Am 22. Februar gehen Menschen in ganz Italien, in Frankreich (Nantes, Lion) und in Griechenland (Athen) auf die Straße. Der „Tag des Nationalen Widerstands“ wurde ausgerufen. In Vorbereitung auf diesen Tag wurden seit Wochen Treffen organisiert in Brescia, Turin, Trento, und in vielen anderen Städten (s. u.). Auch in Nantes (Frankreich) wurde die Bevölkerung für die anstehenden Projekte sensibilisiert, gegen die sich der Protest richtet.
Bürger gehen auf die Straße, um die rechtmäßige Verteidigung ihrer natürlichen Rechte zu fordern. Sie widersetzen sich Entscheidungen seitens der Regierung, bei denen die Interessen der Herrschenden, der Lobbys, der Banken, der Mafia, zu Lasten der Bevölkerung gehen. Sie kämpfen gegen die Verschwendung von öffentlichen Mitteln und für eine menschenwürdige Arbeit, die sicher und angemessen vergütet ist.
Die Menschen zeigen mit ihrem Protest, dass die Kriminalisierungs- und Einschüchterungstaktik seitens der Justiz nicht greift !
Die gemeinsame Mobilisierung in Italien ruft auch auf gegen den repressiven Gebrauch der Gesetze durch die Staatsanwaltschaft und der Justiz in Turin (s. Artikel der Netzfrauen: NO-TAV und Appell besorgter Eltern). Sie zeigen damit Solidarität mit den angeklagten Mitstreitern: ca. 600 Angeklagte, mehr als 1000 Beschuldigte, Dutzende von Personen, die restriktiven Maßnahmen unterliegen (Hausarreste, Aufenthaltspflicht oder -verbot, Ortsverweise), gerichtlich auferlegte Schadensersatzforderungen in Höhe von mehreren 100 000 Euro …).
Doch trotz all dieser Maßnahmen und überzogener Schadenersatzforderungen ist die seit über 20 Jahren bestehende NO-TAV-Bewegung nicht klein zu kriegen. Beispielsweise wurde Albert Perino, geschätzt als erfahrener, kompetenter und friedlicher Mitstreiter seit der ersten Stunde der NO-TAV-Bewegung, verurteilt, ebenso wie die Bürgermeisterin von San Didero, Loredana Bellone, und der Vizebürgermeister Giorgio Vair. Die drei wurden von einigen hundert Demonstranten als „Anführer“ einer vollkommen friedlich verlaufenen NO-TAV Demonstration ausgewählt und im Januar 2014 zu einer Geldstrafe von 215 000 Euro verurteilt. Die italienische Bevölkerung hat mit ihrer finanziellen Unterstützung das scheinbar Unmögliche in kurzer Zeit möglich gemacht hat: Innerhalb von 20 Tagen wurden im Rahmen einer Spendenaktion 220 000 Euro gesammelt.
In Italien richtet sich der Protest u. a.:
– gegen die Anklage des Terrorismus und die Kriminalisierung derer, die Widerstand leisten und die eigene Freiheit verteidigen;
– für Solidarität zu allen No-TAV-Angeklagten und Beschuldigten;
– auf die Forcierung des Kampfes gegen die Zerstörung des Lebensumfelds;
– für Wohnrecht und (Grund)Einkommen für alle;
– für Selbstverwaltung und direkte Aktion.
Ebenso in Nantes (Frankreich) – siehe Aufruf – beteiligen sich 50 Verbände, Gewerkschaften, politische und kollektive Bewegungen, an der Demonstration des 22. Februar. Hier sind es die gleichen Themen, welche die Bevölkerung weltweit bewegen. Auch der Protest in Frankreich richtet sich gegen unsinnige Großprojekte, deren Bau mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung und die Natur verbunden ist. Größenwahnsinnige Projekte gehen mit Problemen einher, die überall die gleichen sind: Verschwendung öffentlicher Gelder, Zerstörung der Natur, gekaufte Politiker …
Nachstehend Länder und Orte, wo heute Kundgebungen stattfinden:
Italien: Turin, Mailand, Rom, Livorno, Genova, Adria, Pozzolo, Valico, Reggio Emilia, Caltanissetta, Novara, Trento, Benevento, Imola, Jesi, Florenz, Savona, Trieste, Udine, usw. Hier die komplette Liste aller Kundgebungen.
Auch in mehreren anderen Ländern und Städten finden heute Kundgebungen statt: Zu erwähnen sind Frankreich (Nantes, Lyon) und Griechenland (Athen).
Wann gehen wir in Deutschland auf die Straße; außer an Rosenmontag und Fronleichnam?
© 2014 Netzfrau Birgitt Becker
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