren Weg als Politikerin konnte ich aufmerksam verfolgen, zunächst als Ministerin im Bundesministerium für Frauen und Jugend, später als Bundesumweltministerin und heute sind Sie Bundeskanzlerin.

Sie haben den hehren Anspruch, Kanzlerin aller Deutschen sein zu wollen …

Zitat: „Die soziale Marktwirtschaft ist unser Kompass, weil sie wie keine zweite Wirtschafts- und Sozialordnung den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Genau darum hat es zu gehen: um den Menschen im Mittelpunkt unseres Handelns. Das leitet mich seit meinem Amtsantritt im November 2005 in meinem Verständnis als Kanzlerin aller Deutschen und aller in Deutschland lebenden Menschen, gleich welcher Herkunft, das leitet mich auch in Zukunft, und das leitet die Regierung der Großen Koalition von CDU, CSU und SPD. Im Zweifel handeln wir für den Menschen. Bei jeder Abwägung von großen und kleinen Interessen, bei jedem Ermessen: Die Entscheidung fällt für den Menschen“. (Ihre Regierungserklärung vom 29. Januar 2014)

Warum stimmen Sie dann für den Gen-Mais, obwohl 2/3 der Deutschen gegen genmanipulierte Pflanzen und Nahrung sind? (Laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstitutes Forsa (2013) sind 73 Prozent der Westdeutschen und 63 Prozent der Ostdeutschen der Meinung, dass man Gentechnik in der Landwirtschaft verbieten sollte.

Wie können Sie es zulassen, dass Ihr Volk, die Deutschen, von den Amerikanern unter Generalverdacht gestellt werden, potentielle Terroristen zu sein?

Sie stellen die soziale Marktwirtschaft als den Kompass Ihres Handelns dar: Warum lassen Sie es dann aber zu, dass unser Land ausverkauft wird (unsere Unternehmen in ausländischer Hand), wenn das vagabundierende Kapital sich vollgesogen hat, weiter zieht und kaputte Unternehmen hinterlässt? (z. B.: Grohe und WMF ist auch bald soweit)

Wie können Sie es dann als einstige Bundesumweltministerin und heutige Bundeskanzlerin zulassen, dass Sie die Einführung der Verschärfung der Abgasnormen blockieren und weit in die Zukunft schieben?

(Die amtierende deutsche Bundesregierung will Erleichterungen für die deutschen Oberklasse-Hersteller Daimler, BMW und Audi durchsetzen und hatte schon im Juni eine Einigung blockiert.)

Wir sind beide Frauen, die ihren Weg gegangen sind. Sie als Physikerin und ich als Bankerin (mittlerweile ausgestiegen). Zu meinen Prinzipien gehören u. a. Ehrlichkeit und Wahrheit, gegenseitige Achtung und Respekt gegenüber allen Lebewesen, diesen Prinzipien bleibe ich treu, doch wie ist es mit Ihnen, Frau Dr. Merkel? Für eine Antwort dieser Fragen wäre ich Ihnen äußerst dankbar.

Hochachtungsvoll

D. Schreier , Gründerin der Netzfrauen

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